Euer letztes Konzert
Re: Euer letztes Konzert
Mižerija aus Kroatien, Dehidrataltfejek aus Ungarn und Laundromat Chicks aus Ö. Proppenvoll war es, tendenziell eher jüngeres Publikum, aber nicht so jung als dass ich nicht mehr reingepasst hätte.
Das ganze fand in einem von mir sehr geschätzten super grindigen Laden statt, von dem ich mal gelesen hab dass er die Petrischale des Wiener Undergrounds sei. Kann ich nur zustimmen - ich will gar nicht wissen, was da auf den Klos an komischen Sachen wächst.
Ansonsten halt das übliche: Dosenbier gegen Spende, mittelprächtiger Sound und Improvisationstalent.
Laundromat Chicks sind ziemlich frisch, ganz junge Band. Wobei ich den einen Typen schonmal solo auf dem Volksstimmefest gesehen habe, aus reinem Zufall, unter dem putzigen Namen Salamirekorder. Der wird eh so ein bisschen als Wunderkind gehandelt. Bei dem hat man auch die Erfahrung gemerkt - für jemanden seines Alters wirklich beeindruckende Bühnenpräsenz. Aka Rampensau. Das Pärchen neben mir war auch der Meinung, dass aus dem was werden kann - schön wenn man bestätigt wird.
Man kann die Musik von den Laundromat Chicks wohl am besten als Jangle Pop bezeichnen, bissi Garage Punk auch, sehr charmant, obwohl der Sänger noch ein wenig üben dürfte. Ich hab ja null Mutterinstinkte, eigentlich, aber die hätte ich voll knuddeln können.
Dehidrataltfejek waren ziemlich klassischer Punk mit vielleicht ein paar Surf-Einflüssen hier und da. Auf Ungarisch, logisch. Das deutsche Vokabular beschränkte sich auf "danke", "Prosit", "Scheiße" und "Eins, zwei, oi, oi". Aber generell durchaus nett. Auf Nazis und Polizisten geschimpft, so wie es sich gehört.
Mižerija haben mich ein wenig an die Dead Kennedys erinnert, nur halt mit super charismatischer Frontfrau. Die hatte das (tobende) Publikum voll im Griff. Die wenigsten werden tatsächlich Kroatisch verstanden haben, aber es zeigt sehr schön, dass im Endeffekt die Musik zählt, nicht unbedingt der Text.
Sowieso war in jeder der Bands immer mindestes eine Frau dabei. Sehr erfreulich zu sehen, wie das langsam zu einer Selbstverständlichkeit wird. Als Vorreiterin in einen männerdominierten Bereich einzudringen, wo einem ständig extra Steine vor die Füße geworfen werden, ist nämlich ziemlich kacke.
Ich glaub ich hab schon mehrfach erwähnt wie nett ich es in Wien find, musikalisch gesehen. Die Stadt zieht einfach viel mehr Bands aus Ost- und Südosteuropa an, was es so viel vielfältiger macht als die Szene in D.
Das ganze fand in einem von mir sehr geschätzten super grindigen Laden statt, von dem ich mal gelesen hab dass er die Petrischale des Wiener Undergrounds sei. Kann ich nur zustimmen - ich will gar nicht wissen, was da auf den Klos an komischen Sachen wächst.
Ansonsten halt das übliche: Dosenbier gegen Spende, mittelprächtiger Sound und Improvisationstalent.
Laundromat Chicks sind ziemlich frisch, ganz junge Band. Wobei ich den einen Typen schonmal solo auf dem Volksstimmefest gesehen habe, aus reinem Zufall, unter dem putzigen Namen Salamirekorder. Der wird eh so ein bisschen als Wunderkind gehandelt. Bei dem hat man auch die Erfahrung gemerkt - für jemanden seines Alters wirklich beeindruckende Bühnenpräsenz. Aka Rampensau. Das Pärchen neben mir war auch der Meinung, dass aus dem was werden kann - schön wenn man bestätigt wird.
Man kann die Musik von den Laundromat Chicks wohl am besten als Jangle Pop bezeichnen, bissi Garage Punk auch, sehr charmant, obwohl der Sänger noch ein wenig üben dürfte. Ich hab ja null Mutterinstinkte, eigentlich, aber die hätte ich voll knuddeln können.
Dehidrataltfejek waren ziemlich klassischer Punk mit vielleicht ein paar Surf-Einflüssen hier und da. Auf Ungarisch, logisch. Das deutsche Vokabular beschränkte sich auf "danke", "Prosit", "Scheiße" und "Eins, zwei, oi, oi". Aber generell durchaus nett. Auf Nazis und Polizisten geschimpft, so wie es sich gehört.
Mižerija haben mich ein wenig an die Dead Kennedys erinnert, nur halt mit super charismatischer Frontfrau. Die hatte das (tobende) Publikum voll im Griff. Die wenigsten werden tatsächlich Kroatisch verstanden haben, aber es zeigt sehr schön, dass im Endeffekt die Musik zählt, nicht unbedingt der Text.
Sowieso war in jeder der Bands immer mindestes eine Frau dabei. Sehr erfreulich zu sehen, wie das langsam zu einer Selbstverständlichkeit wird. Als Vorreiterin in einen männerdominierten Bereich einzudringen, wo einem ständig extra Steine vor die Füße geworfen werden, ist nämlich ziemlich kacke.
Ich glaub ich hab schon mehrfach erwähnt wie nett ich es in Wien find, musikalisch gesehen. Die Stadt zieht einfach viel mehr Bands aus Ost- und Südosteuropa an, was es so viel vielfältiger macht als die Szene in D.
Re: Euer letztes Konzert
Mal schnell auf einem netten kleinen Konzert mit drei netten kleinen Bands gewesen. Lief unter "Support the Underground", was ich ja immer gern tu. Spendensammeln im Sektkübel. Altersmäßig sehr gemischtes Publikum, was ich ebenfalls gut find. Aber trotzdem halt maximal 30 Leute. Na ja, drum ist es ja auch Underground, nech.
Die erste Band war aus Wien, nannte sich Paloma 004 und machte so Shoegaze/Indie/Postpunk-Zeug mit deutschen Texten. Unauffällig bis niedlich. Drei Mädels, ein Typ. Noch nicht mal mit Bandcamp. Die Schlagzeugerin war aber ziemlich gut - knackig, präzise, und sie hat beim namentlichen Vorstellen tatsächlich den meisten Applaus bekommen. Und der Bassist spielt auch bei Zilk, der letzten Band. Alles in allem keine großartige Show, aber irgendwo muss man ja mal anfangen.
Zweite Band nannte sich "Generation Breakdown" und machte so Dudebro-Punkrock mit eingestreuten Gitarren-Soli, mehrstimmigem Gesang und vielen "Woo-hoo-hoo"s. Eh okay. Aber sie waren aus Dresden. Und der Dialekt ist mir halt leider einfach schrecklich unsympathisch. Ich darf das sagen, ich bin ursprünglich aus Thüringen, und die dortigen Dialekte find ich keinen Deut besser. Aber "Fitjo" statt "Video" schmerzt schon sehr.
Und sie mögen Wien. Der Sänger hat erzählt, dass sie hier irgendwie nie doof angemacht werden würden, obwohl sie schon öfter da waren. Im Gegensatz zu Dresden, wo ihm Faschos die Nase gebrochen hätten. Tja, was soll man da groß zu sagen - Nazis haben wir hier natürlich auch mehr als genug, nur halt nicht so plumpe Schläger wie in Sachsen. Da musste ja kürzlich jemand in Bautzen eine Buchlesung unter Polizeischutz abhalten, weil da die ganzen Nazis vor der Tür protestierten, das muss man sich mal vorstellen.
Nächste Band war Zilk, die hatte ich schonmal gesehen und fand sie damals großartig. Der jetzige Auftritt war aber eher so mittelmäßig. Bin mir ziemlich sicher, dass der Sänger/Gitarrist auf irgendwas drauf war. Vielleicht war's eh nur Alkohol, ich glaub's aber nicht - der ist mir schon vorher in dem Laden aufgefallen, dass er irgendwie seltsam war, und am Mikro fiel ihm kohärentes Reden nicht so wirklich leicht. Schade. Dabei ist er echt charismatisch und talentiert.
Obendrein war das Publikum dann auch schon etwas anstrengend. Teilweise arg laut, teilweise streng riechend - na ja, ist halt kein klassisches Konzert, das gehört da dazu.
Die erste Band war aus Wien, nannte sich Paloma 004 und machte so Shoegaze/Indie/Postpunk-Zeug mit deutschen Texten. Unauffällig bis niedlich. Drei Mädels, ein Typ. Noch nicht mal mit Bandcamp. Die Schlagzeugerin war aber ziemlich gut - knackig, präzise, und sie hat beim namentlichen Vorstellen tatsächlich den meisten Applaus bekommen. Und der Bassist spielt auch bei Zilk, der letzten Band. Alles in allem keine großartige Show, aber irgendwo muss man ja mal anfangen.
Zweite Band nannte sich "Generation Breakdown" und machte so Dudebro-Punkrock mit eingestreuten Gitarren-Soli, mehrstimmigem Gesang und vielen "Woo-hoo-hoo"s. Eh okay. Aber sie waren aus Dresden. Und der Dialekt ist mir halt leider einfach schrecklich unsympathisch. Ich darf das sagen, ich bin ursprünglich aus Thüringen, und die dortigen Dialekte find ich keinen Deut besser. Aber "Fitjo" statt "Video" schmerzt schon sehr.
Und sie mögen Wien. Der Sänger hat erzählt, dass sie hier irgendwie nie doof angemacht werden würden, obwohl sie schon öfter da waren. Im Gegensatz zu Dresden, wo ihm Faschos die Nase gebrochen hätten. Tja, was soll man da groß zu sagen - Nazis haben wir hier natürlich auch mehr als genug, nur halt nicht so plumpe Schläger wie in Sachsen. Da musste ja kürzlich jemand in Bautzen eine Buchlesung unter Polizeischutz abhalten, weil da die ganzen Nazis vor der Tür protestierten, das muss man sich mal vorstellen.
Nächste Band war Zilk, die hatte ich schonmal gesehen und fand sie damals großartig. Der jetzige Auftritt war aber eher so mittelmäßig. Bin mir ziemlich sicher, dass der Sänger/Gitarrist auf irgendwas drauf war. Vielleicht war's eh nur Alkohol, ich glaub's aber nicht - der ist mir schon vorher in dem Laden aufgefallen, dass er irgendwie seltsam war, und am Mikro fiel ihm kohärentes Reden nicht so wirklich leicht. Schade. Dabei ist er echt charismatisch und talentiert.
Obendrein war das Publikum dann auch schon etwas anstrengend. Teilweise arg laut, teilweise streng riechend - na ja, ist halt kein klassisches Konzert, das gehört da dazu.
Re: Euer letztes Konzert
The Soft Moon und vorher Trace Amount.
Location war mal wieder sehr nett, adäquat grindig, klebrige Fußböden.
Trace Amount fand ich zwar von der Musik her vollkommen ok, irgendwo zwischen Elektro und Industrial, aber der Gesang (und auch der Typ) waren mir irgendwie zu Metal. Lange Haare und Gegrunze. Geschmackssache.
The Soft Moon war überraschend intensiv, gute Show. Er hatte zwei Musiker dabei, dadurch waren die Postpunk-Wurzeln viel besser zu erkennen und die Elektronik trat etwas in den Hintergrund. Viel Strobos, was mich ja immer sehr erfreut. Ohrstöpsel waren sehr nötig, aber das liegt auch an dem Laden - da ist es immer ziemlich laut. Ansonsten sehr fein, Empfehlung.
Ich hör mich gerade durch seine gesamten Sachen nochmal durch, weil da ein absolut grandioses Stück dabei war, extrem beat-betont, fast nur bestehend aus Schlagzeug, Mülltonne (!), Bongos und Drumpad. Und das Publikum ist tierisch drauf abgegangen. Ja, auch die anwesenden eindeutigen Gruftis. Und da will ich rausfinden was das war.
Edit: Hab's gefunden, nennt sich "Want" (Link), und es ist eh ok. Aber wirklich absolut kein Vergleich zum umwerfenden Live-Auftritt. Da weiß ich dann wieder sehr genau, weswegen ich überhaupt auf Konzerte gehe und nicht bloß daheim rumsitze und Aufnahmen höre.
Location war mal wieder sehr nett, adäquat grindig, klebrige Fußböden.
Trace Amount fand ich zwar von der Musik her vollkommen ok, irgendwo zwischen Elektro und Industrial, aber der Gesang (und auch der Typ) waren mir irgendwie zu Metal. Lange Haare und Gegrunze. Geschmackssache.
The Soft Moon war überraschend intensiv, gute Show. Er hatte zwei Musiker dabei, dadurch waren die Postpunk-Wurzeln viel besser zu erkennen und die Elektronik trat etwas in den Hintergrund. Viel Strobos, was mich ja immer sehr erfreut. Ohrstöpsel waren sehr nötig, aber das liegt auch an dem Laden - da ist es immer ziemlich laut. Ansonsten sehr fein, Empfehlung.
Ich hör mich gerade durch seine gesamten Sachen nochmal durch, weil da ein absolut grandioses Stück dabei war, extrem beat-betont, fast nur bestehend aus Schlagzeug, Mülltonne (!), Bongos und Drumpad. Und das Publikum ist tierisch drauf abgegangen. Ja, auch die anwesenden eindeutigen Gruftis. Und da will ich rausfinden was das war.
Edit: Hab's gefunden, nennt sich "Want" (Link), und es ist eh ok. Aber wirklich absolut kein Vergleich zum umwerfenden Live-Auftritt. Da weiß ich dann wieder sehr genau, weswegen ich überhaupt auf Konzerte gehe und nicht bloß daheim rumsitze und Aufnahmen höre.
Re: Euer letztes Konzert
Sutcliffe No More (ehem. Sutcliffe Ju/ügend) und Magadan
Wer sich fragt was die ohne Tour in Wien machen: War eine Album-Release-Party. Die sind jetzt bei einem hiesigen Label. Theoretisch könnte man das also auch das neueste Album bei den Neuerscheinungen erwähnen.
Es war jetzt nicht gerade das größte Konzert aller Zeiten, wenig überraschend. Vielleicht fünfzig Leute. Wien ist halt nicht gerade eine Hochburg der ruppigen Elektro-Avantgarde, wenn auch durchaus solide in dieser Hinsicht. Und vielleicht fünf Frauen waren anwesend, ebenfalls wenig überraschend. (Post)Industrial macht ja gern auf super edgy, da gehört leider auch Misogynie dazu, und das ist wenig einladend. Der Paul Taylor hat sogar mal was unter dem Alias "The Misogynist" veröffentlicht, das kann man nicht einfach so ignorieren. Aber ich mag die Musik, da toleriere ich das bis zu einem gewissen Grad.
Vor dem eigentlichen Konzert lief Aphex Twin, Selected Ambient Works, was ich sehr amüsant fand. Einerseits passt es ja durchaus, andererseits ist es halt schon deutlich elektronischer als in der Szene sonst goutiert wird. Aber wenn man Kevin Tomkins himself dazu rumwippen sieht spricht das schon eine deutliche Sprache.
Magadan sind jedenfalls ein Pärchen aus Tschechien, und die haben wirklich ein sehr feines Set abgeliefert. Mit Theremin! Ansonsten sehr robuste Noise-Gschichtl, das einen in einen kuscheligen Geräusch-Teppich einwobenen hat. In Kombination mit sehr dunkler Location und viel Nebel ausgesprochen spaßig. Man versteht von den Texten ja immer nur Fragmente, aber ganz am Anfang hab ich ein "Peace in Ukraine" aufgeschnappt, das war schonmal löblich. Und sie haben sich eh nach einer Stadt benannt, wo Zwangsarbeiter in Gulags eingeschifft wurden. Und sind eh sehr Russland- bzw. SU-kritisch unterwegs. Also, das sind ihre Hauptthemen. Was eine nette Abwechslung ist, von sowas hört man in dem Musik-Bereich ja eher selten, obwohl es da auch genug Abscheulichkeiten gab und gibt.
Aber dann: Sutcliffe No More.
Fing tatsächlich mit Crooning an, Geschwafel über flowers und so. Ich dachte schon: Wtf? Aber dann ging's weiter, voll auf die 12, und es war grandios. Es wurde - passend zum Karfreitag - über Religion geschimpft, das Publikum wurde als "you cunts" bezeichnet und ihnen wurde mit brutal hellen Taschenlampen ins Gesicht geleuchtet (Klassiker), und es war voll die Party. Noisige Party, wohlgemerkt, aber trotzdem von einer bemerkenswerten Intensität. Sehr unterhaltsam.
Mit den Alben absolut nicht zu vergleichen. Die sind eh okay. Aber halt vergleichsweise fad. Null Beziehung zwischen Künstlern und Publikum.
Kleine Bühnen haben ja den Vorteil, dass man halt wirklich nah dran ist. Also, dass 50 cm vor der eigenen Nase Masturbation impliziert wird und so. Kindisch? Klar. Lustig? Auf jeden Fall! Wobei das natürlich Geschmackssache ist - Leute mit Wurzeln im Industrial machen ja gern auf extra prollig und vulgär um anzuecken (wie auch teilweise bei Punk usw.), für Leute die Wert auf "Manieren" legen ist das natürlich eher nix.
Der vorletzte Track war dann sehr in die Dub-Richtung gehend, find ich ja immer sehr fein wenn man sich vor den Ursprüngen verneigt und sich nicht zu schade für Tanzmusik ist.
Man merkte halt wirklich, dass die Herren viel Erfahrung mit Performance haben. 1a Show. Also, keine "Performance" im Sinne von "Performance Art", aber performative Elemente. Schwer in Worte zu fassen, aber locker unter meinen Top-20-Konzerten ever. Und der ganze Scheiß für poplige 18 Euro.
Wer sich fragt was die ohne Tour in Wien machen: War eine Album-Release-Party. Die sind jetzt bei einem hiesigen Label. Theoretisch könnte man das also auch das neueste Album bei den Neuerscheinungen erwähnen.
Es war jetzt nicht gerade das größte Konzert aller Zeiten, wenig überraschend. Vielleicht fünfzig Leute. Wien ist halt nicht gerade eine Hochburg der ruppigen Elektro-Avantgarde, wenn auch durchaus solide in dieser Hinsicht. Und vielleicht fünf Frauen waren anwesend, ebenfalls wenig überraschend. (Post)Industrial macht ja gern auf super edgy, da gehört leider auch Misogynie dazu, und das ist wenig einladend. Der Paul Taylor hat sogar mal was unter dem Alias "The Misogynist" veröffentlicht, das kann man nicht einfach so ignorieren. Aber ich mag die Musik, da toleriere ich das bis zu einem gewissen Grad.
Vor dem eigentlichen Konzert lief Aphex Twin, Selected Ambient Works, was ich sehr amüsant fand. Einerseits passt es ja durchaus, andererseits ist es halt schon deutlich elektronischer als in der Szene sonst goutiert wird. Aber wenn man Kevin Tomkins himself dazu rumwippen sieht spricht das schon eine deutliche Sprache.
Magadan sind jedenfalls ein Pärchen aus Tschechien, und die haben wirklich ein sehr feines Set abgeliefert. Mit Theremin! Ansonsten sehr robuste Noise-Gschichtl, das einen in einen kuscheligen Geräusch-Teppich einwobenen hat. In Kombination mit sehr dunkler Location und viel Nebel ausgesprochen spaßig. Man versteht von den Texten ja immer nur Fragmente, aber ganz am Anfang hab ich ein "Peace in Ukraine" aufgeschnappt, das war schonmal löblich. Und sie haben sich eh nach einer Stadt benannt, wo Zwangsarbeiter in Gulags eingeschifft wurden. Und sind eh sehr Russland- bzw. SU-kritisch unterwegs. Also, das sind ihre Hauptthemen. Was eine nette Abwechslung ist, von sowas hört man in dem Musik-Bereich ja eher selten, obwohl es da auch genug Abscheulichkeiten gab und gibt.
Aber dann: Sutcliffe No More.
Fing tatsächlich mit Crooning an, Geschwafel über flowers und so. Ich dachte schon: Wtf? Aber dann ging's weiter, voll auf die 12, und es war grandios. Es wurde - passend zum Karfreitag - über Religion geschimpft, das Publikum wurde als "you cunts" bezeichnet und ihnen wurde mit brutal hellen Taschenlampen ins Gesicht geleuchtet (Klassiker), und es war voll die Party. Noisige Party, wohlgemerkt, aber trotzdem von einer bemerkenswerten Intensität. Sehr unterhaltsam.
Mit den Alben absolut nicht zu vergleichen. Die sind eh okay. Aber halt vergleichsweise fad. Null Beziehung zwischen Künstlern und Publikum.
Kleine Bühnen haben ja den Vorteil, dass man halt wirklich nah dran ist. Also, dass 50 cm vor der eigenen Nase Masturbation impliziert wird und so. Kindisch? Klar. Lustig? Auf jeden Fall! Wobei das natürlich Geschmackssache ist - Leute mit Wurzeln im Industrial machen ja gern auf extra prollig und vulgär um anzuecken (wie auch teilweise bei Punk usw.), für Leute die Wert auf "Manieren" legen ist das natürlich eher nix.
Der vorletzte Track war dann sehr in die Dub-Richtung gehend, find ich ja immer sehr fein wenn man sich vor den Ursprüngen verneigt und sich nicht zu schade für Tanzmusik ist.
Man merkte halt wirklich, dass die Herren viel Erfahrung mit Performance haben. 1a Show. Also, keine "Performance" im Sinne von "Performance Art", aber performative Elemente. Schwer in Worte zu fassen, aber locker unter meinen Top-20-Konzerten ever. Und der ganze Scheiß für poplige 18 Euro.
Re: Euer letztes Konzert
Kill Your Boyfriend als erste Band hab ich leider verpasst, weil ich noch was zu tun hatte und das etwas länger gedauert hat. Na ja, macht nix - hatte sie eh schon gesehen, und bei spendenbasiertem Eintritt kann man das eh gechillt sehen. Da kommt man eben später und zahlt weniger.
Danach Skubut, der hatte tatsächlich Leute mit Gitarren dabei, was mich etwas überrascht hat. Weil ich ihn als Soloprojekt kenn. War aber nett, softer russischsprachiger Wave. Wirklich hübsch, wenn auch auf Dauer etwas fad. Und das Publikum war voll mit seinen sehr jungen Fans, alle ziemlich textsicher.
Osteuropäischer melancholischer Postpunk und Darkwave ist ja im Moment total im Trend, und man kann wirklich dabei zuschauen, wie sich das immer mehr nach Westen ausbreitet. Nicht nur ideell sondern auch die Menschen. Die Künstler•innen aus der Ukraine fliehen grad alle (Morwan z.B. ist jetzt in Berlin und tritt schon wieder auf, obwohl er sein gesamtes Equipment zurücklassen musste und nur mit einem Rucksack und einem Laptop raus ist), und die russischen haben natürlich auch keinen großen Bock drauf in Russland zu bleiben.
Es war jedenfalls proppenvoll, was vermutlich auch an der kleinen Location lag. In der ich tatsächlich vorher noch nie war, man stelle sich das vor.
Hinterher hätte man noch bis in die Puppen das Tanzbein schwingen können, aber dafür war ich leider schon zu müde. Ließ sich aber gut an, es lief Stalemate von Whispering Sons, Back in Flesh von Wall of Voodoo, Toska von Molchat Doma ... wenn in Zukunft auch nur eine einzige Person sagt, dass man heutzutage ja bloß noch "Techno" spielen würde, schnappe ich sie persönlich am Schlafittchen, zerre sie mit in die Clubs und zeige ihr, dass das komplett falsch ist.
Danach Skubut, der hatte tatsächlich Leute mit Gitarren dabei, was mich etwas überrascht hat. Weil ich ihn als Soloprojekt kenn. War aber nett, softer russischsprachiger Wave. Wirklich hübsch, wenn auch auf Dauer etwas fad. Und das Publikum war voll mit seinen sehr jungen Fans, alle ziemlich textsicher.
Osteuropäischer melancholischer Postpunk und Darkwave ist ja im Moment total im Trend, und man kann wirklich dabei zuschauen, wie sich das immer mehr nach Westen ausbreitet. Nicht nur ideell sondern auch die Menschen. Die Künstler•innen aus der Ukraine fliehen grad alle (Morwan z.B. ist jetzt in Berlin und tritt schon wieder auf, obwohl er sein gesamtes Equipment zurücklassen musste und nur mit einem Rucksack und einem Laptop raus ist), und die russischen haben natürlich auch keinen großen Bock drauf in Russland zu bleiben.
Es war jedenfalls proppenvoll, was vermutlich auch an der kleinen Location lag. In der ich tatsächlich vorher noch nie war, man stelle sich das vor.
Hinterher hätte man noch bis in die Puppen das Tanzbein schwingen können, aber dafür war ich leider schon zu müde. Ließ sich aber gut an, es lief Stalemate von Whispering Sons, Back in Flesh von Wall of Voodoo, Toska von Molchat Doma ... wenn in Zukunft auch nur eine einzige Person sagt, dass man heutzutage ja bloß noch "Techno" spielen würde, schnappe ich sie persönlich am Schlafittchen, zerre sie mit in die Clubs und zeige ihr, dass das komplett falsch ist.
Re: Euer letztes Konzert
Es gibt hier ein nettes Indie-Label namens Noise Appeal Records, Schwerpunkt logischerweise Indie-Gedöns, aber da sind durchaus ein paar Bands dabei die ich klasse find. Und die feiern grad 20jähriges Jubiläum, mit einem 3tägigen Festival. Ich bin nur zum ersten Tag, weil ich die Bands an den anderen Tagen entweder eh schon kenn oder kein Interesse hab.
Am Einlass gab's zum Stempel noch einen Gutschein für eine CD am Merch-Stand, zum Aussuchen, aber ich hab inzwischen gar keine Möglichkeit mehr sowas überhaupt abzuspielen. Trotzdem natürlich eine sehr nette Geste. Und 4 Bands plus CD für 17 Euro? Kannste nicht meckern.
Und drei Leute aus der lokalen Szene waren unabhängig von mir eh da, zwei haben eine eigene Band und der dritte organisiert und legt auf und so. Ich sag's ja immer, die Gruftis, die wirklich aktiv unterwegs sind statt bloß Musik zu konsumieren sind nie so wirklich strikt. Wie auch, das ganze steht und fällt mit Networking, da muss man halbwegs kompromissbereit sein.
Zuerst haben The New Mourning gespielt, für meinen Geschmack vielleicht etwas zu rockig, teils auch grungig, manchmal auch etwas in die Prog-Richtung gehend, aber alles in allem hörbar und ausgesprochen professionell. Das eine oder andere Stück durchaus mit genug Gothic-Anklängen, um es unauffällig in eine Playlist reinzuschummeln, aber keine Goth-Band per se. Eh nett.
Nächste Band ging mir zu sehr in die Richtung "biederer, vorhersehbarer Alt-Herren-Rock". Auch mit Blues-Elementen. Technisch gesehen gut, aber überhaupt nicht mein Fall. Macht aber nix, das restliche Publikum fand's klasse.
Vor allem hat mich das billige Elektro-Klavier gestört. Normalerweise hab ich ja kein großes Problem mit schlechten Instrumenten und Musikern, die diese schlechten Instrumente auch nur mittelmäßig beherrschen, so lang der Spirit und das Charisma stimmt. Aber bei Klavier? Nö.
Bei der nächsten Band, MAllJa, war neben Klavier auch noch ein Cello dabei. Prinzipiell keine schlechte Musik, aber mit diesem jammerig-hauchig-folkigen Indie-Frauen-Gesang werd ich nun mal einfach nicht warm. Auch wenn der derzeit ziemlich in Mode ist.
Und dann Die Buben im Pelz, die ich ja wirklich dringend sehen wollte. Und sie waren großartig, obwohl der David Pfister krank war (der auch bei The Devil and the Universe mitspielt, einer waschechten Düster-Combo). Der Sänger sah aus wie ein gruftiger Zuhälter, der Gitarrist hat nach jedem Song einen kräftigen Zug aus einem Flachmann genommen, und ich stand da mit meiner Cola weil ich unter der Woche nicht mal Alkohol trinke und hab wehmütig an selbstzerstörerische Zeiten gedacht.
Ich werde definitiv ein Auge auf die haben, von deren Konzerten will ich noch mehr sehen.
Am Einlass gab's zum Stempel noch einen Gutschein für eine CD am Merch-Stand, zum Aussuchen, aber ich hab inzwischen gar keine Möglichkeit mehr sowas überhaupt abzuspielen. Trotzdem natürlich eine sehr nette Geste. Und 4 Bands plus CD für 17 Euro? Kannste nicht meckern.
Und drei Leute aus der lokalen Szene waren unabhängig von mir eh da, zwei haben eine eigene Band und der dritte organisiert und legt auf und so. Ich sag's ja immer, die Gruftis, die wirklich aktiv unterwegs sind statt bloß Musik zu konsumieren sind nie so wirklich strikt. Wie auch, das ganze steht und fällt mit Networking, da muss man halbwegs kompromissbereit sein.
Zuerst haben The New Mourning gespielt, für meinen Geschmack vielleicht etwas zu rockig, teils auch grungig, manchmal auch etwas in die Prog-Richtung gehend, aber alles in allem hörbar und ausgesprochen professionell. Das eine oder andere Stück durchaus mit genug Gothic-Anklängen, um es unauffällig in eine Playlist reinzuschummeln, aber keine Goth-Band per se. Eh nett.
Nächste Band ging mir zu sehr in die Richtung "biederer, vorhersehbarer Alt-Herren-Rock". Auch mit Blues-Elementen. Technisch gesehen gut, aber überhaupt nicht mein Fall. Macht aber nix, das restliche Publikum fand's klasse.
Vor allem hat mich das billige Elektro-Klavier gestört. Normalerweise hab ich ja kein großes Problem mit schlechten Instrumenten und Musikern, die diese schlechten Instrumente auch nur mittelmäßig beherrschen, so lang der Spirit und das Charisma stimmt. Aber bei Klavier? Nö.
Bei der nächsten Band, MAllJa, war neben Klavier auch noch ein Cello dabei. Prinzipiell keine schlechte Musik, aber mit diesem jammerig-hauchig-folkigen Indie-Frauen-Gesang werd ich nun mal einfach nicht warm. Auch wenn der derzeit ziemlich in Mode ist.
Und dann Die Buben im Pelz, die ich ja wirklich dringend sehen wollte. Und sie waren großartig, obwohl der David Pfister krank war (der auch bei The Devil and the Universe mitspielt, einer waschechten Düster-Combo). Der Sänger sah aus wie ein gruftiger Zuhälter, der Gitarrist hat nach jedem Song einen kräftigen Zug aus einem Flachmann genommen, und ich stand da mit meiner Cola weil ich unter der Woche nicht mal Alkohol trinke und hab wehmütig an selbstzerstörerische Zeiten gedacht.
Ich werde definitiv ein Auge auf die haben, von deren Konzerten will ich noch mehr sehen.
Re: Euer letztes Konzert
Shadowhouse und Terminal A
Terminal A fand ich super - am ehesten wohl im Bereich No Wave und Synthpunk angesiedelt. Die haben sich die Bühne gleich geschenkt und haben direkt im Publikum performt. Wirklich intensive Show, hab mir machmal schon ein wenig Sorgen um den Sänger gemacht, weil es teilweise wirklich laut gekracht hat wenn es sich auf den Boden geworfen hat. Empfehlung.
Shadowhouse hinterher waren netter Goth Rock, bissi generisch aber hör- und tanzbar. Ich beschwere mich nicht.
Terminal A fand ich super - am ehesten wohl im Bereich No Wave und Synthpunk angesiedelt. Die haben sich die Bühne gleich geschenkt und haben direkt im Publikum performt. Wirklich intensive Show, hab mir machmal schon ein wenig Sorgen um den Sänger gemacht, weil es teilweise wirklich laut gekracht hat wenn es sich auf den Boden geworfen hat. Empfehlung.
Shadowhouse hinterher waren netter Goth Rock, bissi generisch aber hör- und tanzbar. Ich beschwere mich nicht.
Re: Euer letztes Konzert
The Damski, Mala Herba und Belgrado
The Damski hatte ich schon erwähnt, Mala Herba auch, und Belgrado kennt man eh. Kein Grund also, ins Detail zu gehen. Höchstens vielleicht, dass das eins der vollsten Konzerte war auf denen ich je war. Tanzen war unmöglich, die Leute standen wie in einer Sardinendose aneinander gedrängt.
The Damski hatte ich schon erwähnt, Mala Herba auch, und Belgrado kennt man eh. Kein Grund also, ins Detail zu gehen. Höchstens vielleicht, dass das eins der vollsten Konzerte war auf denen ich je war. Tanzen war unmöglich, die Leute standen wie in einer Sardinendose aneinander gedrängt.
Re: Euer letztes Konzert
Hide, Morast und Drug Searching Dogs. Im großen und ganzen super bizarre Noise/Industrial-Dingsis, sehr politisch wohlgemerkt. Nette Performance obendrein, da hat sich z.B. ein Typ mit selbst gebastelter Hundemaske (die Ohren bestanden aus Socken) auf dem Boden zwischen Kabeln und Bierlachen gewälzt und in einen Telefonhörer geschrien. Ich steh ja sehr auf sowas.
Ich sag's wie's ist: Wer sich heut nicht im (sehr lebendigen) Untergrund rumtreibt verpasst eine Menge.
Andererseits: Wer den ESC nicht schaut ebenso.
Ich sag's wie's ist: Wer sich heut nicht im (sehr lebendigen) Untergrund rumtreibt verpasst eine Menge.
Andererseits: Wer den ESC nicht schaut ebenso.
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