Euer letztes Konzert

[Durante]

The Cure in München - Mein Goth was für ein Wahnsinnskonzert... ich schwebe immer noch...

[Soiled]

Sodala. Terror Bird war eher nicht so mein Fall. Kam mit ihrer Stimme nicht so wirklich klar, und von der Musik haben mir nur so 20% gefallen. Na, kann nicht immer perfekt sein.
Silent Star war deutlich mehr mein Geschmack. Besonders gut gesungen wurde da zwar auch nicht, aber die Musik war super tanzbarer Coldwave. Ab dem ersten Lied hat schon der allergrößte Teil des Publikums zumindest mitgewippt. Es wurde am Schluss auch sehr laut nach Zugaben gerufen, aber leider gab's keine - wie sie entschuldigend sagten wären sie eine neue Band mit noch nicht genug Material.
Jedenfalls: Wer auf Trisomie 21 und Konsorten steht sollte die sich auf jeden Fall mal anschauen, falls sich die Gelegenheit ergibt.

Und dann war da noch das Konzert von Ben Frost/Zanshin/Adina Camhy. Für mich eindeutig unter meinen Top 5 Konzerten in diesem Jahr.
Die Location war der absolute Hammer, man musste über Gitter durch Stollen in den Berg rein. Und die Soundanlage war 3D, das Institut für Elektronische Musik und Akustik der dortigen Kunstuni hat das installiert, das sind natürlich absolute Profis auf allerhöchstem Niveau. In der Stadt hat elektronische, avantgardistische, experimentelle Musik eh ein sehr gutes Standing.
Jedenfalls: Die Musiker•innen standen in der Mitte hinter ihren Tischen, drumherum saßen/hockten/lagen die Zuhörer•innen so nah es ging, und die Stimmung war super. Sehr gechillt. Eindeutig als solches zu identifizierendes Schwarzvolk war zwar in der Minderheit, aber vorhanden. Sonst hauptsächlich Musiknerds. Auch nicht so viele Leute, vielleicht so um die 100 bis 150.

Adina Camhy war sehr cool, im Prinzip sehr früher Industrial aber mit modernem Twist. Teilweise auch Soundscapes. Super gruselige, hohle Stimme. Bei Sachen, die sich so außerhalb von etablierten Genres bewegen, ist das mit dem Beschreiben immer schwierig, leider.

Zanshin war deutlich Ambient-lastiger, mit gelegentlichen kleinen Ausflügen in die Trance-Richtung (was ich übrigens für komplett unproblematisch halte; die Hälfte von Futurepop zeigt deutliche Trance-Einflüsse und ist trotzdem voll in die Szene integriert). Bei dem kam die Soundanlage wirklich spektakulär zum Einsatz. Ich war ja zu dem Konzert vollkommen nüchtern, aber, puh, das war ziemlich abgefahren. Sehr intensiv.

Bei Ben Frost musste ich dann tatsächlich die Ohrstöpsel auspacken, weil es brutal laut war. Aber ich mag's ja laut, weil da wirklich alles vibriert, inklusive die eigenen Knochen. Noise im wahrsten Sinne des Wortes. Teils auch Dark Ambient. Die Grenzen verschwimmen bei sowas ja gerne.

Ich kann's nur immer wieder sagen: Konzerte auszuchecken obwohl man die Künstler•innen nur wenig kennt lohnt sich absolut. Manchmal ein Griff ins Klo, aber oft erweitert es den musikalischen Horizont ungemein.

[Graphiel]

Lebanon Hanover + Grundeis im Bielefelder Forum. Tolle Performance beider Bands, obwohl zwischen Vorband und Hauptact mehr Zeit verging als ursprünglich vorgesehen. Leider wollte die Gitarre von Larissa nicht ganz so wie sie, aber das fiel insgesamt nicht weiter ins Gewicht. Ein wenig überrascht war ich von dem insgesamt doch relativ jungen Altersdurchschnitt. Zwar gab es auch den ein oder anderen Ausreißer weit über meinem eigenen Alter und natürlich viele Leute so um die 30-40, aber es war auch echt viel Jungvolk anwesend. Das hatte ich in der Größenordnung so gar nicht erwartet. Irgendwo scheint es da vor einer Weile eine kleine Verjüngungskur gegeben zu haben, oder sowas.

Einen kleinen Störfaktor gab es für meinen Geschmack allerdings schon. Unter den Gästen befand sich eine junge "Gothic"-Dame, die mit ihrem (augenscheinlichen) Stino-Freund erschienen war. Normalerweise alles kein Grund zum nölen. Das der Kerl dann aber zwischendurch einen Halbkreis von grob 2 Metern Durchmesser freirempeln musste, damit seine reichlich angetrunkene Freundin genug Platz zum "tanzen" hatte, ging da nicht nur mir gegen den Strich. Ich finde es ja völlig in Ordnung, wenn sich Leute bei einem Konzert auch zur Musik bewegen wollen. Mache ich ja schließlich auch. Sobald das ganze aber in Rücksichtslosigkeit abdriftet versaut mir das in dem Moment schon ein wenig die Laune.

[Herbstlaubrascheln]

@Graphiel
Wäre für mich auch ein Störfaktor gewesen, keine Frage. Richtig übel besoffene gehen mir schon auf den Pegel, aber sobald dann auch noch richtig rücksichtslos herum gerempelt oder provoziert wird, hab` ich auch schnell die Schnauze voll. (Anbei: Ich spreche NICHT von Energie auf Tanzflächen/im Publikum von Konzerten, die bei - Live Musik einfach aufkommt - mir ist durchaus klar, dass ich nicht aufm Schlager-Schunkel-Abend vom Frauenbund bin; das ist natürlich auch nicht gemeint)
Was mir da auch sehr unschön in Erinnerung blieb, war ein Vorfall auf einem Festival - ein Typ, der ordentlich blau war und ordentlich herum torkelte; und dann eine Frau so ganz "zufällig"; beim Torkeln, antatschte und dann mehrmals versuchte, sie an zu machen. Die hatte dann geschrien "Ich will nicht, dass Du das machst, lass mich in Ruhe, ich will nicht, dass Du mich anfasst!" und sofort drei Leute direkt neben ihr standen, unter anderem ein Mann, der den Besoffenen ganz ruhig darauf hinwies, dass er nun damit aufhören sollte. Der maulte dann zwar noch kurz ein wenig vor sich hin, torkelte dann aber schnell weiter. Und versuchte dann auch ein paar Reihen weiter, eine Schlägerei vom Zaun zu brechen und ein paar Kerle zu provozieren, die eigentlich nur tanzen wollten. Gibts immer wieder mal. Und auch wenn ich nun wieder als die Böse da stehe *lach* - recht offensichtlich machte ihm das Festival nicht so wirklich viel Spaß, weil es zu 90%iger Wahrscheinlichkeit eben NICHT seine Musik und auch so gar nicht seine Schiene war. Klar - ich kann mich da auch irren. Die Wahrscheinlichkeit ist aber recht gering.

[abdurrazzaq]

Ich erlebte mal auf dem WGT einen Vorfall mit einem Betrunkenen. Der hat auf dem Zeltplatz andere Leute übelst angepöpelt, beleidigt und belästigt, das war am Abend vor dem eigentlichen Start des Treffens. Die Security nahm sich der Sache an, schnitt ihm das Festivalband vom Arm und verwies ihm vom Agra-Gelände. Für ihn war das Treffen schon beendet, bevor es so richtig angefangen hatte.

[Phönix75]

... mir ist durchaus klar, dass ich nicht aufm Schlager-Schunkel-Abend vom Frauenbund bin;

Uhhh, sowas gibts? Ist das die Parallelbewegung zu solchen Männerbünden, wie den Burschenschaften oder Studentenverbindungen? Da gruselts mich schon beim Aussprechen solcher Begrifflichkeiten...

[Soiled]

Ja, das mit dem ganzen jungen Leuten war hier auch so auf dem Konzert von Lebanon Hanover. Will gar nicht wissen, wie extrem das z.B. bei Molchat Doma sein wird - die hatten ja diesen Monster-Hit auf TikTok, das hat ihnen sicher irrsinnig viele sehr junge Fans verschafft.

Aber egal. Gestern wieder Konzert, in einem meiner geliebten versifften Punk-Beisln, wo keiner auch nur den Kopf hebt wenn da jemand mit glasigem Blick und Opiat-Pruritus rumwankt, weil eh alle irgendwie kaputt sind.
Hab viele Gesichter gesehen, die ich das letzte Mal vor der Pandemie gesehen hab. War also sehr erfreulich, dass es die alle immer noch gibt.

Die erste Band war Talk to Her aus Italien. Kamen super an. Tolle Verbindung zum Publikum. Für meinen Geschmack vielleicht einen Hauch zu rockig, aber das ist vermutlich etwas, was anderen genau gefällt. Hat mich trotzdem nicht dran gehindert, sehr viel Spaß zu haben. Und der Sänger war eine ziemliche Rampensau, was ich ja immer schätze. Hatte was von Jim Morrison (mit anderer Frisur). Dringende Empfehlung.

Danach Ritualz aus Mexiko. Keine Band sondern ein 1-Mann-Projekt, und deutlich elektronischer. Gab leider ständig technische Probleme, was alle ziemlich frustriert hat und mir nicht wirklich eine anständige Einschätzung der Musik ermöglicht, drum kann ich nicht viel dazu sagen.

[Soiled]

She Past Away war eine ziemliche Enttäuschung. Aber von vorn.

Der Laden war ausverkauft und bummvoll, was mich für die Veranstalter natürlich freut, aber persönlich stehe ich ja nicht so drauf, wenn man da wie die Sardinen in der Dose eingequetscht wird und man sich nicht bewegen kann, falls sich mal ein großer Mann vor einen stellt.
Die Vorband hatte durchaus Potenzial, nannten sich Kryptomorph, waren aus Mexiko und haben so mit spooky Aztekengöttern gemacht. Eigentlich eine coole Idee. Aber musikalisch hatten sie irgendwie ihr Konzept noch nicht so gefunden, da ging alles quer durch den Gemüsegarten, und zwar nicht im Sinne von "abwechslungsreich" sondern "unkoordiniert". Ein eher metal-lastiger langhaariger Gitarrist war dabei, und bei einem besonders schlechten Solo hab ich anscheinend das Gesicht so sehr verzogen dass mir eine Frau lachend sagte "Ja, finden wir auch!" und dann mit ihrem Typen im Schlepptau rausgegangen ist.

She Past Away selber waren ziemlich uninspiriert. Langweilige Show. Und viel zu kurz! Nach weniger als einer Stunde haben sie schon mit Zugaben angefangen, eine absolute Frechheit imho. Aber der Sound war gut (ist er in der Location sowieso meistens), und die Lichtregie war nett. Man freut sich ja schon über die kleinen Dinge.
Aber dafür 30 Ocken abgedrückt, na servas. Ich sag's wie es ist: Ich halte She Past Away für eine ziemlich überschätzte Band, die nur durch ihren Exoten-Bonus auffallen.

[Durante]

Katzenclub-Festival am Samstag:
Bragolin waren der Hammer und mein persönliches Highlight, She Past Away waren wie erwartet gut, und die mir vorher unbekannten Agent Side Grinder haben sich direkt in meine aktuelle persönliche Playlist gespielt - Ein paar ihrer Songs sind echt spitze.
Die anderen drei Acts - Bathead, Buzz Kull und Minuit Machine - haben mir persönlich jetzt alle wenig zugesagt, aber ich will nicht klagen - 3 Gute Bands an einem Tag, was will man mehr?

[Soiled]

Au ja, Agent Side Grinder sind live super. Und sie haben wirklich ganz entzückende Melodien, die sich in die Gehörgänge bohren. Aber das haben Schweden irgendwie oft so an sich, find ich. ABBA's Erben sozusagen.
Bragolin waren irgendwann kurz vor Corona hier, ich hatte keine Zeit und hab sie verpasst, und seitdem warte ich. Grmpf. Aber wird schon.