Euer letztes Konzert

[Soiled]

Kill Your Boyfriend und The Underground Youth hab ich jetzt geschaut. The Underground Youth fand ich ... na ja, okay. Nicht spektakulär, aber solide. Etwas einfallsarm für meinen Geschmack. Kamen aber super an, das Publikum war schwer begeistert.

Aber vielleicht war ich von denen auch nur so underwhelmed weil mir die Vorband Kill Your Boyfriend (übrigens selber alles Männer, also bitte keine Männerfeindlichkeit unterstellen) deutlich besser gefallen hat. Der Sänger war eine Mischung aus Ian Curtis und Falco auf Speed. Oder vielleicht doch eher Koks. Auf jeden Fall was gut anregendes.

[Soiled]

Vermutlich das letzte Konzert für eine Weile, "The Good Force" und "Zack Zack Zack".

The Good Force war ... okay. Laut, elektronisch, und halt ein alter lokaler Punk. Mit Anspruch.
Zack Zack Zack waren absolut grandios. Nix gegen She Past Away, die machen zwar nur generischen westeuropäischen Darkwave mit türkischen Texten, aber immerhin haben sie dadurch den Weg für andere türkischsprachige Bands geebnet. Zack Zack Zack ist eine davon. Und sie lassen nix anbrennen. 1a Hooks. Und eine elektronisch verstärkte Saz sieht man auch nicht alle Tage. Es waren zwar nicht viele Leute da, vielleicht knapp 50, und die Hälfte kannte ich eh, aber so gut wie alle haben getanzt und getobt.

[hocico]

ich hätte eine chance , das ich in eine disco komme zu konzerten aber da muss ich nun 2x geimpft sein und noch einen test machen das ist ziemlich streng, hab noch nicht mal eine spritze

[Soiled]

Lebanon Hanover. Und es war fabelhaft, dabei sind sie gar nicht mal unter meinen absolut bevorzugten Bands.

Fing schon damit an, dass das allererste Lied, was ich beim Reinkommen gehört hab, von DAF war. Das sorgt natürlich für einen guten ersten Eindruck. 2G wurde vorbildlich kontrolliert, und ebenso vorbildlich wurden FFP2-Masken getragen. Hat mir für die jungen Leute ein wenig das Herz gebrochen; die kennen das ja kaum anders ...

Generell waren eher wenig Altgruftis da - find ich ja nicht schlimm, ganz im Gegenteil. Das, was sich momentan sowohl modisch als auch musikalisch in der Szene entwickelt, gefällt mir nämlich ganz gut. Vor allen Dingen scheinen die Rock- und Metal-Einflüsse deutlich weniger zu werden und man findet wieder zu einer unterkühlten Eleganz zurück - hallelujah.

[Soiled]

Den "Totentanz" von Hugo Distler.
War wirklich sehr hübsch, in einer meiner Lieblingskirchen, direkt über einer ausgedehnten Gruft mit mumifizierten Leichen und Knochenstapeln. Morbid können sie in dieser Stadt, das muss man ihnen wirklich zugestehen.

Daneben noch das eine oder andere Klassik-Konzert, was für hier aber nicht wirklich relevant ist.

[Grauer Wolf]

Morbid können sie in dieser Stadt, das muss man ihnen wirklich zugestehen.

Offtopic: Ich habe mich immer schon gefragt, woher diese Liebesbeziehung Wiens zum Tod kommt. Gerade eben hatte ich den Gedanken, daß Wien über viele Jahrzehnte bis Jahrhunderte eine der wenigen herausragenden politischen und kulturellen Metropolen Europas war -- und sich dementsprechend über diese lange Zeit auch eine beachtliche Zahl an Gräbern prägender Persönlichkeiten angesammelt hat. Im Leben kann man mit diesen Persönlichkeiten nicht mehr konkurrieren. Aber dann vielleicht im Tod?

Stellt sich nun die Frage, weshalb Madrid, Paris. London oder Rom nicht annähernd so morbide sind...

[Graphiel]

Am Mittwoch war mein erstes Konzert in diesem Jahr: Traitrs, im Bielefelder Movie.

Tolles, ja fast schon familiäres Konzert was da im Movie stattfand. Ich mag die kleine, niedliche Location am Bahnhof ohnehin sehr gerne. Ich bin immer noch begeistert von dieser Band, die auch live einen echt tollen Job machen. Die Vorband Curren C hat mir ebenfalls Spaß gemacht, auch wenn sie für mich jetzt sicherlich nicht zum absoluten Geheimtipp werden wird. Solider, wenn auch nicht einzigartiger Postpunk, der als Aufwärmer durchaus zu gefallen wusste.

[Soiled]

Offtopic: Ich habe mich immer schon gefragt, woher diese Liebesbeziehung Wiens zum Tod kommt.

Hab ich auch schon drüber nachgedacht und keine rechte Antwort gefunden. Ich denke da spielen einige Faktoren mit rein. Sicher der ausgeprägte Katholizismus - die Heiligen haben ihre Folterinstrumente als Attribute, bei den Reliquien werden menschliche Überreste schamlos zur Schau gestellt, und schon Kinder werden da exponiert ohne dass jemand groß ein Bohei drum macht. Und die Begräbnisriten der Habsburger waren sowohl ziemlich beeindruckend aber auch ziemlich durchgeknallt (Leichen aufteilen und in drei verschiedenen Kirchen begraben und so), das hat ganz sicher auf andere Bevölkerungsschichten abgefärbt. Adelige (bzw. Promis) haben nun einmal eine Vorbildwirkung und werden kopiert. Generell scheint irgendwie noch eine Art von barockem Mindset zu herrschen, vielleicht weil die Vergangenheit so idealisiert wird. Das war damals einerseits natürlich die Hochzeit von Vanitas-Gemälden mit den damit verbunden Vergänglichkeitsgedanken, andererseits ist barocke Lebensfreude ja geradezu sprichwörtlich.
Oder aber ich lieg mit meinen Spekulationen komplett daneben und es ist bloß Marketing - Grusel verkauft sich nun einmal gut, grade im touristischen Bereich.

Na ja, zum eigentlichen Thema: Wieder Bruch gesehen, ist immer noch nett. Irgendwie eine Mischung aus Suicide, Sigue Sigue Sputnik und Elvis. Diesmal in dem Etablissement, was vor der Pandemie eigentlich mein Lieblingsladen war. Vorband war so mäßig, dass ich schon wieder den Namen vergessen hab. Ging am ehesten wohl so in die Dark Italo Richtung, was derzeit ja ein bissi trendet.

[Soiled]

Shun war ok, aber mehr auch nicht. Die Stimme von dem Sänger ging mir ziemlich auf den Nerv - whiny indie guy halt.

Bedless Bones dagegen war sehr cool. Aus Estland. Keine Ahnung, wie ich die Musik beschreiben soll. Schon elektronisch, ja. Spooky. Witchy. Nordisch, aber ohne dieses öde, martialische Pseudo-Wikinger-Gedöns. Kommt live definitiv besser als in den Videos. Große Empfehlung von mir. Spielen anscheinend in diesem Jahr auf dem WGT, wer hingeht kann sie also ruhig mal auschecken.

[Grauer Wolf]

Bedless Bones dagegen war sehr cool. Aus Estland. Keine Ahnung, wie ich die Musik beschreiben soll. Schon elektronisch, ja. Spooky. Witchy. Nordisch, aber ohne dieses öde, martialische Pseudo-Wikinger-Gedöns. Kommt live definitiv besser als in den Videos.

Ich habe gerade mal in zwei Videos reingeklickt. Oh ja, werde ich mir definitiv mal etwas genauer anhören müssen, wenn ich wieder daheim bin, mehr Muße und eine bessere Internetz-Verbindung habe....