Das tun sie leider nicht immer und in allen Aspekten.
Heute gibt es eine Bilderstrecke in der Zeit Online über die Flucht von Ukrainern aus dem bombardierten Irpin in Richtung Kiew. Hierzu müssen die Flüchtenden eine zerstörte Autobahnbrücke überqueren. Die Bilder sprechen insofern für sich, daß Krieg, Zerstörung und Flucht immer grausam sind für die Betroffenen. Die Bilder sprechen aber nicht für sich, wer diese Brücke zerstört hat. Das müssen die Bildunterschriften besagen. Und eine davon lautet: »Die Brücke war durch einen russischen Luftangriff zerstört worden.«
Stimmt halt leider nur nicht. Selbst ukrainische Medien berichten, daß diese Brücke von der Ukrainischen Armee gesprengt wurde, um einen eventuellen Vormarsch der russischen Truppen auf Kiew zu behindern. Ukrainische Medien berichten allerdings auch, daß Irpin von russischen Kampfflugzeugen bombardiert und die Flüchtenden beschossen wurden. Könnte man wissen, wenn man die Sprache verstünde.
Insofern kann ich @Soileds Argumente schon nachvollziehen. Jede Depp kann auf den Auslöser einer Kamera drücken und das Bild an eine Nachrichtenagentur schicken. Um zu beschreiben, was man da photographiert hat, müßte man dann aber die lokale Sprache beherrschen. Die Bilder sprechen nicht für sich alleine und laden zu Trugschlüssen ein oder werden propagandistisch mißbraucht -- wobei ich den deutschen Medien hier keine Propaganda unterstellen möchte. Ich halte das eher für bedauerliche Unfähigkeit.
Tun sie ja auch. Aber mit den Sanktionen ist es wie mit den Bildern: Sie sprechen nicht für sich. Es ist ein Unterschied, ob die russische Bevölkerung weiß, daß diese Sanktionen die Reaktion auf einen Angriffskrieg Rußlands auf die Ukraine sind -- oder ob sie meint, sie seien der Versuch des Westens, Rußland ungerechtfertigterweise zu zerstören. Wie die Leute auf diese Sanktionen reagieren werden, hängt also ganz von ihrem Wissensstand ab. Und der scheint in Rußland deutlich prekärer zu sein als hier in Deutschland.
Das Paradies des Westens....Archy hat geschrieben: ↑Sonntag 6. März 2022, 09:04 Vorallem finde ich es erschreckend, dass es solche perversen Schweine gibt, die die Notlage der Frauen und Kinder, die ja meist allein aus der Ukraine kommen, ausnutzen und diese für Zwecke der Prostitution und des Menschenhandels mißbrauchen wollen.
Für Interessierte -- kritischer Abstand bei der Lektüre empfohlen:
The New Yorker: Why John Mearsheimer Blames the U.S. for the Crisis in Ukraine
Vladimir Vladimirovich Putin: On the Historical Unity of Russians and Ukrainians
Beide Dokumente enthalten Argumente und Sichtweisen, auf die hierzulande überhaupt nicht eingegangen wird, sondern die einfach nur als absurd abgetan werden. Es wäre meiner Meinung nach aber besser gewesen, man hätte sich in den vergangenen 15 Jahren mit diesen Sichtweisen und Argumenten auseinandergesetzt. Vielleicht hätte es dann nicht geknallt. Vielleicht....
Ganz sicherlich werden wir uns hingegen mit Rußland irgendwann wieder an einen Tisch setzen und ernsthaft und konstruktiv verhandeln müssen. Auch nach diesem idiotischen Krieg. Und auch mit Leuten, die diesen idiotischen Krieg provoziert, begonnen oder in Kauf genommen haben.
Ich hoffe, unsere Diplomenten sind besser als unsere Medien.
Und das meiner Meinung nach im Neo-Bidermeiertum verschlumpfte Deutschland hat endlich mal einen Tritt in den Hintern bekommen, der hoffentlich nun dafür sorgt, daß Deutschland statt immer nur auf seine Vergangenheit auch mal wieder auf seine Zukunft schaut. Und daß die schon längst notwendigen, dringenden und grundlegenden Veränderungen mal angegangen und auch tatsächlich und tatkräftig umgesetzt werden.
Ja, dieser Krieg ist einfach nur #$%&*@!!. Aber er birgt auch die Chance für Verbesserungen und Neuanfänge. Wir sollten diese also nutzen....