Umgang mit Tod und Trauer
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Umgang mit Tod und Trauer
Im Corona-Impfpflicht-Thema habe ich das schon mal angerissen. Ich kann nicht richtig trauern, wenn ein Mensch von mir geht, den ich geliebt habe, den ich gern um mich herum hatte. Das konnte ich schon als kleines Kind und als Teenie nicht. Die Leute waren einfach nicht mehr da, und das Leben ging einfach weiter. Ich weiß es nicht, woran es liegen kann, das der Tod von geliebten Menschen fast spurlos an mir vorbei geht. Habe ich vielleicht eine Hormonstörung oder habe ich gar kein Hormon, das Trauer auslösen kann?
Ansonsten bin ich ein lebensfroh Mensch, der auch noch mit fast 63 Jahren voller Tatendrang ist. Gegenüber anderen Menschen zeige ich auch Gefühle aller Art. Nur wenn der Mensch tot ist, bleibe ich gefühlskalt.
Ansonsten bin ich ein lebensfroh Mensch, der auch noch mit fast 63 Jahren voller Tatendrang ist. Gegenüber anderen Menschen zeige ich auch Gefühle aller Art. Nur wenn der Mensch tot ist, bleibe ich gefühlskalt.
Gärtner sterben nie, sie beissen nur ins Gras.
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Re: Umgang mit Tod und Trauer
Als jemand, der starke Verlustangst hat und schon bei fremden Beerdigungen Rotz und Wasser heult, beneide ich dich ja geradezu…
Wie geht es dir denn generell mit Themen der Vergangenheit und Zukunft? Beschäftigen dich Erlebnisse aus der Vergangenheit noch bzw. Sorgst du dich um das, was in Zukunft sein könnte? Oder lebst du generell einfach nur im Hier und Jetzt?
Fehlen dir nicht die körperliche Nähe, das gemeinsame Erleben und Erinnern, zB gemeinsames Lachen oder auch das Aussprechen von Sorgen? Sich bei der geliebten Person Rat holen zu können?
Wie geht es dir denn generell mit Themen der Vergangenheit und Zukunft? Beschäftigen dich Erlebnisse aus der Vergangenheit noch bzw. Sorgst du dich um das, was in Zukunft sein könnte? Oder lebst du generell einfach nur im Hier und Jetzt?
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„Worte können sein wie winzige Arsendosen: Sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da.“
Victor Klemperer, LTI
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Re: Umgang mit Tod und Trauer
Ich glaube, ich hab damit auch so ein kleines Problem. Für mich hat Trauer weniger mit Empathie zu tun, finde ich. Ich kann z.B. in manchen Situationen bei traurigen Filmen heulen (ui... und das von einem Kerl ). Aber als meine Oma und mein Opa gestorben sind, empfand ich da auch keine großartige Trauer. Wenn man allerdings als Trauermusik irgendwas von Peter Bjärgö oder frühen Kirlian Camera gespielt hätte, hätte das eventuell Emotionen in mir geweckt. Keine Ahnung, aber traurige Musik greift mich z.B. auch an. Aber die bloße Tatsache, dass da jemand, dem man vielleicht sogar näher stand, gestorben ist, lässt mich eher kalt. Ich habe aber auch wenig bis keine Angst vor dem Tod und ich sehe das als normalen Kreislauf. Vielleicht bin ich da eher rational. *Schultern zuck*
Nichts ist so, wie es scheint.
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Re: Umgang mit Tod und Trauer
Ich mag gerne mit anderen Menschen gemeinsame Erlebnisse haben, tausche mich mit anderen über Vergangenes und Zukünftiges aus. Teile mit ihnen Freud und Leid. Auch wenn sie weniger schön sind. Aber wenn es um den Tod geht, bleibe ich gefühlskalt.
Ich habe eine liebe Frau, mit der ich auch Pferde stehlen könnte. Ich weiß aber nicht, was in mir passiert, wenn sie für immer gehen sollte. Die jetzige Frau ist meine dritte. Als die zweite Frau für immer von mir ging, habe ich nur etwas von Trauer gespürt, nach der Beerdigung war das bißchen Trauer auch schon wieder weg und das Leben ging weiter, als sei nichts besonderes geschehen. Den Tod meiner Großeltern und Eltern habe ich eigentlich nur registriert und akzeptiert und dann war's das. Die Teilnahme an den Trauerfeiern und anschließenden Beerdigungen waren für mich gesehen nur Pflichtübungen. Keine Tränen kullerten mir über die Wangen. Was ich aber niemals machen werde und ich habe es auch noch nie getan, andere Menschen in ihrer tiefen Trauer über den Verlust eines lieben Menschen zu stören.
So etwas wie Angst vor meinem eigenen Tod spüre ich nicht.
Ich habe eine liebe Frau, mit der ich auch Pferde stehlen könnte. Ich weiß aber nicht, was in mir passiert, wenn sie für immer gehen sollte. Die jetzige Frau ist meine dritte. Als die zweite Frau für immer von mir ging, habe ich nur etwas von Trauer gespürt, nach der Beerdigung war das bißchen Trauer auch schon wieder weg und das Leben ging weiter, als sei nichts besonderes geschehen. Den Tod meiner Großeltern und Eltern habe ich eigentlich nur registriert und akzeptiert und dann war's das. Die Teilnahme an den Trauerfeiern und anschließenden Beerdigungen waren für mich gesehen nur Pflichtübungen. Keine Tränen kullerten mir über die Wangen. Was ich aber niemals machen werde und ich habe es auch noch nie getan, andere Menschen in ihrer tiefen Trauer über den Verlust eines lieben Menschen zu stören.
So etwas wie Angst vor meinem eigenen Tod spüre ich nicht.
Zuletzt geändert von abdurrazzaq am Montag 18. Oktober 2021, 19:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Umgang mit Tod und Trauer
Ich sehe das Leben und den Tod auch als normalen Kreislauf, aber trotzdem hinterlässt doch ein nahestehender Mensch erstmal eine große Lücke… selbst wenn derjenige noch im Jenseits da sein sollte, kann man sich bei ihm nicht mehr ankuscheln, gemeinsame Erlebnisse teilen, Rat holen etc. Je näher man sich war, umso größer die Leere, wenn er weg ist. Evtl. leidet man noch unter Fragen, die man nicht mehr stellen kann, die für den Rest des Lebens unbeantwortet bleiben.
Empathie sollte man vor allem für die trauernden Angehörigen haben. Dem Verstorbenen selbst geht mit dem Tod wahrscheinlich am besten von allen. ^^
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Re: Umgang mit Tod und Trauer
Meine Eltern erkannten schon sehr früh meinen Umgang mit dem Tod. So konnten sie mir direkt sagen, daß meine Oma und zwei Jahre später mein Opa gestorben sind. Ich habe das einfach hingenommen und wusste nun, daß ich sie nie wieder sehen werde. Einen Verlustschmerz habe ich nicht gespürt, obwohl ich sehr gerne bei meinen Großeltern war.
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Re: Umgang mit Tod und Trauer
Irgendwie fasziniert es mich, dass so ein unemotionaler Umgang mit dem Tod möglich sein kann. Bin schon recht neidisch darauf. Wahrscheinlich wäre mein Leben ein völlig anderes, wenn ich wenigstens ein bisschen was von diesem Umgang haben könnte…
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Re: Umgang mit Tod und Trauer
Nach den Tod der Großeltern wollten meine Eltern mich therapieren lassen, weil sie merkten, mit mir stimmt etwas nicht, kein normaler Mensch geht so mit dem Tod um. Dazu ist es aber nie gekommen, eine solche Therapie gab es nicht. Man müsste ja auch die Ursachen dieser Emotionslosigkeit kennen, um einer Therapie zum Erfolg zu verhelfen. Auch heute kenne ich die Ursache nicht.
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Re: Umgang mit Tod und Trauer
Generell bin ich da viel emotionaler, wenn ich eine Partnerin durch Trennung verliere. Aber das ist wohl nicht zu vergleichen. Dort spielt eher eine Verlustangst mit rein. Obwohl man bei dem Tod eines nahe stehenden Menschen auch ein Verlust eintritt, ist das für mich nicht vergleichbar. Ich muss aber zu bedenken geben, dass ich bisher wenig Menschen um mich herum durch Tod verloren habe und ich weiß nicht, was bei mir passieren würde, wenn einer meiner Jungs oder eine eventuelle Partnerin sterben würde. So recht kann und will ich mir die Situation nicht vorstellen.
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Re: Umgang mit Tod und Trauer
Wenn Eltern den Tod ihres eigenen Kindes verkraften müssen, das stelle ich mir unvorstellbar schwer vor. Da fällt man wie in ein tiefes schwarzes Loch.
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