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Ich bin mir inzwischen gar nicht so sicher, ob das wirklich alles so großartige Konzerte sind oder ob ich nach dieser ganzen Zeit nur so ausgehungert nach Livemusik bin. Alles versetzt mich in eine dermaßen gute Laune dass ich unkritisch werde.
Oder aber die Leute beim Kultursommer haben einfach Ahnung von Musik und laden miese Acts gar nicht erst ein, auch möglich.
Naja, egal. Bipolar Penguins fand ich jedenfalls ebenfalls sehr unterhaltsam. 80% Punk, der Rest Surf und Garage Rock und sowas. Der Gesang war zwar etwas unausgegoren, aber bei Punk kann das ja durchaus zum Charme beitragen.
Und die Location war klasse, direkt neben dem Riesenrad im Prater. Das einzig irritierende war, dass es noch so hell war.
Das Grab von dem Herrn Diabelli ist übrigens auf dem St. Marxer Friedhof, einem der schönsten Friedhöfe hier. Ich stand schon davor.
Ins musikalische Detail geh ich gar nicht, das dürfte hier wenig interessieren. Aber der Herr Levit ist ja ein halber Popstar, den kennt spätestens jeder nachdem er zusammen mit Danger Dan "Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt" beim Böhmermann performt hat. Und, ja, man merkt bei sowas schon den Bekanntheitsgrad des Pianisten - es war proppenvoll. Allerdings fast alle Zuhörer mit FFP2-Masken, obwohl das eigentlich erst ab heute wieder Pflicht bei Kulturveranstaltungen ist, sehr vorbildlich. Ohne PCR-Test/Impfung kommt man ja eh nicht rein.
Szenerelevant? Um drei Ecken. Der eine von denen war eine Zeitlang bei Russkaja (die kennt man vielleicht, waren mal in Wacken), und der Sänger/Gründer von Russkaja war wiederum in einer (sehr mittelmäßigen) NDH-Band namens Stahlhammer.
Mit NDH hatte das Konzert glücklicherweise nichts zu tun, das war bloß (meistens) Akkordeon und Geige. Und wenn ein Russe und ein Serbe was zusammen machen kann man davon ausgehen, dass es durchgeknallt ist. Es war sogar lehrreich! Bei vielen Stücken haben sie vorher gesagt, welche Einflüsse sie reinpacken. Wundervolle Melodien. Bissi Roma, bissi jüdisch, Balkan sowieso. Hier und da ein Hauch Südamerika, aber ein wenig Bossa Nova hat ja noch keinen umgebracht.
Und weil's mal wieder Open Air und in einem Park war flatterten die Fledermäuse durch das Publikum; das gibt ja sowieso zusätzliche Grufti-Punkte.
Legendäre Band mit dem sehr unterhaltsamen Didi Bruckmayr (bin fast ein Fan von ihm) und Fadi Dorninger, einer Linzer Elektro-Größe. Es war fabelhaft.
Glücklicherweise war ich recht früh da und konnte mir einen Platz direkt an der Bühne ergattern. Live sind sie wirklich hinreißend. Klar, bei den Aufnahmen hört man die Eleganz und Vielseitigkeit der Musik besser, aber live hat die ganze Chose einfach deutlich mehr Bums.
Und, ja, Open Air und geimpft/getestet und im Sitzen mit Abstand und natürlich kostenlos. Im Winter wird so etwas leider nicht mehr möglich sein ...
Und weiter geht's: Zuerst GLAM - eher sanfteres elektronisches Zeug mit weiblichem Gesang. Eh okay, aber von der Sorte gibt's derzeit massig, und es war eins von den durchschnittlicheren Konzerten. Harmlos.
Danach Werner Moebius, hat mir deutlich besser gefallen. Eher minimalistische Soundscapes, bissi Industrial, bissi Ambient, bissi Deep House - nette Mischung.
War beim Gürtel-Nightwalk, kostenlos und meistenteils draußen, wo viele, viele lokale Bands auftreten. Fällt immer schwer, sich für eine zu entscheiden, im Endeffekt waren es bei mir dann Modecenter (noisiger Punk), Curb (poppiger Punk) und Gewürztraminer (schwer zu beschreiben, teils Jazz mit Roma-Einflüssen, aber auch viel Balkan-Blech).
Hab im Vorbeigehen auch Samba gehört, Bluesrock, technoide Sachen, Rap, irgendwas mit Dudelsäcken ... über einen Mangel an Abwechslung durfte man sich also nicht beschweren. Bin übrigens das erste Mal seit Corona gefragt worden, ob ich Drogen kaufen will. Nature is healing.
Dives und Culk, im Rahmen des 15-jährigen Labeljubiläums von Siluh Records. Eigentlich 16, durch das letzte Jahr hat sich alles etwas verschoben.
Dives kannte ich schon, die machen sehr coolen melancholischen Surfpunk (im weitesten Sinne des Wortes). Haben sich in meinen Augen (bzw. Ohren) sogar deutlich verbessert seitdem ich sie das letzte Mal gesehen hab. Extrem charismatisch und charmant, haben super viel Spaß auf der Bühne und das springt natürlich auch auf das Publikum über. Große Empfehlung.
Culk wird derzeit ja ziemlich gefeiert, und die Musik an sich find ich nicht schlecht (sehr postpunkig) aber der Gesang ist so überhaupt nicht meins. Mit hauchig-nölenden Frauenstimmen werd ich einfach nicht warm. Und die Texte find ich viel zu beziehungslastig. Aber jetzt hab ich sie endlich live gesehen, Bildungslücke geschlossen und gut.
Soiled hat geschrieben: ↑Samstag 4. September 2021, 09:22
Culk wird derzeit ja ziemlich gefeiert, und die Musik an sich find ich nicht schlecht (sehr postpunkig) aber der Gesang ist so überhaupt nicht meins. Mit hauchig-nölenden Frauenstimmen werd ich einfach nicht warm. Und die Texte find ich viel zu beziehungslastig. Aber jetzt hab ich sie endlich live gesehen, Bildungslücke geschlossen und gut.
Ich musste auf dem Owls n Bats Festival leider meinen Ersteindruck bestätigen: Für mich und viele andere waren Culk da eher der Tiefpunkt bzw die Gelegenheit zur Toilettenpause. Mein Fall sind sie so gar nicht, was bei mir auch an dem eher nölenden Gesang lag, der mich irgendwie sehr an so Kram wie Silbermond erinnert. Die Zuschauertribüne war bei Culk zwar nicht komplett leer, aber man merkte schon deutlich, dass ich mit meinem Eindruck bei Weitem nicht alleine war.
Dafür haben mich dann aber The underground youth vom Hocker hauen können. Da war mein Ersteindruck via Youtube auch eher bescheiden, aber live waren die absoluter Hammer.
"Sowas kann doch nur Leuten einfallen, die in Assoziationsspielchen neben Hund, Katze und Maus auf "Hmm.... Schwingschleifer!" kommen, oder?" - Barlow
Aaaaah, The Underground Youth waren vor einer Weile auch hier; ich bin dann nicht zum Konzert, eben weil mich die Aufnahmen überhaupt nicht angesprochen haben. Verdammt. Hätte vielleicht doch gehen sollen. Na ja, sie werden schon wieder herkommen.
Na da schau her: Ende des Monats sind The Underground Youth tatsächlich wieder hier. Ich werd wohl hingehen.
Aber zu den vergangenen Konzerten:
Bruch kann man am ehesten wohl als Elektrobilly beschreiben. Netter Gesang.
Finlay Shakespeare läuft wohl unter Synth Pop. Ein paar Anklänge von Depeche Mode waren definitiv zu hören. Ist trotzdem eher was für Leute, die nichts gegen elektronische Tanzusik haben (wie zum Beispiel mich, hehe.)
Fuckhead war wie zu erwarten grandios; ich habe zum ersten Mal ihre legendäre *hust* Anal-Performance gesehen. Hat was mit einer Wäscheleine zu tun, ins Detail geh ich da mal nicht. Und Gewalt (die Band hieß so) hat gut geknallt. Teils dumpf, aber ich mag ja dumpf bei Gelegenheit recht gern. Location war auch sehr hübsch, die Rote Bar im Volkstheater.
Find es ja sowieso immer nett, wenn eher undergroundige, schmuddelige Musik an Orten stattfindet, die der sogenannten "Hochkultur" zugerechnet werden.
