Euer letztes Konzert

[Soiled]

Ich kam nichtsahnend aus einem klassischen Konzert (Daniil Trifonov, Klavier-Krempel) und wollte anschließend eigentlich wohin, wo oldschool-Düsterzeug aufgelegt wurde, bin aber am Schwarzenbergplatz direkt vor dem gigantischen Russendenkmal in die zweite Hälfte von einem Freiluftkonzert vom Turetsky Choir (bzw. Хор Турецкого) gestolpert. Und es war überraschend unterhaltsam und durchgeknallt. Die haben da zum Beispiel eine russisch-jüdische Party-Version von "Bella Ciao" gesungen, was erstaunlich gut funktioniert hat. Allesamt wirklich hervorragende Sänger, mit adäquat russischem Pathos. Ganz nah kam ich zwar nicht ran, weil wegen der Auflagen nur eingeschränkt Leute in den abgesperrten Bereich gelassen wurden, aber das hat überhaupt nix gemacht - man hörte überall gut. Stimmung war super, trotz eklatantem Mangel an Wodka. Meine Reste vom Schulrussisch wurden allerdings ziemlich gefordert, mehr als Fragmente hab ich leider nicht verstanden.

Wäre ich geplant hingegangen? Niemals. Fand ich es lustig? Auf jeden Fall.

Endlich kehren hier wieder normale Zustände ein, dem Himmel sei dank ...

[Der_Kater]

@Soiled
Das hab ich in der großen Großstadt immer geliebt. Die Spontanität, was Veranstaltungen und Möglichkeiten angeht. Manchmal weiß man nicht, wo man landen wird. Relativ spontane Jam-Sessions finde ich auch toll. Improvisierte Bühnen, die fast jedem eine Performance ermöglichen. In der Provinz gibt es relativ wenig davon, aber immerhin reichlich Wodka als Trostpreis.

[antares]

Mein letztes Konzert war eines von Clan Of Xymox. Es hat mir sehr gut gefallen.

[Der_Kater]

Es geht jetzt allmählich wieder los. Hoffe, die Clubs machen dann nach und nach wieder auf. Dann gibt es wieder Konzerte. Hab auch richtig Bock auf Krach.

[antares]

Auf Konzerte oder Veranstaltungen hab ich derzeit keine Lust. Ich warte erstmal ab und beobachte alles.

[Der_Kater]

Es gibt ja auch reichlich online oder im TV bzw. via Stream. Während der Corona - Zeit haben zig DJ's, Bands und andere online aufgelegt oder gespielt. Ein wenig zurück zu den Wurzeln. Vielleicht kommt in dieser Richtung noch einiges nach.

[antares]

Vorgestern habe ich mich mit einem "dunklen" Kollegen unterhalten. Er scheint tatsächlich darunter zu leiden, keine Veranstaltungen mehr besuchen zu können. Ich vermute, dass die Gründe dafür mit seiner Vergangenheit zu tun haben.
Jedenfalls hat er mir erzählt, dass er häufig auf twitch unterwegs wäre. Ich habe mir das auch schon mal angeschaut, aber es gibt mir nichts.
Mir reichen schon ein Radiosender oder meine eigene Musik, damit es mir gut geht. Er braucht etwas anderes. So unterschiedlich können die Bedürfnisse sein.
Was mir fehlt, sind vor allem soziale Kontakte, mit denen ich mich über meine Interessen unterhalten kann. Das war auch schon vor Corona der Fall. Dabei reicht mir aber schon ein Telefonat oder eine Mail. Deshalb habe ich mich auch in einigen Foren angemeldet, um etwas Ausgleich zu haben.
Jetzt bin ich abgeschweift.

[Soiled]

Joah, ich bin auch eindeutig Team Konzerte. Da erreicht man eine Stimmung, die man privat im stillen Kämmerlein einfach nicht hinbekommt. Die Wände und die Eingeweide beben vom Bass, insbesondere bei Konzertsälen ist die ganze Architektur auf eine gute Akustik ausgelegt, man kriegt eine zusätzliche Show, es ist ein Erlebnis und dadurch unwiederholbar (im Gegensatz zu einer Aufnahme, die ja immer gleich bleibt) ...
Ganz besonders auffällig ist das bei klassischer Musik (jaja, nicht forenkonform, weiß ich - haut mich). Drum hör ich mir heute tatsächlich auch so einen ollen Gassenhauer wie die 9. Sinfonie von Beethoven live an. Kennt jeder, hat eh jeder schon im Radio oder Fernsehen gehört, aber live? Absoluter Knaller. Unvergleichbar.

Ich hab ja zugegebenermaßen ein bisschen Schwierigkeiten, Leute zu verstehen, die nicht so einen großen Wert auf Liveauftritte legen. Erklären kann ich es mir nur mit Introvertiertheit und eventuell sensorischen Issues. Also, dass genau der von mir geschätzte zusätzliche Input für andere zu viel sein kann. Sowas sucht man sich nicht aus, das ist einfach so, muss man akzeptieren

[Soiled]

Jimi Tenor, das erste Konzert ohne Stühle seit Eeeeeeewigkeiten. War sehr irritierend, als ich in den Laden gegangen bin - bin das gar nicht mehr gewöhnt.

Damals, in den 90ern, waren "Take me Baby (Dark Star)" und "Sugardaddy" ja große Hits in den alternativen Clubs. Inzwischen hat er sich um einiges weiter entwickelt, ist deutlich funkiger und für den Durchschnitts-Grufti sicher zu gut gelaunt.

War trotzdem ein tolles Konzert, die Stimmung war 1a, ich hab noch nie in meinem Leben Leute dermaßen auf ein Querflöten-Solo abgehen sehen. Man muss aber schon einen gewissen Gefallen an elektronischer Musik haben, um es zu mögen.

[Soiled]

Wieder mal eins von den kostenlosen Konzerten im Rahmen des Wiener Kultursommers: "Warteraum", ein elektronisches Ein-Frau-Projekt. Absolut hörbar; tanzen war leider nicht drin, da Open Air mit Sitzplätzen, aber ich hab schon beim ersten Stück angefangen mitzuwippen. Definitiv Szene-kompatibel.
Singen konnte sie, Bühnenpräsenz hatte sie, ist absolut jetzt bei mir auf dem Radar - wenn sie mal in einem richtigen Club auftritt werd ich sicher vorbeischauen.

Das Publikum war übrigens dezidiert un-schwarz, Typ ältere Ehepaare, paar Hippies, außerhalb des Geländes viele türkische Familien ... aber ich find's ja klasse, wenn Musik so unterschiedliche Menschen zusammenbringt.