blacksister´s ghost hat geschrieben: ↑Samstag 20. März 2021, 10:42
Was mir jetzt beim lesen durch den Kopf ging, war folgendes....
Im Prinzip hat die Szene bzw. deren Modeindustrie ja sehr viel dazu beigetragen, dass dieses "schön" Einzug hielt. Zumindest aus meiner Sicht. Wenn ich an meine Anfangszeit da zurück denke, wo z.B. die Klamotten bei Frauen sehr oft aus einfachen Samt und Netz bestanden, hat man heute bzw. schon in den frühen 2000er immer mehr die Reifröcke, dieses opulente, ganz viel Spitze und gerüschte vorgesetzt bekommen. Also im Sinne von Gräfin Cosel. Wenn ich damals einen Katalog oder Onlineshop durch gestöbert hab, war das ganze für seine Verhältnisse bodenständig gehalten. Durchaus auch alltagstauglich. Das funktioniert heut teilweise gar nich mehr, weil man dann viel zu overdressed wirken würde. Ich glaub die Klamotten sind teilweise nur noch für Festivals ausgelegt. Und wer in heutiger Zeit sein Schwarz und die Szene entdeckt, lernt es gar nich anders kennen. Für den gehört das dazu, der denkt das muß so sein.
Die Stinomedien, die inzwischen auf den Festivals drehen, tragen ihren Teil bei, weil die eben ganz oft dieses "Gräfin Cosel" -schön zeigen. Wenn man Beiträge vom vikt. Picknick sieht, hat man ja auch ganz oft, dass man merkt, dass manche darin einfach nur einen riesigen Kostümball sehen. Im Sinne von "Ein mal wie eine Königin aussehen - hier kann ich ja".
Das sehe ich ganz genauso wie du, daher spare ich mir hier mal weitere Ausführungen und unterschreibe einfach.
Noch ein Gedanke zu diesem "antifashion". Ich denke mal das wird sich damals hauptsächlich darauf bezogen haben, schwarz zu tragen, auffälliges Make Up zu haben und die Klamotten eher weit anstatt figurbetont zu wählen, oder lieg ich da falsch?
Ich mach es mal unkompliziert und verlink dir mal gleich entsprechenden
Artikel von Spontis dazu. Dann kannst du dir ja selbst ein Bild davon machen, wenn du magst. In Falle der Protagonistin reichten da schon ein Sidecut und schlichte schwarze Kleidung aus, um bei den Leuten das zu provozieren, was sie mit Anti-Fashion erreichen wollte. Selbst ohne auffälliges Makeup. Aber das waren damals in den 80ern natürlich auch ganz andere Zeiten. Auf die Weise wird man heute sicherlich kaum noch sein Ziel erreichen können. Bei manchen Leuten vermutlich sogar eher das Gegenteil, wenn ich da an so einige "Sabberkommentare" unter diversen Fotos denke.
Persönlich hab ich dieses antifashion schon zu meiner Anfangszeit nicht mehr wahr genommen. "Nur" diesen Grundgedanken, nicht jeden Trend mitzunehmen und sich von diesen Idialen, die einem vorgegeben werden zu distanzieren. Wenn ich mich heute so auf der Straße umschau und die Schwarzen seh, merkt man oft von diesem antifashion gar nix mehr. Die sehen halt wie jeder andere aus...eben normal halt.
Das war bei mir ganz ähnlich. In meiner Anfangszeit in den frühen 2000ern war es für viele Schwarzkittel höchstens noch wichtig bloß nicht so auszusehen wie die bunte Gesellschaft, von der man sich lösen wollte. Somit fingen viele aus meiner Altersklasse dann damit an sich von einem düsteren Trend zum nächsten zu hangeln. Zu meiner eigenen Schande muss ich gestehen, dass ich am Anfang dieses Wettrennen gegen die Modeindustrie des "Mainstreams" und der gesellschaftlichen Akzeptanz auch mitgemacht habe. Bis ich halt selbst merkte, dass ich mich damit eigentlich nicht anders verhalte als der Mainstream, dem ich damit zu entkommen versuchte. Ab da hat sich mein Geschmack dann nur noch geformt und gefestigt und ich habe damit aufgehört mich auf dieses sinnlose Wettrennen einzulassen. Inzwischen ist es mir schlicht egal, ob ich mit meiner Kleiderwahl kurz dem aktuellen Modegeschmack der Gesellschaft entspreche und damit zeitweise vielleicht sogar "normal" aussehe. Naja.. ok.. vom Kajal mal abgesehen. Der ist bei Männern außerhalb der Szene ja doch noch eher selten anzutreffen. Ich tröste mich jedenfalls mit dem Gedanken, dass ich auch optisch so bleiben werde wie ich bin, wenn der gesellschaftliche Modezug längst weitergefahren ist. Das der Zug immer weiter fährt, dabei natürlich auch gerne mal im Kreis, darauf ist ja Goth Lob bei der Modeindustrie ja immer noch Verlass. *lach* Für mich ist dieses "sture stehenbleiben" seither sozusagen meine eigene Fortsetzung des Anti-Fashion-Gedankens
Dritter Gedanke, der mir eben noch kommt. Ich frage mich gerade, ob dieses antifashion überhaupt funktionieren kann, wenn jemand von Natur aus als schön durchgeht. Machen wir uns nix vor, dass Gesicht kann da sehr viel raus reißen und da könnte manch einer einen Kartoffelsack anziehen und würde immer noch als hübsch durchgehen, weil er z.B. eine schöne Gesichtsform hat oder tolle Augen.
Naja.. mit einem Kartoffelsack könntest du vielleicht noch Glück haben. Dann liegt der Blickfang vermutlich auf dem Sack und nicht mehr dem Gesicht.
Allerdings hätte sich das wohl spätestens erledigt, wenn plötzlich das tragen von Kartoffelsäcken zum Trend wird. Von daher gebe ich dir recht: Antifashion in der Form funktioniert zumindest heute nicht mehr so einfach. Die Modeindustrie ist extrem schnell geworden und stürzt sich dabei mit Freuden auf Jugend-/Subkulturen aller Art. So viel Zeit wie in den 80ern, wo eine solche Bewegung noch Zeit hatte zu reifen lässt man diesen Ideen heute gar nicht mehr, ehe sie kommerziell ausgeschlachtet werden. Darum ja auch mein Schluss, dass die Anti-Fashion-Idee leider gescheitert ist.
"Sowas kann doch nur Leuten einfallen, die in Assoziationsspielchen neben Hund, Katze und Maus auf "Hmm.... Schwingschleifer!" kommen, oder?" - Barlow