Mio hat geschrieben: ↑Donnerstag 6. August 2020, 18:35
Kann man übertrieben finden, das mag sein.
Naja. Manche Leute finden es vielleicht auch übertrieben, wenn man bei einem Date Wert auf grundlegende Körperhygiene legt.
Es ist allerdings schon so, dass man sich durchaus in vielerlei Hinsicht in andere Menschen hineinversetzen kann als Autor, wenn sie nicht dem eigenen Geschlecht entsprechen (jetzt nicht nur auf Mann-Frau bezogen).
Eben. Bücher über Kinder werden ja auch nicht von Kindern geschrieben.
Harry Potter ist da sowieso ein hervorragendes Beispiel - einerseits weil es wirklich so gut wie jeder kennt und gelesen hat, andererseits weil das so einen unglaublich weiten Kosmos von Figuren jeglicher Couleur abdeckt. Die Charaktere sind da wirklich sehr gut gezeichnet, und sie schaffen es, Emotionen beim Leser hervorzurufen. Ich wette es gibt niemanden, der Dolores Umbridge nicht aus tiefster Seele hasst.
Ist es mein Geschmack? Nein, überhaupt nicht - ich mache mir nicht viel aus Fantasy oder Coming-of-age-Geschichten, aber ich hab trotzdem alle Bände gelesen, einfach weil es handwerklich grundsolide geschrieben war. Spannend, unterhaltsam, adäquate Charakterentwicklung, Umgebung/Landschaften so gut beschrieben, dass man sich was drunter vorstellen konnte - nein, ich meckere nicht im geringsten. Es wird zwar nie in meinen persönlichen Top 10 auftauchen, aber ich respektiere die Arbeit der Autorin, ich respektiere die Fans und ich freue mich tierisch darüber, dass es so eine massive Lese-Welle ausgelöst hat.
Es mag hier durchaus sein, dass die Autorin sich mit einigen grundlegenden Fragen der Philosophie auseinandergesetzt hat und man da auch Denkanstöße haben kann.
Das ist bei den Potter-Büchern aber auch der Fall, nur wird es einem nicht so unter die Nase gerieben. Wieviel Freiheit verträgt ein Mensch/Hauself? Wird ein Mensch tatsächlich durch seine Taten bestimmt (Dumbledore, glaub ich)? Das sind ganz klassische philosophische Fragestellungen, aber so gut aufbereitet, dass man gar nicht mitbekommt, dass es sich tatsächlich um Philosophie handelt. Sozusagen von hinten durch die Brust ins Auge.
Ja, zugegeben, ich bin oft eine kritische Leserin. Das stimmt.
Naja, "kritisch" bedeutet ja nicht zwingend, dass man ständig über alles meckert, sondern dass man genug gelesen hat, um Bücher in einen größeren Kontext einzuordnen. Filmkritiker werden ja auch nicht dafür bezahlt, einfach nur zu sagen, dass sie einen Film scheiße finden.
Derzeit habe ich eine Leseflaute, als Kind schon habe ich viel gelesen
Flauten kommen vor. Gab und gibt auch bei mir immer mal wieder Phasen, in denen ich außer Fachliteratur gar nix lese. Aber ich denk die eigentliche Basis wird da eh in der Kindheit gelegt. Ist wie mit musikalischer Früherziehung und so.