Survivors of White Island Disaster.
Eine australische Reportage über die Opfer des Vulkanausbruchs auf
White Island im vergangenen Dezember.
Obwohl das geologische Institut Neuseelands eine verstärkte vulkanische Aktivität festgestellt und die Warnstufe erhöht hatte, wurden Touristen auf die Insel gebracht und beim nicht ganz unerwarteten Ausbruch getötet oder schwerst verletzt. Die Touristen wurden vor dem Betreten der Insel offenbar nicht über die erhöhte Warnstufe informiert. Wegen der Gefahr eines weiteren Ausbruchs flogen die offiziellen Rettungshelikopter erst Stunden später, nachdem die überlebenden Opfer von privaten Helfern mit Booten und Helikoptern schon gerettet worden waren -- und die anderen eben nicht mehr zu retten waren.
Ich muß ganz ehrlich gestehen, daß ich nun hin- und hergerissen bin. Einerseits weiß ich genug über Vulkane, daß ich nie im Leben auf die Idee käme, in den Krater eines aktiven Vulkans zu steigen -- ganz egal, welche Warnstufe gerade herrscht. Aber dann frage ich mich, woher die naturwissenschaftlich weniger gebildeten Touristen hätten wissen sollen, welches Risiko sie hier eingehen? Die Dokumentation greift genau diesen Punkt sehr deutlich und aggressiv auf: die Touristen wurden trotz des den Veranstaltern bekannten Risikos auf die Insel gebracht und hierbei selbst nicht über dieses Risiko informiert. Ein Skandal sondergleichen.
Andererseits wird dem Kommandanten der Rettungshelikopter vorgeworfen, nicht sofort Helikopter auf die Insel geschickt zu haben. Der Kommandant wußte ganz offensichtlich um das Risiko, hat im Gegensatz zu den Veranstaltern der Tour verantwortungsbewußt gehandelt, und wollte seine Leute eben nicht in die Todesgefahr eines gerade ausbrechenden Vulkans schicken. Während die Doku den Veranstaltern also grob unverantwortliches Handeln vorgeworfen wird, wird dem Kommandanten verantwortliches Handeln vorgeworfen.
Und das schmeckt mir nun gar nicht.
Wenn es unverantwortlich war, Touristen in den Krater eines aktiven Vulkan zu schicken, der jederzeit ausbrechen konnte, dann ist es genau so unverantwortlich, das mit Rettungskräften zu tun.
Insofern: mein Mitgefühl und Beileid für die Überlebenden. Und ich hoffe, daß die verantwortlichen Veranstalter der Tour juristisch zur Rechenschaft gezogen werden -- was unter nach Neuseeländischen Recht allerdings sehr schwer sein wird. Aber den Rettungskräften nun einen Strick draus drehen zu wollen, daß sie sich dann nicht sofort ebenfalls in Todesgefahr begeben haben, ist höchst unfair.