Wie geht ihr um, mit Corona, Covid-19

[Grauer Wolf]

Das Problem ist, daß hier in BaWü die Anzahl der gesundeten Patienten nicht gleichermaßen systematisch erfaßt wird wie die Anzahl der gestorbenen. Das heißt, ich weiß schlicht und ergreifend nicht, in welche Richtung ich die Geraden verschieben muß, um sie zur Deckung zu bringen. Wenn ich in meiner Darstellung eine Sterblichkeitsrate von 4.6% annehme, dann komme ich auf eine Zeitverschiebung zwischen den beiden Geraden von 19 Tagen -- was ziemlich gut zu den von Dir zitierten Zahlen passen würde.

Der Unterschied zwischen meiner und Deiner Betrachtungsweise liegt darin, daß Du Dir die Zahlen des jeweiligen Endresultates in Beziehung zueinander setzt, während ich die jeweilige Entwicklung dieser Zahlen in Beziehung setze. Unter dem Strich sollte bei beiden Betrachtungsweisen das selbe Resultat herauskommen -- was es ja auch tut, sobald ich weiß, in welche Richtung ich die Gerade verschieben darf und muß.

[abdurrazzaq]

Ich bin jetzt bis Ostern von der Arbeit freigestellt worden. Der Kollege muss nun doch nicht in Quarantäne, weil er keine Corona-Symptome zeigt und deshalb keinen Test bekommt. Wenn bei mir alles in Ordnung bleibt, darf ich am Dienstag nach Ostern wieder zur Arbeit kommen.

[Herbstlaubrascheln]

Bei uns hat sich nichts verändert - die Öffnungszeiten sind komplett gleich geblieben und wir arbeiten einfach weiter.
Der Mann einer Kollegin von mir hatte wohl auf der Arbeit mit jemandem Kontakt, dessen Vater ziemlich krank war bzw. immer noch ist - die meinte nun, sie würde nun nicht mehr zur Arbeit kommen dürfen etc.; das denke ich mal nicht. Da wird nichts dabei raus kommen.
Ansonsten hatte ich persönlich mit dem Ganze noch keinen Kontakt, muss ich sagen.

[BlackRose]

Uni ist zu und keiner weiß wie wir unsere Abschlussarbeiten ohne Labor machen sollen. Es wird fieberhaft versucht Vorlesungen im Online-Angebot anzubieten. Momentan mache ich mich nützlich und teste für das Gesundheitsamt Corona Patienten. Ansonsten bleib ich zuhause. Angst habe ich nicht. Selbst wenn ich mich anstecken würde, was angesichts Schutzkleidung eher unwahrscheinlich ist, habe ich laut Statistik wahrscheinlich keine schlimmen Folgen zu fürchten.
Ich bin eher genervt von den ganzen Maßnahmen, obwohl ich verstehe warum diese ergriffen werden. Daher versuche ich es hin zu nehmen und mich möglichst nützlich zu machen. Dadurch hänge ich auch nicht 24/7 ohne Tagesstruktur zuhause und kann mich vom grübeln abhalten. Ganz nach dem Prinzip: Leben in der Lage

[Grauer Wolf]

Keine Waschküche im Haus, in der Du Dein Home-Labor einrichten könntest? Ich bin hier ja schließlich auch im Home-Office....

Sich ganz schnell weg duckt, bevor da was aus dem Bildschirm geflogen kommt....

Nein, im Ernst: Ich beneide niemanden um den jetzt ausfallenden Unterricht, um die Vorlesungen, die Praktika, die Abschlußarbeiten und Prüfungen. Ich hoffe allerdings, daß da jetzt in der Gesell-, Wissen- und Wirtschaft wieder etwas mehr Lockerheit Einzug hält, was Lebensläufe betrifft. Das Leben verläuft von der Wiege bis ins Grab nicht immer optimal. Manchmal muß man Umwege nehmen Manchmal muß man sich erst einmal verlieren, bevor man sich selbst findet. Bisher wurde man zu schnell mit einem scheelen Blick ausgemustert, wenn der Lebenslauf nicht stromlinienförmig verlief.

[Soiled]

Die Zahlen sehen hier eigentlich schon ganz gut aus. R0 (bzw. R eff) seit drei Tagen unter 1 und so.

Das mit den Masken halte ich persönlich immer noch für eine eher mäßige Idee, insbesondere wenn ich sehe, wie das (anscheinend ungeschulte) Verkaufspersonal die verteilt. Hygienisch und auf Abstand geht anders, da nehm ich lieber meine eigenen, von denen weiß ich wenigstens, dass sie sehr, sehr sauber sind, und besser aussehend obendrein. Aber, nun ja, es ist wie es ist. Wenn dadurch die Leute nicht vergessen, dass wir hier grad ein bisschen in einem Ausnahmezustand leben, ist ja auch schon mal was erreicht.

Generell kommen mir die Menschen derzeit aber freundlicher und rücksichtsvoller vor. Hab ich auch schon von anderer Seite bestätigt bekommen. Also, bis auf die a) rücksichtslosen Trolle und b) verpetzenden Blockwarte. Die fallen zwar auf, sind aber eher selten.

Und den ganzen Museen/Orchestern usw. kann ich nur ein großes Kompliment machen. Die denken sich wirklich tolle Aktionen aus, damit man sich abends daheim nicht zu Tode fadisiert.

Hinzugefügt nach 58 Minuten 45 Sekunden:
Oh, und ab Karsamstag verkaufen die großen Lebensmittelhändler (Hofer/Aldi, Spar, Rewe usw.) hier keine Non-food Artikel mehr, außer Spielzeug. Hat zwar ein bisschen gedauert, aber immerhin haben sie eingesehen, dass sie grade auf dem Rücken der kleinen Einzelhändler unanständigen Gewinn einfahren.

Der ganz große Gewinner wird wohl Amazon sein (*spei*), aber ich finde die Geste trotzdem sehr solidarisch. Sie hätten es auch schon eher gemacht, wenn sich Spar nicht quergestellt hätte.

[Grauer Wolf]

In Deutsch-Südwest leider keine Änderungen in den Raten. Die Anzahl der bestätigten Infektionen verdoppelt sich nach wie vor alle 8.7 Tage, die Anzahl der Verstorbenen alle 4.15 Tage. Gute Nachrichten sehen anders aus...

[Soiled]

In Deutsch-Südwest leider keine Änderungen in den Raten. Die Anzahl der bestätigten Infektionen verdoppelt sich nach wie vor alle 8.7 Tage,

Wir sind im Schnitt jetzt schon bei 14 Tagen.

Ja, ok, Wien ist noch nicht so prickelnd, das ist natürlich eher doof. Aber das ist halt eine extrem dicht besiedelte Stadt, was willste machen.

[Grauer Wolf]

Das Problem ist halt, daß eine wachsende Anzahl Leute nach so langer Zeit nun schon über Lockerungen spekuliert. Dabei müßten die sozialen Daumenschrauben ganz offensichtlich noch einmal etwas fester angezogen werden. Und dieses Auseinanderklaffen zwischen Wahrnehmung und Zahlen könnte mittelfristig dann doch ziemlichen Ärger geben.

[Grauer Wolf]

Ich komme gerade von meinem wöchentlichen Einkauf bei Tante Edeka zurück. Bei Tageslicht und mit Vernunft betrachtet, hätte man denken können sollen, daß sich nun jeder deutsche Haushalt bis kommende Weihnachten mit Klopapier versorgt hat, und dementsprechend die eine oder andere Rolle wieder im Regal zu finden sein sollte. Schwerer Fall von Denkste! Alle Regale leer.

So langsam aber sicher kann ich mir das nur noch dadurch erklären, daß der deutsche Pfennigspalter und Geizkragen seinen Bedarf an Klopapier bisher dadurch gedeckt hat, daß er sich in dieser Sache und ohne dessen Wissen regelmäßig von seinem Arbeitgeber hat sponsern lassen. Nun da die Klopapierquelle beim Arbeitgeber für viele nicht mehr zugänglich ist, ist der deutsche Einzelhandel zum ersten Mal seit Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation mit dem tatsächlichen Klopapierumsatz deutscher Privathaushalte konfrontiert -- und diesem Bedarf somit hinten und vorne nicht gewachsen.

Nachdem Kirche und Gewerkschaften hier im Südwesten der Republik ja mit dem Weltuntergag gedroht hatten, falls die Geschäfte hier auch an den kommenden Feiertagen geöffnet haben dürfen sollten, wird der Weltuntergang halt einfach ein paar Tage vor den Feiertagen stattfinden, wenn sich die Leute vor den leeren Regalen ums letzte Blatt Klopapier prügeln. Daß man zur Schonung des Stammpersonals außerhalb der kanonischen Ladenöffnungszeiten auch Studenten und sonstig Arbeitslose an die Kasse setzen könnte -- auf die Idee kommt der deutsche Einzelhandel nicht. In anderen Ländern dieser Erde funktioniert das wunderprächtig. Und ja, ich überlege inzwischen ernsthaft, ob ich mich demnächst nicht wieder in eines dieser Länder absetzen sollte.

Es ist nicht die kapitalistische Marktwirtschaft, die hier gerade an allen Ecken und Enden versagt, sondern die Gesellschaft, die sich selbiger in den vergangenen 30 Jahren in vollständiger Hingebung unterworfen hat -- und hierbei in ihrem Denkvermögen und Sozialverhalten ganz offensichtlich ziemlichen Schaden genommen hat.