Huhu - ich hoffe das Thema gibt's noch nicht
Aber im Zuge der derzeitigen Entwicklungen möchte ich mal auf ein Thema eingehen, welches unserer Szene wahrscheinlich gut bekannt sein müsste: Vorurteile.
Klar, Vorurteile hat wahrscheinlich jeder - aber irgendwie hat sich das Gefühl in mir breit gemacht, dass es immer mehr Schubladen gibt, in die man gesteckt wird.
Gefühlt machen sich immer weniger Menschen die Mühe, die Hintergründe einer Person zu verstehen, die Gedanken einer Person genau zu erfassen. Ist wahrscheinlich einfacher. Wenn jemand erfährt, dass meine Eltern aus dem Osten kommen, werde ich immer schief von der Seite, auch von Freunden, angeguckt. Nein, nicht jeder Ossi wählt die AFD. Nein, nicht jeder Ossi ist ein Klimaleugner. Ja, ich kann FFF nicht gut finden und trotzdem gegen die derzeitige Klimapolitik sein. Ich kann schwarz gekleidet und trotzdem ein “guter“ Mensch sein. Gefühlt wird nur noch zwischen schwarz und weiß unterschieden. Warum? Klar, es gab schon immer Vorurteile, aber warum zur Hölle sind die Menschen so sehr auf ihre Schubladen fixiert? X.x Kommt es euch auch so vor oder liegt es an meiner gestörten Wahrnehmung? o.o
Also ich kann jetzt nur von meiner Perspektive reden, aber ich kann dir versichern Das ist nicht deine gestörte Wahrnehmung. Es ist heut zutage so, dass die Menschen vorurteile haben.
Ich hab selber damit Erfahrungen gemacht. Ich bin in der Anime, Manga und Videospiel Szene auch unterwegs und bekomme immer vorgeworfen: Die sind doch in diesen Heften und Serien ganze Zeit Freizügig und die Videospiele sind alle nur gewalttätig und verdummt die Menschen.
oder auch meine Freundin ist jungenhaft und wenig mädchenhaft, hat auch eher so ein jungenhaftes Aussehen und wird wegen ihrem jungenhaften Benehmen und Aussehen als Mannsweib in Ihrer Ortschaft gesehen.
Ich hab mich damit abgefunden und meine Freundin auch, selbst wenn es noch manchmal etwas stört, dass die Menschen sich Nichtmal auf andere Sachen einlassen sondern nur von Außen Ihr Fazit ziehen.
Aber ich glaube es liegt einfach daran, dass die Sachen die dem Menschen unbekannt sind immer von Ihnen skeptisch gesehen werden. So ist halt der Mensch, man kann ihn nicht verändern, aber deshalb hat man auch Freunde die zu einem stehen und dich so akzeptieren wie du bist. Jeder der deinen Lebensstil verändern will und dich zu etwas zwingen will ist meiner Meinung nach nicht so gut für dich, doch man muss unterscheiden zwischen dem zu etwas von einem Gezwungen werden und einer der dir vielleicht helfen will und dir Ratschläge gibt. (Doch das muss jeder selber wissen ob es für ihn ein Gezwungen werden ist oder ein Ratschlag). Genauso darf man niemanden zwingen der Vorurteile hat, seine Meinung zu ändern. Du kannst der Person vorschlagen ihn mal deine Perspektive zu zeigen und vielleicht ändert sich die Ansicht oder er bleibt dabei, das bleibt jedem Selbst überlassen.
Mein Tipp ist einfach mal den Personen deine Meinungen oder deinen Lebensstil zu zeigen und erklären, und zu schauen was passiert. Also sei einfach wie du bist und lass dich nicht verändern. es ist egal welche Nationalität, Glauben, Geschlecht, Aussehen, Sexualität, etc... Menschen haben immer Vorurteile.
Warum sind die Menschen so auf ihre Schubladen fokussiert? Weil es alles einfacher macht.
Wenn man jemanden in eine Schublade steckt, muss man sich nicht mit ihm befassen oder weiter über ihn nachdenken - das Puzzle fügt sich ganz wie von selbst. Dass Vorurteile oftmals nicht der Realität entsprechen, wird gern vergessen.
Es wäre anstrengend, sich damit zu beschäftigen, was wirklich hinter bestimmten Outfits oder Taten steckt. Meistens besteht kein gesteigertes Interesse, mögliche Irrtümer auszuräumen, weil man auf den ersten Blick nichts davon hat (solange es nicht eine Person ist, die man gerne mag und mit der man sich tatsächlich näher beschäftigen möchte).
Diskriminiert? Keine Ahnung - kriegt man ja meistens nicht mit. Klar, ein paar dumme Sprüche gab's ab und zu sicher, gern sowas wie "Du bist ja irgendwie gar keine richtige Deutsche" (als Kompliment gemeint, Piefkes sind hier nicht so wahnsinnig wohlgelitten), aber das ist ja nun echt kein Vergleich zu Alltagsrassismus usw.
Rin hat etwas angesprochen, was ich gar nich mal doof finde...
Ich nenn´s einfach mal Aufklärungsarbeit leisten.
Es wird nich auf alles und jeden umsetzbar sein, aber solange der Gegenüber offen ist, liegt es in der eigenen Hand, dessen Blickwinkel zu ändern. Nur weil man vll. gegen irgendwas oder wen ein Vorurteil hat, heißt das nich, dass man auch wie eine Glucke darauf sitzt. Meistens fehlt einfach nur Hintergrundwissen.
Es gibt natürlich auch die Sorte Mensch, die sofort auf stur stellt, wenn sie mit einem Vorurteil konfrontiert wird. Finde ich persönlich übertrieben und unreif, aber jeder wie er mag.
Ich würde auch nich sofort Vorurteile mit Diskriminierung in einen Topf werfen. Nur weil man etwas nicht versteht, kennt, doof findet oder in Frage stellt, heißt das nich, dass man per se Dagegen ist.
So als aller erstes möchte ich mal sagen, dass Schubladendenken die Welt besser macht, weil sie sie einfacher macht. Bei mir stecken alle Löwen in der Schublade "Gefährliches Raubtier" und das ist auch gut so. Und so stecken auch viele Menschen in bestimmten Schubladen. Und das ist ganz Praktisch, wie ich finde. Schubladen machen das kurze Einschätzen einer Person einfacher. Klar, es mag sein das es nette Zuhälter gibt, die auch noch tolle Gedichte schreiben und eigendlich ganz vernünftige Menschen sind. Es mag auch ganz vernünftige Neonazis geben, die Vegan leben und eigendlich wirklich auf Klimaschutz setzen. Aber, es ist einfach zu wenig Zeit da um sich mit anderen Menschen stundenlang auseinanderzusetzen um zu ergründen was das nun für Menschen sind. Also ist der Zuhälter nur ein klischeezuhälter und der Neonazi dumm. Meine Zeit die ich habe, um wirklich tief in einen Menschen zu sehen, nutze ich dann auch nur um tief in jene Menschen einzutauchen in die ich auch eintauchen will.
Aber es nagt natürlich am Ego jener Menschen mit denen man sich nicht genauer beschäfftig und die dann nur in Schubladen stecken. Weil wir alle wertgeschätzt werden wollen.
Wir wollen natürlich nicht nur nach unserem Äußeren beurteilt werden, weil wir auch innere Werte haben, und dennoch schmücken wir unser Äußeres so, dass wir in Schubladen passen. Und so wird aus unserer Suche nach "Gleichen" und Anerkennung als Menschen die mehr als nur aus Äußerllichkeiten bestehen wieder einfach nur Schubladenmenschen, eigendlich ein Teufelskreis.
Das war sehr gut veranschaulicht, BlackDog. Dem kann ich eigentlich nichts hinzufügen.
Manche passen aber so garnicht in Schubladen. Andere legen es aber geradezu darauf an, in Schubladen gesteckt zu werden. Jeder eben wie er will. Ich mag Kommoden mit vielen Schubladen.
"Vorurteile haben" oder Menschen in Schubladen zu stecken ist eine recht natürliche Sache; ich seh`das nicht all zu wild. Niemand will mir ernsthaft erzählen, dass er das nicht macht *lach*
Ein sehr lustiges Beispiel, gerade in solchen Foren, sind doch oft die Aussagen über Stinos *schulternzuck* Begegnen einem total oft, fast alle fällen da irgendwelche Urteile, haben vorgefasste Meinungen oder was auch immer...Das ist doch dann im Prinzip genau so wenig in Ordnung als anders herum, oder? *lach* Um mal ein ganz banales Beispiel zu nennen.
Abgesehen davon - manche Menschen mögen sich vielleicht gar nicht erst damit beschäftigen, was wo dahinter steckt. Ich gehöre da auch dazu, in manchen Dingen. Von mir aus kann jeder sein Ding machen, das ist mir vollkommen latte, aber bei manchen Dingen belasse ich es auch dabei und muss das gar nicht erst weiter erläutert kriegen. *schulternzuck* Genau so wenig erwarte ich, dass sich Menschen mit mir näher beschäftigen - die können ruhig ihre Vorurteile haben oder mich in irgendeine Schublade stecken (als jemand, der seit über 16 Jahren alleinerziehend ist und auch noch nicht so ganz ins Bild der hinter-niederbayrischen Dorfidylle passt, hab`ich damit so einige Erfahrungen), daran stoße ich mich nicht. Man muss kein Interesse an mir haben, man muss nichts hinterfragen und ich habe auch gar keinen großen Antrieb, mich jemand anderem zu erklären oder evtl. Irrtümer ausm Weg zu räumen. *schulternzuck*
Alles irgendwie menschlich, wenn Ihr mich fragt.
" Hab` keine Angst, bin nur ein Nachtgespenst
das keine Liebe kennt." (Untoten, "Grabsteinland")
Sowohl BlackDog, als auch Herbstlaubrascheln haben bei den Vorurteilen in meinen Augen absolut recht. Vorurteile bzw Schubladendenken ist ein natürlicher Prozess, der früher als der Mensch noch relativ jung war sogar oft überlebenswichtig war. Und dabei sind wir dann noch weit von Diskriminierungen entfernt. Ich denke dabei nicht nur an Wilde Tiere, sondern auch an fremde, vielleicht konkurierende Stämme. Ein Steinzeitmensch, der jedem anderen Menschen außerhalb seiner gewohnten Sippe mit offenen Armen entgegen lief hatte mitunter sicherlich eine recht kurze Lebenszeit. Binnen Sekunden musste dieser abwägen, ob es sich bei Begegnungen mit einem Stammesfremden um Freund oder Feind handelte und dabei halfen besagte Schubladen eben aus, um nicht gleich zu vertrauensvoll zu sein. Schließlich ist das gegenseitige Bestehlen, oder gar Morden (besonders in Zeiten der Not) keine Erfindung der Neuzeit.
Und ja, diese Instinkte haben halt bis heute überlebt, auch wenn sie uns in der modernen Welt oftmals unnötig, oder gar hinderlich erscheinen. Und wieder ja: Niemand von uns kann sich davon freisprechen nicht auch selbst von diesen Instinkten Gebrauch zu machen. In unserer Szenelandschaft kann man dies - wie Herbstlaubrascheln es bereits sagte - sehr gut am Beispiel Stino erleben. Ein anderes, für mich genauso gutes Beispiel wären die verschiedenen Strömungen der Szenelandschaft. Wer das nicht glaubt, dem empfehle ich mal die eigenen Reaktionen bei diversen Berichten zu Veranstaltungen wie dem WGT zu beobachten. Die wenigsten der dort zu Wort oder zu Bild kommenden Menschen dürften uns persönlich bekannt sein, aber trotzdem schaffen wir es binnen Sekunden diese in die entsprechenden Schubladen zu stopfen, so als wüssten wir ganz genau mit wem wir es da so zu tun haben. *lach*
Blöd wird es natürlich (aber auch da müssen wir uns alle an die eigene Nase fassen und aufpassen, dass es uns nicht in verschiedenen Situationen selbst passiert), wenn wir Menschen aus dieser vorab getätigten Sortierung nicht wieder herauslassen. Wenn wir unserem Gegenüber nicht einmal mehr die Chance geben unsere erstellte Schublade zu relativieren. Sinnbildlich gesprochen also eine Person X in die Schublade P stopfen, diese abschließen und den Schlüssel wegwerfen. Oder anders gesagt: Argumenten (selbst wenn diese in sich zunächst logisch erscheinen sollten) erst gar nicht mehr zulassen, weil man sich mit der Person aufgrund der zugeteilten Schublade nicht mehr befassen will. Da sind wir dann tatsächlich recht schnell bei der Diskriminierung angelangt.
"Sowas kann doch nur Leuten einfallen, die in Assoziationsspielchen neben Hund, Katze und Maus auf "Hmm.... Schwingschleifer!" kommen, oder?" - Barlow
