Disclaimer: Ich male das jetzt ganz fürchterlich schwarzweiß, folgende Sachen sind eine gnadenlose Übersimplifizierung. Es gibt wohl keinen Menschen, der *ausschließlich* aktiv oder passiv an der Szene teilnimmt.
Also fangen wir mal an: Die "aktive" Szene ist in meinen Augen die, die produziert, organisiert, teilt und Menschen zusammenbringt. Musiker gehören da ganz klar rein, DJs, Künstler, Fotografen etc., aber auch Menschen, die z.B. Musik von obskuren alten Bands hochladen oder ein Forum auf die Beine stellen.
Mit ein wenig gutem Willen kann man auch DIY-Leute da mit reinstecken. Und auch die, die ganz prosaische Sachen übernehmen, wie Beleuchtung auf Konzerten oder Flyer verteilen. Wenn es die nicht mehr gäbe sähe es traurig aus. Klar, nicht jeder Beleuchter ist jetzt zwingend Mitglied der Schwarzen Szene, aber bei kleineren, selbst organisierten Konzerten ist das recht häufig der Fall.
Die "passive" Szene konsumiert das, was die "aktive" Szene produziert oder produziert hat, ob das nun Inhalte oder Strukturen sind. Das hört sich jetzt erst einmal blöd an, ist es aber nicht unbedingt. Wenn das Publikum wegbleibt werden auch die kleinen Konzerte flöten gehen. Wenn keiner mehr CDs kauft werden Musiker vielleicht noch privat ein bisschen weitermachen, aber das war's dann auch schon. Beide Aspekte sind also nötig.
Aber: Wenn man nur und ausschließlich passiv konsumiert ist das in meinen Augen halt schon ein bisschen ... bequem. Man nutzt die Aktivität von anderen aus, quengelt, wenn es einem nicht passt, rührt aber selber keinen Finger, um was dran zu ändern.
Ha, guter Punkt. Ich greif das mal ohne den folgenden Nachsatz raus, um es auszunutzen.
Also, als ich zur "Szene" hinzugestoßen bin war ich definitiv schon düster veranlagt, keine Frage. Halt das übliche Zeug: Brutale Märchen geliebt, sehr in Richtung Kunst orientiert, Fledermäuse und Rotkehlchen beerdigt, andere Viecher eher seziert ... was man so als Kind halt macht. Oh, und einen Tendenz zum Snobismus hatte ich auch, was ja immer sehr passend und hilfreich ist.
Musiktechnisch kannte ich mich natürlich kaum aus, gab kein Internet so wie wir es heute kennen. Ich war, was Musik anging, vollkommen abhängig von anderen Leuten, die mir dann mal eine Kassette (ja, wirklich) in die Hand gedrückt haben, oder mich in Clubs mitgenommen. Mit Szenezeitschriften konnte ich damals genauso wenig anfangen wie heute, das war also eine Informationsquelle, die ich nie genutzt habe. Das ging alles, aber wirklich alles über andere Leute. Die haben mir einfach Optionen aufgezeigt, auf die ich nie von selbst gekommen wäre. Und, klar, natürlich hatte ich auch schon damals einen eigenen Kopf und hab nicht alles blind übernommen. Aber trotzdem, es hat mich geprägt, keine Frage. Ohne die damalige "Szene" wäre ich nicht die Person, die ich heute bin. Und ich wurde und werde immer noch von meinem Umfeld beeinflusst - hatte ja bereits an anderer Stelle erwähnt, dass ich es auf Wien schiebe, wenn ich mich mehr in die Klassik-Richtung entwickele. In Kleinkleckersdorf wäre das einfach nicht möglich! Aber in Kleinkleckersdorf würde ich es vermutlich auch nicht vermissen, eben weil ich es nicht kenne ...
Finde ich mich in der heutigen Szene immer und ständig wieder? Nein, ganz sicher nicht. Die ist ja nicht für mich gemacht, ich bin nicht das Zentrum der Welt. Aber ich finde noch genug in ihr, um mit den Leuten dort zu tun haben zu wollen.
Yep.
Manchmal ist es aber auch nur schlichter Respekt - wenn ich in eine Kirche geh und was schulterfreies anhabe binde ich mir ein Tuch drum und gut. Ist doch wohl das mindeste, was ich machen kann; das heißt doch noch lange nicht, dass ich mich da komplett verstelle oder anpasse.