Entwertet die Kritik am Kritiker dessen Kritik?

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Bloody Arthur

Entwertet die Kritik am Kritiker dessen Kritik?

Beitrag von Bloody Arthur »

Oder anders:
Wenn einer Wasser predigt und Wein trinkt ist das nicht schön, keine Frage...

...aber das ändert nichts an der Richtigkeit des Gepredigten
Ist das wirklich so? Ist es für den "Wert" der geäußerten Kritik von belangen wie man sich selbst verhält?

Ihr merkt schon, ich bin wegen @Schattenwurf und @Elric auf dieses Thema gekommen. Ich hoffe es ist ok das ich mich jetzt an diesen Aussagen "bediene".^^'
Ich finde das ist eine interessante Frage und es wäre schade das Freitagsdemo Thema damit zu überschwemmen....

Ich finde das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Ich finde man sollte schon zuerst schauen wie man sich selbst verhält bevor man etwas Kritisiert. Bzw. Sein eigenes Verhalten an die eigene Kritik anpassen. Sonst kann das schnell zur Heuchelei werden.

Andererseits kann man vieles ja nicht so einfach alleine ändern... und erkennen das etwas falsch läuft, dies äußern und damit absolut richtig liegen...

Generell ist das ja ein Thema das allgegenwertig relevant ist, in unserer Zeit. Zumindest sehe ich das so...
Die meisten Menschen sind gegen die Massentierhaltung, kaufen aber das billigste Fleisch... Viele sind für eine "Willkommens-Kultur" in der Flüchtlingsgeschichte und finden es unerträglich das Flüchtlinge erstmal in Turnhallen untergebracht werden (Beispiel) aber würden niemals zeitweise einen Flüchtling bei sich aufnehmen oder anderweitig helfen. Ich kenne Leute die nach Berlin gezogen sind und dort auf Anti-Gentrifizierungs-Demos gehen... Oder zu einem Klimaschutzseminar in ein anderes Land fliegen und danach in den Urlaub.... Ich halte das für Fragwürdig und sehe solche Tendenzen in einigen Bereichen auch bei mir...

Wie seht ihr das?

Man kann es auch auf ner viel persönlicheren Ebene diskutieren:
Wenn ich oftmals Respektlos gegenüber Leuten bin... und dann Kritik äußere, wenn ich selbst respektlos behandelt werde... Ist das gerechtfertigt? Muss man das trennen?

Dann gibts ja auch noch dieses doofe Adorno Zitat das mir ständig einfällt: "Der Autor ist Tot" ... Das würde ja ganz klar aussagen das geäußerte Kritik, wenn sie Hand und Fuß hat, richtig und relevant ist egal von wem sie kommt... Wie seht ihr das?

Auch in der Musikszene ist das ein Thema... Musik-Kritikern (ebenfalls Literatur etc.) wird gerne mal vorgeworfen, das sie doch kein Recht haben ein Album zu verreißen, wenn sie es selbst nicht besser machen können, weil sie kein Instrument spielen...
Das sehe ich z.B. nicht so, weil man auch das professionelle Kritisieren lernen kann und um die Qualität eines Albums abschätzen zu können, kein begnadeter Sänger sein muss....

Ja... ich finds interessant und würde mich über eure Meinung freuen...
blacksister´s ghost

Re: Entwertet die Kritik am Kritiker dessen Kritik?

Beitrag von blacksister´s ghost »

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Demon89
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Re: Entwertet die Kritik am Kritiker dessen Kritik?

Beitrag von Demon89 »

Meinst du mit "Kritik" eigentlich "Kritik" im ursprünglichen Sinne oder im heutigen umgangssprachlichen Sinne.
Ich vermute mal ersteres; weise aber dennoch darauf hin das in Diskussionen gut zu unterscheiden, wo es angebracht ist.



Entwertet die Kritik am Kritiker dessen Kritik?
Jaein.
Die "Kritik" (im umgangssprachlichen Sinne) am Kritiker entwertet nicht die Kritik, sondern den Kritiker selbst.
Das führt bei geringer gebildeten Leuten dazu, auf einen psychologischen Trick hereinzufallen, denn die Entwertung des Kritikers wird (unbegründeter weise) auf die Kritik übertragen.

Prinzipiell wird das ganze deswegen auch nicht in ordentlichen Diskussionen verwendet, in denen es um eine Erweiterung von Wissen oder die Findung eines Kompromisses (zwischen zwei unabhängigen Parteien) geht.
Als Trick findet es besonders in öffentlichen Diskussionen statt, wo es darum Dritte (ob Teilnehmer oder Publikum) auf die eigene Seite zu ziehen. Besonders, wenn man halt keine ordentlichen Argumente hat oder zu faul ist die Kritik erst mühsam zu entkräften, wird darauf gerne zurückgegriffen.

An sich wird damit halt auf die Genese, nicht auf die Geltung Bezug genommen. (Da hast du deinen Adorno-Bezug ;) )


Andererseits kann man vieles ja nicht so einfach alleine ändern... und erkennen das etwas falsch läuft, dies äußern und damit absolut richtig liegen...

Generell ist das ja ein Thema das allgegenwertig relevant ist, in unserer Zeit. Zumindest sehe ich das so...
Die meisten Menschen sind gegen die Massentierhaltung, kaufen aber das billigste Fleisch...
Das ist schon richtig, man kann vieles schlecht alleine ändern. Das wird dann aber ganz gerne mal als Ausrede genommen um die eigene Teilschuld komplett auf andere zu schieben.
Da wird dann halt (mitunter zurecht) gefordert, dass denn der Staat oder die Wirtschaft dieses oder jenes tun müssten.
Und dann? Forderung gestellt, Schuld abgeschoben und fertig.

Man sollte doch aber wenigstens auch gewillt sein, für seine Forderungen einzutreten.
Was ja noch viel schlimmer ist als Leute, die Forderungen an die Gesellschaft stellen, die sie selbst nicht einhalten, sind ja Leute, die erst dafür sind und dann aber auch gegen die Folgen ihrer eigenen Forderungen demonstrieren.


Man kann es auch auf ner viel persönlicheren Ebene diskutieren:
Wenn ich oftmals Respektlos gegenüber Leuten bin... und dann Kritik äußere, wenn ich selbst respektlos behandelt werde... Ist das gerechtfertigt? Muss man das trennen?
Ich glaube, da gibt es einige Unterschiede zum obigen Fall.
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Bloody Arthur

Re: Entwertet die Kritik am Kritiker dessen Kritik?

Beitrag von Bloody Arthur »

blacksister´s ghost hat geschrieben: Sonntag 31. März 2019, 18:26 Ansonsten versteh ich das so, dass es dir schlichtweg um persönliche Widersprüche geht.
Die erste Frage, die da bei mir aufkommt, kann eine Person denn überhaupt 100 Prozent frei von Widersprüchen sein?
Mir geht es ganz allgemein darum was man beachten muss wenn man Kritisiert bzw. was einer Kritik ihren wert verleit und ob das Verhalten des Kritikers ausschlaggebend für den "Wert" der Kritik ist...
Vll. habe ich auch mal wieder etwas zu wirr gedacht. xD

Ich Denke niemand, absolut niemand ist frei von Widersprüchen, ich jedenfalls ganz bestimmt nicht... und niemand den ich kenne...
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Phönix75
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Re: Entwertet die Kritik am Kritiker dessen Kritik?

Beitrag von Phönix75 »

Nein. Niemand ist frei von Widersprüchen. Da gebe ich dir recht. Allerdings finde ich, sollte dass auch für einen selbst überschaubar sein und aus rein psychologischen Gründen mich mit dem eigenen Widerspruch nicht zu weit aus dem Fenster hängen. Da rutscht man eben gern ab und fällt auf die Nase. Nur darum gehts.

Ich z.B. bin noch nie mit dem Flugzeug geflogen (aufs Maul schon) und hätte demnach eine gute CO2-Bilanz. Leider vermiese ich diese Bilanz, indem ich im Jahr ca. 18000 km mit dem Auto fahre. Den Unterschied macht jetzt nur aus, dass ich nicht zur Demo gegen den Klimawandel gehe. Dann wäre ich unglaubwürdig. Aber Widersprüche gibts bei mir auch. Klar.

Zum Thema Kritik ist mir eben nur aufgefallen, dass nur Kritik am Kritiker geäußert wurde, aber nicht an der Sache. Da spielen eben doch die persönlichen Dinge mit rein, weil einem der Kritiker nicht sympathisch ist. Das geht dann aber am Thema vorbei. Ich habe das auch gleich so geäußert, finde seine Worte aber dennoch (für mich) in Ordnung und hab das auch begründet. Also Kritik bzw. Wertung an der Sache.
Nichts ist so, wie es scheint.
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Demon89
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Re: Entwertet die Kritik am Kritiker dessen Kritik?

Beitrag von Demon89 »

Bloody Arthur hat geschrieben: Sonntag 31. März 2019, 18:37 Mir geht es ganz allgemein darum was man beachten muss wenn man Kritisiert bzw. was einer Kritik ihren wert verleit und ob das Verhalten des Kritikers ausschlaggebend für den "Wert" der Kritik ist...
Vll. habe ich auch mal wieder etwas zu wirr gedacht. xD
So auf Anhieb, was man beachten muss für gute Kritik (im ursprünglichen Sinne) (außer vlt. gegenüber Trollen):
- Respektvoller Umgang
- schlüssige Argumentation
- auf die Argumente des Gegenübers eingehen
- sachlich bleiben
- Annahmen begründen können

Dafür notwendig wäre schon eine gewisse Kenntnis über das zu Kritisierende.


Was einer Kritik (im ursprünglichen Sinne) ihren Wert verleiht: Ihr Zweck



Ob das Verhalten des Kritikers ausschlaggebend dafür ist: Jaein
Das Verhalten ist ausschlaggebend, wie seriös/glaubhaft die Kritik von anderen wahrgenommen wird. Auf die Kritik selber hat es keinen Einfluss.
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blacksister´s ghost

Re: Entwertet die Kritik am Kritiker dessen Kritik?

Beitrag von blacksister´s ghost »

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Soiled

Re: Entwertet die Kritik am Kritiker dessen Kritik?

Beitrag von Soiled »

Bloody Arthur hat geschrieben: Sonntag 31. März 2019, 17:27 Ist das wirklich so? Ist es für den "Wert" der geäußerten Kritik von belangen wie man sich selbst verhält?
Puuuuuh. Kommt extrem auf den Einzelfall an, würde ich sagen.

Aber immer nur sachbezogen zu diskutieren find ich ja eh fad. Mich stört es in den seltensten Fällen, wenn andere persönlich werden und an meinem Charakter rumkritteln, und umgekehrt müssen sie es auch aushalten. :lol:
Auch in der Musikszene ist das ein Thema... Musik-Kritikern (ebenfalls Literatur etc.) wird gerne mal vorgeworfen, das sie doch kein Recht haben ein Album zu verreißen, wenn sie es selbst nicht besser machen können, weil sie kein Instrument spielen...
Haha, ja. Bei sowas geht es ja nicht unbedingt zwingend um Bewertung im eigentlichen Sinne, eher um Einordnung in einen Kontext. Also, wie innovativ etwas ist, ob und in welchem Ausmaß bestehende technische Möglichkeiten genutzt wurden (Sorry, nur weil sich etwas reimt ist das in meinen Augen noch kein gutes Gedicht ...), ob es passend für die Zielgruppe ist etc. pp. Dafür muss man natürlich viele existierende Sachen kennen, aber selber künstlerisch aktiv werden? Nicht unbedingt.
Demon89 hat geschrieben: Sonntag 31. März 2019, 19:00 Dafür notwendig wäre schon eine gewisse Kenntnis über das zu Kritisierende.
Hmmmm...
Wenn man also sagt "Du hast doch keine Ahnung" - ist das schon Kritik am Kritiker? Im Prinzip ist das nur eine kondensierte Aussage im Sinne von "Du benutzt so viele Begriffe komplett falsch dass es sich in meinen Augen nicht lohnt, überhaupt auf Dich einzugehen."
Phönix75 hat geschrieben: Sonntag 31. März 2019, 18:58 Leider vermiese ich diese Bilanz, indem ich im Jahr ca. 18000 km mit dem Auto fahre.
Hinkendes Beispiel. Du wirst ja nicht aus Jux und Dollerei so viel Auto fahren.
Nehmen wir mal Amis. Die können gar nicht mit den Öffis fahren, weil die Infrastruktur bei denen unter aller Sau ist. Die sind also auf Autos angewiesen.
Auf Demos können sie trotzdem gehen, weil dadurch eventuell (also, sehr, sehr eventuell - in Wirklichkeit eher unwahrscheinlich) bewirkt werden kann, dass mal jemand sowas wie ein erträgliches Busnetz überhaupt einführt. Wie gesagt, das nur als Illustration.
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Demon89
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Re: Entwertet die Kritik am Kritiker dessen Kritik?

Beitrag von Demon89 »

Soiled hat geschrieben: Sonntag 31. März 2019, 20:11 Wenn man also sagt "Du hast doch keine Ahnung" - ist das schon Kritik am Kritiker? Im Prinzip ist das nur eine kondensierte Aussage im Sinne von "Du benutzt so viele Begriffe komplett falsch dass es sich in meinen Augen nicht lohnt, überhaupt auf Dich einzugehen."
Der Unterschied zwischen Kritik und Kritik ist mitunter sehr schwer zu erkennen ;)
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Schattenwurf
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Re: Entwertet die Kritik am Kritiker dessen Kritik?

Beitrag von Schattenwurf »

Man kann Begriffe nicht falsch benutzen.
Sonst sind wir bei "Wer definiert, regiert."
und der Tyrannei der Masse.

Wenn das eigene Weltbild zu weit ab vom dem Schreibenden ist, dann muss man halt um Definitionen bitten. Oder halt damit leben nichts zu verstehen.
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small minds discuss people.