Wie kam die viktorianische Mode in die Szene?

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blacksister´s ghost

Re: Wie kam die viktorianische Mode in die Szene?

Beitrag von blacksister´s ghost »

Graphiel hat geschrieben: Samstag 7. Dezember 2019, 20:24

Wenn Leute freie Klamottenwahl haben.... Das ist der springende Punkt: Die Wahl haben aber nicht alle Leute in ihrem Beruf. Oder willst du jetzt jedem Grufti im Handwerk oder im direkten Kundenkontakt (beispielsweise im Einzelhandel) abverlangen, ihre Jobs zu kündigen, damit sie nicht mehr im Blaumann, im Pflegerkittel, der Uniform, oder dem Supermarkthemd herumlaufen, weil Stinolike und so?

Ähm...echt jetzt?!
Ich schrieb nich ohne Grund, wenn man freie Kleiderwahl hat.
Von Berufsbekleidung war gar keine Rede. Warum auch? Vorgeschriebene Arbeitsklamotten sind für mich gar kein Diskusionsgrund. Mir is tatsächlich klar, dass man daran nix ändern kann. Selbst ich trag auf Arbeit nen Arbeitsshirt. :roll:



Keine Ahnung warum mir hier immer wieder die Worte im Mund umgedreht werden, aber langsam pisst es mich an.
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Schattenwurf
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Re: Wie kam die viktorianische Mode in die Szene?

Beitrag von Schattenwurf »

Elric hat geschrieben: Samstag 7. Dezember 2019, 14:48 ...zum anderen finde ich es absolut in Ordnung, die ganz überwiegend selbstgewählte, an Blödheit grenzende Unbildung der deutschen Massen auch als solche zu benennen.
Ich kann dir versichern, dass das völlig in Ordnung geht.
Man macht sich aber keine Freunde, wenn man den Pseudogebildeten, mit einer schnellen logischen Argumentfolge,
deren eigene Dummheiten vor Augen führt. :>

Auch müssten wir mal darüber reden, was wohl "Bildung" in einer Welt inflationär vorliegenden Wissens bedeutet.
Jeder kann googeln ... immer mehr Papers gibt es nicht nur bei Elsevier, sondern frei zugänglich ...
immer offensichtlicher wird, dass Leute nicht wissen einen P-Wert einzuschätzen (gerade oft die, welche sich für gebildet halten)
immer offensichtlicher wird, das man Bullshit-Papers, die aus "Mein Kampf" zitieren, durch das Peerreview in Genderverlage bekommt
immer offensichtlicher wird, das der ganze akademischer Klüngel ein ganz schon korrupter Haufen ist.

Um mal zum Thema Mode zurück zu kommen. Es ist halt Mode.
Niemand käme auf die Idee, jemanden der Hosen mit Schlag anzieht,
vorzuwerfen das er ja kein Zimmermann sei, und sich nicht mit der Zimmerei auskenne.
Aber genau auf dem Niveau bewegt sich das hier stellenweise.

Mode ist einfach schön. In den Augen von dem, der sie trägt.
Das ist doch wirklich nicht schwierig, oder?

Und Mode wird immer aus der Popkultur geboren.
Auch/Gerade eine Subkultur bezieht sich immer auf die herrschende Popkultur,
und besteht nur durch und wegen dieser. Sie ist als Gegenentwurf gedacht, kopiert aber fleißig was ihr gefällt.
Oder anders gesagt, auch ein Petruskreuz ist christlichen Ursprungs. ;)
Great minds discuss ideas;
average minds discuss events;
small minds discuss people.
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Re: Wie kam die viktorianische Mode in die Szene?

Beitrag von Bloody Arthur »

Heimfinderin hat geschrieben: Samstag 7. Dezember 2019, 20:15 Oder ist es den meisten egal und sie kommen wegen der Musik? Oder kommt es darauf an, wer spielt und entsprechend ändert sich auch das Publikum?
Also, in Dresden kommt es definitiv darauf an wer spielt... Es gibt diese Konzerte wo das Publikum ganz klar aus eindeutigen "EBM´s" besteht... oder bei Oldschooligen Sachen ist es meist eine Mischung aus (leider sehr wenigen) klassischen Goth´s, Batcavern usw. und überwiegend, älteren "alternativen" Leuten... die jetzt gar nicht so einer Szene zu zuordnen sind...
Und bei den Momentan angesagten Szenebands.... eher schlicht Schwarz, Merch usw.... und in den Stilen etwas gemischt...
Das ist mein Eindruck von Dresden...

Leipzig z.B. ist da aber viel extrovertierter... Berlin eher mehr Oldschool... das ist zumindest so mein Eindruck, dass es da ziemlich große Unterschiede zwischen den Szenen gibt...
blacksister´s ghost hat geschrieben: Samstag 7. Dezember 2019, 20:35 Keine Ahnung warum mir hier immer wieder die Worte im Mund umgedreht werden, aber langsam pisst es mich an.
Ich denke, bei geschriebenen Unterhaltungen kann es einfach schnell zu Missverständnissen kommen... Gerade bei verschiedenen, persönlichen Ausdrucksweisen. Da hilfts nur ein kühlen Kopf zu bewahren und noch mal nach zu haken, denk ich. :mrgreen:
Soiled

Re: Wie kam die viktorianische Mode in die Szene?

Beitrag von Soiled »

Heimfinderin hat geschrieben: Samstag 7. Dezember 2019, 20:15 Oder kommt es darauf an, wer spielt und entsprechend ändert sich auch das Publikum?
Ja, würd ich so sagen.
Bei vielen neueren Postpunk/Shoegaze-Konzerten ist es eher gemischt. Die Leute sehen zwar schon "alternativer" aus, aber eher casual - nix Mittelalter, nix Fetisch, nix Oldschool. Eine Handvoll wirken schon gruftiger, aber die sind nicht in der Mehrzahl.
Bei elektronischen Sachen (die ja eher tanzbetont sind) sieht man imho mehr Haut als sonst, eben weil es einem so schnell warm wird. Gilt sowohl für Männer als auch für Frauen.
Bei NDH-Konzerten sehen die Leute eher nach Metal aus als gruftig. Hier haben vor einer Weile Rammstein zwei Konzerte gegeben, mit jeweils über 50.000 Besuchern - die Stadt war voll mit Cargo-Hosen und Band-T-Shirts.
Als ich vor einer Weile auf einem Konzert von Ben Bloodygrave war war dagegen die Pikes-Dichte extrem hoch (und die Frisuren auch).
Und bei einem hiesigen regelmäßigen größeren Event mit drei Floors (Klassiker, Elektro und Mittelalter) hat man im Prinzip das WGT in klein, mit allem von Uniformen bis schwarzen Torten.

Aber ich kann da halt nur von der hiesigen Gegend sprechen, woanders sieht das möglicherweise schon wieder ganz anders aus.
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Re: Wie kam die viktorianische Mode in die Szene?

Beitrag von blacksister´s ghost »

Bloody Arthur hat geschrieben: Samstag 7. Dezember 2019, 20:54
blacksister´s ghost hat geschrieben: Samstag 7. Dezember 2019, 20:35 Keine Ahnung warum mir hier immer wieder die Worte im Mund umgedreht werden, aber langsam pisst es mich an.
Ich denke, bei geschriebenen Unterhaltungen kann es einfach schnell zu Missverständnissen kommen... Gerade bei verschiedenen, persönlichen Ausdrucksweisen. Da hilfts nur ein kühlen Kopf zu bewahren und noch mal nach zu haken, denk ich. :mrgreen:
Nee, bei sowas offentsichtlichen brauch ich nich nachhaken.
Weitere offene Worte spare ich mir jetzt lieber.
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Graphiel
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Re: Wie kam die viktorianische Mode in die Szene?

Beitrag von Graphiel »

blacksister´s ghost hat geschrieben: Samstag 7. Dezember 2019, 20:35 Ähm...echt jetzt?!
Ich schrieb nich ohne Grund, wenn man freie Kleiderwahl hat.
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Keine Ahnung warum mir hier immer wieder die Worte im Mund umgedreht werden, aber langsam pisst es mich an.
Das kam bei mir tatsächlich falsch an. Mein Fehler :)
"Sowas kann doch nur Leuten einfallen, die in Assoziationsspielchen neben Hund, Katze und Maus auf "Hmm.... Schwingschleifer!" kommen, oder?" - Barlow
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Re: Wie kam die viktorianische Mode in die Szene?

Beitrag von Soiled »

Seelenstein hat geschrieben: Samstag 7. Dezember 2019, 17:53 Woher das jetzt kommt ist mir schnurz , wahrscheinlich hat irgendwer irgendwann mal gedacht "Oh, ich interessiere mich für Live-Rollenspiel, auch für das viktorianische Zeitalter, kann man schicke Sachen draus machen..."
Dann andere so "Oh sieht toll aus, will ich auch haben...."
Und irgendwann hat es sich verbreitet....
Um nochmal darauf einzugehen: Die Frage ist eben, WER sich das WANN als erstes gedacht hat und WIE sich das verbreitet hat. Mode ist eigentlich immer Ausdruck von darunterliegenden gesellschaftlichen/geistigen Phänomenen. Nimm meinetwegen die Werther-Tracht, basierend auf dem Buch "Die Leiden des jungen Werthers" von olle Goethe. Klassischer Sturm und Drang, wenn man so will kann man sagen, dass das die Punkrock-Uniform von damals war. Wäre nie so erfolgreich geworden wenn die (jungen) Leute damals sich nicht mit dieser Figur identifiziert hätten.

Anderes Beispiel: Der berühmte Schillerkragen. Komplett schlampig, ungepflegt (jedenfalls für damalige Verhältnisse), was seinem Ruf als "Rebell" natürlich vollkommen entsprach. Sehr viel Selbstinszenierung ist da dabei. Und die Leute fanden das natürlich klasse - selber waren sie wohl eher weniger Rebellen, aber sie wollten sich natürlich wie einer anziehen. Und natürlich war er nicht der erste, der sich so zerrupft hat portraitieren lassen, aber er hat das Konzept populär gemacht, weil er nun mal ein Superstar war.

Wenn heute jemand heute sowas anzieht ist der ganze rebellische Aspekt natürlich längst in Vergessenheit geraten und man sieht es als "poetisch" oder so was in der Richtung, oder auch "schick" (was natürlich im vollständigen Widerspruch zum ursprünglichen Konzept ist) oder gar - Gott behüte - "viktorianisch". Und ich hab da ja auch nix dagegen! Sachen verselbständigen sich eben und ändern die Bedeutung, das ist der Lauf der Welt. Ich renn jetzt nicht durch die Gegend und beklage, dass Leute mit Schillerkragen sicher kaum Schiller gelesen haben. So wie ich auch nicht durch die Gegend renne und beklage, dass Leute mit Joy-Division-Shirt sicherlich nie Joy Division gehört haben. :lol:
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Re: Wie kam die viktorianische Mode in die Szene?

Beitrag von Graphiel »

Soiled hat geschrieben: Sonntag 8. Dezember 2019, 09:36Und ich hab da ja auch nix dagegen! Sachen verselbständigen sich eben und ändern die Bedeutung, das ist der Lauf der Welt. Ich renn jetzt nicht durch die Gegend und beklage, dass Leute mit Schillerkragen sicher kaum Schiller gelesen haben. So wie ich auch nicht durch die Gegend renne und beklage, dass Leute mit Joy-Division-Shirt sicherlich nie Joy Division gehört haben. :lol:
Wobei ich in letzter Zeit schon auch Stimmen gehört habe, die sich ihrer Identität beraubt fühlen, wenn Leute (um bei deinem Beispiel zu bleiben) mit Joy-Division Shirts und DocMartens herumlaufen, die beides lediglich für hübsche Kleidung ansehen. Ich denke es ist daher auch wirklich immer ein wenig die Frage wie man als außenstehender Betrachter mit der modischen Verfremdung umgeht. Wobei ich da deine Einstellung schon für sinnig halte. Solange man für sich selbst noch die Bedeutung bewahrt sollte man das vielleicht einfach ignorieren. Ändern kann es von uns eh niemand. ;)
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Re: Wie kam die viktorianische Mode in die Szene?

Beitrag von blacksister´s ghost »

Soiled hat geschrieben: Sonntag 8. Dezember 2019, 09:36 So wie ich auch nicht durch die Gegend renne und beklage, dass Leute mit Joy-Division-Shirt sicherlich nie Joy Division gehört haben. :lol:
Wobei sowas schon irgendwie strange is.
Ich mein, ich persönlich werde nie verstehen warum man sich an ein Shirt einer Band kauft, die man vll. weder kennt noch hört. Persönlich würde ich auch nie auf den Gedanken kommen so zu handeln.
Und bevor jetzt einer aufschreit, dass es doch deren Sache ist, ja natürlich...is es, deswegen darf ich´s aber trotzdem seltsam finden und mit leicht gerümpfter Nase beäugen.

Dieses Phänomen betrifft ja auch nich nur Joy Division, sondern auch andere Bands.
Wäre natürlich mal interesant herauszufinden, warum die Stinoläden ausgerechnet das alles als hip und angesagt verkaufen. In Prinzip sin´s ja in dem Sinne keine Bands von "heute". Die Zielgruppe für sowas müßte eigentlich eine ganz andere sein.
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Re: Wie kam die viktorianische Mode in die Szene?

Beitrag von Bloody Arthur »

Graphiel hat geschrieben: Sonntag 8. Dezember 2019, 10:32 wenn Leute (um bei deinem Beispiel zu bleiben) mit Joy-Division Shirts und DocMartens herumlaufen, die beides lediglich für hübsche Kleidung ansehen.
Soiled hat geschrieben: Sonntag 8. Dezember 2019, 09:36 dass Leute mit Joy-Division-Shirt sicherlich nie Joy Division gehört haben.
Also ich muss gestehen... sowas regt mich dann doch wieder extrem auf.... *schnaub*