Gemeinsamkeiten mit der 2000er Emo Szene

Alles über Gothic und die Schwarze Szene.
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Herbstlaubrascheln
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Re: Gemeinsamkeiten mit der 2000er Emo Szene

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Mich hat das Ganze einfach eher an Comic erinnert, weniger an "die Welt ist schlecht und unfair", aber vielleicht habe ich da auch einfach eine andere Wahrnehmung. Für mich war eine bestimmte Art von Frisur halt sehr typisch Emo; und das hat mich oft grob an Japan-Style erinnert. Irgendwelche Sternchen oder Kirschen als Schmuck oder Ohrringe oder Aufnäher, Ringelstrümpfe, Ringel-Pullis...All sowas halt. Der ganze Style an sich war halt auch sehr Teenie, ich glaube, ich habe niemals einen Emo gesehen, der älter als 20 oder so war. Kann natürlich auch Ausnahmen geben, aber es war halt einfach mein Eindruck. Man hat so ein bisschen aus verschiedenen Ecken geklaut und da draus halt einen Mix gemacht.
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Graphiel
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Re: Gemeinsamkeiten mit der 2000er Emo Szene

Beitrag von Graphiel »

Phönix75 hat geschrieben: Dienstag 6. September 2022, 20:45 Ich wußte auch garnicht, dass man dauerhaft in schwarz gekleidete Leutchens in der Emo-Szene zu verorten hat oder kann. Dann müssten das mittlerweile schon ganz schön viele sein, da schwarz ja eine Mode-"Farbe" ist. ;)
Es ist sicherlich auch nicht die schwarze Kleidung alleine. Meinen wenigen Erfahrungen nach ist es eher eine Kombination aus schwarzer, oft auffällliger Kleidung, Makeup (z. B. großzügig verwendeter Kajal) und eine oft eher introvertierte Verhaltensweise, die hier als Überschneidungspunkte zwischen Gothics und Emo wahrgenommen und fehlinterpretiert werden.

In einigen Fällen trifft das dann auf eine abwehrende Reaktion des betitelten Schwarzkittels und du hast alle Komponenten zusammen, die der meist pubertierende Döspaddel mit Spaß an Provokation benötigt um den geneigten Schwarzkittel auf die Palme zu bringen. Den Rest erledigen Halbwissen (irgendwann mal 2 Minuten nach dem Wort Emo in der Bildersuche gegoogelt) und eine ordentliche Portion Desinteresse.

Wie du in meinen Augen aber ganz richtig schreibst ist das eher Kindergartenkram und somit eigentlich kaum einer tieferen Analyse wert.
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Durante
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Re: Gemeinsamkeiten mit der 2000er Emo Szene

Beitrag von Durante »

Da mir gestern wieder ein paar Teenager "Emo!" und "Emo-Power!" hinterhergerufen haben (natürlich erst als sie dann in sicherer Entfernung waren, man kennt das ja :lol: ), drängten sich einem etwas verwunderten Durante ein paar Fragen auf... ;)
"Emos" waren ja eine sehr kurzlebige, eher in Städten zu findende Teen-Subkultur der 2000er (ich selbst habe in der Realität kaum welche gesehn, ganz selten mal in München oder Salzburg). Verglichen mit Gothic, Punk oder Metal ein totales Strohfeuer.
Also warum kannte jeder diesen Begriff?
Warum wurde ich in den 2000ern teils (von Jüngeren und Gleichaltrigen zumindest) öfter als "scheiß Emo" beschimpft als als Satanist oder "scheiß Grufti"?
Und warum kennen selbst Teenager geute noch den Begriff, obwohl es Emos seit über 10 Jahren nicht mehr gibt?
Warum hat dieses subkulturelle Strohfeuer einen solch bleibenden Eindruck hinterlassen?
Warum hat sich dieses Wort so eingebrannt...?
Ich versteh es nicht wirklich (auch wenn z.B. damals auch online viel über Emos (in den Augen von Stinos wsl. "dankbare Opfer") gelästert wurde, das dürften jüngere ja nicht wissen).
Irgendjemand eine Idee?
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SchwarzPoet
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Re: Gemeinsamkeiten mit der 2000er Emo Szene

Beitrag von SchwarzPoet »

Hmmm, vielleicht ja Social Media, ... Da hat irgend ein Nerd zu tief in den Schattenseiten des Internets gegraben (-Bild-schämender Weise) und hat sich gedacht, sowas muss ich an meine Nerdkumpel weiterschicken, damit die sich auch mal cool fühlen dürfen und einen Blick auf die andere Seite der Mobbingmedaille erhaschen. Ist nur so eine Vermutung. Oder irgendjemand hat eines der Videos von Carsta gefunden, in dem sie Emos parodiert. :D
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Herbstlaubrascheln
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Re: Gemeinsamkeiten mit der 2000er Emo Szene

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Ich glaube, dass diese Generation, die einem heute da ganz gerne mal noch was hinterher ruft, mit dem Wort "Grufti" einfach nicht mehr so sonderlich viel verbinden (können) - wenn wir mal ganz ehrlich sind: Die Zeiten, in denen die Gothic-Szene in aller Munde war, liegen in etwa 25- 30 Jahre zurück. Wenn man mal in alten TV-Berichten stöbert (heute natürlich kein Standard mehr, um sich von irgendwas ein Bild zu machen - Anfang der 90er Jahre sah das halt doch anders aus; wesentlich mehr Leute haben sich angeschaut, was in der Glotze lief), sieht man da sehr schnell, womit schwarz damals gerne in Verbindung gebracht wurde; wohlgemerkt halt auch für die breite Masse: Mit Satanismus, mit irgendwelchem rituellem Kram, mit Todessehnsucht, mit komplett schwarz verhangenen Zimmern und Jugendlichen, die dort im Kerzenlicht beisammen saßen und ein umgedrehtes Kreuz an der Wand hängen hatten *lacht* - sprich, da war das Ganze eben irgendwie präsenter.
Mit "Grufti" oder "Gothic" kann beispielsweise die Generation von meinem Sohn so gut wie gar nix mehr anfangen.
Was aber trotzdem nicht wirklich erklärt, warum diese Bewegung für so viel Wind gesorgt hat und auch heute noch relativ "geläufig" ist, obwohl sie gar nicht mehr existiert.

Sprich, abgesehen von dunklen Klamotten, viel Kajal und diversem Körperschmuck könnte die wohl größte Gemeinsamkeit wohl eben solche Situationen sein, wie Durante sie beschrieben hat - dass man eben den Eindruck macht, ein evtl. ganz dankbares Opfer zu sein ;) Tatsächlich habe ich keinerlei Plan, welche Musik von den Leuten damals hauptsächlich gehört wurde oder ob da überhaupt Musik ein tragender Pfeiler war. Deswegen kann ich da recht wenig dazu sagen.
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Durante
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Re: Gemeinsamkeiten mit der 2000er Emo Szene

Beitrag von Durante »

SchwarzPoet hat geschrieben: Montag 31. Oktober 2022, 12:15Hmmm, vielleicht ja Social Media, ... Da hat irgend ein Nerd zu tief in den Schattenseiten des Internets gegraben (-Bild-schämender Weise) und hat sich gedacht, sowas muss ich an meine Nerdkumpel weiterschicken, damit die sich auch mal cool fühlen dürfen und einen Blick auf die andere Seite der Mobbingmedaille erhaschen. Ist nur so eine Vermutung.
Hm, also (erkennbare) Nerds waren unter den Pöblern die mir so begegnet sind eigentlich nie (bin ja selbst irgendwie auch Nerd), das war eher so "Typ Fußballfan" oder "Typ Hopper"... ;)
Herbstlaubrascheln hat geschrieben: Dienstag 1. November 2022, 09:30 Ich glaube, dass diese Generation, die einem heute da ganz gerne mal noch was hinterher ruft, mit dem Wort "Grufti" einfach nicht mehr so sonderlich viel verbinden (können) - wenn wir mal ganz ehrlich sind: Die Zeiten, in denen die Gothic-Szene in aller Munde war, liegen in etwa 25- 30 Jahre zurück.
Naja, gaaaaanz so alt/lange out sind wir jetzt auch noch nicht... :mrgreen:
In den kompletten 2000ern war Gothic auch noch recht präsent würd ich sagen (im deutschen Fernsehen genauso wie in deutschen Klassenzimmern).
Herbstlaubrascheln hat geschrieben: Dienstag 1. November 2022, 09:30 Mit "Grufti" oder "Gothic" kann beispielsweise die Generation von meinem Sohn so gut wie gar nix mehr anfangen.
Das schockiert mich jetzt etwas :o - Der Begriff "Gothic" (hier ganz bewusst in Anführungszeichen) ist doch allgemein als "Mode-Etikett" und auch in der Social Media-Blase (in Form von "schwarzen" Youtubern, Gothic-Instagram-Models, usw.) auch heute noch präsent?

Aber unabhängig davon, das "Emo"-Rätsel ist noch nicht gelöst... *grübel*
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Re: Gemeinsamkeiten mit der 2000er Emo Szene

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

@Durante
Ich meinte auch gar nicht, dass wir schon soooo lange out sind *lacht* Ich meinte, dass zu der von mir erwähnten Zeit die meisten "negativen" Schlagzeilen die Runde machten, was die schwarze Szene anging. Später wurde der allgemeine Ton in Richtung Gothic-Szene dann doch etwas neutraler.
Gut, vielleicht habe ich das auch etwas eigenartig formuliert, als ich sagte, man könne mit dem "Begriff Gothic" heute nicht mehr großartig etwas anfangen - mit dem Begriff sicherlich schon, eben aus den von Dir genannten Gründen; aber darüber hinaus können da nur die aller wenigsten damit tatsächlich etwas anfangen - also im Sinne von, sich etwas darunter vorstellen. Ich bin ja aus beruflichen Gründen recht viel in Kontakt mit jüngeren Leuten - erfahrungsgemäß ordnen die das schon recht schnell in "irgendwie alternativ" ein *lacht* Wobei da das Thema Subkulturen auch nicht mehr so präsent ist wie früher in meiner Jugend, beispielsweise. Da ist einem das viel öfter begegnet, dass man sofort gesehen hatte "ah ja, der gehört da und da hin" oder "der hört dies und jenes" oder "der geht in diesen und jenen Club" ;) Heute ist das alles etwas einheitlicher. Zumindest nehme ich in meiner Umgebung so wahr.

Aber: Das Rätsel ist immer noch nicht gelöst. *lacht*
Zuletzt geändert von Herbstlaubrascheln am Dienstag 1. November 2022, 20:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Gemeinsamkeiten mit der 2000er Emo Szene

Beitrag von Durante »

@Herbstlaubrascheln
Achso, ok dann hab ich dich da komplett falsch verstanden, sorry. :)
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Re: Gemeinsamkeiten mit der 2000er Emo Szene

Beitrag von Phönix75 »

Das so ab den 2000ern "Gothic" und alles Schwarze nicht mehr als so negativ angesehen wurde, liegt wohl daran, dass die Industrie und Modeszene schwarz als Farbe salonfähig gemacht hatte. Sprich, es wurde in guter kapitalistischer Manier ausgeschlachtet. Daran konnte man dann auch sehen, dass an den vielen bösen Gerüchten davor, dass "Gothics" gleich Satanisten und alles erdenklich andere böse sind, nichts oder sagen wir mal so, sehr wenig dran war und es bis zu dem Zeitpunkt eigentlich nur deshalb so negativ dargestellt wurde, weil es für die meisten Menschen etwas befremdliches war. Aber seit schwarz fast jeder trägt und einige Stilprägungen sich in der Gesellschaft breit gemacht haben, ist es eben was völlig normales. Ehrlich gesagt, fand ich die Zeit, bevor schwarz Mode wurde viel schöner. Man konnte die Leute auf Abstand halten, die man sowieso nicht mochte und ich fand das Gerede eher amüsant, als dass ich dem große Bedeutung beigemessen hätte. Tja, der Zug ist abgefahren. Jede noch so kleine Nische wird gewinnbringend ausgeschlachtet und das war in der Gothicszene auch nicht anders. Keine Ahnung, ob man das hätte irgendwie verhindern können. Jetzt ist schwarz Mainstream.
Nichts ist so, wie es scheint.
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Durante
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Re: Gemeinsamkeiten mit der 2000er Emo Szene

Beitrag von Durante »

Phönix75 hat geschrieben: Mittwoch 2. November 2022, 06:05 es wurde in guter kapitalistischer Manier ausgeschlachtet.
Ja... Der Kapitalismus (bzw. die Menschen die seiner völlig erlegen sind) verdirbt mittel- bis langfristig alles mit dem er in Berührung kommt. Nicht nur Kunst oder potentiell subversive Jugendkulturen o.ä., einfach alles - Siehe z.B. Bitcoin bzw. Kryptowährungen allgemein: Ursprünglich ein technisch interessantes Konzept, Pseudonymität, etwas das theoretisch irgendwann Banken hätte überflüssig machen können... jetzt nur noch ein reines Spekulationsobjekt (Stromverschwendung inklusive). Völlig nutzlos, gesellschaftliche Relevanz und politisches Potential jetzt = NULL. :roll:
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