Was ist ein Carnival Goth?

Alles über Gothic und die Schwarze Szene.
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Eddie Winkler
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Was ist ein Carnival Goth?

Beitrag von Eddie Winkler »

Guten Tag werte Geschöpfe der Nacht,
Wer mich kennt, wird wissen, dass ich ein „Carnival Goth“ oder „Dark Circus Freak“ bin. Aber was genau ist das?
Wie einige der „Goth Stereotypen“ ist auch diese Gruppe eher der allgemeinen schwarzen Szene zuzuordnen, einen vordergründigen Gothic-Musik-Bezug gibt es nicht, vielmehr ist es allgemein düstere Musik mit Zirkus- oder Cabaret Elementen, Texten etc., später werde ich mehr auf die Musik eingehen.
Ästhetisch geht es eindeutig in Richtung „Tim Burton“: Wer seine Filme aufmerksam verfolgt hat, wird erkannt haben, dass sie oftmals Zirkus, Clown, Jahrmarkts…-Elemente darin verwendet oder im Hintergrund versteckt hat. So ist es wenig überraschend, dass in der Szene sein Einfluss deutlich wahrzunehmen ist, wie zum Beispiel die breiten Streifen, die man auch von Zirkuszelten, Clowns und ähnlichem kennt. Aber auch „Zirkus-Jacken“ (auch als „Parade-Jacke“, „Military-Jacke“… bekannt), Clown-Elemente, bis hin zu ganzen „Horror-Clown“ Kostümen, Korsetts, Strapse, Tutus, Vokuhila Röcke, androgyner Stil bei Männern, T-Shirts mit Joker-Print… sind nicht gerade selten.
Oftmals findet man Überschneidungen mit der Steampunk- und der Dark Cabaret-Szene, ja die meisten Mitglieder der Carnival Goth-Szene gehören auch der Dark Cabaret Szene an.
Musikalisch ist unsere Musik breit gefächert, Gothic-Titel wie „Carosuel“ & „She’s a Carnival“ von Siouxsie and the Banshees, „Clown“ von Switchblade Symphony und Human Leagues „Circus of Death“, auch in der Interpretation von Project Pitchfork, gehören ebenso dazu wie Symphonic Metal (Nightwishs „Imaginaerum“ Album), „schwarze“ Elektromusik (Grausame Töchter „Die Ganze Welt ist ein Zirkus“), „Industrial“ Metal (The Shanklin Freakshow) etc. und natürlich Dark Cabaret (Tiger Lillies, Circus Contraption). Um einen besseren Einblick in die Musik zu gewähren, habe ich zwei Wiedergabelisten dazu:

https://open.spotify.com/playlist/3e3oQ ... e8bfc34b5e

https://open.spotify.com/playlist/32MLV ... 7937c444b9


Falls euch das ganze interessiert oder ihr vielleicht sogar schon (bewusst oder unbewusst) Teil der Szene seid, so empfehle ich euch gerne meinen Discord-Server zu diesem Thema: https://discord.com/invite/rHPVmSk5GQ
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Archy
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Re: Was ist ein Carnival Goth?

Beitrag von Archy »

Mir persönlich geht da durch den Kopf "brauch man das noch oder kann das weg?"
Das ist wie soviel anderes auch, einfach nur Kram, der die Szene verwässert. Ist die ursprüngliche Szene denn wirklich so langweilig, daß man da noch Glitzer und Scheiss drüber streuen muß? Ich hab nix gegen Schubladen, aber man kann es auch da übertreiben. Weicht etwas nur ansatzweise ab, braucht es sofort einen Namen und wenn es etwas düster ist, kann und muß es unbedingt die Bezeichnung "Gothic" haben und wird von der heutigen schwarzen Szene sofort adoptiert. Strange Sache. Ist es denn wirklich so schwer einfach etwas zu leben, ohne es sofort zu labeln?
Mein Gott Leute, man hat doch nur ein Leben, lebt und genießt es doch einfach. Wenn wir unter der Erde liegen wird es doch eh keine Sau interessieren, ob wir nun ein Clown goth waren oder nicht. 🤷🏽‍♀️
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Eddie Winkler
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Re: Was ist ein Carnival Goth?

Beitrag von Eddie Winkler »

Archy hat geschrieben: Montag 25. Juli 2022, 17:36 Mir persönlich geht da durch den Kopf "brauch man das noch oder kann das weg?"
Das ist wie soviel anderes auch, einfach nur Kram, der die Szene verwässert. Ist die ursprüngliche Szene denn wirklich so langweilig, daß man da noch Glitzer und Scheiss drüber streuen muß? Ich hab nix gegen Schubladen, aber man kann es auch da übertreiben. Weicht etwas nur ansatzweise ab, braucht es sofort einen Namen und wenn es etwas düster ist, kann und muß es unbedingt die Bezeichnung "Gothic" haben und wird von der heutigen schwarzen Szene sofort adoptiert. Strange Sache. Ist es denn wirklich so schwer einfach etwas zu leben, ohne es sofort zu labeln?
Mein Gott Leute, man hat doch nur ein Leben, lebt und genießt es doch einfach. Wenn wir unter der Erde liegen wird es doch eh keine Sau interessieren, ob wir nun ein Clown goth waren oder nicht. 🤷🏽‍♀️
Solche Begriffe werden verwendet, um gleichgesinnte zu finden. Das ist so wie ein "Schlagwort" oder "Hashtag", mit dem man bestimmte Dinge besser finden kann. Gerade zwischen der schwarzen Szene und der Carnival World gibt es viele Überschneidungen, nicht umsonst haben einige Bands Lieder, Albumcover… in diesem Stile, auch gibt es einige Filme, Bücher etc. die man der schwarzen Szene zuordnen würde, oder die Elemente aus der Szene enthalten.
Wenn es dir nicht gefällt, musst du damit ja nichts zu tun haben, aber ich würde mich über einen freundlicheren und weniger subtil-beleidigenden Ton sehr freuen.
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Graphiel
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Re: Was ist ein Carnival Goth?

Beitrag von Graphiel »

Ähm... also ich bin allgemein durchaus recht wohlwollend gegenüber diversen Spielereien der schwarzen Szene aufgeschlossen. Ich bin ja selbst im Sumpf allerlei schwarzer Spielereien groß geworden. Und ich möchte auch niemanden zu nahe treten, der sich abseits der jugendkulturellen Ursprungsform im Sinne von Wave und Punk/Post-Punk bzw. Goth-Rock bewegt. Ich für meinen Teil habe nicht einmal ein Problem damit, wenn Menschen in was weiß ich für welche Sachen etwas sehen was sie mit einer bedrückenden, düsteren, aussichtslosen Grundstimmung assoziieren, welche man dann wiederum getrost als gothic betiteln darf, so wie es auch der Brite lange vor der Erfindung des Punks tat. Und ja, von mir aus darf diese Grundstimmung auch in einem Zirkus entdeckt und in grotesker, künstlerischer Art damit verwoben werden. Soweit so gut.

Jetzt kommen ich jedoch zu meinem großen Aber: Auch mir rollen sich inzwischen regelrecht die Fußnägel hoch wenn ich diese frankensteinartigen Wortzusammenstückelungen lese. Mittelalter-Goth, Metal-Goth, Cyber-Goth, Schlumpfencowboy-Goth und was sich sonst noch so auftreiben lässt. Das liegt daran, dass ich mittlerweile ohnehin den Weg der britischen "Szenegründer" bevorzuge, die bereits zu Beginn der schwarzen Szenejahre eine Abgrenzung zwischen Gothic und Goth vornahmen, indem sie das "ic" aus dem Wort gothic kürzte. Gothic Im Sinne einer wie oben beschriebenen, erzeugten Grundstimmung kann man wohl in vielen Sachen finden (auch zum Ärger von damaligen Künstlern wie The Cure, Bauhaus, Nick Cave, oder den Sisters of Mercy). Umgekehrt ist dies wohl eher selten der Fall. Nicht umsonst fingen Schwarzkittel Ende der 80er/frühe 90er damit an sich als Gothics zu betiteln und sich mehr oder weniger in Realitätsflucht mit allerlei (schwarz)romantischem Kram zu erweitern. Eben weil der Bezugspunkt nun nicht mehr nur allein auf der traditionellen Goth-Musik und einem oft eher als trist empfundenen Alltag lag.

Deshalb nimm es mir nicht übel, dass es mich jedes mal innerlich schüttelt, wenn ich etwas von "Goth-Stereotypen" lese, die nichts oder nur noch sehr wenig mit der Jugendkultur aus Darkwave und Post-Punk zu tun haben. Davon ab muss ich aber auch @Archy recht geben. Ich verstehe ja durchaus, dass es seinen Sinn hat über bestimmte Schlagworte Gleichgesinnte zu finden, ich verstehe aber ebenso sehr, dass es Leute auf den Wecker geht wenn diese Schlagworte zur Hälfte aus etablierten Begriffen bestehen unter die vorherige Generationen etwas völlig anderes verstehen. ;)

Zum eigentlichen Thema:

Grundsätzlich kann ich das Ganze zumindest nachvollziehen. Auch ich finde dass Zirkus- und Jahrmarktelemente durchaus etwas verstörendes inne wohnen haben. Clowns empfand ich schon als Kind verstörend bis gruselig und daran ist nicht Steven King schuld. Wer quietschbunt beschmiert grinsend herumläuft und mit Konfetti und Luftschlangen herumschleudert um dem tristen Alltag zu entfliehen, hat den Tellerrand des Wahnsinns bestimmt schon weit hinter sich gelassen. :lol: In sofern empfinde ich diese Spielart auch als weniger störend und absurd wie andere Krude Mischungen der schwarzen Szene. Etwa Cyber-Mittelalter (ja, gibt es wirklich), was ich schon beim lesen nicht im Kopf zusammen bekomme. Ansonsten stellt sich mir (wie bei anderen Spielarten der schwarzen Szene auch) aber auch die Frage, ob- und wenn ja wie, sowas bei den Leuten in den ganz normalen Alltag eingebaut wird. Daran scheidet sich (in meinen Augen) ja oft die Glaubwürdigkeit hinter einer ernst zu nehmenden Auslebung des Szenelebens. Lauft ihr dann die ganze Zeit so rum, oder zumindest in eurer Freizeit? Oder ist das auch eher so eine Art Wochenendsache und die entsprechenden Elemente verbleiben innerhalb der Woche überwiegend im Schrank? Vermutlich doch eher so eine Wochenendgeschichte. Das ist jetzt wirklich nicht abwertend gemeint, ich frage da jetzt nur aus Interesse. Ich habe in meinem entfernten Bekanntenkreis (also vom Sehen her bekannt) auch jemanden, der bei schwarzen Konzerten und Tanzabenden stets wie der Joker ausschaut. In seinem beruflichen Alltag habe ich ihn noch nicht erlebt, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er da auch so rumläuft.

Zur Musik: Da gibt es durchaus ein paar Musikstücke, die mit typischen Elementen (z.B. Quetschkommode) angereichert wurden und so durchaus einen schaurig wohligen Effekt erzeugen, die mir gefallen. Das empfinde ich mal als ganz nett, muss bei mir aber keineswegs zum Mittelpunkt meines Musikgeschmackes werden.
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Archy
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Re: Was ist ein Carnival Goth?

Beitrag von Archy »

@Eddie Winkler
Da ich weder dich persönlich angesprochen noch wen direkt beleidigt habe, verstehe ich dein Problem nicht ganz. Wenn ich etwas scheiße finde, werde ich dies auch so sagen. Warum soll ich mich da verstellen? Authentisch ist da das Zauberwort. Wo wir auch bei dem Punkt wären, den Graphiel ansprach - das ausleben. Vieler dieser adoptierten Stile sind mehr Karneval und Spielerei als ein wirkliches Bekenntnis zu irgendwas. Spontan fällt mir da Steampunk ein oder das Viktor. Picknick, was überall in den Medien als WGT verkauft wird. Schaut man dann aber Mal auf dem WGT, findet man eher weniger solche Leute
Was den Punkt Clowns betrifft, so will ich nicht abstreiten, daß manche eine Abneigung haben und es Horror Clowns gibt, im großen und ganzen sind Clowns aber eher eine Lachnummer, wenn man Zirkus bleibt. Wo ist da also der Bezug zur Szene. Auch hier für mich einfach wieder "wir nehmen etwas was uns gefällt und stülpen etwas schwarz und seltsam drüber, damit es als schwarz Szene durchgehen kann. Auch hier kann auch ich nur sagen, - Leute macht doch wozu ihr Lust habt, aber lasst den Stempel goth weg. Und vieles der Sachen (Dresden Dolls, Emilie Autumn) sind meines Wissens nach der eher der Neuzeit zuzuschreiben, also dem was nicht wirklich Ursprung ist.
Mehr kann ich aus Zeitgründen auch nicht zu schreiben.
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Graphiel
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Re: Was ist ein Carnival Goth?

Beitrag von Graphiel »

Archy hat geschrieben: Mittwoch 27. Juli 2022, 15:21 Und vieles der Sachen (Dresden Dolls, Emilie Autumn) sind meines Wissens nach der eher der Neuzeit zuzuschreiben, also dem was nicht wirklich Ursprung ist.
Mehr kann ich aus Zeitgründen auch nicht zu schreiben.
Das ist korrekt. Im (meist englischsprachigen) Teil des Internets hat sich bei einigen Vertretern inzwischen daher der Begriff "Darkly inclined" etabliert. Mal aus dem Urban Dictionary zitiert:
Darkly inclined refers to someone who follows a darker or spookier lifestyle, but isn't necessarily goth. Interests can include Tim Burton, Gothic literature or anything that creates a darker atmosphere, Halloween, music of a generally darker style and dressing alternative/darker fashion styles. Members of other subcultures can be darkly inclined, like metalheads.

Goth pertains to someone who listens to goth music, including genres such as goth rock, death rock, post-punk, gothabilly, cold wave and dark wave (e.g. ethereal wave and neoclassical). It does not describe "anyone dark", it has a specific definition.

Goths can be darkly inclined, but it's not a requirement by definition of the subculture. Some darkly inclined people can even discover goth music and become part of the subculture, too. It doesn't always have to work hand in hand, but it can.
Wie gesagt bin ich durchaus wohlwollend was gewisse Spielereien der schwarzen Szene angeht. Was Leute beim Anblick von X oder Y empfinden und ob es das selbe Empfinden ist, was ich beim hören von Post-Punk, Goth-rock und co. habe kann ich objektiv eh nicht beurteilen. Davon ab: Merkwürdige Auswüchse wie diese hier gab es auch schon in den 90ern, von daher jucken mich Horrorclowns nun auch nicht. Naja wenigstens zogen die Leute in den 90ern ihren (in meinen Augen) esoterischen Unfug auch im Alltag konsequent durch, selbst wenn sie damals laut einiger Zeitzeugen damit schon nicht besonders ernstgenommen wurden. Und darin liegt für mich dann halt oft der Hund begraben, wenn es um "neue Auswüchse" geht. ;)
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Herbstlaubrascheln
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Re: Was ist ein Carnival Goth?

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Joa, also mir persönlich sagt sowas ja kein bisschen was..."xy-was-weiß-ich-was-Goth" und all diese ganzen Schubladen sind überhaupt nicht mein Thema; damit habe ich mich auch noch nie näher befasst. Tatsächlich höre ich "Carnival Goth" zum allerersten Mal; an mir scheint wohl schon so einiges vorbei gegangen zu sein *lacht* Jedenfalls habe ich mit den ganzen "Stereotypen" nicht das Geringste am Hut und das bewegt sich wohl auch viel zu sehr außerhalb von meiner eignen Welt, als dass ich mich damit in irgendeiner Art und Weise beschäftigt hätte.

Anbei - Zirkuskram und all sowas finde ich schon von Kindesbeinen an verstörend und gruselig; von dem her wird es auch dabei bleiben, dass ich mich da nicht näher damit befassen werde.

Zu "Gothic", also zumindest dem, was es MIR ganz persönlich bedeutet, was ich damit verbinde und was mich so gesehen mein halbes Leben lang begleitet, ist da für mich einfach keine Verbindung....nicht falsch verstehen, das MUSS nicht sein, damit ich etwas gut finde. Es gibt durchaus Musik jenseits der Szene, die ich mag. Und ebenso anderen Kram, jenseits der Szene, mit den ich mich beschäftige und den ich mag - nur kann ich es dann auch gut sein lassen, dass all das eben NICHTS mit Gothic zu tun hat. :roll: Das scheint schon seit einigen Jahren ein Problem zu sein. "Gothic" scheint so ziemlich alles geworden zu sein, was man irgendwie gut findet. Als wäre das so ein Ding, das man sich einfach so zurecht biegt; hauptsache, man kann sich in irgendeiner Art und Weise mit dieser Bezeichnung schmücken. Aber nun ja.

Ansonsten....dass man da eher weniger "Zuspruch" bekommt von Leuten, die damit schlicht und einfach nix am Hut haben, dürfte klar sein. Da gibt es einige "alte Hasen", denen all der Krempel einfach aufn Wecker geht und die da solchen Themen gegenüber nicht sonderlich aufgeschlossen sind. Da nehme ich mich auch gar nicht aus. Mit "unfreundlich" hat das gar nichts zu tun.

@Graphiel hat da schon alles ganz ausführlich und toll beschrieben; da kann ich mir direkt ein paar Zeilen sparen, die ich noch dazu hätte loswerden wollen.... :)
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Grauer Wolf
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Re: Was ist ein Carnival Goth?

Beitrag von Grauer Wolf »

Graphiel hat geschrieben: Mittwoch 27. Juli 2022, 16:13 Goths can be darkly inclined, but it's not a requirement by definition of the subculture.
In der Tat. Die Goths der ersten Stunde waren nicht zwangsläufig schwarz. Da gab es noch ziemliche Überschneidungen mit Punks, Wavern oder New Romantics. Diese Fixierung auf Schwarz kam meiner Meinung nach erst in den 90er Jahren.

Sich über Begrifflichkeiten aufzuregen und auf Deutungshoheit zu bestehen ist eine verlorene Sache. Wir werden die Leute nicht davon abhalten können, sich K-Pop-Goth zu nennen, sollten JYP, YG oder SM Entertainment jemals auf den Trichter kommen, daß sich damit Geld verdienen läßt.

In der frühen IT-Welt war ein »Hacker« eine Person, die geniale Tricks auf und mit dem Computer vollbracht hat -- entweder durch löten oder durch programmieren. Leute, die uneingeladen in fremder Leute Netze und Computer eingedrungen sind, wurden »Cracker« genannt. Nach der Entdeckung des World Wide Waste durch die Medien haben diese sich von Anfang an einen feuchten Scheißdreck um die lange etablierten Begriffsdefinitionen geschert und den Begriff »Hacker« für die Eindringlinge verwendet. Die IT-Crowd hat sich mit Händen und Füßen gegen diesen Mißbrauch gestemmt -- und den Kampf verloren. Kein Mensch sagt oder schreibt heute noch »Cracker«.

Insofern: Wenn sich die Carnival Goths so nennen wollen -- dann sollen sie das tun. Das juckt mich genau so wenig wie mich diese »Mittelalter« Märkte nicht jucken, die eher etwas mit der Romantik und dem Biedermeier zu tun haben als mit dem echten Mittelalter. Ist halt ein Label. Kreiert und appliziert von Leuten, die es nicht besser wissen.

Und da ich mit Zirkus und allem, was damit auch nur im Entferntesten zu tun hat, noch nie was habe anfangen können, reizt mich das Thema Carnival Goth jetzt auch inhaltlich nicht. Wobei ich die Gleichsetzung von Carnival und Zirkus auch schon wieder bedenklich finde. Das gibt das Wort eigentlich nicht her. Aber was soll's....
Man soll Leuten nicht Boshaftigkeit unterstellen,
wenn man ihr Verhalten genau so gut durch Dummheit erklären kann.
(Hanlon's Razor)

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Graphiel
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Re: Was ist ein Carnival Goth?

Beitrag von Graphiel »

Grauer Wolf hat geschrieben: Mittwoch 27. Juli 2022, 22:11 Diese Fixierung auf Schwarz kam meiner Meinung nach erst in den 90er Jahren.
Zugegeben: Ich habe das jetzt überwiegend auch nur aus zweiter Hand. Meinen Quellen nach (Spontis) fingen wohl schon Ende der 80er die ersten Goths damit an nur noch schwarz herum zu laufen und sich auf Friedhöfen zu versammeln um da Rotwein zu picheln, sich Gothic-Novels vorzulesen, oder was weiß ich. Den Höhepunkt erreichte das Ganze dann aber wohl wirklich erst in den 90ern, als man das alles um allerlei (in meinen Augen) esoterischen Unfug erweiterte. Ab da waren die inzwischen selbsternannten Gothics und Schwarz wohl wirklich nicht mehr von einander zu trennen. Ich kenne aber ein paar Leute, welche diese eher unauffälligen "Friedhofpartys" in den 80ern noch als Grufties erlebten und die daher für sich selbst einen Cut zu den 90ern ziehen, wo man das dann auf die Spitze trieb und stetig neue Tabubrüche in die Szene integrierte. Diese Leute bestehen aber auch darauf nicht als Gothics, sondern eben als Grufties bezeichnet zu werden.
Grauer Wolf hat geschrieben: Mittwoch 27. Juli 2022, 22:11 Sich über Begrifflichkeiten aufzuregen und auf Deutungshoheit zu bestehen ist eine verlorene Sache. Wir werden die Leute nicht davon abhalten können, sich K-Pop-Goth zu nennen, sollten JYP, YG oder SM Entertainment jemals auf den Trichter kommen, daß sich damit Geld verdienen läßt.
Da muss ich dir natürlich zustimmen, aufhalten kann man das ganze nicht. Das heißt aber nicht, dass ich nicht Menschen früherer Generationen Schwarz verstehen kann welche sich darüber ärgern. Oder die das Ganze einfach nur maßlos überfordert, weil sie sich mit den neuen Inhalten nicht mehr identifizieren können, obwohl diese (zumindest Anteilig) noch den selben Namen tragen. Oder um dein Beispiel mit dem Hacker/Cracker aufzugreifen: Ich kann auch jeden älteren Hacker verstehen, dem die Galle hochkommt, sobald sich ein (nach damaligen Maßstäben) junger Cracker vor ihn stellt und sich damit brüstet welche Datenzentren er als "Hacker" schon so alles "geknackt" hat. Das Zauberwort heißt hier für mich eben Empathie und die generelle Bereitschaft sich mit der Perspektive des Gegenübers zu befassen. Was natürlich für beide Seiten gilt, nur falls da jetzt jemand meint ich wolle nur auf den neuen Strömungen und Nischen herumhacken. ;)
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Re: Was ist ein Carnival Goth?

Beitrag von Phönix75 »

Man kann prinzipiell keine Trends aufhalten, weil es zuviele Lemminge gibt, die solchen Dingen zugetan sind, ohne groß nach zu denken. Die auch wenig damit anfangen können, Dinge wirklich zu hinterfragen und sich damit auseinander zu setzen. Ist leider so, wird man aber nicht ändern können. Was man aber machen kann... sich davon distanzieren, es ablehnen und es einfach außen vor lassen. Das hat die ursprüngliche Goth-Szene leider verpasst, weil man sich ja so edel tolerant geben wollte. Nun haben wir den Salat. Die alten Gothen sind gelangweilt und manchmal angepisst, weil sich jeder den Stempel Goth aufdrücken will... dabei haben sie den Weg zu dieser prächtigen Verwässerung doch selbst geebnet. Da muss man auch etwas selbstkritisch sein. Für mich persönlich hat Clown und Düsternis nichts mit Goth zu tun, sondern was mit einem Horrorfilm ala "Es" (Original). Aber irgendeine Flitzpiepe hat sich gesagt, wenn wir beides vermischen, dann kann man das auch szenetauglich machen... btw. auch sicher Kapital rausschlagen. Ich finde es mittlerweile peinlich, dass es kaum noch Rebellen gegen den ganzen Trendy-Scheiß gibt. Alles wird willenlos hingenommen und sollte es Leute geben, die leise Kritik äußern, darf man sich ganz schnell den Stempel "Nazi" oder dergleichen abholen. Mich macht sowas müde. *gähn*
Nichts ist so, wie es scheint.