WGT ohne Agra?

Alles über Gothic und die Schwarze Szene.
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Herbstlaubrascheln
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Re: WGT ohne Agra?

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Sicherlich trifft das nicht auf viele Leute zu; aber es gibt sie, die WGT-Verweigerer. Ich zähle mich da dazu. Liegt aber generell an mehreren Faktoren; das Argument mit "viele Lieblingsbands auf einem Fleck" greift bei mir auch nicht. Musikalisch haut mich das WGT nicht mehr um; zumindest wiegt es die Tatsache nicht auf, dass ich mir diesen ganzen anderen Affenzirkus außen rum rein ziehen müsste. Denn tatsächlich finde ich das richtig übel; das muss niemand verstehen, das ist auch keine Ausrede (warum sollte man auch eine Ausrede brauchen? Wenn ein Festival mich nicht anspricht, gehe ich halt nicht hin aus diesen und jenen Gründen; mit Ausreden hat das nichts zu tun. Nach dem Motto "Warum trinkst Du keinen Kaffee?!" - "Weil er mir nicht schmeckt." - "Och, das ist jetzt aber eine Ausrede....." :roll: Man sieht: Ein wenig hinkts. Aber halb so wild, ich wollte gar keine WGT-Grundsatz-Diskussion auslösen. Zum Glück kann jeder hin, wohin er möchte und damit ists auch gut.

"Tolle Kostüme" kann und darf ja auch jeder irgendwie geil finden, keine Frage. Wer sich sowas gern ansieht, wird das sicher ausgiebig bedient. Nur bin ich jemand, der allein diesen "Kostüm"-Charakter in Verbindung mit Gothic/Grufti/Schwarz einfach blöd finde. War schon immer so, ist noch heute so. *schulternzuck*

Das WGT ist ja weit mehr als ein Konzert. Wie der Name es schon sagt - es ist ein Treffen. Und dass man auf einem Treffen nichts mit der Thematik zu tun hat, nichts mit den Leuten, dass es vollkommen latte ist, ob man sich damit nicht identifizieren und gut fühlen sollte und es einen einfach auch reicht, nur die Konzerte an zu sehen....Joa; vielleicht sehen das manche so. Ich eben nicht. Wohl auch Ansichtssache. Tatsächlich finde ich das Line Up mittlerweile etwas trostlos. Aber das ist auf jeden Fall auch Geschmackssache; wie alles, was mit Musik zu tun hat.

Übrigens: Das Ganze hat nix damit zu tun, ob jemand nun in den 80ern dabei war, in den 90ern oder in den 2000ern. Rechnet mal so ein bisschen rum, ist jemand, der in den 90ern zur Szene kam, auch nicht mehr so ganz das junge Gemüse *lacht* - Wenn das irgendeine Meinung spielen dürfte, was Szene angeht. Denn diese Generationen-Geschichte ist ja immer ein Thema; egal wohin man sieht. Nicht nur im Bezug auf Musik-Szenen oder was auch immer. Da spielt auch immer viel Zeitgeist und Lebensgefühl bestimmter "Epochen" mit rein. Und joa, dass Optik in jedem Jahrzehnt etwas anders ablief, ist ja auch was vollkommen normales.

Eine musikalische Grundsatz-Diskussion würde ich genau so wenig vom Zaun brechen wollen wie eine Szene-Grundsatzdiskussion oder eine WGT-Diskussion; tatsächlich sind die Bands, die der @SchwarzPoet ein paar Beiträge vorher in den Raum gestellt hat, sind für mich (!) nun auch nicht der Inbegriff von schwarzer Musik; dass sie rein gar nichts "damit" zu tun haben, würde ich nun auch nicht behaupten. Aber hier könnte man sich ewigst im Kreis drehen, denke ich. Habe ich gar nicht vor.

Und: Was sich mir immer noch so erschließt, was aber oft irgendwie erwähnt wird...."Einflüsse aus dem Barock/Rokoko." Hm. Wie ist das denn gemeint? Ich kann diese "Einflüsse" nirgendwo finden. Rüschenkram? Irgendwas künstlerisches? Irgendwas musikalisches? Nicht wirklich. Vielleicht ist hier auch so etwas in der Art gemeint wie die gute, alte Mittelschiene, die vor vielen Jahren mal "Einfluss" genommen hat und mit dem eigentlichen Mittelalter an sich halt wenig zu tun hatte.
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Archy
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Re: WGT ohne Agra?

Beitrag von Archy »

Demon89 hat geschrieben: Dienstag 12. April 2022, 03:04 Um mal von dieser langweiligen "Damals, als ich in die Szene kam, das ist das wahre Goth(ic)"-Thematik wegzukommen.
Ganz so abtun kann man das Thema nun auch nicht.
Für mich ist schon verständlich, wenn gemault wird.
Gerade in dieser Thematik geht man doch immer davon aus, was man kennt, was einem gefällt - gar liebt. Das ist wie, wenn einer in deine liebevoll renovierte und eingeräumte Wohnung kommt und dir eine häßliche Blümchentapete an die Wand knallt und dein gemütlich eingesessenes Sofa gegen einen harten Hocker tauscht. Das ist nicht mehr deins. Nicht mehr das wo du dich wohlgefühlt hast. Und an der Stelle kommt aber der entscheidente Punkt..."Was macht man aus der Situation?" Der scheiß Hocker und die Tapete sind nun mal da. Das einfachste ist, diese Coexitenz irgendwie akzeptieren und das beste daraus machen. Den scheiß Hocker würde man z.B als Blumenständer umfunktionieren. Und so hat sich das auch mit der Szene. Was hab ich davon, mich ständig aufzuregen, dass alle Metall und irendwelchen ASP-MONO INC-keine Ahnung was man heute hört-Mist konsumieren und kaum einer was mit guten alten Goth Rock anfangen kann? Nichts! Als jemand der immer die größtmögliche Schnittmenge bei Menschen möchte, ist das nicht einfach...keine Frage. Ich kann aber ganz gut ohne Konzerte und konzentrier mich dann darauf, was mich sonst noch so begeistert und schau da passendes zu finden.
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Graphiel
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Re: WGT ohne Agra?

Beitrag von Graphiel »

Grauer Wolf hat geschrieben: Montag 11. April 2022, 23:24 Das war halt kein Wandel. Mitte bis Ende der 90er Jahre hatten sich Wave, Postpunk, Goth & Co. schon seit Jahren mausetot gelaufen. Dann kamen da plötzlich ein paar Bands in schwarzen Netzstrümpfen, Corsagen und lackierten Fingernägeln, haben ihre Art von Musik gemacht -- und Medien und Industrie haben da das Etikett »Gothic« drauf gepappt.
Wenn es nur Bands von außerhalb gewesen wären, die die Szene "kaperten"... dann wäre es ja leicht gewesen sich davon zu distanzieren. Vergiss jedoch nicht, dass auch bis dahin in der Szene etablierte Bands Mitte bis Ende der 90er damit anfingen mit gänzlich szenefremden Stilen zu experimentieren. Und wenn du dir dann noch zur Gemüte führst welche Künstler an welchen Stellen noch so alles ihre Hände hatten/haben dann wird es richtig bunt. Kunst (so auch Musik) lässt sich halt nicht mal eben in Schubladen einsperren, auch wenn die Musikindustrie sowas gerne hätte. Davon ab wurde das Etikett Gothic doch ohnehin von Beginn an ungefragt auf alle möglichen Musikspielarten geklebt, die nach Meinung von Musikjournalisten irgendwie melancholisch klangen. Wie viele Bands der ersten Generation haben denn dieses Etikett bereitwillig angenommen? Mir fallen da spontan mehr Bands ein, die sich gegen dieses Etikett wehrten. Inklusive den großen Urgesteinen Bauhaus, The Cure, Sisters, Southern Death Cult, Joy Division, Birthday Party, etc. Das lag eben daran, dass der Begriff Gothic in der Wahrnehmung dieser "Wegbereiter" noch etwas war, dass man in erster Linie mit alten Gemäuern oder Schauergeschichten in Verbindung brachte. Wenn mich nicht alles täuscht, so waren eine der ersten Bands die begeistert den Begriff Gothic für ihre Musik nutzten die Fields of the Nephilim, welche ihrerseits jedoch die Sisters zum Vorbild hatten. Und gerade bei Eldritch von den Sisters ist es hinreichend bekannt, dass er mit teils fragwürdigen Mitteln versuchte sich von der schwarzen Subkultur und ihren Anhängern zu distanzieren.
Grauer Wolf hat geschrieben: Montag 11. April 2022, 23:24 Was in den 90er Jahren kam, war ja nicht schlecht. Aber vielleicht hätte man es besser »Renaissantic« nennen sollen. Und das 2010er Revival dann »Baroque«.... :lol:
Finde ich jetzt gar nicht unbedingt. Ende der 80er und natürlich erst recht in den 90ern fingen einige Schwarzkittel ja durchaus vermehrt damit an sich für gothsche Inhalte im historisch/traditionellen Sinne (also abseits vom künstlich erzeugten Musikgenre) zu interessieren, die bereits lange vor Erfindung des Punks mit dem Etikett Gothic versehen wurde. Sprich: Schwarzromatik, schaurige Novellen, verfallene Bauten, etc. Das sich diese Leute plötzlich Gothics nannten ist meiner unmaßgeblichen Meinung nach also durchaus organisch. Vielleicht wäre es an der Stelle besser gewesen, Exemplare der ältere Generation hätte sich nicht so verzweifelt an dem Begriff Gothic festgekrallt und diese neuen Gothics halt Gothics sein lassen sollen um als Grufties weiter ihr "Ding" durchzuziehen. Oder man wäre den britischen Weg gegangen, hätte auf den feinen Unterschied zwischen Goth und Gothic gepocht, anstatt diesen einfach durchzuwinken. Keine Ahnung.

Interessant finde ich in dem Zusammenhang daher übrigens eine immer wiederkehrende Aussage, die ich während meiner damaligen Erkundungstour der Szenewurzeln mehrfach aus meinem altgothschen Bekanntenkreis vernahm: "Wir sind Grufties, keine Gothics. Gothic kam erst später." Ich kenne da durchaus einige, die den Begriff Gothic aus den von mir genannten Gründen (keinen oder nur wenig Bezug zur schwarzen Romantik, etc.) einfach an sich vorbeiziehen ließen und so eine (wie ich finde) durchaus sinnvolle Grenze zwischen ihrer Subkultur des Dark Waves und dem Gothic in all seinen auch außerszenlichen Facetten zogen.
Grauer Wolf hat geschrieben: Montag 11. April 2022, 23:24 Wenn all die »Renaissantics« und »Baroques« auf der Geilen Meile des WGT schaulaufen wollen, dann sei es ihnen gegönnt. Da sind zum Teil ja auch echt tolle Kostüme darunter. Aber ich kann Elric schon verstehen, daß er seine liebe Mühe damit hat, diese Leute als Goth zu identifizieren. Er war schließlich in den 80er Jahren schon dabei, kennt also das Original. Er muß ja nur in den Spiegel gucken...
Das kann ich absolut verstehen. Deshalb rollen sich selbst mir als Generation 2000er regelmäßig die Fußnägel hoch, wenn sich Leute der schwarzen Szene pauschal als Goths betiteln. Das sind sie in vielen (vermutlich den meisten) Fällen nun einmal nicht. Goths (so halte ich es) sind für mich auch keine Leute in mehr oder weniger tollen Kostümen, die sich theatralisch auf dem WGT bewegen. Das mögen dann zum Teil vielleicht noch Gothics sein, so wie ich es weiter oben grob umrissen habe (man kann ihnen ja nur vor den Kopp gucken), aber mit Sicherheit keine Goths im Sinne von Grufties.
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SchwarzPoet
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Re: WGT ohne Agra?

Beitrag von SchwarzPoet »

Danke @Graphiel ,

dass du es auf den Punkt gebracht hast, was ich mit meiner nervigen Fragerei eigentlich rauskitzeln wollte. :D Sprich einen Unterschied zu machen zwischen Goth (ggf. auch Grufties) und Gothic.

Von der Schreibweise mag ja beides ähnlich sein, aber im Grunde sind da große Unterschiede, selbst musikalisch und was auf WGT oder Mera Luna "geboten" wird, ist weniger Goth und viel mehr Gothic, auch wenn Gothic als Überbegriff ein mediales Konstrukt ist, bei dem viele verschiedene Stile in einen Topf geworfen wurden. Deswegen würde ich mich niemals als Goth bezeichnen, schon eher als Gothic. ;) Und wie du schon sagtest, wurden Grenzen zu spät oder gar nicht gezogen, einfach laufen gelassen, weshalb solche Grundsatzdiskussionen ab und zu mal wieder aufflammen, da viele die Unterschiede nicht wahrnehmen, nicht kennen und sich mit der eigentlichen Geschichte der eigenen Subkultur in diese Richtung eher weniger befassen. Die ältere Generation, die sich auch wirklich als Goth bezeichnen können und dürfen, fühlen sich natürlich auf die Füße getreten, wenn jemand von der jüngeren Generation sich als Goth bezeichnet und in dem Sinne gar kein Goth ist, sondern Gothic. Dann ist aber auch verständlich, wenn die Goth-Generation mit WGT oder Mera Luna nichts anfangen können. Allerdings schreckt das Schaulaufen und der ganze Zirkus damit ja gar nicht die Leute ab, für die die Festivals im Grunde ins Leben gerufen wurden, oder habe ich da gerade einen Denkfehler? ;)

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Herbstlaubrascheln
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Re: WGT ohne Agra?

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Das Gothic/Goth/Grufti (etc....) Ding...ja, ganz hilfreich, dass das hier auch ein wenig mit rein fließt, des Rätsels Lösung ist es aber trotzdem nicht. *lacht* Mir persönlich ist es tatsächlich ziemlich schnuppe, wie sich jemand nun bezeichnet; ebenso wenig fühle ich mich auf den Schlips getreten, wenn sich jemand als irgendwas bezeichnet, was ich so vielleicht nicht empfinden würde oder was für mich dem nicht entspricht. Da bin ich auch einfach zu phlegmatisch geworden, muss ich sagen. Ich gehöre eher zu den Leuten, die nicht für jeden Scheiß eine eigene Schublade aufreißen müssen und alles bis ins kleinste Detail zerpflücken wollen. Wer da dran Spaß hat, der kann das natürlich machen ;) Mir ist es zu mühsam. Dass ich kein Interesse an der Geschichte der Subkultur hätte, hat damit ja nichts zu tun. Weil das Thema eben viel zu Komplex ist, um hier großartig zu argumentieren.

Fakt ist halt auch, dass man ganz unterschiedliche Dinge hört, je nach dem, mit wem man wo spricht. Beispielsweise habe ich (aufgewachsen in der hintersten Provinz von Niederbayern) das Ganze vollkommen anders erlebt als jemand, der beispielsweise in einer Großstadt wie München oder auch im Ruhrgebiet zur Szene gefunden hat; mein Freund (geboren und aufgewachsen in der DDR) hingegen erzählt da auch wieder etwas vollkommen anderes. Dass es den einen, richtigen Ursprung oder die allgemein gültige These dafür gar nicht gibt, wissen wir doch ohnehin schon lange. Spannend ist es jedenfalls immer, verschiedene Geschichten zu hören. Für mich jedenfalls; Graphiel hatte ja auch schon angesprochen, dass er sich bei anderen über die frühere Szene, deren Ursprung usw. informiert hat. Mache ich auch immer gerne. Gerade deshalb weiß ich auch, dass die Meinungen, Ansichten und so weiter und so fort, teilweise doch extrem auseinander gehen.

@SchwarzPoet Das mit dem Schaulaufen bzw. der Tatsache, dass jemand da dran ganz offen herum meckert, scheint Dich irgendwie zu beschäftigen :lol:
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Re: WGT ohne Agra?

Beitrag von SchwarzPoet »

Herbstlaubrascheln hat geschrieben: Dienstag 12. April 2022, 13:56 @SchwarzPoet Das mit dem Schaulaufen bzw. der Tatsache, dass jemand da dran ganz offen herum meckert, scheint Dich irgendwie zu beschäftigen :lol:
Sagen wir mal so, das als nicht erwachsen abzutun, finde ich ein wenig bizarr. :D
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Re: WGT ohne Agra?

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Ich verstehe die Aussage nicht.
Was meinst Du mit "als erwachsen ab zu tun"?
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Re: WGT ohne Agra?

Beitrag von SchwarzPoet »

Elric hat geschrieben: Freitag 8. April 2022, 20:39 Ein neues, "erwachsenes" WGT ohne AGRA hätte schon einen gewissen Reiz...

...wenn es denn ökonomisch zu realisieren wäre.
Elric hat geschrieben: Samstag 9. April 2022, 19:58
SchwarzPoet hat geschrieben: Freitag 8. April 2022, 21:50 Was meinst du mit erwachsen? :D
Na ja, ohne den ganzen Zirkuskram, ohne das Schaulaufen von Leuten, die das drei Jahre mitmachen und sich später abgeklärt über diese Zeit mokieren, ohne Gurkenmusik, ohne, ohne, ohne...

...womöglich kämen dann sogar Leute, die der Trubel abschreckt
@Herbstlaubrascheln ,
als nicht erwachsen abzutun, meinte ich die beiden oberen Aussagen. ;)
Zuletzt geändert von SchwarzPoet am Dienstag 12. April 2022, 14:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: WGT ohne Agra?

Beitrag von Graphiel »

SchwarzPoet hat geschrieben: Dienstag 12. April 2022, 13:22 Dann ist aber auch verständlich, wenn die Goth-Generation mit WGT oder Mera Luna nichts anfangen können. Allerdings schreckt das Schaulaufen und der ganze Zirkus damit ja gar nicht die Leute ab, für die die Festivals im Grunde ins Leben gerufen wurden, oder habe ich da gerade einen Denkfehler? ;)
Naja, auch hier kann ich die ältere Generation durchaus verstehen. Das WGT entstand zu einer Zeit in der Wave noch eine erheblich wichtigere Rolle einnahm. Wenn sich heutzutage Leute der alten Garde auf dem WGT fragen wo bei all der gotik denn das W wie Wave abgeblieben sei, so ist das durchaus eine berechtigte Kritik. Zumal in dem ganzen Getümmel inzwischen ja auch viele (Musik-)Stile umher wandern, wo selbst mir eher schleierhaft ist in wie fern diese inhaltlich noch etwas mit Wave/Goth oder Gothic im Sinne einer bedrückend, aussichtslos erscheinenden Grundstimmung tun haben wollen. ;)
Herbstlaubrascheln hat geschrieben: Dienstag 12. April 2022, 13:56 Fakt ist halt auch, dass man ganz unterschiedliche Dinge hört, je nach dem, mit wem man wo spricht. Beispielsweise habe ich (aufgewachsen in der hintersten Provinz von Niederbayern) das Ganze vollkommen anders erlebt als jemand, der beispielsweise in einer Großstadt wie München oder auch im Ruhrgebiet zur Szene gefunden hat; mein Freund (geboren und aufgewachsen in der DDR) hingegen erzählt da auch wieder etwas vollkommen anderes. Dass es den einen, richtigen Ursprung oder die allgemein gültige These dafür gar nicht gibt, wissen wir doch ohnehin schon lange. Spannend ist es jedenfalls immer, verschiedene Geschichten zu hören. Für mich jedenfalls; Graphiel hatte ja auch schon angesprochen, dass er sich bei anderen über die frühere Szene, deren Ursprung usw. informiert hat. Mache ich auch immer gerne. Gerade deshalb weiß ich auch, dass die Meinungen, Ansichten und so weiter und so fort, teilweise doch extrem auseinander gehen.
Das ist korrekt. Neben Gesprächen mit Leuten die in den Anfängen dabei gewesen sind lese ich aber auch gerne Bücher zu dem Thema. Ich finde die Geschichte der schwarzen Sub-/Jugendkultur(en) einfach unglaublich spannend. Und wie du auch schon schriebst: Ich habe auch in meinem eigenen Bekanntenkreis auch ein paar Leute die ihre eigene Szenezeit in den 80ern gänzlich unterschiedlich in Erinnerung haben. Da gibt es Leute aus dem Ruhrpott, die können von eher unschönen Nächten berichten in denen sie Angst haben mussten allein für ihr Aussehen eins auf die Mappe zu bekommen. Bei Skins soll das "Zecken klatschen" wohl ein beliebtes Hobby gewesen sein. Andere berichten davon, dass sie rein gar keine negativen Erfahrungen in ihrer Jugend gemacht haben. Eine Bekannte von mir war sogar regelrecht geschockt, als ich ihr mal die Erlebnisse aus diesem sehr schönen Gastbeitrag auf Spontis zeigte. Die darin beschriebenen Erlebnisse kannte die so gar nicht, obwohl sie selbst in den 80er Szenejahren unterwegs war. Manche aus ihrer Zeit hingen sogar regelmäßig mit Metalheads rum, während sich die Metal- und die Gruftieszene andernorts teils spinnefeind waren und gegenseitig an die Gurgel gingen. Von daher ist es für mich durchaus fraglich in wie weit man überhaupt damals von DER EINEN Szene sprechen konnte und ob man das heute kann.
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Re: WGT ohne Agra?

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Ich kann nur bestätigen, was @Graphiel schreibt.
Die Geschichten und Aussagen, die man zum Thema bekommt, sind so verschieden wie die Menschen, die sie erzählen. Und tatsächlich spielt es auch eine nicht ganz unerhebliche Rolle, "wo" man gelebt hat und wo man unterwegs war.
Hier bei mir in der Region war es sehr typisch, dass Gruftis und Punks generell miteinander abhingen. Entsprechende Einflüsse waren natürlich auf beiden Seiten vorhanden. Während ich andererseits schon auch von Leuten gehört habe, dass sie früher überhaupt keinen Bock auf Punk hatten; dass man die eher etwas assi fand und zu aggressiv und dass man sich dazu ziemlich distanziert hatte. Da sahen die Leute, auch rein optisch, ein wenig anders aus als zeitgleich dort, wo viel Punk war. Das ist nur ein einziges, banales Beispiel; aber schon alleine das zeigt, dass man sich schwer tut, generell irgendwas ein zu grenzen.

@SchwarzPoet
Naja, ich kann`s schon nachvollziehen, dass man es nicht sonderlich "erwachsen" findet, wenn sich erwachsene Menschen sowas überwerfen oder es generell brauchen, vor einer Kamera ihr "Ich bin anders als die anderen und ich bin wie ich bin und ich zeige das mit vollem Einsatz" zu zelebrieren, während sie aber das restliche Jahr über nicht so recht die Eier dazu haben. Bitte nicht falsch verstehen; generell ist es mir ziemlich scheißegal, wie jemand herum läuft - ob nun auffällig oder nicht, tut ja nix zur Sache und es begegnet einem ja auch häufiger, dass die Leute im Alter weniger Wert auf die entsprechende, typische Grufti-Optik haben und zu einem schlichten Schwarz wechseln. Tatsächlich finde ich es aber panne, sich irgendwas über zu werfen, wie ein Kostüm, dann herum zu stolzieren und sich davon zu nähren, bewundert zu werden, während man es ohne entsprechenden Rahmen gar nicht durch ziehen mag *lacht*
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