WGT ohne Agra?

Alles über Gothic und die Schwarze Szene.
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SchwarzPoet
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Re: WGT ohne Agra?

Beitrag von SchwarzPoet »

@Herbstlaubrascheln
Also rein musikalisch kam der Wandel innerhalb der Gothicszene so etwa Mitte / Ende der 90er, was auch an vielen Bands der Szene schon rein am Gründungsjahr zu sehen ist. Samsas Traum 1996, Janus 1998, Coppelius 1997, ASP 1999, usw. In der Zeit kamen auch immer mehr Einflüsse aus Barock, Rokoko, dem höfischen Auftreten und im Grunde auch Schaulaufen in die Szene, was nicht nur auf den Festivals mittlerweile extrem deutlich zu sehen ist (besonders da seitdem noch andere Einflüsse hinzugekommen sind) sondern auch außerhalb der Festivals in Clubs, Diskos usw. nicht zu übersehen war und ist. Ich selbst hab zwar erst 2004 in die Szene gefunden, aber da war das auch schon so, auch in Clubs oder Discos. Schaulaufen innerhalb der Szene ist seit Ende der 90er nichts Neues mehr. Ja, es ist in über 20 Jahren immer extremer geworden, besonders auch auf den Festivals, aber ich sag mir, ein Festival bringt Aufmerksamkeit und ist nichts fürs stille Kämmerlein. Wenn die Szene sich immer nur ins stille Kämmerlein verziehen würde und Schaulaufen und Klimbim nicht da wären, wäre die Gothicszene definitiv wesentlich kleiner als sie jetzt ist. Und wie gesagt, das Schaulaufen gibt es schon über 20 Jahre und etwa seitdem schreckt es die Altgoth und Urgoth ab, auf solche Veranstaltungen zu gehen? Dann frage ich mich aber, wo dann die ganzen Leute herkommen, die seit über 30 Jahre in der Szene sind und die gern zu solchen Veranstaltung gehen und teilweise ein oder mehrere Jahre sparen fürs WGT oder fürs Mera Luna?! Den alten Zeiten hinterhertrauern kann man machen, aber selbst eine Musikkultur entwickelt sich im Laufe der Zeit und aufhalten kann man es auch nicht.
Was den Bereich Gruft angeht, das steht noch auf nem ganz anderen Blatt, da dort eher Ruhe und nicht zu viel Aufmerksamkeit von außen bevorzugt wird. Allerdings würde man da eher auf eine Grundsatzdiskussion zusteuern, als auf einen gleichen Nenner zu kommen. Da müsste man ein komplett neues Thema aufmachen.
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Herbstlaubrascheln
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Re: WGT ohne Agra?

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

@SchwarzPoet
Der musikalische Wandel steht für mich auch wieder auf einem ganz anderen Blatt. Natürlich spielt auch der mit rein; und natürlich gibt es auch hier mittlerweile Ausreißer, bei denen sich mir die Fußnägel hochrollen und wo ich keinerlei Zugang mehr dazu habe bzw. auch gar keinen Bezug zu Grufti, Schwarz, wie auch immer finden kann. Vieles ist mir zu seicht, zu sehr Schlager, zu aufgesetzt und manches finde ich halt schlicht und einfach scheisse. Aber auch hier bleibt der persönliche Geschmack letztendlich ausschlaggebend; es gibt auch ganz "klassische" Bands, die schon einige Jahre auf den Buckel haben, mit denen ich nie wirklich warm geworden bin. Hier spielt es auch eine Rolle, mit welcher Musik man "groß geworden" ist; da bleibt man großteils einfach irgendwie hängen. Ist zumindest mein Eindruck und meine persönliche Erfahrung.

Ich würd`s nun gar nicht so dramatisch finden, wenn die Gothic-Szene "kleiner wäre" als sie es heute ist. Die Masse macht`s nicht aus, ganz ehrlich. Was nun ein "Altgoth" ist oder nicht, ist wahrscheinlich auch irgendwo Ansichtssache, mittlerweile. Als ich anfing, in schwarz herum zu laufen, waren die "alten" für mich damals ein wenig was über 30. War für mich damals steinalt *lacht* Und heute sind die, über die man früher die Nase gerümpft hatte, weil sie Ende der 90er dazu kamen, auch nicht mehr die Jüngsten. Von dem her

Ein Festival ist für mich eine Möglichkeit, Konzerte zu besuchen und zu feiern. Dieses Aufmerksamkeits-Ding kann ich nicht nachvollziehen. Und ich denke, nicht wenige Leute gehen aus den gleichen Gründen dahin; das Schaulaufen und der ganzen andere Zirkus wird halt so hingenommen, mehr oder weniger; aber ob das nun alle so toll finden...hm...denke ich eher weniger.
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SchwarzPoet
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Re: WGT ohne Agra?

Beitrag von SchwarzPoet »

@Herbstlaubrascheln

Die Frage ist halt, ob das Schaulaufen und der ganze andere Zirkus wirklich so viele Leute abschreckt, oder ob es nicht nur wenige abschreckt und umso mehr Leute eher anzieht :D und ob nicht diejenigen, die es nicht so toll finden, das ganze schlussendlich hinnehmen wie auch du es tust. :D
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Herbstlaubrascheln
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Re: WGT ohne Agra?

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Wer sagt, dass ich es hinnehme?
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SchwarzPoet
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Re: WGT ohne Agra?

Beitrag von SchwarzPoet »

Ok, dann hattest du die Aussage allgemein getätigt und nicht auf dich bezogen, allerdings bleibt dennoch die Frage, ob das Schaulaufen und der ganze Zirkus so viele abschreckt, sodass sie den Festivals fern bleiben, oder ob sich das gar nicht so sehr auswirkt, sprich das hingenommen wird und sich der Spaß dadurch nicht trüben lässt. Also ich für meinen Teil, würde mir den Spaß nicht nehmen lassen, nur weil einige das Festival nutzen um aufzufallen. Solang diese, ich nenne sie mal Schauläufer, sich nicht für was besseres halten und die anderen nicht wie Dreck behandeln, sehe ich da kein Problem drin. ;)
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Archy
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Re: WGT ohne Agra?

Beitrag von Archy »

Ich bin mit meiner Ansicht ein Stück beim Poeten.
Auch ich denke, dass viele das Schaulaufen und die Verkleidungsspielchen hinnehmen und trotzdem fahren. Wer lässt sich das schon wirklich nehmen, an einem einzigen Wochenende soviel Lieblingsbands live sehen zu können. Das lässt man sich doch nicht davon verderben.

Für mich persönlich war das auch nie ein Grund, dass ich mich gegen das WGT entschieden habe. Da spielen wesentlich andere Sachen rein.
Ich find es auch Schade, dass die Agra weg fallen soll. So gesehen, gehört sie einfach dazu, auch wenn ich verstehen kann, dass die für was wesentlich sinnvolleres genutzt werden soll. Mich hat das auch nie angesprochen, dass alle Spielorte über die ganze Stadt verteilt sind. Wiederum ist es aber das, was ein WGT auch ohne Agra möglich machen kann. Auch wenn ich nicht weiß, wie man in anderthalb Monat die Planung gewuppt bekommen will. Genauso der Kartenverkauf. Wird interessant werden.

Mir wird das inzwischen auch alles immer mehr egal, wer sich wann wie verkleidet. Ich hab vor 20 Jahren mein Ding für mich gemacht, weil es in meiner Umgebung keine Schwarzen groß gab und ich mach mein Ding jetzt, weil ich am Arsch der Welt bin. Ich kenn´s nicht anders als das die Leute einfach nicht mein Schwarz leben. Und wiederum habe ich wichtigere Baustellen, über die ich mir einen Kopf machen sollte, als darüber wer Fake ist und wer nicht. Von daher...
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Elric
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Re: WGT ohne Agra?

Beitrag von Elric »

SchwarzPoet hat geschrieben: Montag 11. April 2022, 12:01 @Herbstlaubrascheln
Also rein musikalisch kam der Wandel innerhalb der Gothicszene so etwa Mitte / Ende der 90er, was auch an vielen Bands der Szene schon rein am Gründungsjahr zu sehen ist. Samsas Traum 1996, Janus 1998, Coppelius 1997, ASP 1999,

Alles Geräusche, die nichts oder nur marginal mit Goth zu tun haben...

...und es kann nur Produkt eines veritablen Trugschlusses sein, die kuturellen Desaster unseres geliebten, nur bisweilen leider geschmacksverödeten, Vater/Mutter/wtflandes ad absolutum setzen zu wollen (zumal die ebenso einschlägigen wie trostlosen Großveranstaltungen auch nur einen ebensolchen Ausschnitt bieten...)...

...es gibt und gab auch im gegenwärtigen Jahrtausend Kapellen, die Gothic Rock, Post Punk, Wave (in allen Geschmacksrichtungen) und seltsames Elektrozeux spiel(t)en...

...sogar in Deutschland.
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SchwarzPoet
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Re: WGT ohne Agra?

Beitrag von SchwarzPoet »

Elric hat geschrieben: Montag 11. April 2022, 21:23 Alles Geräusche, die nichts oder nur marginal mit Goth zu tun haben...
Mich würde mal interessieren, was in deinen Augen musikalisch eher Goth ist und eine Definition was eigentlich Goth an sich ist in deinen Augen. Dabei würde mich auch auch interessieren, ob du Bands / Musiker die nach Mitte der 90er entstanden sind überhaupt als Goth erachtest. Meine Neugier wird gerade immer mehr geweckt. :D
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Grauer Wolf
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Re: WGT ohne Agra?

Beitrag von Grauer Wolf »

SchwarzPoet hat geschrieben: Montag 11. April 2022, 12:01 Also rein musikalisch kam der Wandel innerhalb der Gothicszene so etwa Mitte / Ende der 90er
Das war halt kein Wandel. Mitte bis Ende der 90er Jahre hatten sich Wave, Postpunk, Goth & Co. schon seit Jahren mausetot gelaufen. Dann kamen da plötzlich ein paar Bands in schwarzen Netzstrümpfen, Corsagen und lackierten Fingernägeln, haben ihre Art von Musik gemacht -- und Medien und Industrie haben da das Etikett »Gothic« drauf gepappt.

Ich mein, guckt Euch doch einmal an, wie die Jungs von Joy Division damals ausgesehen haben. Oder Adam and the Ants. Oder dieses Video hier einer irischen Talk-Show aus dem Jahre 1983. Das Mädel im Look, den wir heute »gothic« nennen würden, bezeichnet sich selbst eindeutig als Punk. Der echte Goth (Waver) sitzt dann einen Stuhl weiter -- nennt sich aber nicht so. Und sieht definitiv nicht so aus, wie das, was seit den 90er Jahren als »Gothic« verkauft wird.

Was in den 90er Jahren kam, war ja nicht schlecht. Aber vielleicht hätte man es besser »Renaissantic« nennen sollen. Und das 2010er Revival dann »Baroque«.... :lol:


Wenn all die »Renaissantics« und »Baroques« auf der Geilen Meile des WGT schaulaufen wollen, dann sei es ihnen gegönnt. Da sind zum Teil ja auch echt tolle Kostüme darunter. Aber ich kann Elric schon verstehen, daß er seine liebe Mühe damit hat, diese Leute als Goth zu identifizieren. Er war schließlich in den 80er Jahren schon dabei, kennt also das Original. Er muß ja nur in den Spiegel gucken...
Man soll Leuten nicht Boshaftigkeit unterstellen,
wenn man ihr Verhalten genau so gut durch Dummheit erklären kann.
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Demon89
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Re: WGT ohne Agra?

Beitrag von Demon89 »

Um mal von dieser langweiligen "Damals, als ich in die Szene kam, das ist das wahre Goth(ic)"-Thematik wegzukommen.

Ich glaube nicht, dass das sogenannte "Schaulaufen" auf dem WGT wirklich ein Grund ist diesem wegzubleiben - eher eine schöne Ausrede.
Denn letztenendes muss da ja absolut niemand schaulaufen und kann auch einfach nur von Konzert zu Konzert tingeln. Wenn ihm da Leute nicht passen - na und, kann einem auf nen Konzert auch passieren, muss man sich ja nicht mit denen Unterhalten, etc.
Numquam populo crede!

Die Perfektion der Natur liegt in ihrer Unvollkommenheit.

"Mit dem Wissen wächst der Zweifel" (Johann Wolfgang von Goethe)