Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Alles über Gothic und die Schwarze Szene.
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Herbstlaubrascheln
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Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

@Graphiel
Jetzt bin ich aber doch ganz froh, dass offensichtlich doch verstanden hat, was ich damit ausdrücken wollte, dass ich diese Ruda-Geschichte ins Spiel brachte. Es ging mir kein bisschen darum, hier irgendjemanden (oder mich selbst) als Opfer dar zu stellen, aber ich denke, dass es unter anderem ein Ereignis war, das doch in mehrerlei Hinsicht Einfluss auf die Szene hatte und dass dadurch auch entsprechend viel Reaktionen auf Außen auf die Leute der Szene kamen; anscheinend wurde das auch recht unterschiedlich erlebt, wie man hier auch wieder deutlich merkt. Ich wollte in erster Linie damit ausdrückNen, dass eben von den Stinos durchaus die eine oder andere Aktion kam im Laufe der Jahre, warum Gruftis sich da auch ganz gerne eben irgendwo abgrenzen. Das ist natürlich auch nicht der Optimal-Fall, das ist klar. Aber es kommt nun einmal vor. Heutzutage läuft das alles ohnehin viel friedlicher ab als beispielsweise noch zu meiner Jugend, wie ich ja auch schon eingeworfen hatte.

@Durante
Als Du erwähnt hattest, dass Du zu einer bestimmten Zeit auch eher punkig unterwegs warst, musste ich direkt ein klein wenig schmunzeln *lacht* War bei mir tatsächlich auch so; zumindest teilweise. Rückblickend sicherlich eine jugendliche Sturm & Drang Phase, aber trotzdem amüsant. War auch so ein typisches DIng, so mitten auf dem Land; zumindest habe ich das damals so erlebt.
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Durante
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Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von Durante »

@Herbstlaubrascheln
Wie Graphiel fand ich deine Ausführungen bez. der Ruda-Zeit eigentlich auch absolut nicht missverständlich. Aber wenn ein Mensch einen missverstehen WILL (oder halt irgendwas reininterpretieren) wird er einen Weg finden, darauf kann man sich in jeder Lebenslage verlassen... ;)
Ansonsten: Ja, is schon irgendwie witzig, jetzt würds mich eigentlich fast interessieren ob wir noch mehr Gemeinsamkeiten haben als Alter, ländliches Bayern, vom (mehr oder weniger) "Punk" zum Goth, ... :lol:
(Nein nein, keine Sorge, werd jetzt trotzdem nicht anfangen dich auszufragen ;) , ich bin wohl so manches aber definitiv nicht aufdringlich/lästig.)
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Soiled

Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von Soiled »

Hab jetzt mal beim Spiegel nachgeschaut - dort stehen alle Artikel zu dem besagten Mordfall im "Panorama"-Bereich, und "Panorama" ist nur ein feinerer Ausdruck für "Schmutzige Wäsche". Hab den Teil nicht mal mit der Kneifzange angefasst (und tu das immer noch nicht), wundert mich also nicht im geringsten, dass ich damals davon nix mitbekommen habe. Und Tagesschau konnte ich auch nicht sehen, weil kein Fernseher. Darüber hinaus war auch nicht wirklich reich damals und hatte ein wenig andere Sorgen als Horror-Stories. :lol:
Ist übrigens immer noch so, dass ich viele Sachen, die unter "Allgemeinbildung" laufen (aber meistens nur Tratsch sind) gar nicht detailliert kenne. Hab z.B. am Rande mitbekommen, dass sich Johnny Depp trennt, von irgendeiner Frau deren Namen ich nicht einmal weiß, und dass das anscheinend irre relevant und wichtig für ganz viele Leute war. Wo ich mir nur gedacht hab ... who the fuck cares? Ein mittelmäßiger Hollywood-Schauspieler lässt sich scheiden, ignoriert das doch einfach?!
Durante hat geschrieben: Freitag 7. Oktober 2022, 08:10 (und laut div. in Wikipedia verlinkten Zeitungsartikeln gab es in dem Kontext auch schon Verhaftungen,
Blöderweise wird im Englischen nicht großartig zwischen "verhaften" und "festnehmen" unterschieden, heißt beides "arrest". Ist aber schon ein Unterschied. Ganz grob gesagt: Bei dem einen braucht man einen Haftbefehl, bei dem anderen reicht Verdacht oder reine Willkür der Polizei. Insbesondere wenn man nicht grade blütenweiß und obendrein arm ist passiert letzteres gar nicht selten. Ein Phänomen, das sich über die Jahrhunderte hinwegzieht übrigens.
Hab irgendwo gelesen, dass die einen Typen festgenommen(sic!) hätten, einfach nur weil er Spritzen dabei hatte. Halt für den Eigenbedarf, ist ja jetzt nix außergewöhnliches. Trotzdem natürlich eine absolute Unverschämtheit und rechtlich auf seeeeehhhr dünnem Eis. (Leute mit Suchterkrankungen gehören zu den Menschen, ich sowieso bis auf's Blut verteidige. Klar, sie sind nicht perfekt, ganz im Gegenteil. Aber wie vorverurteilend die teilweise behandelt werden ist nur noch ekelerregend.)

Und viele Berichte von Betroffenen hören sich einfach nur absurd an. Da hat eine junge Frau z.B. davon berichtet, dass sie eine Narbe davongetragen hätte. Ich geh regelmäßig Blutspenden, da hauen die einem voll die dicken Kanülen in den Arm und es bleibt trotzdem keine Narbe. Klar, bevorzugte Einstichstellen vernarben durch regelmäßigen Gebrauch, Spritzenabszesse können sich bilden, generell können Komplikationen auftreten und da können die Folgen langfristiger zu sehen bleiben (Spritzenthrombophlebitis ist auch was feines, hat mir auch schon mal einer an sich gezeigt, und ich durfte sogar anfassen :D). Aber durch einen simplen Einstich? Hahahahaa - nein.

Wie gesagt, ich behaupte nicht, dass das unmöglich ist. Aber sehr, sehr unwahrscheinlich.

Um wieder auf das eigentliche Thema zurückzukommen: Mir scheint so als ob es in der Szene zwar durchaus ein erhöhtes Interesse an grausigen Themen besteht, aber häufig auf eine gleichzeitig distanzierte und recht voyeuristische Weise. Wenn wir eh schon bei Spontis waren: Da wird in aller Ausführlichkeit jede Variante von "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" durchgehechelt, mit einer Mischung aus geheucheltem Mitleid und erhobenem Zeigefinger. Aber sich einfach mal mit Betroffenen hinzusetzen und mit ihnen zu reden, so wie es jeder (stinknormale? hehe) Mensch täte? Oder sich für sie engagieren? Mal Spenden oder so? Oder wenigstens zu Spenden aufrufen? Nö. Reiner Konsum von Schicksalen als Sozialporno.

Gilt ähnlich auch für Hexenverfolgung und True Crime und Konsorten. Bei ganz jungen Leuten kann ich's ja noch verstehen, ich hab in meiner Jugend auch mit anderen Faces of Death und sowas geschaut, um uns gegenseitig zu beweisen, wie abgebrüht und zynisch wir doch wären. Überraschung: Das ist nicht cool sondern sehr dumm.
Archy
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Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von Archy »

Im Fall Depp ging es nicht nur um eine langweilige Scheidung. Und ob er nun ein guter, mittelmäßiger oder schlechter Schauspieler ist tut nix zur Sache denke ich. Aber dass du, Soiled, eh ständig Dinge schlecht reden tust, ist ja nun langsam nix neues mehr. Ich hab´s auch nur am Rande mitbekommen, der Poet ist da geschulter, aber es ging um Schadensersatz, weil die Ex von Depp ihm häusliche Gewalt vorwarf und das ihm unteranderen Rollen gekostet hat.

Und was Rückstände vom spritzen betrifft...ich geh seit über 5 Jahren jeden Monat wegen meinen Allergien spritzen, ich geh jedes mal mit blauen Flecken da raus...mal brutal groß, mal in einer akzeptablen Größe. Warum soll bei der Frau also nix zurück geblieben sein? Kommt vll. auch auf die Nadel an?! Die Nadel eines Pens, den man bei anaphylaktischen Schocks nimmt, sind z.B enorm, weil sie auch durch dicke Stoffe gehen müßen. Was wissen wir, was dort vor Ort Sache war?
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Herbstlaubrascheln
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Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

@Durante

"Von Punk zu Gothic" wäre jetzt ein klein wenig übertrieben; meine ganz, ganz frühen Anfangszeiten waren auf definitiv sehr schwarz; auch mit allem, was so dazu gehörte damals. Aber es gab immer wieder mal viele Schnittstellen zum Punk, aus ganz unterschiedlichen Gründen heraus. Und das hat man über die Jahre auch immer wieder mal sehr deutlich angesehen *lacht* Dazu muss ich auch sagen, dass ich immer wieder ganz erstaunt bin, dass die Leute aus größeren Städten oft erzählen, dass sie mit Punks kaum etwas am Hut hatten. Für mich war das immer alles sehr eng miteinander verbunden. Ich denke mal, bei Dir wird das recht ähnlich gewesen sein? Klingt jedenfalls so und ist fürs ländliche Bayern zu der Zeit damals recht gängig gewesen ;)

Desweiteren:
@Soiled Da wird nichts "durchgehechelt"; nicht aus Voyeurismus heraus. Wer sich mal mit dem ganzen Kram beschäftigt hat, mit der Jugend von damals, mit Christiane F. an sich, mit der Schiene, auf der die eine oder andere Person nach der "Bahnhof Zoo-Zeit" gelandet ist, wird eben schnell erkennen, warum das Ganze für so manchen Leser aus der Szene nicht ganz uninteressant ist. *schulternzuck* Wieso Sozialporno? Ist doch Schmarrn. Ich kann auch über Themen lesen, aus Interesse heraus, ohne mich auf RTL 2 - Niveau daran aufzugeilen, dass es mir gerade besser geht. :roll: Und ganz viele andere Leute können das auch. Ich weiß gar nicht, warum man Menschen von vorne herein immer solche seltsamen Dinge unterstellen muss.
Und, was ich nur einfach aufgreifen muss, weil ich es fast schon etwas realitätsfern finde: Mit Betroffenen hin setzen? Inwiefern? Wer nicht wirklich weiß, wie (schwer) Süchtige funktionieren (oder eben nicht), wird da sehr schnell sehr ernüchternde Erfahrungen machen. Dass es Menschen gibt, die bewusst sagen, sie halten sich von einer solchen Thematik fern, kann ich (ein Elternteil an den Folgen schwerer Sucht vor ein paar Jahren verloren und folglich damit groß geworden) voll und ganz verstehen. Das hat nichts mit falscher Moral zu tun. Tatsächlich habe ich durchaus mir auch Geschichten anderer Menschen mal angehört, die selbst süchtig sind oder waren; mal persönlich, mal in Form von "Sozialporno". In der Absicht, vielleicht noch mehr davon zu verstehen, warum man einen solchen Weg für sich wählen kann. Hier würde ICH es mir verkneifen, so schnell zu urteilen. Aber ist ja nicht meine Sache.

Wahrscheinlich haben die meisten Menschen andere Sorgen als irgendwelche Horror-Stories. In dem Punkt kann ich nun die Bezeichnung nicht ganz nachvollziehen - in meinen Augen ist das schlicht und einfach ein Kriminal-Fall gewesen. Wie es ganz viele andere auch gab. Nur durch bestimmte Umstände hatte das eben durchaus eine Auswirkung auf die schwarze Szene; sowohl auf die Leute der Szene als auch auf den einen oder anderen Künstler.
Ok, irgendwelcher Kram von Prominenten geht tatsächlich großteils an mir vorbei; einfach aus Mangel an Fernsehprogramm, in dem man sowas halt gerne mal in irgendwelchen Sendungen um die Ohren gehauen bekommt.
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SchwarzPoet
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Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von SchwarzPoet »

Archy hat geschrieben: Sonntag 9. Oktober 2022, 20:53 Im Fall Depp ging es nicht nur um eine langweilige Scheidung. Und ob er nun ein guter, mittelmäßiger oder schlechter Schauspieler ist tut nix zur Sache denke ich. Aber dass du, Soiled, eh ständig Dinge schlecht reden tust, ist ja nun langsam nix neues mehr. Ich hab´s auch nur am Rande mitbekommen, der Poet ist da geschulter, aber es ging um Schadensersatz, weil die Ex von Depp ihm häusliche Gewalt vorwarf und das ihm unteranderen Rollen gekostet hat.
Dann vervollständige ich mal möglichst kurz, was du schon angerissen hast. :slight_smile:
Bei Johnny Depp vs. Amber Heard ging es im Grunde um eine Verleumdungsklage. Die Ex-Frau von Depp hatte, auch in den Medien behauptet, dass er ihr gegenüber häuslich gewalttätig geworden ist und sie auch (was sie während des Prozesses ihren Vorwürfen hinzugefügt hat) sexuell missbraucht hätte. Innerhalb des Prozesses zeigte sich aber mehr und mehr, dass sie die Vorwürfe sich aus den Fingern gesogen hat und sie die wirkliche Aggressorin war, die ihm gegenüber häuslich gewalttätig war.

Da ihr auch Meineid nachgewiesen wurde, könnte sie ggf. noch mehr auf den Deckel bekommen, als die nur knapp 10 Millionen Dollar die sie ihm Zahlen muss. Im Gegensatz dazu muss er 2 Millionen Dollar rückführend bezahlen, da sein früherer Anwalt in der Vergangenheit vor der Presse nicht den Mund halten konnte, was auf Johnny zurückfällt.

Das Urteil ist im Grunde ein Sieg für Opfer häuslicher Gewalt und Missbrauchsopfer, die von narzisstischen Tätern, Stalkern usw. als Täter hingestellt werden obwohl sie die Opfer sind. Leider ist nämlich diese Konstellation gar nicht so selten und das ist leider auch geschlechtsübergreifend, was dieser Prozess deutlich gemacht hat, besonders da auch die #MeToo-Bewegung sich hat manipulieren lassen, da Amber Heard über Jahre als Gallionsfigur von #MeToo galt, welche ja eigentlich Missbrauchsopfern helfen wollen. Somit hat der Prozess doch um einiges mehr Reichweite, als nur ein Scheidungsprozess. :wink:

Dann beende ich mal mein Offtopic,... weiter machen :laughing:
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Herbstlaubrascheln
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Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Soiled hat geschrieben: Donnerstag 6. Oktober 2022, 19:22
Ich nicht, und das obwohl ich dann doch schon ein paar gute Jährchen dabei bin.
Das ist natürlich eine feine Sache - schön, dass es sowas auch gibt. Ich persönlich kenne so etwas tatsächlich nicht; und ich bin auch schon ein paar Jährchen so unterwegs. Ich persönlich kenne auch niemanden, der mehr positive als negative Reaktionen von außen erlebt hätte. Natürlich nicht alles im gleichen Ausmaß. Und natürlich gibt es auch Ausnahmen. Mittlerweile bin ich einfach zu alt *lacht*, als dass die Leute sich da großartig irgendwas heraus nehmen würden bzw. es ist denen einfach zu scheißegal, weil sie viel zu sehr in ihrer eigenen Blase gefangen sind und gar keinen Bock haben, sich mit anderen auseinander zu setzen. "Früher" habe ich das durchaus anders erlebt. *schulternzuck* Heute sind die Leute doch auch viel zu gefangen in sich selbst und ihrem "Leben"; die machen sich nicht mehr so sonderlich viel aus ihrer Umgebung, wenn sie durch ihren Alltag laufen. Dazu kommt, dass Menschen in einem bestimmtem Alter auch nicht mehr so sehr angreifbar sind wie jüngere.
Und, auch klar: Es gibt auch Reaktionen, die ich nun nicht unter "negativ" verbuchen würde. Gar nicht mal so selten; auch wenn ich mir daraus recht wenig mache; weswegen ich die auch nicht ganz konkret auf dem Schirm habe. Ob nun jemand meinen Ohrschmuck, meine Haare oder meine Klamotten irgendwie gut findet, bestätigt mich jetzt halt auch nicht sonderlich. Fakt ist: Die Mehrheit findet es sicherlich NICHT gut *lacht* Aber sowas muss einem ja bums sein, darum soll es ja auch gar nicht gehen.
Irgendwann hat man den ganzen Kram ja auch mal gemacht, um eben NICHT schön empfunden zu werden von der Außenwelt, aber auch das nur am Rande.

Thema Charakterschwächen:
Joa, die finde ich definitiv zu absolut gleichen Anteilen in sämtlichen Ecken. Also Schmarrn, nix für ungut.

Und: Ich habe nirgendwo (!) gesagt, dass Menschen zu mir nicht "nett" wären. Damit hatte ich tatsächlich noch nie ein Problem. Ich bin beruflich unter sehr, sehr vielen Menschen und könnte mich absolut nicht darüber beschweren, dass Menschen jeglicher Couleur nicht "nett" zu mir wären. Auch der klassische, niederbayrische Rentner hat da keinen Stress mit mir, obwohl die mich sicherlich auch nach Jahren befremdlich finden werden *lacht* Das ist schon alles ok, wie es ist.

Und: Die Szene ist durchaus recht unpolitisch, ja. Die Leute, die sich darum tummeln, aber doch nicht automatisch auch, oder? *schulternzuck* Verstehe ich gerade nicht so ganz. Und habe ich auch so nie erlebt. Tatsächlich war auch vor ein paar mehreren Jährchen mit eine der unangenehmsten, negativen Reaktionen, die Gruftis (in meinem Umfeld) so erlebt haben, die aus der rechten Ecke. Da wurde auch ganz offen mit Glatze und Bomberjacke und einer fetten 88er-Tätowierung im Nacken herum gelaufen; entsprechend gering war auch die Hemmung, da los zu legen und sich entsprechend zu verhalten. So ganz unpolitisch lief das also auch nicht ab.

Als kleines Schlusswort: Ich find`s ja wirklich cool, wenn jemand jahrelang in der Grufti-Szene unterwegs war und tatsächlich niemals irgendwelche schlechten oder negativen Dinge diesbezüglich erlebt hat. Anderen Leuten ihre persönlichen Erfahrungen regelrecht absprechen zu wollen, kann ich wiederum nicht so wirklich nachvollziehen.
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Graphiel
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Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von Graphiel »

Soiled hat geschrieben: Sonntag 9. Oktober 2022, 19:48 Um wieder auf das eigentliche Thema zurückzukommen: Mir scheint so als ob es in der Szene zwar durchaus ein erhöhtes Interesse an grausigen Themen besteht, aber häufig auf eine gleichzeitig distanzierte und recht voyeuristische Weise. Wenn wir eh schon bei Spontis waren: Da wird in aller Ausführlichkeit jede Variante von "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" durchgehechelt, mit einer Mischung aus geheucheltem Mitleid und erhobenem Zeigefinger. Aber sich einfach mal mit Betroffenen hinzusetzen und mit ihnen zu reden, so wie es jeder (stinknormale? hehe) Mensch täte? Oder sich für sie engagieren? Mal Spenden oder so? Oder wenigstens zu Spenden aufrufen? Nö. Reiner Konsum von Schicksalen als Sozialporno.

Gilt ähnlich auch für Hexenverfolgung und True Crime und Konsorten. Bei ganz jungen Leuten kann ich's ja noch verstehen, ich hab in meiner Jugend auch mit anderen Faces of Death und sowas geschaut, um uns gegenseitig zu beweisen, wie abgebrüht und zynisch wir doch wären. Überraschung: Das ist nicht cool sondern sehr dumm.
Kommt außer deinen üblichen ad hominem Argumenten auch noch etwas sinnvolles zu dem Thema, oder interpretiere ich es richtig und es geht dir mal wieder nur darum einen Strohmann zu haben an dem du dich abarbeiten kannst?

Hättest du dir wenigstens mal die Mühe gemacht und dir die Artikel und Kommentare durchgelesen, so wäre dir vielleicht aufgefallen, dass einige (so übrigens auch ich) ihr Interesse an dem Thema damit bekundetet haben direkt oder indirekt mit dem Thema harter Drogenkonsum in Berührung gekommen zu sein. Bei mir war es beispielsweise die Cousine, welche in den 80ern innerhalb ihres punkigen Umfeldes dem Drogensumpf verfiel. No-Future, im wahrhaftigsten Sinne des Wortes. Das habe ich selbst als Kind mitbekommen, auch wenn ich es damals noch nicht verstanden habe. Meine Cousine hat es zum Glück aus dem Sumpf heraus geschafft, wenn auch nur aufgrund des traurigen Auslösers, ihre damals beste Freundin tot auf einer Bahnhofstoilette zu finden. Stichwort: "Goldener Schuss" und so. Das hat ihr auf erschreckende Weise die Augen geöffnete, während alle anderen Versuche zu ihr durchzudringen fehl schlugen. Neben mir kannst du unter den Kommentatoren der verschiedenen Beiträge übrigens auch Leute finden, die Christiane F. persönlich kannten und davon berichten, wie viel "Redebedarf" sie damals und heute so hatte/hat. Aber das du dir die Beiträge nicht einmal durchgelesen hast, das hatten wir ja schon. Sonst wüsstest du das ja, nech?

Was du hier als "Sozialporno" bezeichnest ist nichts anderes als ein Warnschuss, der die Lebensrealität damaliger Jugendlicher beleuchtet und sie mit der Lebensrealität heutiger Jugendlicher und ihren Sorgen in den unteren Schichten vergleicht. Das als Sozialporno zu bezeichnen, obwohl du die Beiträge offensichtlich nicht einmal gelesen hast, spricht mal wieder Bände für deine Art der Diskussionsführung. Ad-hominem, an ad-hominem gereiht, ohne irgend einen tieferen Mehrwert. Von daher messe ich auch deinen Vorschlägen zu "Mit Betroffenen reden" oder "Zu Spenden aufrufen" keine echte Aufrichtigkeit bei. Riecht mir zu sehr nach vorgeschoben, um überhaupt noch irgend etwas zu schreiben was nicht mit irgendwelchen Unterstellungen zu tun hat.

Des weiteren ignorierst du offensichtlich auch, dass in zwei der insgesamt sechs Beiträge, die sich um "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" drehen, lediglich auf die Neuverfilmung in Form einer Miniserie hingewiesen wird, während ein dritter die Neuverfilmung aufgrund seiner schlechten, ja fast schon verharmlosenden Umsetzung kritisiert. Hätte man wissen können, wenn man die Artikel auch mal inhaltlich behandelt hätte, anstatt sie lediglich als Spielball zu benutzen um sich wieder einmal über andere Menschen zu erheben und sich selbst zu beweihräuchern. :P

So... genug Luft gemacht zu dem Blödsinn... weiter im Text

@Herbstlaubrascheln
Ich denke viel hängt eben (wieder einmal) damit zusammen in welcher Zeit und in welcher Gegend man in der Szene unterwegs war/ist. Darum sehe ich das ähnlich wie du: Nur weil Person xy niemalsnie irgend eine negative Erfahrung gemacht hat, heißt das nicht das es sowas nie gab. Ich bin jedenfalls nicht traurig, dass ich von den meisten Übergriffen die so im Laufe der Jahre von verschiedenen Mündern an mein Ohr gelangten verschont geblieben bin. Ich finde es da schon schlimm genug, dass ich in meinem Beruf inzwischen WIEDER junge Menschen erleben, die mit "gruftigen" Themen experimentieren und dafür von ihren Altersgenossen verdroschen werden.
"Sowas kann doch nur Leuten einfallen, die in Assoziationsspielchen neben Hund, Katze und Maus auf "Hmm.... Schwingschleifer!" kommen, oder?" - Barlow
Archy
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Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von Archy »

Hut ab für diese Ansage!

Ich würde behaupten, dass wir "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" sogar in der Schule gesehen haben. Thema Drogen wird ja im Zuge aufklärender Maßnahmen kurz mit abbehandelt. Zumindest war mir der Film schon bekannt, bevor ich ihn weit später privat nochmal sah. Kann aber auch Berufsschule gewesen sein.
Von dem Thema Spontis und Christine F. mal weg, hat es ja nicht immer gleich etwas mit Voyeurismus zu tun, wenn man sich mit einer Sache näher befasst.
Ist es dann auch Voyeurismus, wenn man in eins der unzähligen alten Stassigefängnisse fährt oder eins der erhaltenen KZ´s, Soiled?
Solche Dinge werden doch nicht ohne Grund erhalten bzw. thematisiert. Vom Bildungsauftragt der Schule mal abgesehen, wird soviel Wissen vermittelt, auch mit Zeigefinger - was ich im Sinne von Sensibilisierung für die entsprechende Sache, gut finde. Und nur weil es in unserer Gesellschaft, die Schwarzen glieder ich einfach mal mit ein, hier und da Idioten geben mag, muß das ja nicht gleich auf alle ausgeweitet werden. Zumindest ist das meine Sicht.
Zeitgleich zeigt es, wie negativ Soiled Menschen gegenüber eingestellt sein muß, wenn sie ihnen sofort negative Absichten unterstellt, wie im Fall Spontis. Halt ich persönlich für ungesund, aber unterm Strich ihr Bier, nicht meins.
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Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von Phönix75 »

Ich kann auch noch etwas zum Thema Drogen und Berührungspunkte beitragen. Ein Neffe von mir ist auf Crystal Meth und wird da höchstwahrscheinlich nicht mehr heraus kommen. Psychisch enorm labil und überhaupt kein Antrieb oder Willen, da einen Weg raus zu finden. Angefangen mit ca. 14/15 Jahren, den falschen Freunden und Gras rauchen, hat sich das immer weiter gesteigert. Als Verwandter ist man eigentlich zum zu schauen verdammt, weil jede angebotene Hilfe irgendwo sinnlos ist, wenn man wieder hört, dass er drauf ist. Kein betreutes Wohnen und professionelle Hilfe haben Wirkung gezeigt, solange ein Mensch nicht selbst erkennt, dass es der Weg ins Verderben ist. Ich hab mir also den Sozialporno auch aus nächster Nähe gegönnt. :roll:
Es ist traurig und mir tut sowas total leid, dass der "Junge" nichts aus sich gemacht hat. Einige Fehlentscheidungen in der Erziehung und auch eine psychische Vorbelastung haben wohl dazu beigetragen, dass er ein Drogensüchtiger geworden ist. Kriminell aufgefallen ist er durch die Drogenbeschaffung auch noch und im Drogenrausch hat er das SEK auch schon auf den Plan gerufen, weil er mit einer Waffe und Platzpatronen auf einem Balkon rumgeballert hat.
Und das nun gerade über Christiane F. und den Kindern vom Bahnhof Zoo ein Film gemacht wurde, ist doch reiner Zufall. Es gibt genug andere Menschen (leider) die ähnliche oder sogar noch schlimmere Drogenkarrieren hinter sich haben und wo Freunde, Bekannte und Verwandte keine Chance haben zu helfen, weil eine Sucht nun mal nicht einfach so verschwindet, nur weil man fest dran glaubt und hofft. Der Einstieg ist schnell gemacht, der Ausstieg sehr häufig ein langer Weg oder auch das Ende.
Nichts ist so, wie es scheint.