Wichtig ist für mich wohl der relativ offene Umgang mit Emotionen und Gedanken, damit meine ich nicht nur Melancholie sondern auch Freude usw. In der "normalen" Gesellschaft, ist es ja so das man sich überall anpassen muss, ständig ist es "unpassend" traurig zu sein oder Freude über irgendwas kund zu tun, alle sind bedacht sich in kein schlechtes Licht zu rücken mit ihren Emotionen, in der Gothicszene ist das, zu großen Teilen anders, das begrüße ich sehr.
Ich spreche hier jetzt nicht von ständigem Rumjammern, sondern von Ehrlichkeit zu sich selbst.
Dann ist es in meinen Augen so, dass die Szene eher eine philosophische Grundstruktur hat, als eine Ideologische (wie z.B. im Punk). In Songtexten werden oft eher Fragen gestellt oder Dinge abgewogen und keine bloßen Aussagen getroffen. Viele verschiedene Denkansetze sind willkommen, solange es möglich ist darüber zu reden, finde ich das sehr gut.
Außerdem schlägt die Szene eine Brücke von eher "banalen Emotionen" und Weltbetrachtungen und "wissenschaftlichen" Ansetzen. Um zu verstehen was ich meine muss man sich nur mal die Vorträge von Mark Benecke anhören. Oder die Diskussionen im "Neuen Leben". Es ist sowohl möglich sehr Wissenschaftlich an Themen heranzugehen, als auch seine Gedanken als "Leihe" wiederzugeben. Das ist eine Beobachtung die ich oft in der Szene mache... Gothic ist weder Stammtisch, noch verkopfte Wissenschaft... Gothic ist beides, das finde ich phänomenal gut, weder die Menschlichkeit noch die Fakten werden außer Acht gelassen, wo ist das noch so? Mir fällt nichts ein...
Gothic ist auch zu gewissen Teilen elitär, wenn nicht ZU übertrieben, begrüße ich das, weil es einen anspornt.
Wenn man zur Szene "dazugehören" möchte, muss man sich schon ein paar Gedanken machen und ein bisschen was leisten. Das ist ja auch nicht schlecht.
Für mich ist Gothic auch ein Grund/Lebensgefühl. Wenn ich mich richtig erinnere hab ich das im DL mal so beschrieben:
Wenn ich alleine, in schwarz durch eine bunte Herbstlandschaft spaziere und einen Raben sehe, wie er sich auf einem Baum niederlässt, dass ist für mich der Inbegriff dieses Gefühls.
Gothic schafft uns/mir auch eine gewisse Lebenskultur, in unserer schnelllebigen, oft Kulturlosen zeit. Mit Kultur meine ich jetzt nicht Kunst sondern: Wie kleide ich mich? Wie tanze ich? Wie richte ich meine Wohnung ein? Was mache ich in meiner Freizeit? Was und wie Konsumiere ich? Wie gehe ich mit mir selbst und mit meinen Mitmenschen um? Solche Dinge...
Dann natürlich, für mich ganz wichtig, die Kreativität... Einfach Dinge selbst machen, Klamotten, Musik oder was weis ich, auch das Denken und Diskutieren gehört dazu... Also kein bloßer, stummer Konsument sein... Dieser Punkt geht leider immer mehr verloren, ist für mich aber essenziell.
Und natürlich die Musik, viele sehen das anders aber ich schätze die Vielfältigkeit der Szenemusik sehr...
Gewisse Gemälde und Literatur, gehören für mich auch zu Gothic dazu. So zum Beispiel die Malerei aus der "Romantik" oder Edgar Allen Poe, Mery Shelley oder Lovecraft.
Auch die Möglichkeit sich offen und Lustvoll mit morbiden Themen oder Wahnsinn zu beschäftigen, gehört für mich zu Gothic.
Gothic ist auch erotisch und beinhaltet sexuelle Freiheit...
Und da ist noch sooo viel mehr aber ich muss jetzt los, die Zeit wird knapp.
