Was bedeutet Gothic für euch ?

[CharlotteSchlotter]

@Phönix75 Ich teile deine Bankenkritik. Meiner Kenntnis nach verhält es sich aber tatsächlich so, wie Pirat schreibt. Banken ware immer schon wirtschaftlich agierende Unternehmen - ansonten müssten sie staatliche Institute sein, dann müssten sie keine Gewinne erzielen. Das trifft aber außer auf die Zentralbanken auf keine Banken hier zu. Und was deine Kritik angeht, so sind diese Auswüchse eben nur deshalb möglich, weil die Politik sie zulässt. Der Mensch an sich ist gierig und unmoralisch. Und da wo es geht, kommt es zu Auswüchsen. Dass es aufgrund unseres Geldsystems und der Zinseszins Logik bei Banken besonders dramatisch ist, heißt nicht, dass alle anderen Wirtschaftssubjekte moralischer agieren. Sie sind nur meist entweder in ihrem Handeln eingeschränkter oder ihr Handeln hat nich so krasse Folgen.

[Charlotte Sometimes]

War es nicht so das Banken Geld aus dem Nichts erschaffen können und dafür auch noch Zinsen kassieren?
Womit sie wiederum die Reichen ,die eh schon genug haben abfüttern können...
Wer das nicht fragwürdig findet^^....

Aber ,okay zurück zum Thema.
Ich habe Gothics auch nie für besonders politisch gehalten.
Aber sich überhaupt nicht für seine Umwelt zu interessieren und als reiner Konsumsklave zu funktionieren ,macht es sie mir auch nicht sympathischer als den Rest der Gesellschaft bzw. ich erkenne da keinen wirklichen Unterschied.

[timber]

Auch wenn das jetzt OFF TOPIC ist,

wer das Sytem der BÄNKSTER verstehen möchte

Der sollte sich diesen Film mal ansehen:

https://www.youtube.com/watch?v=_h0ozLvUTb0

[Deaddigger]

Naja ziemlich viel und für jeden etwas anderes. Mit Gothic ist es meines Erachtens nach so ein bisschen wie mit der Sexualität. darunter versteht auch jeder etwas anderes und ich finde das auch vollkommen legitim. Für manche ist es nur die Optik, für manche sind es die Geräusche und für andere die eigene Lebensweise und häufig ist es von allem etwas.

Es gibt die Leute, die sich nur am wochende Gothicesque kleiden oder die, die nur die Musik hören. Und meiner Meinung nach sind beide Gruppen vollkommen legitim. Das Problem ist eher die "showmacherei" die damit betrieben wird und das nichtmal von diesen Menschen selbst, dadurch entstehen dann Vorurteile oder falsche vorstellungen, was wiederum arbeit bedeutet. Andererseits kann man sich dadurch auch gut mit anderen bekannt machen, denn meistens ist Gothic ja ein Teil der eigenen Identität, wodurch man sich dem gegenüber sozusagen vorstellt.

Für mich ist Gothic ... eine Menschengruppe, die mich prinzipiel besser versteht als der Rest der Welt. Zum einen sehe ich "Mode" die ich eigentlich fast immer mag oder als gut empfinde und Musik die mir immer gefällt. Und dann ist da noch immer die ganze Kultur wenn man so will, die einem zeigt, dass man so sein soll wie man will, dass das vollkommen ok ist und dass man sich nur selbst akzeptieren muss.

[Herbstlaubrascheln]

Ist es schlimm, wenn ich "Gothic" rein gar nicht mit einer "Menschengruppe" in Verbindung bringe? xD Ich wäre noch nie auf den Gedanken gekommen, in die Defintion andere Menschen mit rein zu bringen, wenn ich ehrlich bin.

[Lylia]

Ich verbinde Gothic auch nicht unbedingt mit Menschen, aber es ist natürlich schöner, wenn ich welche treffe, die darüber ähnlich denken wie ich, also Gothic ähnlich definieren.

[CharlotteSchlotter]

Ich finde zu Gothic gehören durchaus Menschen dazu, mit denen man seine Vorlieben und Gedanken zu bestimmten Dingen teilen kann. Das zielt dann natürlich eher auf die Szene an sich ab. Sicherlich hat Gothic auch ohne Szene eine Bedeutung für den einzelnen. Aber durch die Szene wird das Ganze ein stückweit lebendig und sorgt dafür, dass immer wieder neue Musik und Kunst erscheint. Der Aspekt von Gemeinschaft ist denke ich für viele ein wichtiger Punkt, für mich auch.

[Madred]

Für mich ist Gothic auch die Romantisierung des Vergangen. Angelehnt an der Romantik des 19. Jahrhunderts sind Bilder von Caspar David Friedrich oder auch von dem Architekten Schinkel wunderschön. Zugleich haben die Schüler von Schinkel auch den Kölner Dom zu Ende gebaut. Die Vollendung der Bauwerke nach gotischem Vorbild war im langen 19. Jahrhundert in Deutschland auch an der Tagesordnung. Auch wenn es nicht alle Bauwerke geschafft haben. Wie zum Beispiel die gotische Stiftsruine in Lippstadt (Quelle des Planes zum Wiederauf habe ich der Deutschen Bauzeitung von 1870; Original). Schön finde ich aber die Träumerei: Wie sahen Dinge früher aus — was für Menschen tummelten sich an den Orten. Die Sehnsucht nach der Stille. Die Träumerei, die man nur in alten Ruinen finden kann und das Bestreben nach Wiedererweckung.

Hat man im 19. Jahrhundert alte gotische Ruinen wiederaufgebaut; ist die Gothic-Subkultur es, die schöne, schwarz-romantische Kleider — angelehnt am 19. Jahrhundert — wiederbelebt. Die Welt der Stinos ist tristlos und traurig — doch sind wir es, die es mit Leben füllen. Zumindest in meiner Welt.

Auch liebe ich die schönen gebrochenen Buchstaben: Fraktur, Gotik oder Alte Schwabacher. Es sind wunderbare Schriften. Durch die Nazis im Mainstream verpönt; doch handwerklich hervorragend ausgebaut. Jeder Buchstabe passt gleich dem Anderen. Es gibt keine häßlichen Lücken. Denn dafür gibt es sogenannte Ligaturen, die einzelne Buchstabenkombinationen ersetzen, die Lücken reißen (wie zum Beispiel das ch). Die Verwendung der Gotik ist auch ein Zeichen von Abgrenzung. Laß die Stinos doch die Grotesk-Schriften verwenden. Die regen sich genauso über ein umgekehrtes Kreuz auf und wissen nicht, daß es ja ein christliches Symbol ist (Kreuzigung des 1. Papstes).

[Soiled]

@Madred Haha, ja - wenn man sich den Wikipedia-Artikel zu Schwarzer Romantik anschaut deckt das ja, wenn es um die Motive geht, einen Großteil der Schwarzen Szene ab. Manche mögen halt lieber Elfen und künstliche Ruinen, ich selber steh eher auf die Sex/Wahnsinn/Verfall-Kombi, aber ich glaub jeder wird da irgendwie fündig.

Allerdings mag ich das nicht nur auf die ästhetischen Aspekte beschränken, man vergisst zu leicht, daß die Romantik durchaus auch eine revolutionäre Epoche war. Ganz auffällig wird das bei den Dichterinnen, die mit ihren Mitteln (also der Kunst) mal mit dem Fuß aufgestampft und ihr Recht auf Freiheit und Liebe eingefordert haben. Das gab da schon einige Skandale, weil logischerweise das Establishment da was dagegen hatte. So ein bisschen Punkrock war also damals auch schon dabei.

[dark Nightingale]

Ich beginne meine eigentliche Kommunikation in diesem Forum mit diesem Thread, weil es ja auch um die Begründung geht, warum ich mich hier angemeldet habe bzw was mich zu diesem Thema geführt hat.

Für mich war Gothic, als ich zum ersten Mal davon mitbekommen hatte, vor allem etwas Äußeres, Visuelles, das Menschen mit anderen verbindet und deshalb auch eng mit der dazugehörigen Szene verknüpft. Als meine damalige beste Freundin in die Szene kam, war es für mich eher uninteressant, da ich nie der Clicken- oder Mode-Gänger war. Ich wollte immer individuell sein und daher schreckten mich jegliche Art Peer-Groups ab. Die Tatsache, dass diese Freundin damals anfing, sich selbst sehr stark in ihrer äußeren Erscheinungsform einzuschränken, was für mich eher als persönliche Unsicherheit rüberkam, machte es nicht besser.

Im Laufe der Zeit wurde ich mir bewusst, dass es nicht um Äußeres geht, zumindest nicht ausschließlich oder in irgendeiner Weise erzwungen, aufgezwungen von außen; sondern um die eigene Persönlichkeit und ihre Interessen und Sehnsüchte , die sich in verschiedenen Formen und Klängen ausdrücken, die in bestimmten Punkten mit anderen übereinstimmen bzw ähnlich sind.

Ich setzte mich durch die kritische Betrachtung der Szene mit meiner persönlichen Affinität gegenüber dem Morbiden und Düsteren auseinander und kam zu dem Schluss, dass ich mich Gothic fühle, aber nicht zwingend ein legitimiertes Mitglied einer so bezeichneten Gemeinschaft sein muss, weil mir dies als eine Art Anbiederung und Kompensation von fehlendem Selbst erschien.

Irgendjemand hat hier schon das geschildert, dass es eine individuelle und eine szenische Form des Gothic geben kann , das würde ich so unterschreiben.

Was nicht bedeutet, dass ich nichts mit der Szene bzw Menschen aus der Szene zu tun haben wollte, sonst würde ich hier nicht sein