Ja. Ist es. Das wurde einem in einer prägenden Phase anerzogen, das wird man ganz, ganz schlecht wieder los. Kinder kopieren ihre Eltern und hinterfragen da nicht groß, das ist ja gut belegt. Hab erst vor kurzem bei wem eine ziemlich scheußliche karikaturhafte rassistische Figurine rumstehen sehen. War noch von seiner Mutter. Hat er einfach nie drüber nachgedacht. Und, ja, ich hab drauf hingewiesen - ich bin da ja total schamlos, mehr als eingeschnappt können die Leute ja eh nicht sein.CharlotteSchlotter hat geschrieben: ↑Mittwoch 22. Juli 2020, 16:24 Dein letzer Post klingt in Summe so, als wäre es eine mühevolle und Jahre andauernde Anstrengung, eine Lebensaufgabe quasi, nicht zu diskriminieren.
Ich finde man fährt ganz gut damit, einfach zu akzeptieren, dass man rassistisch/sexistisch/whatever ist. Ohne Schuldgefühle wenn möglich - man hat sich das ja nicht ausgesucht. Aber man sollte dran arbeiten. Ich find ja, dass es nicht das schlechtest Ziel im Leben ist, ein besserer Mensch werden zu wollen, oder?
Ignorant: Ja. Mich eingeschlossen, ich käme nie auf die Idee, zu behaupten, dass ich die Welt verstehe, insbesondere die nicht-europäische. Wie gesagt, ich hab inzwischen so viel dazugelernt, ich merke, wie dämlich ich früher war. Und in der Zukunft werde ich noch viel, viel mehr lernen und verstehen. Und ich mag nicht so recht glauben, dass alle Leute viel schlauer und viel belesener seien als ich selber. Viele, klar, aber nicht alle.Kann es gar sein, dass nach deiner Ansicht jeder, der in irgendeiner Form privilegiert ist, schon alleine deshalb ein ignorantes Arschloch ist,
Arschloch: Nun, das ist wohl eine sehr persönliche Interpretationssache. Für mich ist jemand auf jeden Fall eins, wenn man nicht zuhört und stur auf seiner Meinung weiter besteht und sich weigert, dazuzulernen. Hat man zum Beispiel gern bei Leuten, die in halbwegs wohlhabende Familien reingeboren wurden. Von denen kommen oft genug Varianten von "dann sollen sie doch Kuchen essen".
Für mich ist auch jemand eins, der Sachen verharmlost - wie "Kristallnacht" zu der Stuttgart-Sache sagt.
Und ein bisschen ist man auch eins, wenn man so etwas unwidersprochen stehen lässt. Aber da ist man, zugegebenermaßen, manchmal einfach auch nur zu müde und zu erschöpft.
Also, das kann man jetzt aber wirklich googlen. Ich empfehle englischsprachige Sachen, da ist viel noch nicht ins Deutsche übersetzt.Und was ist gegen Simone de Beauvoire auszusetzen?
Eine Sache, die mir im Gedächtnis geblieben ist: Sie hat es nicht so recht geschafft, die bürgerliche und die proletarische Frauenbewegung gleichermaßen einzubringen. Das mit dem "goldenen Käfig" und so hat sie ja wunderbar dargelegt, aber sie hatte halt eher weniger Verständnis für die Bedürfnisse und die Unterdrückung der arbeitenden Frauen. Teilweise klang da fast schon Neid von ihrer Seite aus an.
Aber sie ist nicht die einzige. Bin mir z.B. auch ziemlich sicher, dass ich, wenn ich Frantz Fanon heute lesen würde, sexistische Sachen bei ihm entdecken würde.
Halt alles nicht so einfach. Und in den nächsten Jahren/Jahrzehnten werden die Sachen, die man heute sagt, halt auch kritisiert, weil sich die Welt eben weiterentwickelt. Dem Himmel sei Dank.