Moral ist in großen Teilen eine Frage der Erziehung bzw. Prägung durch die Wertvorstellungen, die uns in Familie und Gesellschaft vorgelebt werden. Es würde mich sehr wundern, wenn die Intelligenz einen Einfluss darauf hätte im Sinne davon, ob jemand mehr oder wenige moralisch handelt. Ich kann mir aber schon vorstellen, dass sehr intelligente Personen gegebene Moralvorstellungen eher hinterfragen und sich damit eher ein eigenes Gerüst an Moralvorstellungen zusammenstellen, während weniger intelligente Menschen gebene Konzepte (Religion) möglicherweise eher ohne zu Hinterfragen übernehmen.
Den Hinweis von Soiled mit den unterschiedlichen Arten von Empathie finde ich überzeugend. Dazu passt Black Sisters letzer Kommentar
Auf einer emotionalen Eben ist hier sicherlich keine Empathie vorhanden. Aber egal wie scheiße ich jemanden finde, die Fähigkeit, das Handeln, die Absichten oder Motive des anderen zu verstehen und nachzuvollziehen, schmältert fehlende Sympathie m.E. nicht. Man muss jemanden also nicht nett oder sein Verhalten gut finden, um auf einer sachlichen Eben nachvollziehen zu können, was die Motive des anderen sind.Für jemand der mich scheiße behandelt (hat), kann ich keine Empathie aufbauen...will ich dann auch gar nich.
Ob jemand bereit ist, in einer Diskussion offen für Argumente anderer zu sein und sich auch sonst in der Diskussion zivilisiert verhält, wird meiner Beobachtung nach von verschiedene Faktoren beeinflusst:
1. Ich nenne es mal den Grad den ideologischen Verblendung. Und damit meine ich nicht nur Islamisten oder Rechtsradikale. Unumstößliche Prämissen und Grundannahmen auf denen ein Weltbild fußt, sind bei sehr vielen Menschen zu beobachten. Oft sind das z.B. die klassischen Einteilungen von "links" oder "konservativ", die mit impliziten "Wahrheiten" verbunden sind, die einer Person so in Fleisch und Blut übergegangen sind, dass sie schon gar nicht mehr bewusst sind und daher auch nicht mehr in Frage gestellt werden. Das führt leicht dazu, dass Argumente, die nicht auf diesen Prämissen fußen, als Quatsch und unwahr wahrgenommen werden. Je bewusster einem die eigenen Grundannahmen und Prämissen sind, desto leichter kann man sie in Frage stellen, verstehen, wenn jemand andere hat und damit auch Argumten aus einer für einen völlig neuen Perspektive beleuchten.
2. Abstraktionsvermögen bzw. die Fähigkeit, einen Sachverhalt losgelöst von eigenen Emotionen und Erfahrungen zu betrachten. Ich habe schon oft erlebt, wie schwer es einigen Menschen fällt, sich in einer Diskussion von den persönlichen Erfahrungen zu lösen und sich gedanklich in eine Position zu begeben, in der Menschen auch andere Erfahrungen haben oder in der man seine eigenen Erfahrungen als Einzelfall anerkennt oder diese Annahme zumindest zulässt.
3. Die Intention, mit der eine Diskussion geführt wird. Manchmal und ganz besonders in Zeiten der sozialer Netzwerke ist die Intention oftmals sicherlich nicht, seinen Horizont im Rahmen einer Diskussion zu erweitern, sondern sich zu profilieren, Kommentare abzulassen, die von anderen geteilt und unterstütz werden oder sich als Teil einer Gruppe zu fühlen, die gegen eine andere Gruppe argumentiert/hetzt/käpmft.
Intelligenz hat sicherlich etwas mit Abstraktionsvermögen zu tun und erleichtert es damit, Argumente zu verstehen und weiter zu entwickeln. Ob eine Person das dann aber im Rahmen einer Diskussion auch tut, steht auf einem ganz anderen Blatt.