Hab ich auch schon mehrfach gelesen und kommt auch meiner persönlichen Wahrnehmung recht nahe.Grauer Wolf hat geschrieben: ↑Dienstag 16. Oktober 2018, 23:17
Vor längerer Zeit habe ich mal eine Studie gelesen, in statistische Zusammenhänge zwischen Intelligenz und Bildung auf der einen Seite und Religiosität, Offenheit, Liberalität, Toleranz, Glück und Lebenserwartung auf der anderen Seite nachgewiesen wurde. Intelligente und gebildete Menschen sind weniger religiös, offener für neue Ideen, anderen Meinungen gegenüber toleranter, dafür aber weniger glücklich. Religiöse Menschen sind weniger intelligent und gebildet, weniger offen für Neues, weniger tolerant, dafür aber glücklicher und haben eine höhere Lebenserwartung. Leider finde ich diese Studie auf die Schnelle nicht mehr, kann also nicht mehr beurteilen, ob da wirklich was dran ist. Es erscheint mir jedoch nicht völlig unplausibel.
Schon alleine der Glaube daran, dass alles von andere Stelle gelenkt wird und einen Sinn hat, hilft, glaube ich, enorm und sorgt dafür, dass man sich nicht so viele Sorgen um die Zukunft macht, seinen Moralischen Rahmen hat man praktischerweise auch schon vorgegeben.
Ich glaube, dass daraus eher andersrum ein Schuh wird: Wer entgegen gesellschaftlicher Moral handelt, ist sich oftmals mE sehr bewusst darüber, dass er gerade etwas 'falsches' tut und empfindet ggf. sogar schlecht, in den meisten Fällen wird aber die persönliche Moral entweder angepasst oder begründet.Fanchen hat geschrieben: ↑Mittwoch 17. Oktober 2018, 05:25
Hm, davon bin ich nicht überzeugt. Sicher, in der gleichen Situation wird nicht jeder gleich handeln. Aber das heißt ja nicht unbedingt, dass nicht eine gewisse Handlung objektiv die bessere gewesen wäre. Nicht nur von außen (mit eventuell Zugang zu mehr Informationen) gesehen, sondern auch aus der Sicht der handelnden Person, die später einsehen könnte, dass sie in der Situation besser anders gehandelt hätte.
Ich bin also durchaus der Meinung, dass es objektive Moral geben kann. Und dann kann man auch auf einer rein sachlichen Ebene über Moral und Ethik reden, denke ich.
Die Frage ist - was ist objektive Moral? Das müsste ja etwas sein, was allgemeingültig ist und ich glaube tatsächlich, dass es das nicht gibt. Ich habe überlegt, ob beispielsweise Mord eventuell dazu gehört, aber dann schaut man in andere Kulturkreise, in denen Ehrenmorde moralische vertretbar sind.
Auch in Bezug auf Stehlen herrschen teilweise aufgrund anderer Auffassung über Besitz nicht allumfassend die gleichen Maßstäbe.
Ich bin nicht sicher, ob ich da mit dir d'accord bin. Vielleicht liegts aber auch nur am Beispiel.Soiled hat geschrieben: ↑Mittwoch 17. Oktober 2018, 09:54
Meiner Meinung nach gibt es sowieso mindestens zwei Arten von Empathie. Einerseits die rationale, mit ein bisschen Mühe kann man *jeden* verstehen bzw. seine Beweggründe nachvollziehen, andererseits die emotionale - die finde ich deutlich schwieriger. Rational verstehe ich, weswegen Leute freiwillig Kinder kriegen, emotional dagegen so ganz und gar nicht. Und auch meine Toleranz beruht nicht darauf, dass ich ach so empathisch wäre, sondern dass mir die allermeisten Leute schlichtweg vollkommen am Popo vorbeigehen.
Rational etwas anerkennen hat für mich persönlich weniger mit Einfühlungsvermögen, als mehr mit Objektivität zu tun - an der Stelle vielleicht auch wieder mit Intelligenz, mit der Fähigkeit, Dinge losgelöst vom eigenen Werteverständnis beurteilen zu können.
Für mich persönlich bedeutet Emphatie aber auch nicht, dass ich 1:1 nachempfinden kann, wie der andere etwas erlebt, aber zumindest im für mich nachvollziehbaren Rahmen anhand seiner Reaktion und Erklärung eine Parallele ziehen kann. Was du als Beispiel anführst, ist für mich aber eher Gleichgütigkeit, als Emphatie, im Grunde also das Gegenteil.
Die Definition von Intelligenz ist schwierig, ich denke, insbesondere in diesem Kontext, @SchwarzeKatz hat es ganz schön gesagt: Eine gute Balance zwischen EQ und IQ - denn reines, logisches Denken hilft eben nicht dabei, andere Menschen verstehen zu können.
In den ersten Punken gebe ich dir vollkommen recht, genau diese Beobachtungen haben mich zu dem Thema gebracht.Madred hat geschrieben: ↑Mittwoch 17. Oktober 2018, 10:20
Ich denke, deswegen reden bei Diskussionen alle immer einander vorbei. Bestes Beispiel sind Politik-Talkshows. Am Ende hat man nur geredet, aber keiner rückt von seinen Ansichten ab und sagt: Stimmt. Komme jetzt mit anderen Augen aus der Unterhaltung heraus. Schließlich sind Politiker nur Vertreter ihrer Partei und da muss stets Geschlossenheit gehalten werden. *abkotz*
Politikdiskussionen sind glaube ich ein schlechtes Beispiel, weil sie nicht dazu gedacht sind, den jeweils anderen, sondern den Wähler von der eigenen Ansicht zu überzeugen. Das hatten wir grade im AFD-Thema schon
@blacksister´s ghost Ich weiß gar nicht, warum du jetzt so passiv-aggressiv in deinem Ton wirst (sollte ich das nur missinterpretieren tut's mir Leid). Im Grunde lieferst du grade genau das, was ich beschreibe - du wirst persönlich, indem du mir Umverschämheit und gleichzeitig eine Erwartungshaltung vorwirfst (und mir damit indirekt aberkennst, dass ich andere Meinungen tolerieren kann). Zumal ich niemandem mangelnde Intelligenz vorgeworfen habe, ich sagte bloß, ich habe das Gefühl, dass mangelnde Emphatie und Toleranz nach meinem Empfinden mit geringer(er) Intelligenz zu tun haben und habe dazu nach Meinungen gefragt. Und ich habe auch nirgendwo als Aussage in den Raum gestellt, es hätte NUR mit Intelligenz zu tun.
Und wie @SchwarzeKatz schon sagt, sind Werte keinesfalls nur erlernt, das wäre ja fatal. Werte können sich glücklicherweise ändern. Das habe ich dabei sehr wohl bedacht, weil ich persönlich auch der Meinung bin, dass die Fähigkeit, die eigene Moralvorstellung - welche, da stimme ich dir zu und habe es auch nie bestritten - im Kindesalter geprägt wird, zu hinterfragen und ggf. für sich selbst als falsch zu deklarieren und zu ändern mit Intelligenz zu tun hat.
Ob man zuvorkommend ist, hat ebenfalls mit Erziehung zu tun und kann sich im Laufe des Lebens dennoch ändern. Natürlich werden wir alle schon im frühesten Kindesalter geprägt, aber das bedeutet doch keinesfalls, dass wir das, was wir lernen, auf ewig beibehalten.
Auch dass die nettesten Menschen strohdumm sind, könnte (nicht muss!) einfach an viel Naivität liegen?
Ich weiß halt beim besten Willen nicht, wie du in meine bisherigen Aussagen Böswilligkeit hineininterpretierst.