Moral, Toleranz, Emphatie und Intelligenz

Religionen, Wissenschaften, Theorien etc.
Benutzeravatar
Blackshiro
Bestätigtes Mitglied
Beiträge: 171
Registriert: Sonntag 27. Mai 2018, 10:23
Wohnort: Hamburg
Beziehungsstatus: In fester Beziehung
Gender:
Alter: 30

Re: Moral, Toleranz, Emphatie und Intelligenz

Beitrag von Blackshiro »

Grauer Wolf hat geschrieben: Dienstag 16. Oktober 2018, 23:17

Vor längerer Zeit habe ich mal eine Studie gelesen, in statistische Zusammenhänge zwischen Intelligenz und Bildung auf der einen Seite und Religiosität, Offenheit, Liberalität, Toleranz, Glück und Lebenserwartung auf der anderen Seite nachgewiesen wurde. Intelligente und gebildete Menschen sind weniger religiös, offener für neue Ideen, anderen Meinungen gegenüber toleranter, dafür aber weniger glücklich. Religiöse Menschen sind weniger intelligent und gebildet, weniger offen für Neues, weniger tolerant, dafür aber glücklicher und haben eine höhere Lebenserwartung. Leider finde ich diese Studie auf die Schnelle nicht mehr, kann also nicht mehr beurteilen, ob da wirklich was dran ist. Es erscheint mir jedoch nicht völlig unplausibel.
Hab ich auch schon mehrfach gelesen und kommt auch meiner persönlichen Wahrnehmung recht nahe.
Schon alleine der Glaube daran, dass alles von andere Stelle gelenkt wird und einen Sinn hat, hilft, glaube ich, enorm und sorgt dafür, dass man sich nicht so viele Sorgen um die Zukunft macht, seinen Moralischen Rahmen hat man praktischerweise auch schon vorgegeben.
Fanchen hat geschrieben: Mittwoch 17. Oktober 2018, 05:25

Hm, davon bin ich nicht überzeugt. Sicher, in der gleichen Situation wird nicht jeder gleich handeln. Aber das heißt ja nicht unbedingt, dass nicht eine gewisse Handlung objektiv die bessere gewesen wäre. Nicht nur von außen (mit eventuell Zugang zu mehr Informationen) gesehen, sondern auch aus der Sicht der handelnden Person, die später einsehen könnte, dass sie in der Situation besser anders gehandelt hätte.
Ich bin also durchaus der Meinung, dass es objektive Moral geben kann. Und dann kann man auch auf einer rein sachlichen Ebene über Moral und Ethik reden, denke ich.
Ich glaube, dass daraus eher andersrum ein Schuh wird: Wer entgegen gesellschaftlicher Moral handelt, ist sich oftmals mE sehr bewusst darüber, dass er gerade etwas 'falsches' tut und empfindet ggf. sogar schlecht, in den meisten Fällen wird aber die persönliche Moral entweder angepasst oder begründet.
Die Frage ist - was ist objektive Moral? Das müsste ja etwas sein, was allgemeingültig ist und ich glaube tatsächlich, dass es das nicht gibt. Ich habe überlegt, ob beispielsweise Mord eventuell dazu gehört, aber dann schaut man in andere Kulturkreise, in denen Ehrenmorde moralische vertretbar sind.
Auch in Bezug auf Stehlen herrschen teilweise aufgrund anderer Auffassung über Besitz nicht allumfassend die gleichen Maßstäbe.

Soiled hat geschrieben: Mittwoch 17. Oktober 2018, 09:54
Meiner Meinung nach gibt es sowieso mindestens zwei Arten von Empathie. Einerseits die rationale, mit ein bisschen Mühe kann man *jeden* verstehen bzw. seine Beweggründe nachvollziehen, andererseits die emotionale - die finde ich deutlich schwieriger. Rational verstehe ich, weswegen Leute freiwillig Kinder kriegen, emotional dagegen so ganz und gar nicht. :lol: Und auch meine Toleranz beruht nicht darauf, dass ich ach so empathisch wäre, sondern dass mir die allermeisten Leute schlichtweg vollkommen am Popo vorbeigehen.
Ich bin nicht sicher, ob ich da mit dir d'accord bin. Vielleicht liegts aber auch nur am Beispiel.
Rational etwas anerkennen hat für mich persönlich weniger mit Einfühlungsvermögen, als mehr mit Objektivität zu tun - an der Stelle vielleicht auch wieder mit Intelligenz, mit der Fähigkeit, Dinge losgelöst vom eigenen Werteverständnis beurteilen zu können.
Für mich persönlich bedeutet Emphatie aber auch nicht, dass ich 1:1 nachempfinden kann, wie der andere etwas erlebt, aber zumindest im für mich nachvollziehbaren Rahmen anhand seiner Reaktion und Erklärung eine Parallele ziehen kann. Was du als Beispiel anführst, ist für mich aber eher Gleichgütigkeit, als Emphatie, im Grunde also das Gegenteil.

Die Definition von Intelligenz ist schwierig, ich denke, insbesondere in diesem Kontext, @SchwarzeKatz hat es ganz schön gesagt: Eine gute Balance zwischen EQ und IQ - denn reines, logisches Denken hilft eben nicht dabei, andere Menschen verstehen zu können.
Madred hat geschrieben: Mittwoch 17. Oktober 2018, 10:20
Ich denke, deswegen reden bei Diskussionen alle immer einander vorbei. Bestes Beispiel sind Politik-Talkshows. Am Ende hat man nur geredet, aber keiner rückt von seinen Ansichten ab und sagt: Stimmt. Komme jetzt mit anderen Augen aus der Unterhaltung heraus. Schließlich sind Politiker nur Vertreter ihrer Partei und da muss stets Geschlossenheit gehalten werden. *abkotz*
In den ersten Punken gebe ich dir vollkommen recht, genau diese Beobachtungen haben mich zu dem Thema gebracht.
Politikdiskussionen sind glaube ich ein schlechtes Beispiel, weil sie nicht dazu gedacht sind, den jeweils anderen, sondern den Wähler von der eigenen Ansicht zu überzeugen. Das hatten wir grade im AFD-Thema schon :D

@blacksister´s ghost Ich weiß gar nicht, warum du jetzt so passiv-aggressiv in deinem Ton wirst (sollte ich das nur missinterpretieren tut's mir Leid). Im Grunde lieferst du grade genau das, was ich beschreibe - du wirst persönlich, indem du mir Umverschämheit und gleichzeitig eine Erwartungshaltung vorwirfst (und mir damit indirekt aberkennst, dass ich andere Meinungen tolerieren kann). Zumal ich niemandem mangelnde Intelligenz vorgeworfen habe, ich sagte bloß, ich habe das Gefühl, dass mangelnde Emphatie und Toleranz nach meinem Empfinden mit geringer(er) Intelligenz zu tun haben und habe dazu nach Meinungen gefragt. Und ich habe auch nirgendwo als Aussage in den Raum gestellt, es hätte NUR mit Intelligenz zu tun.

Und wie @SchwarzeKatz schon sagt, sind Werte keinesfalls nur erlernt, das wäre ja fatal. Werte können sich glücklicherweise ändern. Das habe ich dabei sehr wohl bedacht, weil ich persönlich auch der Meinung bin, dass die Fähigkeit, die eigene Moralvorstellung - welche, da stimme ich dir zu und habe es auch nie bestritten - im Kindesalter geprägt wird, zu hinterfragen und ggf. für sich selbst als falsch zu deklarieren und zu ändern mit Intelligenz zu tun hat.
Ob man zuvorkommend ist, hat ebenfalls mit Erziehung zu tun und kann sich im Laufe des Lebens dennoch ändern. Natürlich werden wir alle schon im frühesten Kindesalter geprägt, aber das bedeutet doch keinesfalls, dass wir das, was wir lernen, auf ewig beibehalten.
Auch dass die nettesten Menschen strohdumm sind, könnte (nicht muss!) einfach an viel Naivität liegen?
Ich weiß halt beim besten Willen nicht, wie du in meine bisherigen Aussagen Böswilligkeit hineininterpretierst.
We are far from perfect - but perfect as we are
Benutzeravatar
Grauer Wolf
Bestätigtes Mitglied
Beiträge: 1792
Registriert: Donnerstag 24. Mai 2018, 00:22
Wohnort: Schönau-Altneudorf
Gender:
Alter: 57

Re: Moral, Toleranz, Emphatie und Intelligenz

Beitrag von Grauer Wolf »

Damit hast Du natürlich recht, aber viele Sachen, die als Diskussion bezeichnet werden, sind gar keine, sondern eigentlich eine Debatte. Bei denen geht es nicht darum, sein Gegenüber zu überzeugen, sondern ein Publikum. Wenn zwei Hanseln aus verschiedenen Parteien öffentlich über etwas reden ist es unwahrscheinlich, dass einer seine Meinung ändert - es geht darum, seinen Standpunkt so überzeugend darzulegen, dass man gewählt wird. Ist ein ziemlicher Unterschied.
Hmm... ich würde das Publikum jetzt zu den Teilnehmern der Diskussion zählen. Die Debattierenden versuchen ja nicht unbedingt sich gegenseitig von ihren Standpunkten zu überzeugen, sondern den Einen oder die Andere im Publikum.

Die angeblich höhere Lebenserwartung bei religiöseren, ungebildeten Menschen wundert mich aber: Ich wäre davon ausgegangen, dass gebildetere Menschen eine tendenziell höhere Lebenserwartung haben, weil sie ja auch einen besseren Zugang zu medizinischer Versorgung haben müssten.
Im Prinzip ja. Religiösere Menschen scheinen mit sich und der Welt jedoch zufriedener und glücklicher zu sein, oft auch weniger allein. Und alleine schon dieses geistige Wohlbefinden hat wohl ziemlich starken Einfluß auf die körperliche Gesundheit, so daß es auf den Zugang zur medizinischen Versorgung letztendlich gar nicht mehr so ankommt. Denke ich mal. Ich bin im Moment nämlich zu faul, nach der entsprechenden Studie zu suchen.
Ich persönlich gelte als hypersensibel und hochgradig empathisch

Da könnte man jetzt auch schon drüber diskutieren (meinetwegen auch debattieren), ob das überhaupt eine schlaue Aussage ist. Eigentlich ist es ja nix anderes als anectdotal evidence, die Aussagekraft ist also gleich null.
Ähm... das wurde von einem Experten im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie anhand eines psychologischen Tests festgestellt. Es gibt schon einigermaßen objektive Kriterien, was als hypersensibel und hochgradig empathisch gilt.
Man soll Leuten nicht Boshaftigkeit unterstellen,
wenn man ihr Verhalten genau so gut durch Dummheit erklären kann.
(Hanlon's Razor)

:anger: :zap: :bomb: :boom: :fire: :rocket:
blacksister´s ghost

Re: Moral, Toleranz, Emphatie und Intelligenz

Beitrag von blacksister´s ghost »

.
Zuletzt geändert von blacksister´s ghost am Freitag 9. August 2019, 21:08, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Fanchen
Site Admin
Beiträge: 1142
Registriert: Mittwoch 23. Mai 2018, 21:38
Wohnort: Oldenburg
Gender:
Alter: 31

Re: Moral, Toleranz, Emphatie und Intelligenz

Beitrag von Fanchen »

Blackshiro hat geschrieben: Mittwoch 17. Oktober 2018, 22:28
Fanchen hat geschrieben: Mittwoch 17. Oktober 2018, 05:25

Hm, davon bin ich nicht überzeugt. Sicher, in der gleichen Situation wird nicht jeder gleich handeln. Aber das heißt ja nicht unbedingt, dass nicht eine gewisse Handlung objektiv die bessere gewesen wäre. Nicht nur von außen (mit eventuell Zugang zu mehr Informationen) gesehen, sondern auch aus der Sicht der handelnden Person, die später einsehen könnte, dass sie in der Situation besser anders gehandelt hätte.
Ich bin also durchaus der Meinung, dass es objektive Moral geben kann. Und dann kann man auch auf einer rein sachlichen Ebene über Moral und Ethik reden, denke ich.
Ich glaube, dass daraus eher andersrum ein Schuh wird: Wer entgegen gesellschaftlicher Moral handelt, ist sich oftmals mE sehr bewusst darüber, dass er gerade etwas 'falsches' tut und empfindet ggf. sogar schlecht, in den meisten Fällen wird aber die persönliche Moral entweder angepasst oder begründet.
Die Frage ist - was ist objektive Moral? Das müsste ja etwas sein, was allgemeingültig ist und ich glaube tatsächlich, dass es das nicht gibt. Ich habe überlegt, ob beispielsweise Mord eventuell dazu gehört, aber dann schaut man in andere Kulturkreise, in denen Ehrenmorde moralische vertretbar sind.
Auch in Bezug auf Stehlen herrschen teilweise aufgrund anderer Auffassung über Besitz nicht allumfassend die gleichen Maßstäbe.
Wir scheinen etwas aneinander vorbei zu reden; dass jemand sich bewusst sein kann, dass eine Handlung falsch ist, und dennoch so handelt, bestreite ich nicht. Mir geht es erstmal wirklich nur um das Erkennen von Richtig und Falsch.
Allgemeingültig muss objektive Moral allerdings nicht sein - das wäre moralischer Absolutismus. Ich glaube nicht, dass es Dinge gibt, die unabhängig vom Kontext immer falsch sind: Wenn man sich Stehlen anguckt, kann es beispielsweise durchaus richtig sein etwas zu stehlen, wenn dadurch jemandem das Leben gerettet wird. In dem Fall wäre der Diebstahl also die moralisch richtige Aktion.
Taten sind aber meiner Meinung nach objektiv nach Richtung und Falsch bewertbar. Wenn jemand etwas stiehlt, um ein Leben zu retten, kann man das objektiv betrachten und zu dem Schluss kommen: Die Tat war richtig so, das Retten des Lebens war wichtiger als das Recht auf Besitz. Oder man kommt zu dem Schluss: Das Stehlen war falsch, denn obwohl ein Leben gerettet wurde, wurden durch den Diebstahl andere in Lebensgefahr gebracht.
"If you ignore the rules people will, half the times, quietly rewrite them so that they don't apply to you."
- Terry Pratchett, Equal Rites
Lylia

Re: Moral, Toleranz, Emphatie und Intelligenz

Beitrag von Lylia »

Blackshiro hat geschrieben: Dienstag 16. Oktober 2018, 21:48 In Zeiten, wo der Ton immer rauer, Diskussionen immer unsachlicher und Argumentationen immer populistischer werden, habe ich oft den Eindruck, dass viele Menschen gar nicht mehr in der Lage sind, ruhige, sachliche Diskussionen zu führen.
Besonders stark fällt mir das bei ethischen und moralischen Grundsatzdiskussionen auf. Abtreibung, Fleischkonsum, Flüchtlingsboote im Mittelmeer.
Hallo Blackshiro :)

Ich mache oft dieselbe Beobachtung wie du, mir fiel auf, dass der Ton in Disskusionen wirklich immer rauher wird, gerade im Web kann man das gut beobachten. Ich bin auch der Ansicht, dass viele Menschen nicht mehr sehr sachlich disskutieren können und gerade bei Themen, welche sensibler zu behandeln sind artet es gerne mal aus. Fleischkonsum, Abtreibungen,Tierschutz, also immer, wenn es auch um Ethik oder persönliche Lebensphilosophie geht "kocht" es meist hoch.
Eine Diskussion über Ethik kann, meiner Meinung nach, nie auf einer rein sachlichen Ebene stattfinden. Jeder Mensch hat seine eigene Moral und das ist ja auch gut so, nur habe ich oft den Eindruck, dass es für eine tatsächliche Diskussion, die sich für mich von einem puren Gegenüberstellen von Argumenten und Emotionen unterscheidet, zwingend erforderlich ist, dass man Empathie besitzt, und zwar die Empathie, sich in den anderen hineinzuversetzen.
Das bedeutet auch, sich auf den anderen einzulassen.
Hier gehe ich mit dir ebenfalls d'accord und bin der Meinung, dass es wie du sagst zwar normal ist, nicht immer völlig wertungsfrei sein zu können, da jeder Mensch mit bestimmten Themen auch seine Lebensgeschichte und Ansichten verbindet. Fehlende Empathie ist mir auch öfters schon aufgefallen, im RL wie auch im Web und ich denke, es ist zum Teil der heutigen Hektik aber auch einer gewissen Oberflächlichkeit geschuldet, man hat nicht die Zeit oder aber will sich nicht tiefer mit anderen Menschen befassen. Der "Andere" welcher das dann spürt ist auch sauer oder ich sage mal "angefressen" und so kommt es zum Streit.
Insbesondere im Internet, versteckt hinter Anonymität und fehlenden Komponenten wie Mimik, Gestik und Intonation völlig fehlen, habe ich oft den Eindruck, dass viele Menschen überhaupt nicht mehr in der Lage sind, sich auf andere Sichtweisen einzulassen.
Gut beobachtet, das sture Beharren auf den eigenen Ansichten evtl. gepaart mit einem zu grossen Ego kann für eine gewisse "Engstirnigkeit" sorgen, die Kommunikation dann erschwert. Andere Sichtweisen können zudem auch abgelehnt werden, weil sie ggf. das eigene Weltbild verunsichern könnten, was als Bedrohung angesehen wird und darum dann abgelehnt wird.
Letztlich geht es ja nicht darum, andere unbedingt zu überzeugen, aber eben darum, Toleranz zu erzeugen. Ich muss nicht mit jedem einer Meinung sein, aber meines Erachtens nach erfordert es ein gewisses Maß an Emphatie, um zumindest nachvollziehen zu können, warum andere Menschen anderer Meinung sind und das eben zu akzeptieren und zu tolerieren.
Das ist eine echt gute Einstellung und so sehe ich das auch, Empathie ist etwas sehr wichtiges im Umgang mit anderen Menschen und sie sollte auch deswegen angewandt werden um ein Miteinander zu ermöglichen, bei dem alle sich wohlfühlen. Mal in den Schuhen des anderen zu laufen kann viel bewegen, aber das geschieht wirklich selten.
Ich denke zwar, dass es da auch Grenzen gibt und dass es immer wieder Meinungen gibt, die so sehr gegen meine persönliche Moral verstoßen, dass ich dafür kein Verständnis aufbringen kann, aber ich habe oft das Gefühl, dass selbst kleinste Abweichungen der eigenen Meinung zu Abwehrhaltungen führen.
Ich weiß nicht, ob die Verbindungen, die ich dabei herstelle, korrekt sind.
Ja diese Grenzen gibt es, wenn jemand eine Lebensauffassung vertritt, der ich z.b so gar nichts abgewinnen kann oder die krass gegen meine Grundsätze verstösst, dann kommt die Ablehnung oder einfach das "auf den/die komme ich nicht klar", das finde ich dann nicht so schlimm, denn man muss nicht jeden gut finden und sich selber treu bleiben.
Oft habe ich das Gefühl, dass, insbesondere längere Texte, nicht richtig verstanden werden. Das zeugt für mich von geringer Intelligenz. Die darauf folgenden, unsachlichen Gegenargumente sind für mich Ausdruck einer gewissen Hilflosigkeit. Man kann und/oder will sich nicht näher mit einem komplexen Thema beschäftigen, weil man sich dann eventuell selbst hinterfragen müsste, aber auch und gerade dieses Verhalten hat für mich immer den Eindruck, dass es sowohl an Intelligenz fehlt, die eigenen Argumente sinnvoll vorzubringen, als auch Empathie dem anderen gegenüber eher mangelhaft ist.
Hier denke ich, es kann mehrere Gründe dafür geben, wenn längere Texte nicht verstanden werden:

1. Er ist ohne Absätze geschrieben und damit anstrengend zu lesen, was dann nur "überflogen" wird.
2. Der Leser nimmt sich nicht genug Zeit über den Text zu reflektieren.
3. Der Ersteller hat sich unklar oder zu komplex ausgedrückt (z.b zu viele Fremd und Fachwörter)
4. Die Rechtschreibung ist grotten-übel, was ein Lesen nicht attraktiv macht und er wird darum ignoriert.
5. Der Leser ist zu sehr mit sich selber beschäftigt und liest nur "oberflächlich" nicht aber in der Tiefe.
6. Er ist tatsächlich etwas "dümmlich" und kann die Zusammenhänge im Text nicht zu einem Ganzen verarbeiten.
Ich frage mich daher, ob Moral, Toleranz und Empathie abhängig von der Intelligenz einer Person sind.
Für mich hängen Toleranz und Empathie sehr eng zusammen, wer sehr emphatisch ist, ist tendenziell toleranter anderen Meinungen gegenüber und vice versa, eher intolerante Menschen sind auch weniger emphatisch.
Moral als solche kann man, glaube ich, zwar nicht von Intelligenz abhängig machen, aber die Fähigkeit, die eigene Moral zu hinterfragen und sogar zu ändern.

Was meint ihr dazu?
Ich denke so darüber: Es gibt ja den IQ den Intelligenzquozienten und den EQ den emotionalen Intelligenzquotienten, und beide spielen zusammen, ist einer dieser beiden Werte niedriger oder bedeutsam niedriger, kommt es zu einem "Ungleichgewicht" man ist nicht "in seiner Mitte" und bei Debatten macht es das schwieriger, sachlich zu bleiben oder auch Empathie anzuwenden.

Sind aber diese beiden Werte ausgewogen und halten sich die Waage, verlaufen Gespräche harmonisch und der Einsatz von Empathie fällt einem "nur so zu", also es wird als leicht empfunden sie wird quasi zur "Selbstverständlichkeit. :)
Charlotte Sometimes
Bestätigtes Mitglied
Beiträge: 1479
Registriert: Mittwoch 23. Mai 2018, 22:57
Gender:
Alter: 40

Re: Moral, Toleranz, Emphatie und Intelligenz

Beitrag von Charlotte Sometimes »

zum Teil der heutigen Hektik aber auch einer gewissen Oberflächlichkeit geschuldet, man hat nicht die Zeit oder aber will sich nicht tiefer mit anderen Menschen befassen.
Ich verstehe dieses Scheinargument mit der Zeit immer nicht.
Für Empathie spielt Zeit und Raum keine Rolle,entweder ist sie da oder nicht.
Dazu muss ich mir nicht die Zeit nehmen und mir die komplette Lebensgeschichte von jemandem anhören.
Das ist ein Gespür ,welches von Innen kommt,bzw. eine Wahrnehmung die entsteht wenn man seine "Antennen" nicht komplett verkrüppeln lassen hat.Sonst wäre es ja auch erdachte,vergeistigte Empathie,sprich man muss erst einmal alle Informationen haben um kognitiv zu entscheiden ,ob derjenige Mitgefühl verdient.^^
Das ist so ähnlich wie mit erdachter ,verkopfter Liebe.Ich denke ,dass ich ihn oder sie liebe...hmm,aber irgendwie fühle ich gar nichts.
Ist manchmal schwer auseinander zu halten,das gebe ich zu.
(Disclaimer: Das ist nur meine Ansicht bzw. Wahrnehmung)
Gut beobachtet, das sture Beharren auf den eigenen Ansichten evtl. gepaart mit einem zu grossen Ego kann für eine gewisse "Engstirnigkeit" sorgen, die Kommunikation dann erschwert.
Finde ich auch etwas eigenartig die Meinung.
Jede Meinung eines anderen zu absorbieren und zur eigenen zu machen wäre ja auch nur das andere Extrem.

Ich mag es nur nicht wenn Leute auf ihr "Recht" pochen,obwohl sie schon längst erkannt haben ,dass sie im Unrecht sind.
Bei diesen ist eine Diskussion reine Energievergeudung.
Letztlich geht es ja nicht darum, andere unbedingt zu überzeugen, aber eben darum, Toleranz zu erzeugen. Ich muss nicht mit jedem einer Meinung sein, aber meines Erachtens nach erfordert es ein gewisses Maß an Emphatie, um zumindest nachvollziehen zu können, warum andere Menschen anderer Meinung sind und das eben zu akzeptieren und zu tolerieren.
Sehe ich auch nicht so.
Ich kann auch Menschen tolerieren für die ich keine Empathie empfinde.
Das ist für mich widerum eine totale Kopfsache.
Im Grunde könnte ich sogar sagen ,ich toleriere (dulde) Nazis,da ich nicht aktiv gegen sie vorgehe.^^
Oft habe ich das Gefühl, dass, insbesondere längere Texte, nicht richtig verstanden werden. Das zeugt für mich von geringer Intelligenz.
Nee Nee,
Es gibt echt Leute die fast einen Roman verfassen,da habe ich die Lust gar nicht zu mir ALLES durch zu lesen.
Manche Fragen kann man auch kurz und präzise beantworten.
Mehr Geschwurbel macht nichts wertiger bzw. wahrer.
Solch eine Diskussion hatte ich schon mal in einem anderen Forum.
Auf jede Frage folgte ein riesen Text.
Ich muss mir nicht jeden geistigen "Orgasmus" eines jeden reinziehen.^^
Das hat nichts mit Ignoranz oder Mangel an Intelligenz zu tun.
Ich frage mich daher, ob Moral, Toleranz und Empathie abhängig von der Intelligenz einer Person sind.
Diese Frage kann man pauschal nicht beantworten.
Es gibt fast 8 Mrd Menschen,jeder ist sein eigenes Universum.
Empathie kann mit dem EQ zusammen hängen,Toleranz braucht imho keine Empathie,Moral hat jeder eine andere.
Wobei ich denke ,das Moral oft auch mit einem religiösen System zusammen hängt,sprich Moral oft übernommen ohne hinterfragt zu werden.

Irgendwie habe ich das Gefühl ,dass diese beiden Sätze genau das Problem beschreiben:
Gut beobachtet, das sture Beharren auf den eigenen Ansichten evtl. gepaart mit einem zu grossen Ego kann für eine gewisse "Engstirnigkeit" sorgen, die Kommunikation dann erschwert.
Letztlich geht es ja nicht darum, andere unbedingt zu überzeugen,
Doch genau darum geht es,wenn man meint das der andere stur ist ,wenn er nicht von seiner Meinung abweicht.^^
Da frage ich mich ob das Ganze nicht etwas verdreht aufgefasst wird.
Sprich ,ich habe Recht,nur der andere will es nicht annehmen,weil stur bzw. starrsinnig ist :shock:
Ist doch genauso intolerant... :!:
Das ist ja als ob man den Teufel mit dem Beelzebub austreiben wollte.

Edit:
Empathie ist eine feine Sache,aber ich verstehe nicht warum man ihr fast schon einen Heiligenschein verpassen will.
Ich kann z.B nicht für alles und jeden Empathie empfinden(das wäre m.E inflationär),selbst wenn ich die Motivation einer Ideologie oder Tat geistig nachvollziehen kann.
Tolerieren heisst erdulden,auch das kann man von niemanden verlangen,dass er/sie alles erduldet,das was z.B gegen die eigene MORAL verstößt.
Der Andere ist nicht wertiger als man selbst.Das ist einfach nur eine Opferhaltung die der christlichen MORAL entspricht,wenn man jeden und alles toleriert.Man könnte auch sagen zu viel des "Guten" ..das kann manchmal auch zum genauen Gegenteil führen.
Ich muss z.B keine Empathie für einen Neofaschisten aufbringen ,auch wenn SEINE Motivation geistig nachvollziehen kann.
Das kann dann nämlich ganz schnell dafür sorgen ,dass wir hier bald wieder Zustände wie im 3.Reich haben.^^


Jetzt hab ich selbst einen langen Text verfasst. *lol*
blacksister´s ghost

Re: Moral, Toleranz, Emphatie und Intelligenz

Beitrag von blacksister´s ghost »

.
Zuletzt geändert von blacksister´s ghost am Freitag 9. August 2019, 21:09, insgesamt 1-mal geändert.
Soiled

Re: Moral, Toleranz, Emphatie und Intelligenz

Beitrag von Soiled »

Grauer Wolf hat geschrieben: Mittwoch 17. Oktober 2018, 23:06 Ähm... das wurde von einem Experten im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie anhand eines psychologischen Tests festgestellt. Es gibt schon einigermaßen objektive Kriterien, was als hypersensibel und hochgradig empathisch gilt.
Oh, das bezweifele ich doch gar nicht. Ich bezweifele nur, dass es einen kausalen (!) Zusammenhang zwischen Empathie und Intelligenz gibt.
(Religion und Gesundheit)
Ich bin im Moment nämlich zu faul, nach der entsprechenden Studie zu suchen.
Faule Socke. :P
https://en.wikipedia.org/wiki/Religion_and_health Eíne einzige Studie wäre ja auch etwas wenig. Und, ja, wenn z.B. gläubige Moslems keinen Alkohol trinken fallen da natürlich automatisch viele Erkrankungen weg, aber als Atheist kann man doch genauso abstinent leben.
Blackshiro hat geschrieben: Mittwoch 17. Oktober 2018, 22:28 Was du als Beispiel anführst, ist für mich aber eher Gleichgütigkeit, als Emphatie, im Grunde also das Gegenteil.
Eben. Ich wollte nur andeuten, dass Toleranz nicht zwingend etwas mit Empathie zu tun haben muss.

Es gibt sogar Leute, die Empathie in drei Formen aufteilen, finde ich eigentlich recht sinnvoll. So ganz verstehe ich nämlich wirklich nicht, was hier in dem Thread mit "Empathie" gemeint ist. Mitgefühl? Oder Einfühlungsvermögen? Letzteres ist ja deutlich neutraler, man kann sich genauso in Täter einfühlen wie in Opfer. Aber das haben ja auch schon andere gesagt. Ohne eine gehörige Portion Wohlwollen ist Empathie (genauso wie Intelligenz) imho eh nur ein Werkzeug, mit der man sowohl positive als auch negative Wirkungen hervorrufen kann.
Fanchen hat geschrieben: Donnerstag 18. Oktober 2018, 04:56 Taten sind aber meiner Meinung nach objektiv nach Richtung und Falsch bewertbar.
Manche, aber bei weitem nicht alle. Wenn das so einfach wäre würden Fälle nicht von Instanz zu Instanz weitergeschleppt. :lol:
SchwarzeKatz hat geschrieben: Donnerstag 18. Oktober 2018, 13:14 Für Empathie spielt Zeit und Raum keine Rolle,entweder ist sie da oder nicht.
Dazu muss ich mir nicht die Zeit nehmen und mir die komplette Lebensgeschichte von jemandem anhören.
Würde ich jetzt nicht so zu 100% unterschreiben, ich merk schon, dass ich ... sagen wir mal ... nachsichtiger werde, wenn ich mehr vom Hintergrund einer Person weiß.
Jetzt hab ich selbst einen langen Text verfasst. *lol*
Naja, bei komplexen Themen ist es auch schwer, sich kurz zu fassen. So lange neue Ideen kommen hab ich mit langen Texten auch überhaupt kein Problem, nur wenn jemand immer und immer wieder das gleiche wiederkäut geht mir das auf den Senkel. Aber das wird jetzt wirklich zu off topic ...
Charlotte Sometimes
Bestätigtes Mitglied
Beiträge: 1479
Registriert: Mittwoch 23. Mai 2018, 22:57
Gender:
Alter: 40

Re: Moral, Toleranz, Emphatie und Intelligenz

Beitrag von Charlotte Sometimes »

Oh, das bezweifele ich doch gar nicht. Ich bezweifele nur, dass es einen kausalen (!) Zusammenhang zwischen Empathie und Intelligenz gibt.
https://www.zeitblueten.com/news/emotio ... ligenz-eq/
*Wem der Link nicht gefällt,der kann natürlich selbst weiter zum Thema recherchieren*

Ich finde schon, dass es da einen ziemlich großen Zusammenhang gibt.
Aber wenn man unter Intelligenz nur den IQ versteht und den EQ auslässt.
Dann kann ich die oben zitierte Aussage natürlich nachEMPFINDEN. :mrgreen:
Nix für Ungut.
blacksister´s ghost

Re: Moral, Toleranz, Emphatie und Intelligenz

Beitrag von blacksister´s ghost »

.
Zuletzt geändert von blacksister´s ghost am Freitag 9. August 2019, 21:09, insgesamt 1-mal geändert.