Armut materiell oder Armut im Herzen?

Meldungen aus aller Welt, Meinungen zu allen irdischen Dingen wie Wirtschaft, Politik, Gesellschaft, Alltag und Tagesgeschehen
Benutzeravatar
Kitsune
Bestätigtes Mitglied
Beiträge: 32
Registriert: Donnerstag 23. August 2018, 20:11
Wohnort: Nordlicht
Gender:
Alter: 33

Re: Armut materiell oder Armut im Herzen?

Beitrag von Kitsune »

Zum Thema Hartz IV sollte man nicht vergessen, dass hiesige Hartz IV-Empfänger immer noch zum reichsten Teil der Weltbevölkerung gehören.
Dem stimme ich voll und ganz zu. Aus meiner Sicht jammern viele Hartz IV - Empfänger teils auf hohem Niveau. Klingt jetzt etwas hart, aber sie bekommen eine Wohnung bezahlt (sogar einmalig eine Grundausstattung wie Küche usw.), die Energiekosten werden übernommen, ein Kindergartenplatz wird bezahlt, die GEZ wird erlassen u.v.m.... Natürlich kann man mit 416€ nicht in einer Konsumgesellschaft mithalten (sprich z.B. jedes Jahr nen neues Smartphone kaufen), aber zum Leben reicht es. Man kann sich mit dem Geld einen Kühlschrank füllen, nicht mit Markenprodukten, aber man kann am Leben teilnehmen und am Leben bleiben. Würde man sie mit der alleinerziehenden Krankenschwester oder dem Aldikassierer in der (Groß-)Stadt vergleichen, geht es denen im Vergleich echt gut.

Bezüglich dem eigentlichen Thema, ich denke es ist wichtiger Reich im Herzen zu sein, als reich an materiellen Dingen. Der Mensch ist ein eher soziales Wesen und kann (wie Tiere auch) an vereinsamung sterben. Ich denke auch Emotionen, Erfahrungen und Erlebnisse sind wertvoller als materieller Reichtum (den jeder auch anders definiert). Außerdem besagt die Bedürfnispyramide nach Maslow, dass erst die psychologischen Bedürfnisse (und andere) erfüllt sein müssen bevor das "Geld" kommt xD
Geld beruhigt, aber ich kann es nicht essen :D
...1g Information wiegt mehr als tausend Tonnen Meinungen...
blacksister´s ghost

Re: Armut materiell oder Armut im Herzen?

Beitrag von blacksister´s ghost »

.
Zuletzt geändert von blacksister´s ghost am Freitag 9. August 2019, 18:05, insgesamt 1-mal geändert.
Seelenstein

Re: Armut materiell oder Armut im Herzen?

Beitrag von Seelenstein »

Es ist sogar nichts weiter als bloße und ignorante Theorie welche sich kaum vom derzeitigen Sprech des Volksmundes unterscheidet...
Erstausstattung habe ich noch nie bekommen,wurde abgelehnt weil meine damalige Partnerin mit der ich zusammen gezogen bin und sie schon einmal eine bekommen hat.
Waschmaschine kaputt - abgelehnt
Wasche mal zwei Monate einen (damals) Vierpersonenhaushalt von Hand...ist echt super

Alles was kaputt geht muss man im Zweifelsfalle selbst bezahlen, Hausratversicherung ebenso...
In den Leistungen welche man bekommt ist nur das aller nötigste enthalten und wenn man sieht wie sehr die Lebenshaltungskosten derzeit steigen und in welchem Maß genau dort drauf reagiert wird von der Politik, zu weiten Teilen überhaupt nicht,dann relativiert sich das vergleichsweise gute Leben im Gegensatz zu den Geringverdienern...welche übrigens meist ebenfalls Aufstocker sind.
Klar im Gegensatz zu den Drittweltländern hat man es gut,aber wir leben nun mal nicht dort sondern werden hier tagtäglich mit Vorurteilen,dem Konsumwahn und immer höheren Lebensstandarts konfrontiert.
Hartz 4 mag für ein schlichtes Gemüt ausreichend sein,aber wenn man als Familie in der Scheiße sitzt ist es eine Gratwanderung sondergleichen sich aus der Patsche zu ziehen zudem man für wirklich ALLES die Hosen runter lassen muss.
Ach ja, nicht zu vergessen das die Bewerbungsunterlagen,die Fahrten zu den Vorstellungsgesprächen etc. auch noch in Vorkasse geleistet werden müssen.
Jede Zusatzausgabe kann einen enorm zurückwerfen.
Im Kindergarten,in der Schule werden die Kids alle paar Wochen auf ein neues Fest eingestimmt,da kommt auch immer mehr hinzu (ich denke nur an Halloween)...muss man alles nicht mitmachen,aber den Frust der Kinder ertragen.

Es ist absolut demütigend von Hartz4 zu leben,vor allem wenn man es nicht selbst verschuldet hat und immer gerne gearbeitet hat weil der Job erfüllend war.
Wenn es dann in die sogenannte Langzeitarbeitslosigkeit hinein geht verschärft sich die gesamte Lage dann auch noch,man wird überall abgestempelt,geschnitten,gemieden....
Zu sagen man habe es vergleichsweise ganz gut mag ideologisch korrekt sein,trifft den Kern der Empfindungen eines Betroffenen aber auf absolut infame Art und Weise.

Ich fühle mich materiell arm,ich bin es...ich habe mich für den Augenblick damit arrangiert weil die Gegebenheiten nun einmal so sind,aber was man tagtäglich ertragen und aushalten muss macht mich philosophisch gesehen nicht wirklich reicher.
Meine Familie empfinde ich als das größte Glück auf Erden,ich mache mich krumm und buckle herum wo es nötig ist weil es sich so geziehmt und ich mache es gerne für meine Familie...aber ich mache es nicht gerne.
Das macht mich so denke ich von meiner Einstellung her tatsächlich reicher,ich fühle mich wertvoll als Teil der Familie...als den derzeit alleinig tragenden Teil sowieso.
Und dann kommen wieder die Gedanken...wie geht es weiter,geht es voran,können meine Kinder eines Tages in dieser rauhen Kapitalgesellschaft mithalten?
Kann man sie entsprechend auffangen und ihnen den richtigen Weg weisen?
Ich könnte wahrscheinlich ewig so weiterschreiben,aber dann muss man sich eingestehen daß es halt auch immer irgendwie einen logisch nachvollziehbaren Kontra geben kann was die Argumentation betrifft.

Mein Fazit:
Reichtum,egal ob materiell oder emotional gesehen,ist ein Subjektives Empfinden weil gemessen am Umfeld,der Gesellschaftsform und nicht zuletzt den eigenen Erwartungen und Ansprüchen welche man so an das Leben stellt.

Ich bin jedenfalls nicht reich,aber emotional gesehen insofern glücklich weil meine Frau und ich eine eigene,tolle Familie haben mit all ihren Höhen und Tiefen. :)
Soiled

Re: Armut materiell oder Armut im Herzen?

Beitrag von Soiled »

Seelenstein hat geschrieben: Dienstag 25. September 2018, 17:19 Hartz 4 mag für ein schlichtes Gemüt ausreichend sein,
Was genau meinst Du mit "schlichtes Gemüt"? Ich kenne das nur als Euphemismus für "weniger intelligent/ungebildet", und genau die haben es ja *noch* schwerer, wenn sie mit wenig Geld auskommen müssen, eben weil ihnen Planen und Kalkulieren nicht so leicht fällt.
Seelenstein

Re: Armut materiell oder Armut im Herzen?

Beitrag von Seelenstein »

Entschuldige,ich hätte statt schlicht das Wort sorglos nehmen sollen,da hast Du vollkommen recht,das war schlecht formuliert und machte einen eben genauso voreingenommenen Eindruck wie ich ihn selbst nicht gerne erlebe.
blacksister´s ghost

Re: Armut materiell oder Armut im Herzen?

Beitrag von blacksister´s ghost »

.
Zuletzt geändert von blacksister´s ghost am Freitag 9. August 2019, 18:05, insgesamt 1-mal geändert.
Seelenstein

Re: Armut materiell oder Armut im Herzen?

Beitrag von Seelenstein »

Nein eigentlich war kaum etwas vorhanden außer ramponierter nicht mehr benutzbarer Möbel.Das Problem war (ob`s immer noch so ist kein Plan) das seinerzeit wenn eine Person im Haushalt schon mal einen Zuschuss bekommen hat dieser über einen bestimmten Zeitraum hinweg ausreichen musste,egal ob der Ex alles kurz und klein geschlagen hatte oder ich mit meiner Ex mal einen bekommen habe.Der Zeitraum war schlicht zu kurz...
Und wenn Sachen kaputt gehen (wie die Waschmaschine oder das Billigbett) bekommt man nicht eben so mal eben einen Ersatz,selbst wenn man den Bedarf (meiner Ansicht nach) ausreichend dargelegt hat.
Wir haben uns alles mühselig vom Munde abgespart.
Aber das hier darzulegen würde wohl den Rahmen sprengen... ;)
blacksister´s ghost

Re: Armut materiell oder Armut im Herzen?

Beitrag von blacksister´s ghost »

.
Zuletzt geändert von blacksister´s ghost am Freitag 9. August 2019, 18:05, insgesamt 1-mal geändert.
Charlotte Sometimes
Bestätigtes Mitglied
Beiträge: 1479
Registriert: Mittwoch 23. Mai 2018, 22:57
Gender:
Alter: 40

Re: Armut materiell oder Armut im Herzen?

Beitrag von Charlotte Sometimes »

@Seelenstein

Wunderbarer Beitrag!
Und vorallem Respekt für deine Offenheit.
Denn:
Wenn es dann in die sogenannte Langzeitarbeitslosigkeit hinein geht verschärft sich die gesamte Lage dann auch noch,man wird überall abgestempelt,geschnitten,gemieden....
Du hast Verspottung vergessen.

Dabei spielt es auch keine Rolle,ob jemand aus gesundheitlichen Gründen nicht arbeiten kann,das steht einem ja nicht auf der Stirn geschrieben.^^
Hartz 4 = arbeitsscheue ,faule Sau.*Das könnten auch Sprüche aus dem 3.Reich sein*
Das wird mittlerweile auch schon im Trash-TV probagiert.
Ich habe diese Erfahrungen auch gemacht. :mrgreen:

Leute ,die Hartz4 mit allem was dazu gehört,einschließlich gesellschaftlicher Diskriminierung herunter spielen a la : "Denk mal an die Kinder in Afrika!"
denen wünsche ich Hartz4 mindestens für 10 Jahre,manchmal brauchen die Leute eine Schocktherapie.^^
Es ist sogar erwiesen,kann die Quellen jetzt leider nicht herbei zitieren,das gesunde Leute,die in Hartz4 geraten,nach einer Weile an Depression erkranken!
Und das ist ganz sicher nicht herunter zu spielen.
Lylia

Re: Armut materiell oder Armut im Herzen?

Beitrag von Lylia »

SchwarzeKatz hat geschrieben: Mittwoch 26. September 2018, 15:48Leute ,die Hartz4 mit allem was dazu gehört,einschließlich gesellschaftlicher Diskriminierung herunter spielen a la : "Denk mal an die Kinder in Afrika!"
Genau das geht gar nicht, so zu argumentieren, nur weil es irgendwo auf der Welt anderen noch schlechter geht, bedeutet dies nicht, dass man alles klaglos hinnehmen muss. Wer so argumentiert besitzt wenig Selbst-Reflektion, denn für jemand der der z.b hier Hartz4 bekommt ist das genauso Armut, wie wo anders eben andere Ermangelungen an Besitztümern.

Ausserdem ist das genau jener moralische Zeigefinger der nur als Totschlagargument dient, andere Menschen mundtot zu machen, um sich selber moralisch zu erhöhen durch Abwertung des Gesprächspartners.