Realsatire und andere Merkwürdigkeiten aus deutschen Landen
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Re: Realsatire und andere Merkwürdigkeiten aus deutschen Landen
Ich sitze hier geade in meinem Büro -- die Füße in einem elektrischen Wärmer, den Kopf in der Kaputze eines Hoodies. Draußen weht ein eiskalter Wind. Und die museal-romantisch anmutenden Fenster mit ihrer Einfachverglasung aus dem 19. Jahrhundert und den morschen Fensterrahmen, die nicht einmal durch die schon längst abgeblätterten Farbe sondern nur durch die schiere Gewohnheit zusammengehalten werden, lassen besagten Wind nahezu ungehindert durch mein Büro pfeifen. Heizung gibt es so spät im Jahr natürlich keine. Die Uni muß schließlich trotz all ihrer Exzellenz Betriebskosten sparen.
Dafür hat das Land ja Geld und ist auch bereit, dieses Geld für die Beseitigung der unhaltbaren Zustände hier auf dem Institutsgelände auszugeben.
Wir bekommen jetzt eine topmoderne Beleuchtung der Parkplätze und der Gartenwege. Dinge, die hier zwar kein Mensch braucht. Aber irgendwer hat wohl beschlossen, daß ein dunkles Institutsgelände ein zu großes Risiko darstellt, das nach all den un- und überfallfreien Jahrhunderten nun dringend beseitigt werden muß.
Für neue Fenster ist hingegen kein Geld da. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz, d.h. neue Fenster müßten wieder aus Holz sein und der Optik der originalen Fensteratrappen entsprechen. Und da hier keine Fensteröffnung irgendwelchen Standardmaßen folgt, wäre jedes neue Fenster ein handgefertigtes Einzelstück. Zu teuer. Dann also lieber exorbitante Heizkosten für die Uni im Winter und frierende oder schwitzende Wissenschaftler zu den anderen Jahreszeiten, wenn Außen- gleich Innentemperatur. Wenigstens wurden vor einem Jahr mal ein paar Tesastreifen angebracht, so daß wir für eine Weile zumindest im Trockenen sitzen, auch wenn der Regen gegen die Scheiben prasselt. Und die Waschbären, welche die Bürodecken mit ihren Fäkalien und Urin durchtränkt haben, wurden ja auch schon aus dem Dachboden entfernt. Da tropft also auch nix mehr durch.
Die Decken müßten nun zwar neu gestrichen werden, aber die Restauration des Vorbaus am Gebäudeeingang, dessen Decke von völliig verrosteten und zum Teil schon eingerissenen Gußeisenträgern vor dem Einsturz bewahrt wird und dessen Fensterscheiben nur noch teilweise vorhanden waren, wurde ja nach dem Einsetzen von Preßspanplatten statt Fensterscheiben auch schon erfolgreich abgebrochen. Das hermetische Verschließen der asbestverseuchten Räume im Hauptgebäude hat wohl die für Renovationen zu Verfügung stehenden Mittel vollständig ausgeschöpft.
Und wir wollen den Studenten und Wissenschaftler der Harvard University das Angebot machen, an eine deutsche Uni zu wechseln? Ein Witz.
Aber vielleicht doch keine so schlechte Idee: Vielleicht bringen die ja ein klein bißchen Geld mit...
Dafür hat das Land ja Geld und ist auch bereit, dieses Geld für die Beseitigung der unhaltbaren Zustände hier auf dem Institutsgelände auszugeben.
Wir bekommen jetzt eine topmoderne Beleuchtung der Parkplätze und der Gartenwege. Dinge, die hier zwar kein Mensch braucht. Aber irgendwer hat wohl beschlossen, daß ein dunkles Institutsgelände ein zu großes Risiko darstellt, das nach all den un- und überfallfreien Jahrhunderten nun dringend beseitigt werden muß.
Für neue Fenster ist hingegen kein Geld da. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz, d.h. neue Fenster müßten wieder aus Holz sein und der Optik der originalen Fensteratrappen entsprechen. Und da hier keine Fensteröffnung irgendwelchen Standardmaßen folgt, wäre jedes neue Fenster ein handgefertigtes Einzelstück. Zu teuer. Dann also lieber exorbitante Heizkosten für die Uni im Winter und frierende oder schwitzende Wissenschaftler zu den anderen Jahreszeiten, wenn Außen- gleich Innentemperatur. Wenigstens wurden vor einem Jahr mal ein paar Tesastreifen angebracht, so daß wir für eine Weile zumindest im Trockenen sitzen, auch wenn der Regen gegen die Scheiben prasselt. Und die Waschbären, welche die Bürodecken mit ihren Fäkalien und Urin durchtränkt haben, wurden ja auch schon aus dem Dachboden entfernt. Da tropft also auch nix mehr durch.
Die Decken müßten nun zwar neu gestrichen werden, aber die Restauration des Vorbaus am Gebäudeeingang, dessen Decke von völliig verrosteten und zum Teil schon eingerissenen Gußeisenträgern vor dem Einsturz bewahrt wird und dessen Fensterscheiben nur noch teilweise vorhanden waren, wurde ja nach dem Einsetzen von Preßspanplatten statt Fensterscheiben auch schon erfolgreich abgebrochen. Das hermetische Verschließen der asbestverseuchten Räume im Hauptgebäude hat wohl die für Renovationen zu Verfügung stehenden Mittel vollständig ausgeschöpft.
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Man soll Leuten nicht Boshaftigkeit unterstellen,
wenn man ihr Verhalten genau so gut durch Dummheit erklären kann.
(Hanlon's Razor)

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Re: Realsatire und andere Merkwürdigkeiten aus deutschen Landen
Wie will man sie denn anlocken, ohne Geld? 

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Re: Realsatire und andere Merkwürdigkeiten aus deutschen Landen
Geld wäre schon da. Es ist nur in den flaschen Händen.
Für die Beträge, die man aus vollen Händen Northvolt und Tesla hinterher geschmissen hat, hätte man die Kleckerles-Förderung für die jämmerliche Exzellenz-Cluster an den deutschen "Elite"-Unis locker verdoppeln können.
Für die Beträge, die man aus vollen Händen Northvolt und Tesla hinterher geschmissen hat, hätte man die Kleckerles-Förderung für die jämmerliche Exzellenz-Cluster an den deutschen "Elite"-Unis locker verdoppeln können.
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Re: Realsatire und andere Merkwürdigkeiten aus deutschen Landen
Asbest ist in einem fest verbauten Zustand kein Problem. Ich wundere mich immer nur, dass bei sowas von asbestverseucht geschrieben/gesprochen wird. Asbestfasern gelangen nur in die Luft und dann Lunge, wenn Asbest bearbeitet wird, also schneiden, bohren etc.. Sollte jedem mal klar werden. 
Aber schön zu lesen, dass offenbar auch Leute aus der Szene mal Bekanntschaft mit der Realität gemacht haben und sich auf dem Bodensatz dieses Landes bewegen. Klingt nämlich oft nicht so und kommen mit einem "Alles-ist-gut-Gefühl" um die Ecke. Es wurde ja schon öfter davon gesprochen, dass die Goth-Szene eher ein verträumter (naiver) schwarzer Haufen Leute wären. Willkommen in der Wirklichkeit.

Aber schön zu lesen, dass offenbar auch Leute aus der Szene mal Bekanntschaft mit der Realität gemacht haben und sich auf dem Bodensatz dieses Landes bewegen. Klingt nämlich oft nicht so und kommen mit einem "Alles-ist-gut-Gefühl" um die Ecke. Es wurde ja schon öfter davon gesprochen, dass die Goth-Szene eher ein verträumter (naiver) schwarzer Haufen Leute wären. Willkommen in der Wirklichkeit.

Nichts ist so, wie es scheint.
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Re: Realsatire und andere Merkwürdigkeiten aus deutschen Landen
Die asbestverseuchten Räume haben in den 70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts eine IBM-Großrechner beherbergt. Diese ehemals heiligen Hallen sollten nun eigentlich endlich mal in dringend benötigte Büros umgebaut werden. Bis man eben völlig überrascht den alten Asbest-Brandschutz wiederentdeckt hat, der sicherlich in den sicherlich noch irgendwo vorhandenen Bauplänen gemäß den Brandschutzvorschriften¹ von Anno Tubak als solcher vermerkt ist.
Dann wurde mit Gipsplatten nur noch schnell ein Sarkophag um diese Räume hoch gezogen -- und das war's dann. So wird's wohl auch bleiben. Unser Institut soll ja demnächst in neue Gebäude umziehen. Heißt es seit Ende der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts.
Deutschland braucht mehr sozialen Bubble-Gum.....
__________
Aber bei uns im Gebäude hängt ja auch ein Feuerwehrplan nach DIN 14095, auf dem steht, man solle im Brandfall als erstes die Feuermeldeanlage auslösen. Wir haben aber keine Feuermeldeanlage im Haus. Wenigstens wurde der völlig verrostete Feuerlöscher vor einigen Jahren mal ersetzt und an eine Stelle versetzt, wo man ihn auch findet, wenn man ihn sucht.
Dann wurde mit Gipsplatten nur noch schnell ein Sarkophag um diese Räume hoch gezogen -- und das war's dann. So wird's wohl auch bleiben. Unser Institut soll ja demnächst in neue Gebäude umziehen. Heißt es seit Ende der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts.
Wie kommst Du die Idee, es handele sich hier um eine neue Bekanntschaft? Kann es sein, daß Du hier derjenige bist, der vielleicht mal einen Blick aus seiner eigenen Bubble in die der anderen werfen sollte?
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Aber bei uns im Gebäude hängt ja auch ein Feuerwehrplan nach DIN 14095, auf dem steht, man solle im Brandfall als erstes die Feuermeldeanlage auslösen. Wir haben aber keine Feuermeldeanlage im Haus. Wenigstens wurde der völlig verrostete Feuerlöscher vor einigen Jahren mal ersetzt und an eine Stelle versetzt, wo man ihn auch findet, wenn man ihn sucht.
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Re: Realsatire und andere Merkwürdigkeiten aus deutschen Landen
Ist bei euch denn überhaupt schon ein neues Gebäude gebaut worden wohin ihr umziehen könntet?
Aber wie Phoenix schon gesagt hat, ist Asbest erst einmal ungefährlich, solange es nicht bearbeitet wird. In was das Asbest bei euch ist, weiß man ja nicht und so kann man nix sagen, ob der Gipskarton überhaupt was bringt. Ich schätze es wurde nur der Psyche wegen eingebaut. Weiß nicht was für ein Gebäude das ist wo Du da bist, aber evtl. lohnt sich eine Sanierung auch nicht, sondern Abriss und Neubau. Aber wir wissen ja alle, das Bildung und Forschung extrem unterfinanziert ist. Und dann hofft jeder, die entlassenen Profs aus den USA mögen doch zu uns kommen. Lächerlich.
Aber wie Phoenix schon gesagt hat, ist Asbest erst einmal ungefährlich, solange es nicht bearbeitet wird. In was das Asbest bei euch ist, weiß man ja nicht und so kann man nix sagen, ob der Gipskarton überhaupt was bringt. Ich schätze es wurde nur der Psyche wegen eingebaut. Weiß nicht was für ein Gebäude das ist wo Du da bist, aber evtl. lohnt sich eine Sanierung auch nicht, sondern Abriss und Neubau. Aber wir wissen ja alle, das Bildung und Forschung extrem unterfinanziert ist. Und dann hofft jeder, die entlassenen Profs aus den USA mögen doch zu uns kommen. Lächerlich.
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Re: Realsatire und andere Merkwürdigkeiten aus deutschen Landen
Grauer Wolf hat geschrieben: ↑Samstag 24. Mai 2025, 12:26
Wie kommst Du die Idee, es handele sich hier um eine neue Bekanntschaft? Kann es sein, daß Du hier derjenige bist, der vielleicht mal einen Blick aus seiner eigenen Bubble in die der anderen werfen sollte?
Wie kommst du darauf? Nicht alles was ich schreibe, bezieht sich auf dich. Dass du offenbar relativ oft Bekanntschaft mit den herrschenden Realitäten im Lande machst, schreibst du ja auch fast täglich hier nieder.


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Re: Realsatire und andere Merkwürdigkeiten aus deutschen Landen
Gestern gab es nach der Messerattacke in Hamburg eine großangelegte Waffenkontrolle am, im und um den Hauptbahnhof herum. Man ist auch fündig geworden. Einhandmesser, Taschenmesser, Pfeffersprays, Teleskopschlagstöcke usw. Und nebenbei wurden zwei per Haftbefehl gesuchte Personen festgenommen. Das Paradoxe ist ja, nach der Kontrolle gehen diese Leute, denen die Teile abgenommen wurden, nur etwa 250m Richtung Steindamm weiter, da gibt es den einen und den anderen Laden, wo man sich ganz legal diese Teile neu besorgen kann und davon wird auch rege Gebrauch gemacht. Es juckt den Leuten überhaupt nicht, ob sie nun ein Verfahren am Hals haben oder nicht.
Gärtner sterben nie, sie beissen nur ins Gras.
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Re: Realsatire und andere Merkwürdigkeiten aus deutschen Landen
Ist halt einfacher, mit so einem Metallteil auf dicke Hose zu machen als eine Kampfsportart zu erlernen und trainieren...
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