Provokation! Provokation?

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CharlotteSchlotter
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Re: Provokation! Provokation?

Beitrag von CharlotteSchlotter »

Ich bin mir sicher, dass Provokationen von Politikern reine Taktik sind. Ausnahmen mögen irgendwelche Hinterbänkler sein, die es sich nicht leisten können, sich von Medienprofis beraten zu lassen.

In meinen Augen ist in der Politik so gut wie nichts mehr authentisch - einfach weil es sich kein Politiker merh leisten kann und muss, sich in der Öffentlichkeit peinlich zu machen. In Zeiten des Internets wird jede Regung, jede komisch gewählte Krawattenfarbe, jeder entgleiste Gesichtsausdruck dokumentiert und in die Welt hinausgetragen. Daher halte ich jede Äußerung für kalkuliert und abgewogen.

Wenn man sich mal alte Aufnahmen von Kohl anguckt, wird deutlich, wie sich die Zeiten geändert haben. Kohl hat Journalisten noch ungeniert angepöbelt und beleidigt. Das würde sich heute keiner mehr wagen, zu groß die Gefahr eines Shitstorms. Politiker werden doch bis auf die Wahl der Unterhose beraten von Menschen, die jeden öffentlichen Auftritt inszenieren, Stimmungen in der Bevölkerung aufnehmen, Strategien zurechtlegen, was gesagt werden kann, Frisuren- und Kleindungstipps geben etc.

Daher erscheint es mir mehr als unwahrscheinlich, dass irgendjemand sich mit einem unbedachten Statement vorwagt.
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Pirat von Rhyolith
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Re: Provokation! Provokation?

Beitrag von Pirat von Rhyolith »

Naja, bei Gauland hat die Beratung bei der Wahl der Badehose dann aber aufgehört. Und wie man hört, hat der Herr Polizisten als Knallchargen bezeichnet weil er nen Knöllchen gekriegt hat....in den Duktus passen seine Äußerungen doch sonst auch?
Grasblut
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Re: Provokation! Provokation?

Beitrag von Grasblut »

Das mit dem negativen Denken wurde ja schon mehrmals von Forschern untersucht.

Ein Experiment war folgendes: Wenn man in einer großen Schüssel voller süßer Kirschen nur eine Kakerlake setzt, wird die Wahrnehmung aller Kirschen sofort negativ. Legt man allerdings nur eine Kirsche in eine Schüssel mit Kakerlaken setzt, hat dies keinerlei Effekt auf die negative Wahrnehmung, die man von Kakerlaken hat :) Das mal als Ergänzung.
"Ich habe einen IQ von 185. Sogar wissenschaftlich bewiesen!"
-Unbekannte Verfasserin

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Chochmah
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Re: Provokation! Provokation?

Beitrag von Chochmah »

Pirat von Rhyolith hat geschrieben: Freitag 8. Juni 2018, 22:43 Naja, bei Gauland hat die Beratung bei der Wahl der Badehose dann aber aufgehört. Und wie man hört, hat der Herr Polizisten als Knallchargen bezeichnet weil er nen Knöllchen gekriegt hat....in den Duktus passen seine Äußerungen doch sonst auch?
Ich habe mal auf WDR 3 ein Interview mit Gauland gehört (im Rahmen der Wahl mussten die das ja senden).
Ein Mensch der den Radetzky Marsch als Lieblings-Stück hat weil ich die Geschichte so gefällt ist schon arg Besonders :lol:

Auf jeden Fall schafft es Herr Gauland einen sehr unsympathischen Eindruck zu hinterlassen - trotz lustiger Kravatte. :evil:
Der Provoziert nicht, der ist wirklich so ein (Bezeichnung nach Wahl eingtragen).
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Wanderfalke
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Re: Provokation! Provokation?

Beitrag von Wanderfalke »

Ob ein Politiker eine Äußerung als bewußte Provokation tätigt oder nicht erschließt sich meist aus dem Kontext: Es gibt Krawalltypen wie Trump, denen einfach piepegal ist, was, wann, wie und wem gegenüber sie äußern. Die provozieren ständig und sind doch als Provokateure nicht ernst zu nehmen.

Als sich Andrea Nahles unmittelbar nach Ankündigung ihres damaligen Parteichefs Martin Schulz, die SPD als Konsequenz des desaströsen Abschneidens bei der letzten Bundestagswahl definitiv in die Opposition führen zu wollen, freute und ankündigte, daß die Unionsparteien zukünftig "in die Fresse kriegen" sollten, war das natürlich provokant, aber im Kontext eine ehrliche persönliche emotionale Reaktion.
Nichtsdestotrotz hat sie - natürlich - im Anschluß die Kurve gekriegt und es sich nicht nehmen lassen, als Parteichefin ihre Truppe artig zum gewohnten Steigbügelhalter der Konservativen zu machen. Diese Äußerung hat also niemadem geschadet.

Wenn Typen wie Höcke, Poggenburg, Gauland, Weidel oder vonStorch in ihren Reden vom "Mahnmal der Schande" (in Bezug auf das Berliner Holocaust-Denkmal) oder "Kopftuch-Mädchen", "Gewürzhändlern" und "Kameltreibern" (in Bezug auf Moslems) sprechen, so sind dies bewußte Provokationen, die einzig die Zwecke verfolgen, sich erstens durch (Negativ-)Publicity bei der Wählerschaft als taffe Bad Guys zu präsentieren, die sich eben trauen auszusprechen, was ihrer Meinung nach viele denken, zweitens mit ihren Siegen vor den Gerichten, die ihre Äußerungen als von der Meinungsfreiheit gedeckt beurteilen, die Grenzen der Verbalangriffe immer weiter zu verschieben, damit drittens - natürlich - (subtil) Haß und Gewalt in der Gesellschaft Vorschub leisten und viertens nicht zuletzt mit ihren medienwirksam inszenierten Auftritten sich und ihrer Partei Werbung zu verschaffen.
Damit lenken sie davon ab, daß sie weder regierungsfähig sind noch tragfähige Lösungen für Probleme anzubieten haben und deshalb nur ein politisches Ventil für die ganzen Meckerer und "Wutbürger" im Land sind, die neben ihren Abneigungsbekundungen auch nichts positiv beitragen.
Das sollte gesellschaftlich immer wieder deutlich gemacht werden, wenn über diese Leute oder diese Partei berichtet wird.
"Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muß sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren."
(Albert Einstein, beinahe "Friedensfahrt"-Teilnehmer)
Lylia

Re: Provokation! Provokation?

Beitrag von Lylia »

Pirat von Rhyolith hat geschrieben: Freitag 8. Juni 2018, 15:10 Das liegt aber auch an unserer Hirn-Wahrnehmungsstruktur. Zumindest für uns Westler isses ja eigentlich der Normzustand geworden, dass es für uns relativ gut läuft. Das setzt das Hirn einfach voraus. Erst ein Unglück oder eine Katastrophe sind dann eine Anomalie, die daraus heraussticht und dadurch berichtenswert wird.
Hm, auf Ost und West würde ich das jetzt nicht unbedingt beziehen, denn dann muss ich mir Gedanken machen wie (unwestlich) ich wohl eher bin. Denn mein Gehirn "tickt" da doch etwas anders, für mich ist Negatives keine berichtenswerte Anomalie, denn eher der "Normalzustand", während die von dir erwähnte Adelshochzeit eher eine "Anomalie" für mich darstellt. :mrgreen:
Ich sitz dann halt auch so da, dass mich genau das dann ankotzt und mich eher interessieren würde, was es gerade neues in Syrien gibt...
Hmmm, was das wohl über mich aussagt?
Aber ich muss sagen, dass mich das auch ankotzt, diese Schnöselei, ich kann damit so gar nichts anfangen, ich schaue dann auch ob woanders etwas interessanteres kommt, vllt. muss man da auch einfach ein Engländer sein um die Queen und co. zu mögen. :twisted:
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Pirat von Rhyolith
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Re: Provokation! Provokation?

Beitrag von Pirat von Rhyolith »

@Lylia Nicht Ost und West. Sondern der Westen - und das SIND wir eben auch immer noch - und der Rest der Welt. Auch Du. Dir quillt der Westen im Grunde aus den Ohren. Du musst ja auch nicht hungern, hast in Deinem ganzen Leben noch keinen Krieg an eigener Haut erlebt, und Du nutzt fröhlich die Freiheit Dich über den ganzen Mist, den Deine eigene Gesellschaft verzapft, aufzuregen. Du zelebrierst fröhlich, wie anders Du doch als der Rest der Mainstreamgesellschaft bist. Du wirst dafür trotzdem nicht eingekerkert, erschossen oder gesteinigt.
Lylia, Du bist so sehr ein Kind des Westens wie Dieter Bohlen. Und Du kannst Dich nur deshalb derart am schlechten der Menschheit abarbeiten, weil es Dir - im globalen Maßstab gesehen - fürchterlich gut geht.
Lylia

Re: Provokation! Provokation?

Beitrag von Lylia »

@Pirat von Rhyolith

Ach so, das meinst du, gilt für dich dann aber auch du "Westler" lebst ja auch im Wohlstand... :P :lol:

*Ne, im Ernst, ich verstehe jetzt was du meinst, aber dann hättest du besser Europa sagen können, so war es eben missverständlich, denn das Wort Westler gebrauche ich nicht*. ;)
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Pirat von Rhyolith
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Re: Provokation! Provokation?

Beitrag von Pirat von Rhyolith »

Natürlich gilt das auch für mich. Wir sind nunmal sozialisiert worden, wo wir leben.
Und sorry, ich schließe da ganz ausdrücklich die Amerikaner mit ein. Bei allen Unterschieden haben wir mit denen genauso viel gemeinsam wie mit den Spaniern oder den Briten oder den Norwegern. Zumindest bisher. Ich habe ein wenig Angst, dass der Chef-Provokateur Trump das ändern wird.
Und der ist definitiv auch ein Überzeugungstäter, wie der Gauland, da bin ich mir sicher.