Na gut... dann will ich mich auch mal wieder um Kopf und Kragen reden...
CharlotteSchlotter hat geschrieben: ↑Mittwoch 8. Juli 2020, 18:32
Ist Diskriminierung nicht auch mitunter subjektiv?
Soiled hat geschrieben: ↑Mittwoch 8. Juli 2020, 20:02
Mit so einer Fragestellung wäre ich extreeeeeeem vorsichtig, weil die gern als Argument in die Richtung "Alles nur Einbildung!" rangezogen wird.
Mir fällt dazu gerade ein, dass einer der unangenehmsten und verunsichernsten Punkte an real existierender Diskriminierung, wahrscheinlich auch die "eingebildete" Diskriminierung ist. Zumindest schildern Betroffene das teilweise so.
Weil sie sich eben oftmals, im Alltag, nicht sicher sein können, aus welchem Grund sie die Wohnung nicht bekommen, angeschaut werden, hinter ihnen Geflüstert wird... usw. etc. Wenn man extrem viele tatsächliche negativ Erfahrungen gemacht hat, erwartet man diese auch irgendwann. Und ordnet somit Erlebnisse und Wahrnehmungen viel schneller in Negatives ein. Die eventuell ganz andere Ursachen haben.
Somit wirkt die tatsächliche Diskriminierung nach, und überschattet irgendwann jede Wahrnehmung (kann zumindest passieren), was es für Betroffene um so schlimmer macht. Dieser Punkt macht es aber zeitgleich schwerer Lösungsansätze um zu setzen.
Soiled hat geschrieben: ↑Mittwoch 8. Juli 2020, 20:02
Als (z.B.) weißer Mensch würde ich mal lieber schön die Klappe halten, wenn Nicht-Weiße rassistische Benachteiligung anprangern.
Es sei denn man wächst z.B. in einem Stadtteil auf, in dem der Migrationsanteil höher ist als der, der Weißen.... Ist ja nicht so als könnten Opfer von Diskriminierung nicht auch selbst diskriminieren(!) Allerdings ist das "gerbte Diskriminierungs-Trauma" (kann man das so sagen?) dann nicht vorhanden? Was es für betroffene eventuell leichter macht? Keine Ahnung....
Auf jeden Fall sind es so ziemlich alle Gruppen und Ethnien von Menschen, die Diskriminieren.... Natürlich haben die Europäer/US-Amerikaner da eine besonders brutale Geschichte... Ändert aber nichts daran, das sich "Minderheiten" auch gegenseitig Diskriminieren.
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Des weiteren will ich einen Punkt ansprechen. Ich vermute das Diskriminierung sehr oft unbewusst abläuft. Also das hinter diskriminierenden Handlungen nicht immer ein überlegter bzw. geplanter Gedankengang steht. Man sollte sich schon selbst ab und an fragen ob man nicht unterbewusst ebenfalls, gerade seltsam handelt.... Also jemanden gerade irgendwie anders Behandelt aufgrund gewisser "Zugehörigkeiten" zu Gruppen, die man z.B. "an diesem Ort gar nicht erwartet hätte" oder so.... Mir ist das letztens mal passiert, muss ich zugeben, war jetzt nicht sooo dramatisch (hoffe ich... aber andererseits gehört das für Betroffene dann wohl zu den kleineren unangenehmen Alltagserfahrungen
)... Aber ich glaube die wenigsten haben überhaupt genug Selbstreflexion um diskriminierendes Verhalten an sich selbst zu bemerken und darauf kommt es eben an, wenn man wirklich was ändern will. Auch die nicht, die sich, ideologisch geprägt, ständig für Political Correctness einsetzen... Schließlich ist die im Mainstream stattfindende Variante davon (nicht die Grundidee!) inzwischen auch nichts weiter als eine Ideologie die Blind übernommen wird, um nicht aus dem Ramen zu fallen. Und auch hier sind es wieder "die Anderen" die sich diskriminierend verhalten, niemals man Selbst..... (Man hat ja schließlich darauf geachtet, 2 Leute verschiedener Hautfarben auf die Werbung für seinen Wassekocher zu packen, also gehört man automatisch zu den guten und muss sich keine Gedanken mehr machen)
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Was mich zum nächsten Punkt bringt. "Ich will keine" Abschaffung der Diskriminierung,
wenn diese nur die Eingliederung in die ewig gleiche Scheiße bedeutet. Ein stumpfer heroischer, mit nichts als Actionsequenzen und tollen Effekten glänzender Hollywood-Film bleibt beschissenes, verdummendes, vereinfachendes, manipulatives Klischee. Auch wenn jetzt eine schwarze Frau die Hauptrolle spielt.
Wenn jetzt auch Frauen in der Armee die höchsten Posten besetzen können, um heldenhaft in den nahen Osten einzufallen, und dort rumballern oder eben die Drohne bedienen können (sehr vereinfacht und überspitzt gesagt aber ich denke ihr wisst worauf ich hinaus will) dann ist das auch einfach nur Scheiße.
Die Grundhandlungen unserer Gesellschaft, die grundlegende Herden-Mentalität und so weiter und sofort, werden nicht automatisch besser, wenn alle daran teilhaben können.
Der Kapitalismus hat sich schon zum großen Teil, diverse Antidiskriminierende Strömungen zu eigen gemacht, um sie pervers ins System ein zu gliedern. Die Ausbeutung, und Zerstörung der Menschen, des Geistes bzw. Psyche, der Kultur, der Natur, des Planeten usw. hört dadurch nicht auf....
Das nächste ist, das wir die Diskriminierung irgendwie beenden müssen, ohne darauf zu verzichten, eventuelles negatives Verhalten von "Diskriminierungs-Opfern" an zu sprechen und zu Kritisieren.... Sonnst bleibt es ja auch Diskriminierung.... Außerdem kann das sonnst auch ganz schnell zu anderen Problemen führen... Ich denke dass, das gar nicht so einfach ist.... Weil die Situation halt durch die Geschichte, total verfahren ist. Außerdem, wie will man jemanden kritisieren, der die ganze Zeit ausgegrenzt wird? Ist doch logisch das dieser gar nicht mehr zuhört, oder? Weil die Kritik sowieso im Grundrauschen der ständigen Ablehnung unter geht.
So muss jetzt erstmal reichen, hab keine Zeit mehr....
Hinzugefügt nach 33 Minuten 10 Sekunden:
Ach, eine ziemlich ekelhafte Frage muss ich doch noch hinterher schießen....
Man könnte ja sagen, dass die Ausprägung eines Stils, Genres oder (Sub)Kultur, immer etwas abgrenzendes haben. Oft ist es eine Reduzierung auf gewisse Themen, Techniken oder Herangehensweisen.
Man nimmt sich ein Teil von etwas, isoliert ihn, grenzt ihn vom anderem ab und Kultiviert ihn.... Auf diese Weise ist z.b. Rock aus dem Blues, Metal aus dem Rock, Thrashmetal aus dem Metal usw. entstanden. Kann man sicher auf sehr viele Subkulturen und Kunst-Stile beziehen. Und wohl auch nicht nur auf das Thema Kunst.... Z.B. Politische Strömungen, egal welchen Inhalts usw entwickeln sich auch so, denke ich.... usw. usw...
Die Abgrenzung ist also ein Werkzeug um gewisse Dinge heraus zu arbeiten?
Was bedeutet das, wenn man dieses Thema auf die Gesamte Gesellschaft und das Thema Diskriminierung überträgt?
Ist das ein unlösbarer moralischer Widerspruch, das eine Kultivierung, immer einen Ausschluss von etwas bedeutet? Kann man das so sagen?
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