Lachen als Goth

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Durante
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Re: Lachen als Goth

Beitrag von Durante »

Herbstlaubrascheln hat geschrieben: Freitag 10. März 2023, 12:47 Weils gerade hier passend ist und mir in letzter Zeit vermehrt auffällt: Ich finde es vollkommen seltsam, wenn Leute während einem Gespräch die ganze Zeit lachen. Also über sich selbst, über das was sie sagen. Machen erstaunlich viele. Keine Ahnung, was man damit aussagen möchte oder ob es einfach eine Unsicherheit oder Befangenheit ist - aber das ist tatsächlich ziemlich eigenartig und meistens nervts mich sogar. :roll:
Ansonsten bin ich wahrscheinlich ein Mensch, der nicht SO viel lacht. Das hat nix damit zu tun, dass ich gerne irgendwie recht finster rüber komme - sondern eher mit der Tatsache, dass ich relativ oft nicht über die gleichen Dinge lachen kann wie so manche Leute um mich herum; und das finde ich auch nicht einmal sonderlich schade. Die Höflichkeitslacher sind auch nicht so mein Ding. Und übermäßig lautes, fast schon gekünsteltes, zustimmendes Lachen auch nicht. Ich bin trotzdem aber kein missmutiger Mensch. Absolut nicht.
Kenne da privat jetzt nur wenig Leute die so sind, weiß aber welche Verhaltensweise du meinst. Denke auch dass das - bei vielen - Unsicherheit ist ("wenn ich ständig lache ist es nicht so schlimm wenn ich versehentlich was dummes sage..." :| , so in der Art vermute ich).
„…wir sind die schwarze Speerspitze wider die Apokalypse sinnentleerter Heiterkeit.“ - Christian von Aster
Soiled

Re: Lachen als Goth

Beitrag von Soiled »

Joah, ein Zeichen für Unsicherheit ist es oft. Kenn ich von früher, als ich mehr mit Studierenden zu tun hatte. Die waren da manchmal ein bisschen verlegen und verunsichert und kaschierten das mit Lachen. Find ich aber überhaupt nicht schlimm, um ehrlich zu sein.

Der Situation nicht angemessenes Lachen hat häufig einen sehr ernsten Grund, drum tu ich mich generell eher schwer damit, Menschen dafür zu verdammen.
Ich kenne das z.B. ganz oft, dass Leute lachen, wenn sie von traumatisierenden oder einfach nur schlechten Erfahrungen sprechen. Auch dass sie Witze drüber reißen und so. Weil das ein Verarbeitungsmechanismus ist. Zugegeben, nicht der gesündeste Mechanismus, Details siehe z.B. auch hier.

Und überhaupt:
"So I try to laugh about it
Cover it all up with lies
I try to laugh about it
Hiding the tears in my eyes"
Die Lyrics kennen wir doch ganz sicher alle, oder? :wink:
Und wenn man mir und meinen Erfahrungen nicht glauben mag glaubt man ja vielleicht Herrn Smith. Obwohl es in seinem Fall ja nur um popligen Liebeskummer geht, also nichts wirklich schlimmes.

Und auch auf (sexuelle) Belästigung ist Lachen eine häufige Reaktion, obwohl die Opfer das ganz sicher nicht lustig finden. Frauen sind Männern halt nun einmal leider oft körperlich unterlegen, und Lachen entschärft die Situation, so dass der Täter sie in Ruhe lässt und es nicht eskaliert. Gibt Statistiken dazu, aber ich bin mir sicher, dass das jede/r schonmal erlebt oder zumindest gesehen hat. Das letzte Mal hab ich es z.B. mitbekommen, als ein widerwärtig aufdringlicher Spendensammler einer jungen Frau viel zu nah auf den Pelz gerückt ist, sie nach ihrem Namen gefragt hat und ähnliche Grenzüberschreitungen begangen hat. Man hat an ihrer Körpersprache eindeutig gesehen, dass sie sich extrem unwohl gefühlt hat, und sie ist auch nicht stehengeblieben, aber hilflos gekichert hat sie trotzdem die ganze Zeit. Ich war schon kurz davor einzuschreiten, ich kenn da ja nix, aber er hat sie dann in Ruhe gelassen.

Teilweise wird Lachen in solchen Situationen sogar immer noch empfohlen. Hier unter "Karrierebibel": "Insbesondere in (einmaligen) leichteren Fällen kann es sinnvoll sein, den Täter mit einer souveränen Replik in die Schranken zu weisen, um nicht gleich als Zicke abgestempelt zu werden. Bewährt hat sich, folgende Reaktionen mit einem Lächeln oder Lachen zu garnieren: (...)" Schrecklich! Natürlich auch den Zicken-Klassiker gebracht. Und schlagfertig ist man in solchen Momenten sowieso nicht gerade, da ist man meistens viel zu geschockt. Hab mir gedacht "Sowas Blödes kann doch nur ein Mann geschrieben haben", hab nachgeschaut, und natürlich war's ein Mann. :lol: (<- In diesem Fall ist damit ungläubiges Lachen über die typische Kombination aus Blödheit und Sendungsbewusstsein des Autors gemein.)
Und solche Fälle gibt es ganz, ganz viel: Dass von Frauen verlangt wird, ihre Emotionen (in dem Fall Wut) zu unterdrücken und das dann bitte so in Nettigkeiten zu verpacken dass die ach so fragilen Egos der Täter bloß nicht zu sehr verletzt werden. Von wegen dass nur Männer keine Gefühle zeigen dürfen ...

Kulturelle Unterschiede gibt's natürlich auch noch, grade Deutsche haben ja den Ruf, zum Lachen in den Keller zu gehen. Stereotype gibt's schließlich nicht ohne Grund.