Moral und ihre Daseinsberechtigung ?

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Archy
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Re: Moral und ihre Daseinsberechtigung ?

Beitrag von Archy »

Fanchen hat geschrieben: Dienstag 18. Januar 2022, 00:37 Und wenn es gute Argumente gibt, warum bestimmte Einstellungen sogar schlecht sind statt gut, hat man zumindest auch einen Ansatz, um seine Einstellungen zu ändern. Einfach ein "Das macht man nicht" reingedrückt zu kriegen ist da ja wenig hilfreich.
Vorausgesetzt man will seine Einstellung überhaupt ändern. Jemand der persönlich keinen Schaden nimmt, wird jetzt nicht unbedingt etwas ändern, nur weil ein anderer ihm sinnvolle Argumente liefert, warum etwas moralisch ja so gar nicht geht. Zumindest ist das meine Sicht.
Bzw. welcher Gedanke mir da in den Kopf kommt. Wie oft ist ein Dieb, Verbrecher, ect. zu einer Strafe verurteilt worden und hat danach genauso weitergemacht?!
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Fanchen
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Re: Moral und ihre Daseinsberechtigung ?

Beitrag von Fanchen »

Archy hat geschrieben: Dienstag 18. Januar 2022, 07:19 Vorausgesetzt man will seine Einstellung überhaupt ändern. Jemand der persönlich keinen Schaden nimmt, wird jetzt nicht unbedingt etwas ändern, nur weil ein anderer ihm sinnvolle Argumente liefert, warum etwas moralisch ja so gar nicht geht. Zumindest ist das meine Sicht.
Bzw. welcher Gedanke mir da in den Kopf kommt. Wie oft ist ein Dieb, Verbrecher, ect. zu einer Strafe verurteilt worden und hat danach genauso weitergemacht?!
Das ist möglich, aber eigentlich nicht das, worauf ich hinaus wollte. Das mit dem Dieb, der einfach weitermacht, passt deshalb nicht so recht. Was ich meine ist, dass jemandem gar nicht bewusst ist, dass bestimmte Sachen möglicherweise moralisch falsch sind. Ein Dieb wird sich meistens bewusst sein, dass das, was er macht, nicht richtig ist. Mir geht es da aber hauptsächlich um eine Möglichkeit, die eigene Einstellung überprüfen zu können.
Gegen die eigene Moralvorstellung verstoßen kann man natürlich dann trotzdem noch, ab da gehts dann aber eher darum, wie die Gesellschaft damit umgeht. Wenn jemand Verbrechen begeht, ob mit reinem Gewissen oder nicht, könnte das z.B. auf (Gefängnis-)Strafen hinauslaufen.
"If you ignore the rules people will, half the times, quietly rewrite them so that they don't apply to you."
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Lyria
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Re: Moral und ihre Daseinsberechtigung ?

Beitrag von Lyria »

Archy hat geschrieben: Montag 17. Januar 2022, 20:30 Darf ich fragen was du mit moralischer Pflicht meinst?
Ein ganz konkretes Beispiel habe ich da jetzt nicht, aber wenn man mal Google bemüht, findet man eine Reihe von moralischen Pflichten. Momentan am meisten natürlich zum Thema Corona, aber es gibt da auch noch viele andere Themenbereiche, in der Politik, in der Wirtschaft, in der Gesellschaft allgemein.
Das Wort Pflicht im Zusammenhang mit Moral finde ich auch nicht sehr passend, und es wird für mich genau da grenzwertig, wenn man diese (seine) Pflichten anderen auferlegen möchte.
Was ich meine ist, dass jemandem gar nicht bewusst ist, dass bestimmte Sachen möglicherweise moralisch falsch sind.
Z.B. es geschieht ein Unfall, und man hält erst Mal mit dem Handy drauf, behindert damit die Hilfsmaßnahmen. Ich glaube, da fehlt oftmals das Bewußtsein.
Oder Lashets Lachen während der Trauerrede, die bei vielen für moralische Entrüstung gesorgt hat...

Die eigene Einstellung zu überprüfen ist manchmal gar nicht so einfach. Nehmen wir den Menschen, der suizidale Absichten hat - und man bekommt es mit. Der Impuls bei vielen wird sein, dass man "hilft", diesen Menschen davon abhält. Evtl kommt die Person in einer geschlossenen Einrichtung, um Schaden von ihr fern zu halten. Aber ist das alles nun richtig oder falsch?
Ich finde, oftmals kann man nicht alles schlicht in gut oder schlecht bewerten.
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Re: Moral und ihre Daseinsberechtigung ?

Beitrag von Archy »

Lyria hat geschrieben: Dienstag 18. Januar 2022, 11:38 Das Wort Pflicht im Zusammenhang mit Moral finde ich auch nicht sehr passend, und es wird für mich genau da grenzwertig, wenn man diese (seine) Pflichten anderen auferlegen möchte.
Ich glaube, ich verstehe. Sowas wie, dass man nicht lügen soll...Dinge, die man eigentlich als selbstverständlich erachtet.
Pflichten ist aber wirklich ein doofes Wort dafür. Das klingt so nach müßen.

Hinzugefügt nach 11 Minuten 9 Sekunden:
Lyria hat geschrieben: Dienstag 18. Januar 2022, 11:38 Die eigene Einstellung zu überprüfen ist manchmal gar nicht so einfach. Nehmen wir den Menschen, der suizidale Absichten hat - und man bekommt es mit. Der Impuls bei vielen wird sein, dass man "hilft", diesen Menschen davon abhält. Evtl kommt die Person in einer geschlossenen Einrichtung, um Schaden von ihr fern zu halten. Aber ist das alles nun richtig oder falsch?
Ich finde, oftmals kann man nicht alles schlicht in gut oder schlecht bewerten.
Kann man jemanden, der fest entschloßen ist, sich das Leben zu nehmen überhaupt helfen?
Ich kann deinen Gedankengang verstehen.
Hat man überhaupt ein Recht dazu einzugreifen? Dass man Hilfe ruft, wenn jemand auf dem Dach steht ist klar, aber tut man dem Menschen überhaupt einen Gefallen damit? Was ist wenn eine Person sterbenskrank ist, für die es sowieso kein Rolle mehr spielt.
Als außenstehende Person fühlt man sich ganz klar dazu verpflichtet. Würde sich sogar womöglich Vorwürfe machen, wenn man nicht geholfen hat.
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Lyria
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Re: Moral und ihre Daseinsberechtigung ?

Beitrag von Lyria »

Eben - Moral und Pflicht passt für mich nicht ganz so zusammen. Wenn man das unbedingt paaren möchte, dann würde ich "Selbstverpflichtung" für das passendere Wort erachten.

Ich denke schon, dass man helfen kann - Das geht aber dann in Richtung Sterbehilfe. Aber gut, das ist auch nur ein Thema unter vielen anderen, die man moralich betrachten kann. Klare Antworten sind da oft schwierig, je nachdem, unter welchen Facetten man das beleuchtet.
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