25 Stundenwoche

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Grasblut
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25 Stundenwoche

Beitrag von Grasblut »

Immer mehr Gewerkschaften und Arbeitsforscher*innen fordern geringere Arbeitszeit für arbeitende Menschen, weg von der 40 Stunden Woche.
Die Hypothese ist, dass durch immer fortschrittlichere und bessere Technologie in Verbindung mit KIs dies nicht unmöglich ist in naher Zukunft, besonders wenn dann noch das bedingungslose Grundeinkommen hinzu kommt. Als Argumente werden weniger Krankheitstage, größere Kreativität und Produktivität aufgeführt, zudem wäre es so familienfreundlicher.

Wie denkt ihr darüber? Wäre das in eurem Beruf umsetzbar?

Mir selber wüde es selbst helfen.

Mal ein Einblick in meinen Alltag:

ich fahre morgens gegen halb acht zur Arbeit, komme dort um halb neun an und arbeite bis 17 Uhr- Dann bin ich gegen 18:30 Uhr wieder Zuhause. Hinzu kommt noch mein Nebenjob an ein bis zwei Samstagen im Monat. Dort habe ich ebenfalls eine Fahrzeit von ca. einer Stunde und arbeite zwischen 3 und 6 Stunden.

Durch 25 Stunden wäre ich schon am frühen Nachmittag zuhause, hätte mehr Schlaf und mehr Freizeit, was den Stress reduziert. Zudem könnte ich endlich wieder regelmäßig sport treiben und öfter frisch kochen, wodurch meine Gesundheit ebenfalls enorm profitieren würde.
"Ich habe einen IQ von 185. Sogar wissenschaftlich bewiesen!"
-Unbekannte Verfasserin

Die Würde des Menschen ist unantastbar...
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Grauer Wolf
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Re: 25 Stundenwoche

Beitrag von Grauer Wolf »

So lange sich der Lohn eines Arbeitnehmers nach der Arbeitszeit richtet, wird das nicht funktionieren. Eine Halbierung der Arbeitszeit würde dann nämlich auch zu einer Halbierung des steuer- und abgabenpflichtigen Lohns führen. Die Begeisterung hierfür dürfte sich auf Seiten der Arbeitnehmer sowie der Steuer- und Sozialbehörden schwer in Grenzen halten -- insbesondere, wenn aus den öffentlichen Töpfen plötzlich noch ein Grundeinkommen für alle finanziert werden soll.

Bevor die Arbeitszeiten drastisch reduziert werden können, müssen wir also erst einmal einen neuen gesellschaftlichen Konsens finden, wie Arbeit in Zukunft entlohnt werden und wie das Ganze dann besteuert werden soll. Bisher habe ich hier jedoch keinerlei mir vernünftig erscheinende Ideen gehört, geschweige denn selbst gefunden. Meine beste Idee in dieser Hinsicht wäre, alle Steuern durch eine einzige Energiesteuer zu ersetzen, die jede Person und jede Firma zu entrichten hat, die Energie "verbraucht". Aus den Steuereinnahmen würde dann das bedingungslose Grundeinkommen finanziert. Das Problem der Löhne und Sozialabgaben wäre allerdings noch nicht gelöst. Zudem kann das bedingungslose Grundeinkommen zu neuen Problemen führen. Was, wenn plötzlich überhaupt niemand mehr arbeiten möchte, weil es sich für den Einzelnen finanziell einfach nicht mehr lohnt?


Aber angenommen, wir hätten so einen Konsens gefunden und erfolgreich umgesetzt. Würde das konkret funktionieren?


Ich behaupte jetzt einmal ganz frech, daß das für viele Jobs, für die man entweder keine besonderen Fähigkeiten oder keine besondere Ausbildung benötigt, sehr gut funktionieren könnte. Je spezieller der Job, desto unwahrscheinlicher wird es sein, daß er von einer Maschine erledigt werden oder auf mehrere Arbeitnehmer verteilt werden kann.

Ich wüßte schon, was ich mit mehr Freizeit anfangen würde. Es würde mir sicherlich nicht langweilig. Und am Ende entstünde in meiner Freizeit auch das eine oder andere Werk, das ich dann gegen Geld verkaufen könnte. Ich kann mir im Moment allerdings nicht vorstellen, wer dann meine jetzige Arbeit an meiner Stelle machen sollte. Wie ich leider selbst schon auf schmerzliche Art und Weise habe feststellen müssen, kann das nicht jeder.
Man soll Leuten nicht Boshaftigkeit unterstellen,
wenn man ihr Verhalten genau so gut durch Dummheit erklären kann.
(Hanlon's Razor)

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Herbstlaubrascheln
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Re: 25 Stundenwoche

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Ganz ehrlich - ich wüsste definitiv auch, was ich mit mehr Freizeit anfangen würde, keine Frage. Ich arbeite Vollzeit, und das in einem flexiblen Schichtsystem - das heisst, wenn ich Pech habe, kann ich nach einer Spätschicht schon mal um 8 Uhr früh wieder auf der Matte stehen, was schon sehr unangenehm sein kann und es ist nicht die Regel, dass ich jeden Tag oder jede Woche gleiche Arbeitszeiten habe. Bei einer Teilzeit-Stelle bzw. 25 Stunden in der Woche stelle ich mir das weniger fies vor, auch wenn es wahrscheinlich auch hier nicht unbedingt der Renner ist. Allerdings würden die Tage ausbleiben, an denen ich quasi nur zum Schlafen nach Hause fahre und dann wieder arbeiten muss. Beispielsweise. Und generell bin ich jemand, der nicht DEN absoluten SINN des Lebens darin sieht, 85% seines Lebens mit ackern zu verbringen und freudig Überstunden zu schieben und nur für den Job zu leben. So ein Leben kann ich mir absolut nicht vorstellen - mit Vollzeit ist es aber reichlich schwierig, sein Leben außerhalb des Jobs noch so zu gestalten, dass man all dem gerecht wird, das muss man ja ganz klar sagen. Sprich, eine 25 Stunden Woche würde ich auch toll finden, was DAS angeht.
Aber, und jetzt kommt das aber: Ich könnte davon nicht leben, wie Grauer Wolf es schon anspricht. Ich bin alleinerziehende Mutter und würde ohne meinen Vollzeitjob in der Form schlicht und einfach nicht zurecht kommen. Da müsste von anderen Seiten noch ganz viel passieren - auch gesellschaftlich; und solange Arbeit in Stunden bezahlt wird, werden sich das die wengsten Menschen tatsächlich leisten können,.
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Schattenwurf
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Re: 25 Stundenwoche

Beitrag von Schattenwurf »

Klingt nach Marx "Mit dem Einzug der Dampfmaschinen, wird alles in Ordnung kommen."

Wird nicht passieren. Der einzige Weg zu mehr Arbeiterrechten führt über Auf-/Widerstand,
in der Regel verbunden mit viel Blut. Kann man in jedem Geschichtsbuch nachschlagen.

Das Menschen bei 60 Stundenwochen, ohne Sozialsystem das den Namen verdient,
dazu fähig und willig sind, kann ich mir vorstellen. Und war auch so in der Vergangenheit.

Das die Arbeiter so einen (Blut)zoll nochmal entrichten,
um von 40 auf 25 Stunden zu kommen, bezweifle ich stark.

Den damit einhergehenden Einkommensverlust, den Grauer Wolf angesprochen hat,
tut sein Übriges. Das kann sich schlicht kaum einer leisten.

Begrüßen würde ich eine 25 Stundenwoche ...
Ich hatte in Elternteilzeit 35 statt 40 Stunden.
Das ist ein komplett anderes Lebensgefühl. Ich konnte für die Familie da sein.
Ich hatte, dem Sozialstaat sei dank, aber auch nur geringe Einbußen dadurch.
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Phönix75
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Re: 25 Stundenwoche

Beitrag von Phönix75 »

Bei einer 35 Stunden-Woche würde ich noch mitgehen. Aber wenn man Menschen zuviel Freizeit gibt, wissen sie aus Langeweile nichts mit ihr anzufangen und denken sich noch mehr Müll aus, als ohnehin schon in der ein oder anderen Birne herumgeistert. Auswahl gibts genug. Und davor habe ich persönlich Angst, dass es regelrecht krankhafte Auswüchse annimmt, wenn Menschen kaum noch eine Aufgabe haben. 25 Stunden kannste ja auf einer halben Arschbacke absitzen... wäre demnach eine 3 Tage-Woche und 4 Tage frei, um sich den gröbsten Unsinn auszudenken. Alles abgesehen von Familien, die noch sinnvoll ihre Freizeit nutzen. ;)
Nichts ist so, wie es scheint.
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Schattenwurf
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Re: 25 Stundenwoche

Beitrag von Schattenwurf »

Stimmt ... der erhöhte Ressourcenverbrauch wäre episch.
Statt 8 Stunden malochen und fresse halten, 8 Stunden nur fressen.
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blacksister´s ghost

Re: 25 Stundenwoche

Beitrag von blacksister´s ghost »

Phönix75 hat geschrieben: Freitag 22. November 2019, 21:35 25 Stunden kannste ja auf einer halben Arschbacke absitzen... wäre demnach eine 3 Tage-Woche und 4 Tage frei, um sich den gröbsten Unsinn auszudenken.
Wenn man weiterhin 8 Stunden am Tag arbeitet ja, aber im Normal werden die täglichen Arbeitsstunden reduziert, so dass man trotzdem fast jeden Tag arbeiten is. Zumindest kenn ich das so aus dem Handel.


Ich hab vor einigen Tagen einen Bericht über die Einführung einer 30 Stundenwoche gesehen. Lohn blieb der Selbe. Galt vorrest als Test. Wenn ich mich nich irre war es Schweden was da als Vorreiter galt. Zumindest hat das super funktioniert. War ein Versicherungsbüro. Die Umsätze brachen nich weg und die Arbeitnehmer waren motivirter und ausgeglichen, dadurch dass sie mehr Freizeit für sich hatten. Der Chef wollte das so weiterführen. Nur er selber wollte in die 40 Stundenwoche zurück, da er meinte (sinngemäß) er sei ja der Chef.
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Herbstlaubrascheln
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Re: 25 Stundenwoche

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Für den Handel ist das sehr typisch, dass man dann halt am Tag nur 5 Stunden oder so arbeitet - über die Sinnigkeit lässt sich auch hier natürlich streiten; wenn man andere Dinge noch mit betrachtet, wie beispielweise den Arbeitsweg etc.
Generell würde ich 25 Stunden aber auch, wie hier erwähnt, "auf einer Backe absitzen"; ich könnte es mir gar nicht vorstellen, wie es sich anfühlen würde, um so viel weniger zu arbeiten, auf einmal. Sicherlich wäre es eine Bereicherung für so ziemlich alle anderen Punkte in meinem Leben. Nur wird es dazu sicher nicht kommen.
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Phönix75
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Re: 25 Stundenwoche

Beitrag von Phönix75 »

Bei mir würde ein 5 Stunden-Arbeitstag so gar keinen Sinn machen. a) Habe ich einen 1 Stunden-Arbeitsweg (also 2 Stunden am Tag) und b) wäre die reale Arbeitszeit (Fahrten zum Kunden/Baustelle) nochmal um einiges kürzer. Und dann erkläre mal einer dem Kunden, dass er plötzlich 1/3 bis 1/2 mehr an Arbeitskosten bezahlen soll, weil der Chef seinen Angestellten ja genauso viel bezahlen will, wie wenn man 40 Stunden arbeitet. Zudem hätten wir dann fast die Hälfte weniger Aufträge. Da kann man eine Firma auch gleich dicht machen. Wie gesagt, 1 Stunde weniger am Tag würde ich mitmachen (natürlich ohne Gehaltseinbuße). Alles andere ist absolut unrealistisch (branchenabhängig). Wenn ich jetzt allerdings auf mich und meinen Körper höre, dann bin ich absolut für eine 25 Stunden-Woche. Mir stellt sich dann nur die Frage: Arbeit oder keine Arbeit. Da tendiere ich lieber dazu Arbeit zu haben.
Nichts ist so, wie es scheint.
blacksister´s ghost

Re: 25 Stundenwoche

Beitrag von blacksister´s ghost »

Es wird sich defintiv nich auf jede Branche sinnvoll umsetzen lassen.
Und selbst im Handel wird man wohl abwegen ob man so eine Stelle anfängt, wenn der Fahrtweg länger ist als die Arbeitszeit.
Von diesem Model würde nich alles und Jeder profitieren.

Aber ich sprach ja beteits den Test von einer 30 Stundenwoche in dem Versicherungsbüro an. Dort brachen z.B. die Aufträge nich weg. Da blieben die Zahlen fast gleich. Ich glaub in den Außendienstgeschäften war es sogar etwas angestiegen. Wenn ich mich nich irre lief der Test über 4 Wochen.