aktive Sterbehilfe / Beihilfe zur Selbsttötung (allgemeine Meinungen dazu und im Vergleich zu Suizid)

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blacksister´s ghost

Re: aktive Sterbehilfe / Beihilfe zur Selbsttötung

Beitrag von blacksister´s ghost »

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Phönix75
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Re: aktive Sterbehilfe / Beihilfe zur Selbsttötung

Beitrag von Phönix75 »

Graphiel hat geschrieben: Samstag 8. Juni 2019, 12:32 Als Selbstmörder nehme ich es schließlich in Kauf, dass ich von meinen Angehörigen so aufgefunden werde, wie ich es halt werde. Das heißt ich handel hier mehr oder minder bewusst, um nicht zu sagen egozentrisch.

Ja klar. Wie würde man sonst so ein Handeln bezeichnen?! Es geht ja ausschließlich um das Leben des Selbstmörders -> Ergo: Es ist ein egozentrischer Akt. Anders kann man es an der Stelle auch garnicht nachempfinden. Wenn jemand mit seinem Leben abgeschlossen hat und nichts und niemand ihn aufhalten kann, sein Leben zu beenden (was ja sein alleiniger freier Wille ist), wird er dann keinen Gedanken mehr an Angehörige verschwenden. Wenn man das absolut rational betrachtet, ist es nun mal nicht anderes, als ein Herzinfarkt. Ein Angehöriger wird zwar den Unterschied auf eine gewisse emotionale Weise machen und sich die Frage stellen, warum er so aus dem Leben geschieden ist und warum man nichts gemerkt hat (wenn es so ist), aber diese Frage kann man sich bei einem Herzinfarkt auch stellen (vorallem in noch "jungen" Jahren). Beides ist tragisch, aber in den meisten Fällen nicht zu ändern.
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Mondmädchen
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Re: aktive Sterbehilfe / Beihilfe zur Selbsttötung

Beitrag von Mondmädchen »

Meiner Meinung nach ist es die freie Entscheidung eines jeden Menschen sein Leben und seinen Tod so zu gestalten wie er es möchte. Natürlich muss man bei Sterbehilfe immer die geistige Entwicklung einer Person mit einberechnen, deshalb würde ich das Mindestalter bei 21 setzen und es darunter nur mit psyvhologischem Gutachten in Kombination mit einer unheilbaren Krankheit erlauben an der man sowieso stirbt.
ab 25 sollte es dann auch ohne psychologisches gutachten, aber mit einer längeren Zeitspanne zwischen Antrag und Ausführung möglich sein, falls sich die Person doch umentscheidet.
ich denke nicht, dass ein freiwilliger Tod Mord ist, ich denke es ist eher eine freie Entscheidung bei der man Menschen zur seite stehen kann und das Ende als weniger grausam als Selbstmord gestalten kann. Außerdem wird sich jemand, der wirklich sterben möchte entweder sowieso das leben nehmen oder nicht mehr fähig sein wirklich am leben teilzunehmen.
Ich finde es viel grausamer einen Menschen künstlich oder gezwungen am leben zu erhalten wenn dieser es überhaupt nicht möchte.
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Graphiel
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Re: aktive Sterbehilfe / Beihilfe zur Selbsttötung

Beitrag von Graphiel »

blacksister´s ghost hat geschrieben: Samstag 8. Juni 2019, 14:13 Ich muß Phönix da schon recht geben, wenn ich das irgendwo allein mache, zieh ich niemanden bewusst mit rein.
Lediglich die Person, die mich findet is dann involviert, aber das is bei einem natürlichen Tod der gleiche Fall. Der Schrecken wird nich weniger Groß. Der Tod kommt immer plötzlich.
Wenn ich mich aber vor einen Zug stürze, beziehe ich den Zugführer bewusst mit ein. Er is letztendlich die Person, die ungewollt mir zum Tod verhilft.
Gut...jetzt könnte man noch rätseln inwiefern man sich im Klaren is, dass man dem Zugüfhrer automatisch Leid zufügt. Oder wie egal das einem in dem Moment is. Ganz kann man ja nich außer Acht lassen, dass eine Krankheit vor liegt.
Den Unterschied seh ich darin ob es bewusst oder unbewusst is.
Phönix75 hat geschrieben: Samstag 8. Juni 2019, 15:27 Wenn man das absolut rational betrachtet, ist es nun mal nicht anderes, als ein Herzinfarkt. Ein Angehöriger wird zwar den Unterschied auf eine gewisse emotionale Weise machen und sich die Frage stellen, warum er so aus dem Leben geschieden ist und warum man nichts gemerkt hat (wenn es so ist), aber diese Frage kann man sich bei einem Herzinfarkt auch stellen (vorallem in noch "jungen" Jahren). Beides ist tragisch, aber in den meisten Fällen nicht zu ändern.
Ihr wollt mir jetzt nicht ernsthaft erzählen, der Schock ein Herzinfarktopfer zu finden sei genauso groß, wie bei jemanden mit aufgeschnittenen Armen, oder am Dachbalken baumelnd? Mag ja sein dass es Menschen gibt, die so rational und abgebrüht sind, dass sie darin keinen Unterschied sehen. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dies der Regelfall ist. Ich würde eher sagen einen Selbstmörder tot aufzufinden ist im Regelfall der größere Schock und dies nimmt der Selbstmörder mit seinem Suizid nun mal in kauf. Ich sehe darin persönlich keinen großen Unterschied, weil sowohl Auffinder, als auch Zugführer bewusst mit einbezogen werden. Schließlich kann ich als Selbstmörder ja nicht davon ausgehen, dass meine Leiche eh nie gefunden wird, wenn ich mich auf dem Dachboden erhänge, oder sowas. Wenn Aber gut, lassen wir diesen Part mal so stehen..... Als pro Argumentation für Sterbehilfe finde ich Suizide eh unpassend. Weil:

Wenn wir jetzt sagen, eine der Voraussetzungen für die unterstützte Selbsttötung bzw der Sterbehilfe ist die, dass der Wunsch bei klarem Verstand geäußert werden muss, dann können wir psychische Erkrankungen ohnehin weitestgehend vergessen. Selbst die Luxemburger Variante macht es da nicht ganz einfach.
Zudem muss er unter psychischen oder physischen Schmerzen leiden, ohne Aussicht auf eine Besserung dieser Situation.
Ab wann ist rein psychischer Schmerz denn jetzt ohne Aussicht auf Besserung? Wenn der Patient das so sagt? Da könnte ich Euch selbst aus meinem Bekanntenkreis Beispiele nennen, die ihre Situation als "Ohne Aussicht auf Besserung" schildern würden. Nur sind die nicht suizidgefährdet. ;) Oder wenn der Arzt sagt "Der/Die ist eh nicht therapierbar."? - was durchaus auch vorkommt, wenn Psychologen keine Lust mehr haben ihre Patienten zu behandeln, weil ihre favorisierte Methode nicht fruchtet. Ne, bei allem Verständnis, aber der Aspekt psychische Erkrankung alleine erscheint mir als zu wackelig, um diesem als pro Argument für Sterbehilfe stehen zu lassen. In Kombination mit einer physischen Krankheit schaut das schon anders aus, darüber kann man im Einzelfall reden.

Zumal ich jetzt eh mal die Frage in den Raum werfen würde, wie viele von den Selbstmördern, die sich vor einen Zug schmeißen denn wirklich unheilbar krank waren? Das dürften doch eher mal die Ausnahmen gewesen sein. Andere Gründe wie Jobverlust, Trennungsschmerz, beruflicher Druck, usw dürfte hier viel öfters der Auslöser gewesen sein. Das jetzt nur nochmal zum Thema "warum sollte jemand sterben wollen?" Depressionen, welche hieraus entstehen kann man für gewöhnlich nämlich recht gut behandeln. Die können doch jetzt wirklich kein Argument für Sterbehilfe sein. Hier halte ich den offenen Umgang mit psychischen Erkrankungen innerhalb der Gesellschaft für sehr viel wichtiger, als irgendwelche Schadensbegrenzungen von Unbeteiligten. Alle, die entgegen ärztlicher Notwendigkeit unbedingt aus dem Leben scheiden wollen, sollen dies von mir aus machen, aber sich dann wenigstens darüber im klaren sein, dass sie mit ihrem egozentrischen Verhalten andere Leute auf jeden Fall unnötig belasten. Hilfe in Form von Sterbehilfe gäbe es von mir dafür jedenfalls nicht!

Bei anderen Erkrankungen, wie Krebserkrankungen ohne Hoffnung auf Heilung oder sowas bin ich da wirklich offener. Hier sehe ich es auch nicht ein, weshalb jemand unnötig leiden soll, obwohl man dem Menschen (sofern dies wirklich seinem Wunsch entspricht) den Leidensweg verkürzen kann. Da könnte sich Deutschland von anderen Ländern eine Scheibe abschneiden.
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blacksister´s ghost

Re: aktive Sterbehilfe / Beihilfe zur Selbsttötung

Beitrag von blacksister´s ghost »

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Zuletzt geändert von blacksister´s ghost am Freitag 9. August 2019, 14:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: aktive Sterbehilfe / Beihilfe zur Selbsttötung

Beitrag von Graphiel »

blacksister´s ghost hat geschrieben: Samstag 8. Juni 2019, 18:39 Es is ja auch nich gesagt, dass jeder mit psychischen Problemen suizidgefährdet is. Dafür is die Palette der psychischen Erkrankungen und deren Verlauf viel zu groß.
In meinen Augen dient das als Richtlinie. Die Psyche kann Menschen nun mal stark belasten, nich ohne Grund nehmen Leute sich das Leben.
Sicher kann man keine genaue Angabe machen, ab wann jemand nich therapierbar is, aber nach der 10 missglückten Therapie und dass jemand immer noch nich mit seinem Leben und sich klar kommt,...ich glaub da kann man die Hoffnung auf Besserung wohl aufgeben. Auch hier bin ich der Meinung, ein Mensch muß sich nich quälen.

Und man sollte immer vom Einzelfall ausgehen. Menschen sin dafür viel zu verschieden.
Klar muss man immer den Einzelfall berücksichtigen. Aber auch 10 missglückte Therapien oder mehr halte ich nicht für Aussagekräftig, wenn nicht genau bekannt ist unter welchen Umständen diese Therapien missglückten. Ich kann dir dazu mal ein Beispiel aus meinem Bekanntenkreis aufzeigen: Da gibt es eine junge Dame, die inzwischen die gefühlte 100. erfolglose Therapie hinter sich hat weil sie einfach nicht einsieht, dass sie grundlegende Dinge in ihrem eigenen Verhalten ändern muss, damit eine Besserung eintritt. Bis jetzt ist die noch nicht auf die Idee gekommen nicht mehr leben zu wollen, was vielleicht daran liegen könnte, dass sie inzwischen 7 Kinder (Teils bei Pflegefamilien untergebracht) zurück lassen würde. Wollen wir jetzt solche Menschen noch Möglichkeiten in die Hand drücken, wenn die es sich doch anders überlegen sollten und ihr leben beenden wollen? Ich finde nicht. Dann sollen sie es halt selber machen, dann aber bitte nicht mit Methoden, die bei völlig unheilbaren Fällen absolut nachvollziehbar sind. Das kann doch nicht im Sinn der Sterbehilfe sein.
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Re: aktive Sterbehilfe / Beihilfe zur Selbsttötung (allgemeine Meinungen dazu und im Vergleich zu Suizid)

Beitrag von Phönix75 »

@Graphiel

Eigentlich ist das ein Unding. Voraussetzung für eine Therapie ist, dass man etwas an seinem Verhalten ändern will. Ansonsten ist das Scheitern schon vorprogrammiert. Das ist wie bei einem Alkoholkranken. Solange der nicht einsieht, dass er süchtig ist und es ändern möchte, macht eine Therapie keinen Sinn. In meinen Augen ist das alles verpulvertes Geld, was jeder, der Krankenkassenbeiträge zahlt, einer therapieresistenten Person in den Rachen wirft. Von daher hätte spätestens nach der 2. Therapie Schluss sein und erst die Einsicht kommen müssen. Ich sage immer, der Leidensdruck ist nicht groß genug und die Einsicht nicht vorhanden. Und wenn die Person eh keine Selbstmordgedanken hat, erübrigt sich das Beispiel.
Oft genug ist der Leidensdruck trotz vorhandenem Willen etwas zu ändern und missglückten Therapien aber so groß, dass Selbstmordgedanken ins Spiel kommen und da ist es nun mal so, dass diese Menschen, wie jeder andere Mensch, die freie Entscheidung hat, sein Leben fort zu führen oder es zu beenden. Alles andere ist Bevormundung und eine Einschränkung der persönlichen Freiheit über sich selbst zu bestimmen.
Nichts ist so, wie es scheint.
blacksister´s ghost

Re: aktive Sterbehilfe / Beihilfe zur Selbsttötung (allgemeine Meinungen dazu und im Vergleich zu Suizid)

Beitrag von blacksister´s ghost »

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Zuletzt geändert von blacksister´s ghost am Samstag 10. August 2019, 19:07, insgesamt 1-mal geändert.
Graphiel
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Re: aktive Sterbehilfe / Beihilfe zur Selbsttötung (allgemeine Meinungen dazu und im Vergleich zu Suizid)

Beitrag von Graphiel »

Wie schon gesagt: Ich bin froh, dass ich darüber nicht entscheiden muss. Jedenfalls bin ich noch nicht davon überzeugt, dass der Großteil suizidgefährdeter rein psychisch kranker Menschen unter untherapierbaren Erkrankungen leidet und schon gar nicht, dass die Antwort für die wenigen Ausnahmen dann Sterbehilfe heißen sollte. Das klingt in meinen Ohren alles zu sehr nach Schadensprävention für Angehörige und Außenstehende. Dann lieber der herkömmliche suizidale Weg, beispielsweise mit Schlaftabletten. Dabei bevormundet und quält man schließlich auch niemanden, außer halt den Auffinder des Toten.
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Re: aktive Sterbehilfe / Beihilfe zur Selbsttötung (allgemeine Meinungen dazu und im Vergleich zu Suizid)

Beitrag von Angel-of-doom »

Ich bin der Meinung, dass jeder über sein Leben selbst entscheiden können sollte. Und wer nicht mehr leben will, der sollte es auch nicht müssen. Diese Entscheidung darf mir doch kein Gesetz abnehmen. Letztendlich ist es doch so; wer sterben will, der findet auch einen Weg. Aber muss man wirklich gezwungen werden, sich aufzuhängen, vor einen Zug zu werfen, oder sich die Pulsadern aufzuschneiden, anstatt kontrolliert mit Medikamenten dahinzuscheiden?
Ja sicher, ein Arzt ist dazu verpflichtet, Leben zu erhalten. Aber muss er das um jeden Preis? Abtreibungen sind in Deutschland so gesehen auch illegal und beenden auch ein Leben (noch dazu eines, das noch nicht selbst für sich entscheiden kann) und dennoch wird dieses Vorgehen nicht strafrechtlich verfolgt. Könnte man es nicht bei der assistierten Selbsttötung auch so handhaben?

Zum Glück ist die Grenze zu den Niederlanden direkt um die Ecke, sollte ich mal solche ärztlichen Dienste in Anspruch nehmen wollen und selbst über mein Ableben entscheiden...
Wer Angst davor hat sich eine blutige Nase zu holen, soll zuhause bleiben und sich unter dem Bett verstecken. Wunder warten da draußen und Schätze, die große und kleine Wünsche erfüllen können. Aber es ist nichts für die Scheuen und Ängstlichen!
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