Individualismus / Individualität / Individuen

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Soiled

Re: Individualismus

Beitrag von Soiled »

Demon89 hat geschrieben: Sonntag 11. November 2018, 05:33 Also erstmal zeigt die Endung -ismus, dass es sich hier um eine bestimmte gesellschaftliche oder theoretische Strömung handelt.
Genau. So wie Bruxismus. ;)
(scnr, wenn wir hier schon beim Kümmelspalten sind)
Der Wunsch nach (Individualität) entspringt m.E. dem Bedürfnis nach Anerkennung. Und was es mehrmals gibt ist ersetzbar und somit weniger Anerkennungswert in einer wirtschaftlich geprägten Welt.
Irgendwie werde ich mit der Herleitung nicht so recht warm. Vielleicht ist das ein Aspekt, der eine Rolle spielt, aber ganz sicher nicht der einzige. Man kann ja genausogut das Gegenteil behaupten: Jemand, der zu sehr abweicht (also extrem individuell ist) ist nutzlos und verdient deswegen weniger Anerkennung.
Ich weiß, ich weiß, eine Aussage abzulehnen ohne eine bessere Begründung zu haben als "gefällt mir irgendwie nicht" und obendrein keine Alternative anzubieten ist ganz schlechter Stil, aber im Moment fällt mir einfach nix anderes ein. :D
Man kann hier bei dem Wunsch nach Individualität wohl noch einmal zwei Gruppen von Menschen unterscheiden:
1.) Jene, die sich durch eigene (hoffentlich vernünftige) Überlegungen und Entscheidungen auszeichnen. Ihnen ist die Unabhängigkeit vom sogenannten "Einheitsbrei" wichtig. Ihre Entscheidungen können daher mit diesem konform gehen oder anders ausfallen.
2.) Jene, die sich durch Ablehnung des Mainstream abzeichnen. Sie sind im Grunde Abhängige vom Mainstream, da sie sich stets (sei es aus Protest oder anderen Gründen) an diesem orientieren um eine Gegenposition einzunehmen.
Ich würde sogar davon ausgehen, dass beide Optionen bei einzelnen Menschen gleichzeitig vorkommen können. Grade im jugendlichen Alter ist doch bei vielen (ich war da keine Ausnahme, haha) oft Provokation um der Provokation willen dabei, egal ob im Denken oder im Handeln/Aussehen, aber eben nicht ausschließlich.
Elric hat geschrieben: Samstag 10. November 2018, 20:59 ...stilistisch kann ich als Argument für den von mir verwandten Stil Kürze und Verständlichkeit ins Feld führen; Geschwafel ermüdet...
Meiner Erfahrung nach wirken persönliche, differenzierte Berichte viel überzeugender als abstrakte Generalisierungen. Und das Private ist ja bekanntermaßen eh das Politische.
...und ich füge gerne hinzu, daß ich "unpolitisch" für Achte Todsünde halte...^^
Ooooch, ich hab per se nix gegen Todsünden. Wollust und Müßiggang sind doch klasse.
Pirat von Rhyolith hat geschrieben: Sonntag 11. November 2018, 11:47 und was heute furchtbar individuell ist, kann in 20 Jahren schon Mainstream und Einheitsbrei sein.
Ich finde ja, dass es durchaus erstrebenswert ist, diverse Sachen zu "Einheitsbrei" und "Mainstream" zu machen, oder eben zu "normalisieren" (klingt freundlicher). Ist z.B. noch gar nicht so lange her, dass Männer mit langen Haaren schief angeschaut und bei diversen Berufen durchaus diskriminiert worden sind. Inzwischen kräht kein Hahn mehr danach, bzw. allerhöchstens sehr leise, was schlicht und ergreifend daran liegt, dass es immer mehr Männer mit langen Haaren gibt. Und das ist nur ein willkürliches Beispiel, da gibt es noch viel, viel mehr.
Daher gestatte ich mir als Individualist einfach den Luxus einer eigenen Meinung,
Stimmt, wichtiger Punkt: Individualität muss man sich auch erst mal leisten können. Damit meine ich jetzt nicht mal finanziell, obwohl das sicher auch eine Rolle spielt - reiche Leute sind ja bekanntermaßen nie wahnsinnig, nur exzentrisch. ;)
blacksister´s ghost hat geschrieben: Sonntag 11. November 2018, 12:08 (Die "Trendsetter", die alles mitmachen, weil es "in" is, lasse ich in der Diskusion mal aus. Das würde wahrscheinlich zu weitführen.)
Hm. Ich würde ja eher sagen, dass Trendsetter die sind, die die Trends setzen, und die, die es mitmachen, dann eher Mitläufer sind. Im Prinzip seh ich das eigentlich recht wertneutral - es ist doch keine Schande, wenn man jemanden ein bisschen nachmacht, so lang es etwas positives ist. Bei mir ist ja auch nicht alles auf meinem eigenen Mist gewachsen, das zu behaupten wäre ja wirklich ziemlich vermessen. :lol:
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Re: Individualismus

Beitrag von blacksister´s ghost »

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Re: Individualismus

Beitrag von Graphiel »

blacksister´s ghost hat geschrieben: Sonntag 11. November 2018, 21:21 Für mich hat dieser Drang, etwas zu tun, weil es "hipp" is und jeder hat, einen faden Beigeschmack und ab dem Punkt geht Individualität schon verloren.
Einfach alleine aus dem Gruppenzwang heraus.
Verstehst du was ich meine?
Das stelle ich mir wahnsinnig anstrengend vor. So schnell wie irgendwelche Trends wechseln, könnte ich bereits meinen Kleiderschrank gar nicht umfüllen, ohne mich dabei hoffnungslos zu verschulden. :mrgreen:

Das selbe gilt übrigens auch für das genaue Gegenteil: Der krampfhaft Versuch sich immer und überall gegen den Strom zu bewegen. Muss wahnsinnig zeit und energieraubend sein.

Aus diesem Grund habe auch ich mich dazu entschieden gar nicht erst darüber nachzudenken, ob ich nun besonders individuell bin, oder nicht. Es ist mir in Grunde genommen auch völlig egal. Würde man nun jede kleine Prägung und Wendung in meinem Leben berücksichtigen, dann würde man mich mit Sicherheit als individuell einstufen. Aber das gilt dann halt auch für alle anderen, sodass ich mal die Frage in den Raum stellen möchte, ob sich Individualität (im übertragenen Sinne) nicht eh wieder aufhebt, wenn sich alle Menschen besonders individuell kleiden/verhalten, usw

Grüße

Graphiel
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Re: Individualismus

Beitrag von blacksister´s ghost »

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Re: Individualismus / Individualität / Individuen

Beitrag von Graphiel »

Oh, das mit der krampfhaften Hatz nach der Individualität bezog sich gar nicht auf dich persönlich. ;)

Ich bezog mich dabei auf das andere Extrem. Quasi den Kleiderschrank wieder auszumisten, sobald ein (auch lieb gewonnenes Teil) plötich ein Trend wird. Weltreisen antreten, wenn Urlaub im eigenen Garten modern wird, obwohl man Weltreisen eigentlich gar nicht mag, usw usf.

DAS stelle ich mir ähnlich Zeit und energieraubend vor, wie das andere Extrem, stets im aktuellen Trend zu bleiben
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Re: Individualismus

Beitrag von Soiled »

blacksister´s ghost hat geschrieben: Sonntag 11. November 2018, 21:21 Für mich hat dieser Drang, etwas zu tun, weil es "hipp" is und jeder hat, einen faden Beigeschmack und ab dem Punkt geht Individualität schon verloren.
Einfach alleine aus dem Gruppenzwang heraus.
Ich versteh schon, was Du meinst, aber ich bin mir nicht so sicher, dass man den Leuten ihre Motivation an der Nase ansieht. Hast Du mal ein konkretes Beispiel dafür?

Ich selber finde z.B. Skinny Jeans unmöglich, grade die mit einer hochgezogenen Taille. Dass sie im Trend sind lässt sich nicht leugnen, gibt ja kaum etwas anderes zu kaufen, und irrsinnig viele Leute tragen sie auch. Aber Alternativen zu finden ist im Moment ziemlich schwierig. Könnte also sein, dass Menschen, die die anziehen, einfach keine Lust haben, groß nach anderen Schnitten zu suchen. Oder aber es gefällt ihnen schlicht und ergreifend und ihnen ist es egal, wie viele andere das tragen. Oder es bedeutet dass sie in einem Umfeld leben, wo man gemobbt wird, wenn man anders ausschaut. Ich mein ... mich hat es als Kind/Jugendliche nicht groß gestört, wenn sich andere über meine Klamotten lustig gemacht haben, aber ich kann mir gut vorstellen, dass das andere mehr belastet. Ist natürlich schön, wenn man sich Gruppenzwang widersetzt, aber manche haben halt die Kraft nicht, und das will ich ihnen nicht zum Vorwurf machen.

Wobei ich sagen muss, dass ich Trends generell eigentlich nur bei Unterwäsche verfolge. Also, wo ich tatsächlich Berichte über Messen und Modenschauen lese und neugierig bin, was meine Lieblingsmarken denn wohl für neue Kollektionen rausbringen.
Da gibt es dann Sachen, auf die ich mich derzeit freue (Geometrische Spitze! Netzstoffe!) und Sachen, auf die ich gern verzichten kann (Samt und alles was Sport-inspiriert ist) - alles kaufe ich also nicht, nur die Trends, die mir tatsächlich gefallen. Die großen Unternehmen kann man bei sowas eh vergessen, die beliefern einen Massenmarkt und haben demzufolge nur fürchterlich langweiliges Zeug. Lasst Euch von der Show von Victoria's Secret nicht einlullen! Die täuschen damit nur darüber hinweg, dass sie absolut unkreative Wäsche verkaufen! :lol:

Wobei ich gegen "langweilig" natürlich nichts hab - meine tägliche Uniform ist auch von der komplett langweiligen Sorte. Grade im Winter: Jeans und Hoodie, seit über 20 Jahren.

Edit: Ob etwas trendy ist oder nicht kommt ja immer auch auf das Umfeld an. Ich bin ja ein großer Freund von auffallendem Lippenstift in einem ansonsten nackten Gesicht - insbesondere Mascara kann ich nicht leiden, aus persönlichen Gründen. Und, ja, das ist definitiv ein Trend, siehe z.B. hier. Aber hier in der Gegen wo ich wohne stehen sehr viele auf extrem betonte Wimpern, Wimpernextensions sieht man wirklich oft, teilweise sogar künstliche Wimpern tagsüber. Im Prinzip sind das also zwei sich komplett widersprechende Trends, die gleichzeitig existieren.
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Re: Individualismus / Individualität / Individuen

Beitrag von blacksister´s ghost »

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Re: Individualismus / Individualität / Individuen

Beitrag von Graphiel »

blacksister´s ghost hat geschrieben: Montag 12. November 2018, 11:31 Für mich is das aber alles fremd und teilweise zu wider, da mir persönlich wichtig is, mein Ding zu machen. Das was ich will...wonach mir is. Egal ob es jeder hat und nich aus einem zwang heraus.
Ich finde im Kern ist dies auch viel wichtiger, als die Frage ob man mit dem was man macht oder trägt, denn noch individuell ist, oder schon einem Trend nachläuft. ;)

Meine Cousine wäre auch so ein Beispiel. So weit ich mich mit meinen 35 Lebensjahren zurück erinnern kann, trägt sie schon rissige Jeans. Heutzutage rennt jeder Hans und Franz mit den Dingern rum und hält sich für total hip und trendy. Stört sich meine Cousine auch nicht dran, geschweige denn zieht sie nun heile Jeanshosen an. :mrgreen:
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Bloody Arthur

Re: Individualismus / Individualität / Individuen

Beitrag von Bloody Arthur »

Nach längerer Zeit werde ich mich jetzt mal wieder in die Forumsdiskussion stürzen... oder es zumindest versuchen...

Ich glaube schon das ich Individuell bin genau wie viele andere auch... Viele sind aber auch angepasst und ähneln sich in ihren Verhaltens- und Denk-mustern schon arg...

Nur, ich glaube nicht das ich mir ausgesucht habe individuell zu sein, vll. abgesehen von Klamotten oder so... Ich bin halt geprägt durch verschiedene Erlebnisse und "Erziehung", mein Umfeld, diverse Medien die ich irgendwann mal Konsumiert habe und so weiter... Dementsprechend hat sich meine Verhaltens und Denkweise entwickelt und ich habe nur begrenzt Einfluss auf meine Individualität. Die Voraussetzungen die ich hatte haben mich zu dem gemacht was ich bin. Und ich denke das ist bei eher angepassten Menschen auch so.

Ich könnte jetzt nicht einfach so aus meiner Individualität ausbrechen (gerade gefühlsmäßig)... Ich glaube also nicht das es eine besondere Leistung ist, anders als Andere zu sein obwohl man es dadurch schon schwerer hat und es manchmal Mut erfordert sich "auszuleben"... in manchen Situationen... Andererseits erlebt man halt auch andere Dinge als andere... Was wieder dazu führt das man seine Individualität festigt... Oder eben nicht...

Allerdings glaube ich auch das man seine Individualität stärken kann indem man neugierig bleibt und auch mal über den Tellerrand schaut... sich mit anderen Dingen beschäftigt wie zuvor oder wie sie der Mainstream vorgibt... Zu gewissen teilen hat man es also auch selbst in der Hand... Ich denke trotzdem das die erlernten Verhaltensmuster überwiegen...

Das fällt mir gerade dazu ein...

Was Kleidung oder Tattoos etc betrifft:
Mir ist das schon irgendwie wichtig mich damit abzugrenzen... es mag etwas lächerlich sein aber mir ist es wichtig anders als Andere auszusehen... Ich merk das immer wenn ich auf irgend einem Schwarze-Szene-konzi bin und auf einmal den Drang verspüre keine schwarzen Klamotten mehr zu tragen... Sehr Seltsam... xD
Charlotte Sometimes
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Re: Individualismus / Individualität / Individuen

Beitrag von Charlotte Sometimes »

Ja ,auch ein lustiges Thema.
Individualismus..die meisten denken doch tatsächlich ,dass er durch Kleidung *einer toten Sache*ausgedrückt werden kann.
Oder durch einen bestimmten Musikgeschmack etc.
Ich brauche nicht krampfhaft versuchen meine Individualität auszudrücken,das geht als Goth sowieso nicht mehr.^^
Der Drops ist gelutscht...ich denke nicht das man mich wirklich von einem Weekender,sprich einer Person,die sich nur ab und zu in schwarz kleidet unterscheiden kann.Würde ich meine Individulität auf Kleidung,Musik,Literatur etc. reduzieren,dann wäre ich arm dran.
Jeder Mensch IST durch sein Leben,Prägung,Erfahrungen ,von mir aus auch Horoskop individuell,er kleidet sich oftmals bloß stereotyp.
Die heilige Individualität,wenn sie dann wirklich mal gelebt wird von jedem einzelnden Individuum, rümpfem alle die Nase.
Imho handelt es sich um Schein- Individualität der hinterher gejagt wird ,bzw. sollte man m.E eh für das Gemeinte ,einen anderen Begriff suchen.