Belohungssystem für staatlich gewünschtes Verhalten

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abdurrazzaq
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Re: Belohungssystem für staatlich gewünschtes Verhalten

Beitrag von abdurrazzaq »

@Blackshiro
Jetzt melde ich mich als ehemaliger DDR-Bürger zu Wort. Die Überwachung der Menschen dort wurde ausschließlich von oben angeordnet und durchgesetzt. Dafür gab es das Ministerium für Staatssicherheit als oberstes Überwachungsorgan mit E. Mielke an der Spitze. Die Bürger hatten somit fast keine Möglichkeiten, sich der Überwachung durch den Staat zu entziehen. Die Überwachung der Bürger begann schon in der Kinderkrippe. Mit 14 Jahren musste jeder Bürger einen eigenen Personalausweis mit sich führen, den er bei seinem zuständigen Polizeirevier abholen konnte. Auch seinen Wohnsitz musste man bei der Polizei anmelden. Irgendwann wurde es den Menschen zu viel und sie gingen auf die Straße. Das wird heutzutage wohl nicht mehr passieren, jedenfalls nicht mehr in den Ausmaßen wie 1989. In heutigen Zeiten mit sozialen Netzwerken, Google und Co. hat jeder es selbst in der Hand, wie weit seine eigene Überwachung durch Konzerne und Staat reichen soll. Und etliche Leute haben schon so viel von sich preisgegeben, das sie die Kontrolle über sich verloren haben.
Gärtner sterben nie, sie beissen nur ins Gras.
Phönix75
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Re: Belohungssystem für staatlich gewünschtes Verhalten

Beitrag von Phönix75 »

@abdurrazzaq

Was sagst du dazu, dass Bürgerämter jedem deine Wohnanschrift gegen Entgelt rausgeben dürfen? Da hat der Staat doch auch seine Finger im Spiel und kassiert noch Kohle dafür. Wie siehts mit der Vorratsdatenspeicherung aus? Das Thema ist nach wie vor nicht vom Tisch und die Begehrlichkeiten von staatlicher Seite sind durchaus gegeben. Und wenn ein Volk unkontrollierbarer wird, kann auch ein Staat nicht dabei zusehen.

Und zum Thema Stasi und Überwachung zu DDR-Zeiten. Ja, man hatte einen Ausweis mit 14 Jahren. Ja und? Ob Bürgeramt oder Polizei macht aus meiner Sicht keinen Unterschied. Und von einer Totalüberwachung war man auch in der DDR noch weit entfernt. Da hätte man ca. 20% der Bevölkerung als Stasispitzel engagieren müssen. Mal davon abgesehen, dass z.B. solch massive Kameraüberwachung auf Plätzen etc. noch garnicht vorhanden war. Wirklich frei und unbeobachtet kann man sich auch heutzutage nicht wirklich fühlen. Und wenn nicht der Staat, dann sind es eben Unternehmen, die an deinen Daten interessiert sind und was du wo und wieviel beispielsweise einkaufst. Man hat es bis zu einem gewissen Teil selbst in der Hand, was man vorallem im Internet über sich preisgibt. Man kann es aber auch nicht gänzlich umgehen.
Nichts ist so, wie es scheint.
Grauer Wolf
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Re: Belohungssystem für staatlich gewünschtes Verhalten

Beitrag von Grauer Wolf »

Daten sammeln ist das eine, Daten auswerten und folgerichtige Schlüsse daraus ziehen, das andere. Die Geheimdienste werden auf Englisch nicht umsonst »Intelligence Service« genannt. Die allermeisten Überwachungssysteme scheitern daran, daß niemand da ist, der den ganzen Datenwust verarbeiten, wichtiges von unwichtigen, richtiges von unrichtigem unterscheiden kann. Das war bei der Stasi so, das ist bei den Five Eyes so -- und wird auch in Zukunft so bleiben.

Was allerdings bestens funktioniert, ist im Datenstrom ganz gezielt nach interessanten Stichwörtern zu suchen und dann auch ganz gezielt die Kommunikation einiger weniger Parteien zu überwachen -- jedenfalls so lange, wie der Datenstrom nicht von Ende zu Ende verschlüsselt ist (was allerdings und allermeistens und mir unverständlich nicht der Fall ist).

Was man auch bedenken sollte: Oft wird das von den Obrigkeiten verfolgte Ziel ja auch schon dadurch erreicht, daß man dem Fußvolk vorgaukelt, es werde lückenlos überwacht.
Man soll Leuten nicht Boshaftigkeit unterstellen,
wenn man ihr Verhalten genau so gut durch Dummheit erklären kann.
(Hanlon's Razor)

:anger: :zap: :bomb: :boom: :fire: :rocket:
blacksister´s ghost

Re: Belohungssystem für staatlich gewünschtes Verhalten

Beitrag von blacksister´s ghost »

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Zuletzt geändert von blacksister´s ghost am Freitag 9. August 2019, 21:19, insgesamt 1-mal geändert.
Lylia

Re: Belohungssystem für staatlich gewünschtes Verhalten

Beitrag von Lylia »

Dactus hat geschrieben: Sonntag 14. Oktober 2018, 15:36 Zwischenfrage:

Wovor hast du denn Angst, Lylia? Oder anders gefragt, was glaubst du, passiert mit deinen Daten? (cookies deaktiviert? Mautpflichtige Straßen umfahren? Kamera überwachte Plätze Umgangen? ,@Lylia
Ganz einfach: ich bin der Meinung, dass ich nicht will, dass jeder "Hannes" weiss, wann ich was und wo z.b einkaufe oder gar daheim bin, weil es von Verbrechern wie Einbrecher und Räuber auch gegen mich genutzt werden kann. Oder ich werde "bombadiert" mit unerwünschter Werbung oder gar Vertretern an der Haustüre, die mir Geld aus der Tasche ziehen wollen.
Seltsamerweise, seit ich darauf nämlich achte, kaum Daten von mir irgendwo zu lassen, habe ich auch Ruhe von diesen Geiern, was zu vor nicht der Fall gewesen ist.
Ich denke das Smartphone (das Internet) wird zu dem, was wir ihm erlauben zu werden . Das gilt auch für die verwendeten Dienste. Wenn ich jede Wurst die ich esse mit der Welt teile, ist ein cookie der mein Kaufverhalten für die Werbung aufzeichnet vieleicht das kleinere Problem. Wenn ich Facebook oder Google erlaube meinen Standort zu verwenden ist mir die Gesichtserkennung am Bahnhof auch latte.


Banken haben Filialen und Automaten mit SB-Überweisung, ich benötige aus Faulheit kein Smartphone und muss nicht jedem Technik-Trend hinterher-laufen, ich mache Dinge noch "klassisch" also persönlich oder per Handüberweisung, ging ja früher auch ohne diese Smartphones. :roll:
Ich halte es aber für ausgeschlossen, daß es hier ein Bonus für gewünschtes Verhalten geben könnte . Umgekehrt haben wir das ja schon erlebt. Der schlimmste Tracker bleibt aber wohl der Denunziant.
Hm, dein Vertrauen in die Gesellschaft möchte ich haben, ich habe es nämlich nicht und bin hier bewusst und gerne altmodisch um meine Daten möglichst zu schützen. ;)
Meine Schwester lebt seit Jahren in China (ok, in Shanghai) Sie ist sich bewußt dass unerwünschte Nachrichten (bspw Wechat) zu Sanktionen, bis hin zur Ausweisung führen können. Das beeinflusst ihr schreibverhalten natürlich enorm. Die Chinesen sind aber schlau genug trotzdem offen miteinander zu chatten, ohne dass eine Software mitlesen könnte.
Kann ich nichts zu sagen, weil mir China nun wirklich echt nicht so wichtig ist, ich lebe in Deutschland aber hier beobachte ich dank Alexa und co auch eine "ungesunde" Entwicklung in Richtung Überwachung und die ist noch selbst-gewählt. Ich habe keine Lust mein Schreib oder Sprechverhalten wie deine Schwester anpassen zu müssen, weil mir sonst Repressalien drohen, wenn ich z.b zu offen oder zu kritisch bei einem Thema bin.

Ihr Schreibstil wird enorm beeinflusst, eben genau ! Wie kann sie dann noch sich selber treu bleiben, wenn ein Damoklesschwert quasi über ihr hängt ?
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