Vollgeld

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Pirat von Rhyolith
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Re: Vollgeld

Beitrag von Pirat von Rhyolith »

Ich weiß nicht, ob Symptom es trifft. Es wird ja von Menschen zugelassen. Nicht der Kapitalismus hat sich das ausgedacht, sondern Menschen. Selbst im Kapitalismus haben die Akteure - theoretisch - die Möglichkeit zu entscheiden: Mach ich das oder mach ich das nicht.
Nehmt nur die Derivate, die die Finanzkrise mit befeuerten. Die sind ja nicht durch den Kapitalismus vom Himmel gefallen. Die hat sich ein Mensch in den 90ern ausgedacht. Übrigens eine Frau, eine gewisse Frau Masters.
Natürlich hätte eine Gesellschaft die Freiheit zu sagen: gewissen Unfug machen wir halt nicht.
So wie auch ich mich nicht von meinem Bankberater einwickeln lasse (die versuchen schon gar nicht mehr, mich zu einem Termin einzuladen, um mir Anlagegeschäfte aufzuschwatzen).

Und natürlich könnten wir uns sicherlich zum Vollgeld entscheiden. Vermutlich könnte man die Wirkungen der Umstellung sogar regulieren, wenn man es gut vorbereitet und es wollte. An letzterem wird es hapern, weil am Ende auf die Angst der Schwarmdoofen Verlass ist.
Phönix75
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Re: Vollgeld

Beitrag von Phönix75 »

Natürlich stehen hinter jedem System Menschen, die das als das einzig Wahre und Richtige halten und die offenbar andere dafür, trotz vieler Mängel und Nachteile, begeistern können. Letztendlich hat so ein System aber auch eine gewisse Eigendynamik, wo plötzlich Entwicklungen entstehen, die zwar irgendwie keiner so richtig will, aber eben auch geduldet werden. Reformen an einem System können nur von Erfolg gekrönt sein, wenn eben nicht nur eine handvoll Menschen, Missstände im System abstellen wollen, sondern es überzeugend der Mehrheit rüberbringen. Diese Leute mag es geben, werden aber von den Verteidigern des Systems "mundtot" gemacht. Und die größte Pille zur allgemeinen Beruhigung ist das Geld. ;)
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SirAeleon
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Re: Vollgeld

Beitrag von SirAeleon »

Aber was wären denn die Alternativen zum Buchgeld? Was würde bei einer "Abschaffung" oder massiven Entwertung Bestand haben?

Muss sich jetzt jeder wieder einen kleinen Hof aufbauen, ein bisschen Landwirtschaft, ein oder zwei Nutztiere... nur um sich ggf. selbst versorgen zu können?

Und was passiert im Alter? Wir legen doch alle (behaupte ich mal) nicht unbeträchtliche Mengen Buchgeld auf Seite für einen Zeitpunkt "irgendwann, wenn ich mal nicht mehr arbeiten muss". Wenn das jetzt einfach mal um 2 oder 3 Zehnerpotenzen weniger wird, könnte das ziemlich gravierende Auswirkungen haben. (Ich gehe dabei aber davon aus, dass die Preise für Dienstleistungen, Wohnraum, Lebenshaltung, usw. wie immer NICHT in gleichem Maße abnehmen.)

Ist dann die Lösung, wie früher statt einem oder zwei Kindern wieder sechs oder sieben Kinder zu haben, welche dann für einen sorgen (und ggf. den kleinen Hof weiterführen)?

Ganz ehrlich? Ich glaube nicht, dass ein solcher "Schnitt" jemals kommt.
Wahrlich ein böser Mann...
Phönix75
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Re: Vollgeld

Beitrag von Phönix75 »

Über richtig Buchgeld (und wir reden hier nicht über die paar Kröten, die ein Normalsterblicher sich auf die Seite legt) verfügen doch eh nur Spekulanten an der Börse. Da werde täglich Millionen (Milliarden) irgendwie hin und hergeschoben, ohne dass sie irgendwie greifbar wären oder dass man sich dafür etwas im Gegenwert kaufen könnte. Da geht es einfach nur um nackte Zahlen auf dem Bildschirm oder dem Papier. Heute tauchen sie in dieser Bilanz und Statistik auf, morgen in der nächsten. Eine ganze Wirtschaft lebt von dieser Zahlenschieberei und bringt im Prinzip keinen Mehrwert, macht keine Wertschöpfung.

Und warum sollte ich mir großartig was fürs Alter auf die Seite legen, wenn ich jeden Tag beim Strasse überqueren totgefahren werden könnte. So wie die Kohle reinkommt, wird sie auch wieder ausgegeben. Nicht weil ich zuviel davon hätte. Nein, weil es eben gerade so reicht, um halbwegs ordentlich zu leben, ohne viel Brimborium. Ich lebe eben so, wie es meine Verhältnisse hergeben. Viele leben über ihre Verhältnisse und viele haben deutlich zuviel und legen es irgendwo an, wo es sich im Schlaf vermehrt.
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Grauer Wolf
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Re: Vollgeld

Beitrag von Grauer Wolf »

Millionen? Milliarden?!? Ich glaube, Du unterschätzt das Problem ein klein wenig. Wir reden hier weltweit von knapp 150 Billionen Euro Buchgeld, zu denen zwischen 500 Billionen und 1.2 Billiarden Euro in Derivaten hinzukommen.
Man soll Leuten nicht Boshaftigkeit unterstellen,
wenn man ihr Verhalten genau so gut durch Dummheit erklären kann.
(Hanlon's Razor)

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Phönix75
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Re: Vollgeld

Beitrag von Phönix75 »

Huch... du hast natürlich recht, Grauer Wolf. Ich hatte das jetzt höchstens national gesehen. Aber bei einem globalisierten Kapitalmarkt kann man das wohl nicht mehr.
Nichts ist so, wie es scheint.
Grauer Wolf
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Re: Vollgeld

Beitrag von Grauer Wolf »

Die Schweizer haben gemäß ersten Hochrechnungen die Einführung des Vollgeldes übrigens abgelehnt.
Man soll Leuten nicht Boshaftigkeit unterstellen,
wenn man ihr Verhalten genau so gut durch Dummheit erklären kann.
(Hanlon's Razor)

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Pirat von Rhyolith
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Re: Vollgeld

Beitrag von Pirat von Rhyolith »

SirAeleon hat geschrieben: Sonntag 10. Juni 2018, 11:36

Und was passiert im Alter? Wir legen doch alle (behaupte ich mal) nicht unbeträchtliche Mengen Buchgeld auf Seite für einen Zeitpunkt "irgendwann, wenn ich mal nicht mehr arbeiten muss".
Fürs Alter? Nö. Ich hatte bisher keinerlei Überschüsse, die ich groß hätte zurücklegen können. Mein Plan für die Rente ist, salop gesagt, sobald ich nicht mehr selber kann und arbeitsunfähig bin, mich mit der finalen Flasche Wodka abzuschalten.
Pirat von Rhyolith
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Re: Vollgeld

Beitrag von Pirat von Rhyolith »

Kleine Info am Rande:
Die Schweizer haben mit 3/4 Mehrheit das Vollgeld abgelehnt.
Es heißt, es ging ein Aufatmen durch Regierung und Wirtschaft.
NeuerSack70
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Re: Vollgeld

Beitrag von NeuerSack70 »

@Grauer Wolf

Deine Analyse halte ich für weitgehend richtig.
Nach meinen Dafürhalten sind das Hauptproblem die Zentralbanken wie FED und EZB.
Diese müssten verschwinden. Es müßte eine Art Goldstandard
eingeführt werden, so dass ein Geldschein nur noch eine fest fixierte Menge
Goldes vertritt. Geldschöpfung könnte dann nur durch neue
Goldschöpfung erfolgen (und die ist gering). Fiat money,
fractional reserve banking und ähnliche kriminelle Machenschaften gehören verboten.
Sparen und langfristiges Denken müssen gefördert werden, denn eine Zivilisation
kann auf den Werten wie möglichst viel Konsum, möglichst auf Pump kaufen usw.
nicht aufrecht erhalten werden. Ich empfehle die Bücher von Roland Baader.

Viele Grüße
Ave Matteo imperator Italiae
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