Promis - Das Leben der Anderen. Wozu braucht man sie?

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Herbstlaubrascheln
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Re: Promis - Das Leben der Anderen. Wozu braucht man sie?

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Hm, ja. Also ich hab`das Thema eigentlich von vorne herein ein wenig so aufgefasst..also dass die Eingangs-Frage bzw. der Titel des Threads an sich eigentlich schon ironisch gemeint ist und keine tatsächliche Frage darstellen soll...? Man korrigiere mich, wenn ich da jetzt falsch liege. :roll:
" Hab` keine Angst, bin nur ein Nachtgespenst
das keine Liebe kennt." (Untoten, "Grabsteinland")
blacksister´s ghost

Re: Promis - Das Leben der Anderen. Wozu braucht man sie?

Beitrag von blacksister´s ghost »

Seit wann richten wir uns zu 100 Prozent nach dem Thementitel? Bis jetzt war´s doch immer so, dass man das gesagt hat, was man sagen wollte. Hier und da ging man auf den einen oder anderen Beitrag ein und wenn man die Pfade mal verlassen hat war das so. Oder kehren hier zum Jahreswechsel neue Sitten ein :lol: ?

Aber gut...wozu brauch man sie? Wohl in erster Linie für Kommunikation. Das Wetter ist zwar auch ein schönes Thema, aber wer will schon jeden Tag über Sonnenschein reden :mrgreen:
Bzw. ist es ja oftmals auch die Kunst, die sie schaffen, die zum Thema wird. Je nach Promi.
abdurrazzaq
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Re: Promis - Das Leben der Anderen. Wozu braucht man sie?

Beitrag von abdurrazzaq »

Wenn ich zu einem Konzert oder zu einer Lesung gehe, beschäftige ich mich schon vorher mit den Leuten, die denn da auf der Bühne stehen.
Für mich gesehen gibt es Promis, die im Rampenlicht stehen oder standen und es gibt Persönlichkeiten, die mehr oder weniger im Rampenlicht stehen oder standen. Ein Rüdiger Nehberg war so eine Persönlichkeit.
Gärtner sterben nie, sie beissen nur ins Gras.
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Elric
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Re: Promis - Das Leben der Anderen. Wozu braucht man sie?

Beitrag von Elric »

Mir scheint die Diskussion an einer unscharfen oder unklaren Definition das Begriffes "Promi" zu leiden. Das dem Deppsprech der Idiotisierungsindustrie entstammende Kürzel bezeichnet ja gemeinhin Personen, darin Bekanntheit darauf beruht, daß sie bekannt sind. Waren vor Zeiten zum erreichen diese Status wenigstens leichtkulturelle Leistungen nötig (während des Playbacks nicht von der Bühne zu fallen...), reicht es heutzugtage aus, teilaufgebläht und grotesk lackiert oder sonstwie allgemein unmanierlich zu sein...

...naive Gemüter mögen dieses Phänomen als demokratisch empfinden (Deppen machen Deppen zu Göttern); ich sehe das anders: Nämlich als Hohn auf das demokratische, meinethalben plebiszitäre Prinzip.
Früher: "Der Typ hats echt drauf, hat jede Menge Troianer getötet!" (Nützlichkeit für die eigene Gruppe). "Ja und nach dem ersten Ausrasten hat er Hektors Leichnam seinem Vater übergeben, das war anständig." (Vorhandensein eine ethischen Bezugssystems, Fähigkeit zur Reflektion oder sogar Katharsis). Es wurde also nicht nur der erfolgreiche Totschläger und Räuber als Heros wahrgenommen, auch der Blick über den Teller- oder Schildrand erfuhr Wertschätzung.
Heute. "Alter, sooo krass...!" (Die hier schon verschiedentlich bemühten Paviane schütteln die Köpfe...).
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Phönix75
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Re: Promis - Das Leben der Anderen. Wozu braucht man sie?

Beitrag von Phönix75 »

:lol:
Nichts ist so, wie es scheint.
Soiled

Re: Promis - Das Leben der Anderen. Wozu braucht man sie?

Beitrag von Soiled »

Also, wenn ich das richtig verstehe: Man soll also unterscheiden zwischen "Prominenten" und "Promis"? Bei ersteren findet man die (mediale) Aufmerksamkeit im Verhältnis zur Leistung angemessen, bei den anderen nicht? Oder geht es um die Art und Weise, wie man sich in den Medien gibt, um Aufmerksamkeit zu generieren?

Wie gesagt, ich würd mich da mit ablehnenden Aussagen eher zurückhalten. Gibt hier ja z.B. einige Fans von Joachim Witt. Der war aber auch mal beim "Promi Big Brother" (weiß ich nur durch puren Zufall, hab ich nie gesehen) und ist dort in einem Kakerlaken-Kostüm durch die Gegend gerannt.
Finde ich das würdelos? Logisch. Hat er dafür Geld bekommen? Hoffentlich, es sei ihm gegönnt. Stört es seine Fans? Anscheinend nicht. :person_shrugging_tone1:

Ich hab ja auch den leisen Verdacht, dass es sich bei Fans von Promis häufig um sehr tragische Gestalten handelt. Selber ein eher fades Leben, also schauen sie sich Leute an, die sie bewundern oder beneiden, und leben dadurch sozusagen "by proxy". Wirklich bemitleidenswert. Gibt auch einen Fachbegriff dafür, "Parasoziale Interaktion", kann man sich mal reinlesen, wenn man mag.

@Elric Mit den Alten Griechen kann ich nicht dienen, aber in Rom wurden erfolgreiche Gladiatoren dafür bezahlt, Werbung zu machen, es wurden Souvenirs mit ihren Portraits drauf verkauft, sie hatten eine massive Fanbase, und das alles nur, weil sie sich gegenseitig die Köpfe eingeschlagen haben. Aber, ja, super kultiviert das alles. :roll:

Ich find ja, dieses ganze Thema hat ein wenig was vom Schluss aus der Frommen Helene, wo Onkel Nolte (der schlimmste, heuchlerischste Spießbürger überhaupt) sagt: "Ei, ja! - Da bin ich wirklich froh! Denn, Gott sei Dank! Ich bin nicht so!!"
Kann sich auf Leute beziehen, die zur Unterhaltung Trash TV schauen und sich deutlich besser vorkommen als die Auftretenden.
Kann sich aber auch genauso auch auf uns beziehen, wenn wir uns auf die Schulter klopfen, weil wir ja nicht wie diese Deppen so Assi-TV schauen.
Wilhelm Busch war imho eh ein sehr großer, weiser Mensch, der leider ein Image hat, was das nicht so abbildet. Und Antisemit obendrein. Nun ja.
blacksister´s ghost

Re: Promis - Das Leben der Anderen. Wozu braucht man sie?

Beitrag von blacksister´s ghost »

Soiled hat geschrieben: Mittwoch 30. Dezember 2020, 17:49 Ich hab ja auch den leisen Verdacht, dass es sich bei Fans von Promis häufig um sehr tragische Gestalten handelt.
Definiere Fan. Nur so zum Verständnis.
Ist nich jeder Fan von irgendwas?
Die Frage ist doch einfach nur wie man´s auslebt. Wo harmlose Bewunderung aufhört und krankhafte Faszination beginnt.
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Elric
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Re: Promis - Das Leben der Anderen. Wozu braucht man sie?

Beitrag von Elric »

Soiled hat geschrieben: Mittwoch 30. Dezember 2020, 17:49 @Elric Mit den Alten Griechen kann ich nicht dienen, aber in Rom wurden erfolgreiche Gladiatoren dafür bezahlt, Werbung zu machen, es wurden Souvenirs mit ihren Portraits drauf verkauft, sie hatten eine massive Fanbase, und das alles nur, weil sie sich gegenseitig die Köpfe eingeschlagen haben. Aber, ja, super kultiviert das alles. :roll:
Na ja, Vermarktung, Propaganda, das gabs im Römischen Reich durchaus. Und eben Showveranstaltungen...

...vielleicht wärs ganz witzig, das heutige Realitätsfernsehensgesoxe entsprechend antreten zu lassen...

...schon klar, ich bin ein Romantiker...
Soiled hat geschrieben: Mittwoch 30. Dezember 2020, 17:49 Ich find ja, dieses ganze Thema hat ein wenig was vom Schluss aus der Frommen Helene, wo Onkel Nolte (der schlimmste, heuchlerischste Spießbürger überhaupt) sagt: "Ei, ja! - Da bin ich wirklich froh! Denn, Gott sei Dank! Ich bin nicht so!!"
Kann sich auf Leute beziehen, die zur Unterhaltung Trash TV schauen und sich deutlich besser vorkommen als die Auftretenden.
Kann sich aber auch genauso auch auf uns beziehen, wenn wir uns auf die Schulter klopfen, weil wir ja nicht wie diese Deppen so Assi-TV schauen.
Wilhelm Busch war imho eh ein sehr großer, weiser Mensch, der leider ein Image hat, was das nicht so abbildet. Und Antisemit obendrein. Nun ja.
Hah, diese Strukturen haben, zumindest was die Konsumenten betrifft, viel mit dem zu tun, was Marx Lumpenproletariat nennt; hier wie da ist die Frage zu stellen, wie Menschen so werden. Manch einer hatte vielleicht wirklich wenig Möglichkeiten, seinen Horizont zu erweitern. Andererseits ist ja der Zugang zu anderen Aspekten des Lebens durchaus vorhanden, für fast jeden. Ich finde es schwierig, man sollte schon differenzieren...

...ganz hinten am Horizont leuchtet blutrote Neonschrift: "Bildungsauftrag des Staates"...
Charlotte Sometimes
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Re: Promis - Das Leben der Anderen. Wozu braucht man sie?

Beitrag von Charlotte Sometimes »

Also, wenn ich das richtig verstehe: Man soll also unterscheiden zwischen "Prominenten" und "Promis"? Bei ersteren findet man die (mediale) Aufmerksamkeit im Verhältnis zur Leistung angemessen, bei den anderen nicht?
Also für mich besteht der Unterschied schon darin, in welchem Maße "wir" *da klinke ich mich bewusst aus,hab wie gesagt kein T.V mehr* mit diesen aufgebauschten und mMn extrem künstlichen und nichtssagenden Menschen über die Klatschmedien zugedröhnt werden.
Es ist für mich auch ein Unterschied ,ob z.B über den Tod eines bekannten Musikers oder Schauspielers berichtet wird, oder aber über die Sammlung von Boris Becker`s Unterhosen und dergleichen.Das ist das Niveau und es ist nicht einmal unterhaltsam. Es sind auch immer die selben Gesichter ,die einem da präsentiert werden.Was leisten die ,außer das Programm von Müllsendern wie RTL oder PRO7 zu füllen?
Klar ,muss man sich nicht antun, aber manche von uns @abdurrazzaq müssen sich Leute antun,die sich sowas antun.
Soiled

Re: Promis - Das Leben der Anderen. Wozu braucht man sie?

Beitrag von Soiled »

Elric hat geschrieben: Mittwoch 30. Dezember 2020, 20:34 hier wie da ist die Frage zu stellen, wie Menschen so werden.
"Menschen" ist mir da ein zu undifferenzierter Ausdruck, das sind alles schon sehr unterschiedliche Gruppen mit sehr unterschiedlichen Werdegängen.

Nehmen wir meinetwegen die Omis, die irgendwelchen Mist in der Regenbogen-Presse lesen. Meine Vermutung: Das lag an der Industrialisierung. Gewachsene Familienstrukturen wurden aufgerissen, Leute wurden mobiler, das Konzept "Kernfamilie" (Vater, Mutter, Kinder) entstand - soweit ist das ja eh etabliert. Das führte häufig zu Vereinsamung der älteren Generationen, insbesondere der Frauen, weil die ihre Männer oft überleben. Und als Ersatz für den nicht mehr existierenden großen Familienverband, über den sie sonst getratscht hätten, werden halt irgendwelche Royals oder Schlagerstars rangezogen.

Die Erklärung "Leute sind halt doof und scheiße" ist zwar durchaus verführerisch und obendrein gut für's eigene Ego, aber meistens grundfalsch.