Diskriminierung

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Charlotte Sometimes
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Diskriminierung

Beitrag von Charlotte Sometimes »

Da dieses Wort des öfteren im Corona Thread fiel,würde es mich interessieren ,was ihr darüber denkt ...was empfindet ihr als Diskriminierung?
Wiki hat da eine klare Definition:

Ausgangspunkt jeder Diskriminierung kann eine Bewertung von Lebewesen anhand von tatsächlichen oder zugeschriebenen gruppenspezifischen Merkmalen sein. Beispiele hierfür sind:

Abstammung („Rasse“[15]), Hautfarbe oder Ethnie, nationale oder geografische[16] Herkunft[15] (Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, übersteigerter Nationalismus, Chauvinismus, Regionalismus)
Geburt, soziale Herkunft oder wirtschaftliche Verhältnisse[15], Sprache oder Alter (Klassismus, Altersdiskriminierung)
Geschlecht (Sexismus, Transphobie)
Religion (Christenverfolgung, Judenfeindlichkeit, Islamophobie)
politische oder sonstige Überzeugung (politische Verfolgung, Diskriminierung von Atheisten und Agnostikern)
sexuelle Orientierung (Heterosexismus, Homophobie)
körperliche oder geistige Fähigkeiten und körperliches Erscheinungsbild (Ableism, Behindertenfeindlichkeit, Lookism, Audismus)
Artzugehörigkeit und genetischer Code (Speziesismus)[17]

Aber wie man am Fall Gütersloh gesehen hat,scheint es dazu unterschiedliche Ansichten zu geben.^^
Für mich ist Diskriminierung etwas ganz furchtbares und auch furchtbar a-soziales.Es gehört zu den Dingen ,die mich zornig machen.
Durch genau so etwas wird die Menschheit niemals friedlich leben können.
Wenn die einen ,die mit Wasser kochen, sich für etwas wertvolleres halten ,als die anderen ,die auch mit Wasser kochen.
Mich persönlich bringt es in manchen Fällen sogar zum innerlichen kochen.^^
Menschen ,die sich über andere stellen ,aufgrund von Hautfarbe,Kastenzugehörigkeit,Klasse etc.
Als Beispiel soll wieder mein heißgeliebtes Indien dienen (nicht das ihr es falsch versteht,ich mag Indien wirklich,aber...da ,werde ich emotional ,im negativen Sinne):
http://dalit.de/kaste-und-unberuehrbarkeit/
Der Schmutz sind für mich definitiv nicht diese, die den Unrat anderer wegräumen ,der Schmutz sind für mich diese ,die sich so etwas abscheuliches und menschenverachtendes ausgedacht haben.

Habt ihr Dinge erlebt,die ihr als Diskriminierung bezeichnen würdet?

*Ich wäre ja für Freiheit,Gleichheit,Menschlichkeit*

Ich frage mich auch oft was Menschen dazu treibt,andere zu diskriminieren.
Ich schätze nicht unbedingt,weil sie selbst diskriminiert wurden.
Ich schätze eher ,das solche Leute in anderer Form ein Defizit haben.
Sie brauchen den anderen Part ,den sie erniedrigen um sich selbst aufwerten zu können.^^
In Wahrheit ganz arme Schweine.
Die ihr eigenes Minderwertigkeitsgefühl auf andere projizieren müssen.
Das Prinzip des Sündenbocks...
Im Kern, eine unerlöste Infantilität.
Und da ist ,m.E die Religion ,mit dem strafenden und autoritären Gottvater ,eine treibende Kraft...
Nie wirklich erwachsen werden zu können, weil "Daddy" immer zuguckt und alles regelt...und man für nichts Verantwortung übernehmen muss...

Ich hoffe es wird eine andere Zeit kommen, auch wenn ich sicher bin,das ich sie nicht mehr miterlebe....
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Grauer Wolf
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Re: Diskriminierung

Beitrag von Grauer Wolf »

Mir als altem Liebhaber der exakten Sprache geht die heutige Alltagsverwendung des Begriffes »Diskriminierung« ganz gewaltig auf den Senkel.

Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ist nämlich »Unterscheidung« oder weitergehend dann »Einteilung in Klassen«. Ich kann braune von gelben Keksen unterscheiden. Ich kann die Kekse deshalb anhand der Diskriminierung nach Farben also auch in die zwei Klassen »braune Kekse« und »gelbe Kekse« einteilen. Ich kann auch Menschen nach ihrer Schuhgröße oder anhand ihrer handschriftlichen Fähigkeiten unterscheiden, diskriminieren und in entsprechende Klassen einteilen. Das ist Diskriminierung im eigentlichen Sinne. Ganz wertneutral. Wird in der Mathematik und in manchen Naturwissenschaften an manchen Stellen auch noch so verwendet.

ich kann jetzt versuchen, nach Zusammenhängen zwischen zwei verschiedenen Klassifizierungen der gleichen Menge zu suchen. So wird man zum Beispiel feststellen, daß Leute kleinerer Schuhgröße eine signifikant schlechtere Handschrift haben als Leute größerer Schuhgrößen¹. Stellt sich die Frage, ob nun die eine Klassifizierung Ursache der anderen ist, respektive ob die andere Folge der einen. Oder ob beide Klassifizierungen Folge einer dritten Klassifizierungsmöglichkeit sind, die jedoch noch nicht erkannt wurde. Oder ob es sich um statistisch nicht signifikante Zufälle handelt, denen zu viel Gewicht beigemessen wird -- also z.B. Vorurteile. Der Zusammenhang zwischen Schuhgröße und Handschrift läßt sich übrigens auf die dritte Größe »Alter« als Ursache zurückführen.

Was heutzutage landläufig als »Diskriminierung« bezeichnet wird, ist die willkürliche Überbewertung statistisch nicht signifikanter Zufälle und das unzulässige Ableiten einer empirisch nicht haltbaren Klassifikation aus einer bestehenden über diese. Zum Beispiel kann ich die männlichen Einwohner Deutschlands in zwei Klassen einteilen »Kevin« und »Nicht-Kevin«. Selbigen Klassen kann ich dann anhand einiger weniger, statistisch nicht notwendigerweise signifikanter Beispiele eine weitere Klassifikation »Sozialfall« und »Nicht-Sozialfall« überstülpen. Die Leute regen sich dann auf, daß »Kevins« diskriminiert werden -- meinen aber eigentlich, daß den Kevins fälschlicherweise eine weitere Eigenschaft untergeschoben wird. Dieser zweite Schritt hat allerdings mit der Diskriminierung in »Kevin« und »Nicht-Kevin« an und für sich nichts zu tun.

Die Leute sagen also »Diskriminierung« -- meinen allerdings »auf eine Klasse bezogene Vorurteile«.
SchwarzeKatz hat geschrieben: Montag 6. Juli 2020, 19:30 Aber wie man am Fall Gütersloh gesehen hat,scheint es dazu unterschiedliche Ansichten zu geben.^^
Im Fall Gütersloh besteht die Diskriminierung in der Einteilung in »Landkreis Gütersloh« und »Nicht-Landkreis Gütersloh«, die letztendlich die Diskriminierung in »Covid-19 verdächtig« und »Covid-19 unverdächtig« wiedergeben soll, so daß entsprechende Maßnahmen und Einschränkungen ergriffen werden können. Hier kann man sich schon die Frage stellen, ob und auf welche statistisch signifikante Art man die eine Klassifizierung aus der anderen überhaupt herleiten kann -- oder ob es nicht eine andere Klassifizierung gegeben hätte, die »Covid-19 verdächtig« und »Covid-19 unverdächtig« besser und statistisch signifikanter hätte stellvertretend widerspiegeln können.

Ja und nein. In der Kürze der Zeit war meiner Meinung nach keine bessere stellvertretende Klassifizierung möglich als die Einteilung nach »Landkreis Gütersloh« und »Nicht-Landkreis Gütersloh«. Mit der Zeit wurde durch Testen und Zurückverfolgen von Kontakten und Infektionsketten dann jedoch eine bessere und signifikantere Klassifikation gefunden und die vereinfachende mit dem heutigen Tag dann fallengelassen.

Bis und mit dem heutigen Tag sehe ich bezüglich Gütersloh also noch kein Problem. Ungerechtfertigt wird die Sache allerdings, sollte es Leute geben, die die Einteilung in »Landkreis Gütersloh« und »Nicht-Landkreis Gütersloh« auch weiterhin als stellvertretende Einteilung in »Covid-19 verdächtig« und »Covid-19 unverdächtig« verwenden. Das wäre dann eine nach heutigem Stand der Dinge fälschlicherweise untergeschobene Einteilung.
SchwarzeKatz hat geschrieben: Montag 6. Juli 2020, 19:30 Habt ihr Dinge erlebt,die ihr als Diskriminierung bezeichnen würdet?
Joa.... Man kann junge Männer in »Nicht-Physikstudenten« und »Physikstudenten« oder auch in »Arzt« und »Nicht-Arzt« diskriminieren und aus dieser Einteilung dann eine weitere Klassifikation in »flirten lohnt sich« und »flirten lohnt sich nicht« ableiten.



___
¹) Wer dieses Beispiel all zu wörtlich nimmt, ist selber schuld.
Man soll Leuten nicht Boshaftigkeit unterstellen,
wenn man ihr Verhalten genau so gut durch Dummheit erklären kann.
(Hanlon's Razor)

:anger: :zap: :bomb: :boom: :fire: :rocket:
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Re: Diskriminierung

Beitrag von Phönix75 »

@SchwarzeKatz

Definiere bitte für mich Rasse. Was ist das und gibt es sowas bei Menschen überhaupt? Das ist eine durchaus ernst gemeinte Frage, denn Rassen werden durch Züchtungen hervorgebracht und vermehrt, so wie bei Hunden z.B.. Und verschiedene Hunderassen sehen eben auch unterschiedlich aus. Nicht so beim Menschen, die sich max. durch die Hautfarbe unterscheiden. Dass die Nazis mal eine Herrenrasse herauszüchten wollten, steht damit nicht in Abrede. Das wäre dann aber tatsächlich eine Züchtung, die irgendwann wahrscheinlich in Inzucht geendet hätte. Aber da es sowas heute nicht zu 100% gibt, kann man m.M.n. nicht von Rassen sprechen und somit auch nicht von Rassismus. Wenn es darum geht, dass Menschen mit anderen Hautfarben diskriminiert werden, dann gehe ich mit dir d'accord.

Und damit es für alle verständlich ist, hier eine recht einfach gehaltene Erklärung (wenn auch etwas satirisch aufbereitet), die durchaus einen hohen Wahrheitsgehalt hat: https://www.achgut.com/artikel/rassismu ... er_maenner

Man reflektiere doch einfach mal diverse Begriffe, die heute meist inflationär, aber falsch verwendet werden.
Nichts ist so, wie es scheint.
Charlotte Sometimes
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Re: Diskriminierung

Beitrag von Charlotte Sometimes »

Mir als altem Liebhaber der exakten Sprache geht die heutige Alltagsverwendung des Begriffes »Diskriminierung« ganz gewaltig auf den Senkel.

Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ist nämlich »Unterscheidung« oder weitergehend dann »Einteilung in Klassen«.
Kann ich durchaus nachempfinden, hab mich auch schon immer als "Sprachliebhaber" wahrgenommen.
Aber darum geht es mir hier nicht,mir geht es um den allgemeinen Sprachgebrauch und ich traue dir zu, das auch so verstanden und wahr genommen zu haben.^^ *
Darum halte ich deinen Belehrungsversuch für unvoreingenommen...mir ist die Wortherkunft bewusst,^^

*Für mich ist es ein gewolltes "dumm stellen" ..darauf gehe ich nicht ein...
das selbe gilt auch für den Phönix...
Definiere bitte für mich Rasse. Was ist das und gibt es sowas bei Menschen überhaupt? Das ist eine durchaus ernst gemeinte Frage, denn Rassen werden durch Züchtungen hervorgebracht und vermehrt, so wie bei Hunden z.B.. Und verschiedene Hunderassen sehen eben auch unterschiedlich aus. Nicht so beim Menschen, die sich max. durch die Hautfarbe unterscheiden. Dass die Nazis mal eine Herrenrasse herauszüchten wollten, steht damit nicht in Abrede. Das wäre dann aber tatsächlich eine Züchtung, die irgendwann wahrscheinlich in Inzucht geendet hätte. Aber da es sowas heute nicht zu 100% gibt, kann man m.M.n. nicht von Rassen sprechen und somit auch nicht von Rassismus. Wenn es darum geht, dass Menschen mit anderen Hautfarben diskriminiert werden, dann gehe ich mit dir d'accord.
Auf so einen geistigen Dünnpfiff gehe ich hiermit nicht ein, denke damit spreche ich deine Sprache.
Du bist ja eh so der Typ der erst mit drauf einsteigt,wenn ein anderer die geistige Vorarbeit geleistet hat^^.
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Re: Diskriminierung

Beitrag von Phönix75 »

SchwarzeKatz hat geschrieben: Montag 6. Juli 2020, 22:06

Auf so einen geistigen Dünnpfiff gehe ich hiermit nicht ein, denke damit spreche ich deine Sprache.
Du bist ja eh so der Typ der erst mit drauf einsteigt,wenn ein anderer die geistige Vorarbeit geleistet hat^^.

Was ist denn bei dir kaputt?

Beschäftige dich lieber mal mit den Begrifflichkeiten, als jemandem geistigen Dünnpfiff zu unterstellen. Oder geht das über deinen moralischen Horizont hinaus? :roll:


Ich reich dir gern noch das nach: https://www.duden.de/rechtschreibung/Rasse

Vielleicht hängst du auch etwas der Zeit hinterher. ;)
Nichts ist so, wie es scheint.
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Fanchen
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Re: Diskriminierung

Beitrag von Fanchen »

Das Thema kann ja durchaus interessant werden - aber nur mit ner etwas sachlicheren Ausdrucksweise. Persönliche Angriffe helfen keinem. ;)
"If you ignore the rules people will, half the times, quietly rewrite them so that they don't apply to you."
- Terry Pratchett, Equal Rites
Soiled

Re: Diskriminierung

Beitrag von Soiled »

Puuuuh, schwieriges Thema. Ich bin da weiß Gott kein Experte, aber ich hab zumindest eine Meinung, die ich, wenn gewünscht, auch belegen kann. Ändere die aber auch immer mal wieder, weil ich da jeden Tag dazulerne.

Also: Für mich besteht Diskriminierung aus (mindestens) zwei Aspekten: Benachteiligung und Herabwürdigung. Kann getrennt auftreten, kann aber auch zusammen auftreten. Wenn mich jemand aufgrund meines Geschlechts herabwürdigt heißt das noch nicht, dass ich dadurch auch tatsächlich benachteiligt werde. Bin dann maximal angepisst.
Diskriminierung kann direkt im Umgang mit anderen Personen auftreten, aber auch systematisch sein. Die Arbeitsschutzbestimmungen für Frauen (strukturelle/systematische Sache) find ich zum Beispiel verdammt diskriminierend - mir wird da (zumindest in der Theorie) der Zugang zu bestimmten Berufen verwehrt, eindeutige Benachteiligung also. Hab mich schon als Kind mit meiner Mutter drüber totgelacht, dass man da so wenig heben darf. :lol: Ich mein, wenn ich ein paar Säcke Blumenerde ablade bin ich da schon locker drüber. In der Pflege ist es kaum anders, die schauen da nicht, ob ein Kind eventuell ein Kilo zu viel wiegt, bevor sie das hochheben.
Und drittens muss Diskriminierung aufgrund von mehr oder weniger unveränderlichen Eigenschaften passieren. Wenn ich einen Job nicht krieg, weil ich nicht qualifiziert genug bin, ist das keine Diskriminierung, logisch. Könnte ja dazulernen. Solche Sachen wie Religion sind Grauzonen, theoretisch könnte man ja konvertieren, praktisch muss man dafür seine Weltanschauung komplett über den Haufen werfen - nicht so einfach.
Grauer Wolf hat geschrieben: Montag 6. Juli 2020, 20:34 Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ist nämlich »Unterscheidung« oder weitergehend dann »Einteilung in Klassen«.
Joah. Und "kohabitieren" heißt eigentlich nur "zusammen wohnen", und mit "social distancing" ist eigentlich "physical/spatial distancing" gemeint, weil man sich ja ziemlich 1a sozial von Leuten abgrenzen kann und trotzdem direkt neben ihnen stehen.
Sprache entwickelt sich halt, und es kommt zu Bedeutungsverschiebungen, damit muss man leben. Und wenn sogar im Duden die beiden unterschiedlichen Bedeutungen stehen ...
Die Leute sagen also »Diskriminierung« -- meinen allerdings »auf eine Klasse bezogene Vorurteile«.
Vorurteile an sich sind keine Diskriminierung, wenn man nicht danach handelt. Diskriminierung ist performativ.
Joa.... Man kann junge Männer in »Nicht-Physikstudenten« und »Physikstudenten« oder auch in »Arzt« und »Nicht-Arzt« diskriminieren und aus dieser Einteilung dann eine weitere Klassifikation in »flirten lohnt sich« und »flirten lohnt sich nicht« ableiten.
Das ist ganz sicher keine Diskriminierung im üblichen Sinne, nur eine Unterscheidung. Für Dich wird der Beruf einer Frau, an der Du interessiert bist, ja sicher auch eine Rolle spielen, nicht wahr? Außerdem hindert Dich nix daran, Arzt zu werden. Wie oben erwähnt: Unveränderbare Eigenschaften. ;)
Persönlich kriegen Männer mit einem Job im sozialen Bereich bei mir einen Pluspunkt, weil die meistens verhältnismäßig gechillt und sozial kompetent sind. Gibt dafür andere Berufe, wo es Minuspunkte gibt - alles was mit dem Militär und der Exekutive zusammenhängt z.B. Und das ist legitim.

Ich mein, an anderer Stelle hab ich auch was geschrieben von wegen dass ich bei potenzielle Gspusis nicht diskriminiere was das Äußere angeht, damit hab ich auch nur den "Unterscheidungs"-Aspekt gemeint.
Wenn Du z.B. niemanden daten willst, der im Rollstuhl sitzt, ist das Dein gutes Recht. Niemand wird dazu gezwungen, es besteht nicht die Pflicht, alles und jeden anziehend zu finden. Aber wenn Du einen Laden hast und nicht für Barrierefreiheit sorgst, dann ist das eher mal Scheiße. Ziemlich egal, was der eigentliche Grund dahinter ist - ob der Umbau zu teuer ist oder ob Du Dich vor körperlich eingeschränkten Leuten ekelst, das Ergebnis ist das gleiche.
Oder ... ich lasse ja auch die Finger von religiösen Leuten. Null Interesse. Wenn ich aber einer Familie, die in einer Freikirche ist, eine Wohnung verweigere (weil das ja angeblich alles so seltsame Freaks sind und mir nur Corona ins Haus schleppen) ist das eindeutig Diskriminierung aufgrund von Religion.
Altersbeschränkungen bei Filmen sind keine Diskriminierung; Leute, die nicht dem Dresscode entsprechen, nicht in Clubs zu lassen, ist keine Diskriminierung. Leute mit Kindern nicht daten zu wollen ist keine Diskriminierung, Leute mit Kindern dagegen nicht einzustellen weil der Nachwuchs krank werden könnte ist welche.
SchwarzeKatz hat geschrieben: Montag 6. Juli 2020, 19:30 Habt ihr Dinge erlebt,die ihr als Diskriminierung bezeichnen würdet?
Bei mir selber: Kaum, neben der üblichen Frauenfeindlichkeit. Ich bin weiß, gehöre keiner Minderheit an, heterosexuell, cis, atheistisch, körperlich unauffällig, akzeptierter Job, man hört nicht, dass ich aus dem Osten komme ... ich bin also nahezu undiskriminierbar. Müsste also nur noch ein Mann sein, dann wär ich in der privilegiertesten Gruppe von allen. :lol:
Ab und zu sind bei mir mal Verkäufer in Läden etwas aufmerksamer als bei anderen nachgestiegen, weil ich anscheinend so zerrupft aussehe dass mich das verdächtig macht.
Bei anderen hab ich es natürlich mitbekommen. Meine Mutter stellt z.B. keine übergewichtigen Menschen ein. Ich kenne Leute, die Berufe als Schimpfwörter benutzen, z.B. "Bauarbeiter" oder "Frisöse" (nicht "Friseurin", großer Unterschied) und damit einen Bildungmangel implizieren wollen. Ganz egal, was der eigentliche Beruf ist.
Österreicher erzählen mir oft genug, dass ich ja kein "richtiger" Ausländer sei. (Fun fact: Die Ausländergruppe mit der höchsten Kriminalitätsinzidenz in Ö sind übrigens Deutsche.)
Bekannter mit taiwanesischen Wurzeln wird auf der Straße angemacht, wegen des "China-Virus". Und olle Trump haut so einen Mist wie "Kung Flu" raus und bestärkt solches rassistisches Denken noch ...
Und so weiter und so fort.
Und das sind nur die wirklich auffälligen Indikatoren für ein vorherrschendes Denken.

Naja, und "Rasse" sagt man ja eh seit Ewigkeiten nicht mehr, ich glaub schon olle Adorno hat das erwähnt. Heut ist es "Identität" oder "Kultur" oder "Ethnie", Rassismus bzw. meinetwegen gruppenbezogene Fremdenfeindlichkeit bleibt's trotzdem.
Im Moment gibt's ja eh eine Diskussion darüber, ob man den Artikel 3 des Grundgesetzes ändern soll. Da steht immer noch "Niemand darf wegen (...) seiner Rasse (...) benachteiligt oder bevorzugt werden.", Das impliziert, dass es Rassen gibt. Waren halt noch die Nachwirkungen der Nazis und der Zeit davor. Fänd ich nicht schlecht, wenn das in "niemand darf aus rassistischen Motiven behachteilig werden" oder sowas in der Art geändert wird. Wie gesagt, Rassismus als Mindset gibt's ja.

Dazu kommen halt noch die ganzen anderen systematischen Diskriminierungen, die recht schlecht zu erkennen sind. Im medizinischen Bereich gibt's da recht viel, hab da vor einer Weile erst gelesen wie jemand die ganzen Hautkrankheiten aufbürstet. Da heißt das halt immer "rote Flecken" oder sowas. Tja, bei dunklerer Haut ist da nix mit roten Flecken. Die Bilder sind von Europäern, die Diagnose dauert länger, die Behandlung setzt später ein, das Leiden verlängert sich. Machen die europäischen Ärzte natürlich nicht gezielt und mit Absicht, aber benachteiligend ist es doch.
SchwarzeKatz hat geschrieben: Montag 6. Juli 2020, 19:30 Ich frage mich auch oft was Menschen dazu treibt,andere zu diskriminieren.
Imho oft wirklich nur Unwissen. Oder Macht der Gewohnheit. Denkfaulheit. Sturheit (sein Verhalten in Frage zu stellen macht keinen Spaß).
Find ich ja immer albern, wenn man wem sagt "Du, was Du grad gemacht/gesagt hast war sexistisch/rassisitisch/whatever" und dann die große Empörung kommt. "Hast Du mich gerade als Rassisten bezeichnet? Wie gemein! Ich armes Opfer! Alle sind so böse zu mir, das wird man ja noch mal sagen dürfen, ich bin eigentlich der, der diskriminiert wird, mimimi!" :lol:
Ich mein ... wenn jemand sagt "Deine Ausdrucksweise verletzt mich" und man dann antwortet "Ich lege aber Wert darauf, Dich weiter ohne Gegenwehr verletzen zu dürfen!" ist das doch ziemlich seltsam ...
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Grauer Wolf
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Re: Diskriminierung

Beitrag von Grauer Wolf »

Soiled hat geschrieben: Dienstag 7. Juli 2020, 20:50 Sprache entwickelt sich halt, und es kommt zu Bedeutungsverschiebungen, damit muss man leben.
Nein, muß man nicht. Es gäbe rein theoretisch auch die Alternative, den Leuten ein gerüttelt Maß Bildung angedeihen zu lassen, auf daß sie wissen, woher die Wörter kommen, und was sie bedeuten. Wenn in den USA nun Begriffe wie »master copy« weil von wegen rassistisch und diskriminierend aus dem Verkehr gezogen werden, dann ist das einfach nur eine Ausgeburt abgrundtiefer Dummheit.
Soiled hat geschrieben: Dienstag 7. Juli 2020, 20:50 Das ist ganz sicher keine Diskriminierung im üblichen Sinne, nur eine Unterscheidung.
Ach so.... nun ja, wie es Frau gefällt. Werde ich mir merken. Werde ich sicherlich in der einen oder anderen Diskussion zum Thema noch als Argument anbringen können. Also Danke für den Hinweis.
Soiled hat geschrieben: Dienstag 7. Juli 2020, 20:50 Und drittens muss Diskriminierung aufgrund von mehr oder weniger unveränderlichen Eigenschaften passieren.
Das ist gequirlter Quark. Mit etwas nachdenken wirst Du selbst Gegenbeispiele für Deine Behauptung finden. Das traue ich Dir zu.
Man soll Leuten nicht Boshaftigkeit unterstellen,
wenn man ihr Verhalten genau so gut durch Dummheit erklären kann.
(Hanlon's Razor)

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Re: Diskriminierung

Beitrag von Soiled »

Grauer Wolf hat geschrieben: Dienstag 7. Juli 2020, 21:43
Soiled hat geschrieben: Dienstag 7. Juli 2020, 20:50 Sprache entwickelt sich halt, und es kommt zu Bedeutungsverschiebungen, damit muss man leben.
Nein, muß man nicht.
Muss man nicht, klar. Wär halt nur sinnvoll. Sagst Du etwa auch jedem, der das Wort "toll" verwendet, dass es eigentlich negativ gemeint ist, wie mann auch an Ausdrücken wie "Tollwut" erkennt?
Sprache ist wichtig. Hab mich erst gestern mit wem über ein Projekt unterhalten, an dem er mitarbeitet, und er nannte es "Behinderten-Ding". Hab ihn dann freundlich drauf hingewiesen, dass es vielleicht besser kommt, wenn er es "Integrations-Ding" nennt, wegen der positiveren Konnotation. Fand er sehr vernünftig. Wenn man Deiner Argumentation folgen würde wäre es wohl ok, das ganze "Krüppel-Ding" zu nennen, weil das ja jahrzehntelang ein wertneutraler Begriff war ...

"Bis zur Vergasung" ist ein anderes bekanntes Beispiel. Klar, ursprünglich hatte es eine technische Bedeutung. Aber wegen der Massenmorde bei den Nazis hat es halt eine Bedeutungsverschiebung erfahren und kein vernünftiger Mensch sagt das mehr. Wenn Du trotzdem darauf bestehst und auf die Etymologie hinweist, um den Gebrauch zu rechtfertigen, halte ich Dich eben für sozial eher inkompetent.

Wenn Du das ganze wirklich so wertneutral siehst hast Du ja sicher nichts dagegen, wenn ich Dich als "alten weißen Mann" bezeichne, nicht war? Ist ja nur eine ganz einfache, zutreffende Beschreibung - alt biste, weiß biste, Mann biste auch. Sollte also keinerlei negative Gefühle hervorrufen. ;)
Das ist gequirlter Quark. Mit etwas nachdenken wirst Du selbst Gegenbeispiele für Deine Behauptung finden. Das traue ich Dir zu.
Argumente sind eine Bringschuld. Also mach mal. ;)
Ich kann schonmal sagen, dass z.B. Diskriminierung aufgrund von Obdachlosigkeit (veränderbar) extrem häufig eher eine Diskriminierung aufgrund psychischer Erkrankungen, inklusive Suchterkrankungen und deren Folgen sowie geringem Einkommen (sehr schwer veränderbar) ist. Stichwort Intersektionalität, sowas addiert sich ja nicht einfach nur auf.
In der oben von Katz geposteten Liste taucht nichts leicht veränderbares auf.
Bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes werden nur Alter, Behinderung/Chronische Krankheiten, Ethnische Herkunft/Rassismus, Geschlecht, Religion/Weltanschauung und sexuelle Identität erwähnt. Alles nicht (leicht) veränderbar.
Bei der Salzburger Antidiskriminierunsstelle sind's Geschlecht, „Rasse“ (tatsächlich in Anführungsstrichen), Hautfarbe, ethnische oder sozialer Herkunft, genetische Merkmale, Sprache, Religion oder Weltanschauung, politische oder sonstige Anschauung, Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit, Vermögen, Geburt, Behinderung, Alter und sexueller Ausrichtung. Auch nicht leicht veränderbar.

Wirklich, ich glaub einfach, dass Du sehr, sehr wenig Erfahrung mit echter Diskriminierung gemacht hast (wie auch, als (vermutlich) heterosexueller weißer Cis-Mann ...) und deshalb dieses ziemlich alberne Beispiel mit einem Korb von vor 30 Jahren rangezogen hast. Kann mich nicht so recht entscheiden, ob ich das nur geschmacklos und dumm oder tatsächlich bösartig finden soll (laut Hanlon’s Razor wohl eher ersteres). Und die offizielle Definition von Diskriminierung, die von der Gesetzgebung, von Antidiskriminierungs-Stellen usw. willst Du nicht akzeptieren und reimst Dir deswegen Deine hanebüchene eigene Definition zusammen, die wirklich jeglicher Grundlage entbehrt. Damit verharmlost Du echte Diskriminierung, schlicht und ergreifend, nur damit Du Dich als Opfer fühlen kannst bzw. tatsächlichen Opfern sagen kannst, dass sie sich nicht so anstellen sollen. Weil's ja nicht schlimmer ist als von einem/r potentiellen Partner*in ignoriert zu werden. (Meine Güte, ich hab in meinem Leben sicher dutzende Male gehört "Nix für ungut, kein Interesse", und ich kann mich nicht mal mehr dran erinnern. Da denkt man sich "Your loss!" und das war's dann. Wie gesagt, in meiner Tinder-Bio steht "raging feminist", diskriminieren mich da etwa alle Typen wegen meiner Weltanschauung, die aufgrund dessen nach links wischen? Wohl eher nicht.)

Was ich aber faszinierend finde: Phänomene, die im feministischen Diskurs oft auftauchen, treten hier in Erscheinung.
Erstens: Das berühmte "male entitlement". Komplett überzogenes Anspruchsdenken. Eine Frau, die nicht an Dir interessiert ist, soll trotzdem mit Dir flirten? Warum, um alles in der Welt, sollte sie das tun? Etwa um
Zweitens: Deine Gefühle nicht zu verletzen? Ich kann das Konzept "überempfindliche Männer" nicht ausstehen, weil es ihnen so etwas Grundlegendes wie emotionale Selbstregulierung abspricht, aber es spricht einiges dafür, wie z.B. die Tatsache, dass weltweit 35% aller weiblichen Mordopfer von ihrem Partner getötet werden, aber nur 5% aller männlichen Mordopfer von ihren Partnerinnen. Die gefährlichste Situation im Leben einer Frau ist der Moment, wenn sie ihren Partner verlässt und dadurch natürlich seinem Ego einen massiven Schlag versetzt. Aber ein erwachsener, emotional gefestigter Mensch sollte doch mit sowas zurechtkommen ...
Drittens: Mansplaining. Wie schon oben erwähnt, ich bin kein Experte, ich hab da iirc nur zwei Semester Vorlesungen zu gehabt, und in "Rurale Frauen- und Geschlechterforschung" hab ich mir die mieseste Note meines Studiums eingefangen, weil es mich damals nicht die Bohne interessiert hat. Linguistik ist nur ein Neben-Hobby von mir und zählt deswegen nicht. Aber Du scheinst ja noch nicht mal den verdammten Wikipedia-Artikel zu Diskriminierung durchgelesen zu haben, was ich als das absolute Minimum erachte. :roll:

Heilige Muttergottes, man sollte mich für die Zeit und Nerven, die ich hier in Aufklärungsarbeit investiere, echt bezahlen ...
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CharlotteSchlotter
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Re: Diskriminierung

Beitrag von CharlotteSchlotter »

Was die Definition von Diskriminierung angeht bin ich bei Soiled, bei Diskriminierung liegt nach meinem Verständnis immer auch eine Handlung vor, nicht nur eine gedankliche Zuschreibung. Sonst würde sich Diskriminierung kaum vom Vorurteil unterscheiden. Beim Vorurteil schreibt man Menschen ja auch aufgrund bestimmter Merkmale Eigenschaften zu, egal ob diese im Einzelfall vorliegen oder nicht. Bei der Diskriminierung leiten sich daraus aber tatsächliche Handlungen ab. Zumindest, wenn Menschen diskriminieren. Systeme können natürlich auch diskriminierend sein.

Was die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Diskriminierung angeht, wie der Graue Wolf sie beschrieben hat, finde ich den Weg in unseren heute üblichen Sprachgebrauch gar nicht so absurd bzw. weit vom Ursprung weg. Die Frage ist, warum ich in einem wissenschaftlichen Kontext "diskriminiere" im Sinne von unterscheiden und warum ich das möglicherweise in einem gesellschaftlichen Zusammenhang tue. Ich kann z.B. Bewerber danach unterscheiden, ob sie männlich oder weiblich sind. Die Frage ist dann nur, warum ich das tue. Und damit sind wir letztendlich schon mehr oder weniger in der Benachteiligung. Denn wenn ich so eine Unterscheidung, also "Diskriminierung" vornehme, dann in der Regel, weil ich Rückschlüsse auf Basis dieses Merkmals ziehe. In einem Bewerbungsverfahren kann man diskriminieren - also unterscheiden - aufgrund des Geschlechts oder z.B. der ethnischen Herkunft, obwohl beides erstmal nichts mit der Qualifikation eines Menschen zu tun hat. Lange Rede, kurzer Sinn: "Diskriminierung" in einem gesellschaftlichen Kontext ist in der Regel verbunden mit bestimmten Intentionen und Folgen (wie behandele ich die eine oder andere Gruppe auf Basis dieser Unterscheidung und wieso). Und auch erst an dieser Stelle kann es problematisch werden. Denn anders als in der Wissenschaft bleibt es bei einem Bewerbungsverfahren eben nicht bei der reinen Deskription der eingegangenen Bewerbungen, sondern es folgen konkrete Handlungen, die die "diskriminierten" Menschen betreffen.

Welche Frage ich im Moment noch nicht so recht für mich beantworten kann, ist aufgrund welcher Merkmale Diskriminierung stattfindet. Ich bin z.B. sehr groß und finde daher nur schwierig passende Hosen. Durchaus eine Benachteiligung. Kann ich daher reklamieren, aufgrund meiner Körpergröße diskriminiert zu werden? Und hat nicht jeder irgendein Merkmal an sich, dass ihm in irgendeiner Weise Nachteile verschafft? Ist Diskriminierung nicht auch mitunter subjektiv?