Ist das Töten und Essen von Pflanzen moralisch eher vertretbar als das Töten und Essen von Tieren?

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BlackDog
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Re: Ist das Töten und Essen von Pflanzen moralisch eher vertretbar als das Töten und Essen von Tieren?

Beitrag von BlackDog »

@Fanchen Ähm ja, es war Absicht. ^^ Aneinander vorbei reden? Das tun Menschen ständig, ein wunder das sie trotzdem wissen was los ist. :D Mag also sein.

Woran mache ich es fest das etwas Unmoralisch ist... hmm... in erster Linie an den Leitsätzen nach denen ich erzogen wurde... Man lügt nicht, man stielt nicht, man betrügt nicht, diese Dinge und viele andere halt. In zweiter Instanz natürlich das Umfeld in dem die selben Dinge als Unmoralisch gelten. Und als letzte Instanz eben das Gesetz, was ja nichts weiter als ein einheitlicher Moralkodex ist.

Du hast mich offensichtlich falsch verstanden, es ist nicht unmoralisch Lebewesen zu töten. Ist das so rübergekommen? Ich lese gerade nochmal nach ob ich irgendwo das so geschrieben habe und finde es nicht.

Nach meiner Moral: Ich finde es ausschließlich moralisch uncool Leben Werte zuzuweisen. Ich gebe zu das da meine Moral relegiös geprägt ist. Jedes Leben ist heilig. Es ist nicht: Blumenkohl ist heiliger als Mücke, Mensch ist heiliger als Kuh. Einfach nur: "Jedes Leben ist heilig"

Ich weiß nicht was du mit mildernde Umstände meinst? Vielleicht in dem Kontext das du denkst das jegliches töten unmoralisch sei. Was ja so nicht meine Aussage ist/war/sein sollte. Halt eben nur die unterscheidung in der Wertigkeit, ist so mein Problem.

Hinzugefügt nach 1 Minute 32 Sekunden:
SchwarzeKatz hat geschrieben: Montag 14. September 2020, 20:20 Okay, ja...da hast du mich..wenn meine mit Liebe herangezogene Eiche in Gefahr wäre, immerhin können die 1000 Jahre alt werden...dann Määäh...wäre es schon schwieriger...
Ja der war nicht nett. ^^ War wie ne Vorlage, sry.
Fanchen
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Re: Ist das Töten und Essen von Pflanzen moralisch eher vertretbar als das Töten und Essen von Tieren?

Beitrag von Fanchen »

BlackDog hat geschrieben: Dienstag 15. September 2020, 01:32 Woran mache ich es fest das etwas Unmoralisch ist... hmm... in erster Linie an den Leitsätzen nach denen ich erzogen wurde... Man lügt nicht, man stielt nicht, man betrügt nicht, diese Dinge und viele andere halt. In zweiter Instanz natürlich das Umfeld in dem die selben Dinge als Unmoralisch gelten. Und als letzte Instanz eben das Gesetz, was ja nichts weiter als ein einheitlicher Moralkodex ist.
Na, bei dem Gesetz würd ich dir wohl widersprechen, Gesetze müssen nicht unbedingt moralisch korrekt sein. Siehe bspw. Apartheid oder, aktueller, die Diskussion um § 219a StGB.
Allerdings geht mir auch der Rest der Antwort nicht weit genug. Klar, die zehn Gebote (oder Teile davon) kennen die meisten. Und dass man nicht stehlen soll, wird wohl nicht auf breiten Widerspruch stoßen. Dass man aber keinen anderen Gott (als den abrahamitischen) haben darf, oder dass man seine Eltern ehren soll -- da wird es wahrscheinlich schon ab und zu Einsprüche geben. Diese, ich sag mal, "etablierten Regeln" können für sich also auch nichts darüber aussagen, ob sie jetzt moralisch geboten oder vielleicht sogar verwerflich sind.
Passender hätte ich da die Nennung der Goldenen Regel gefunden. Die bietet auch direkt einen Einblick darin, warum man sie eventuell befolgen sollte: Weil man sonst eben damit rechnen muss, dass man selbst so behandelt wird, wie man andere behandelt.
BlackDog hat geschrieben: Dienstag 15. September 2020, 01:32 Du hast mich offensichtlich falsch verstanden, es ist nicht unmoralisch Lebewesen zu töten. Ist das so rübergekommen? Ich lese gerade nochmal nach ob ich irgendwo das so geschrieben habe und finde es nicht.
Das habe ich aus diesem Beitrag geschlossen.
BlackDog hat geschrieben: Dienstag 15. September 2020, 01:32Nach meiner Moral: Ich finde es ausschließlich moralisch uncool Leben Werte zuzuweisen. Ich gebe zu das da meine Moral relegiös geprägt ist. Jedes Leben ist heilig. Es ist nicht: Blumenkohl ist heiliger als Mücke, Mensch ist heiliger als Kuh. Einfach nur: "Jedes Leben ist heilig"
Hier kommen wir schnell wieder an Verständigungsprobleme. Was ist "moralisch uncool"? Ist das direkt "verwerflich"? Es klingt etwas so, aber ich habe auch das Gefühl, dass du gerade das nicht meinst.
Religiöse Prägung ist natürlich verständlich, das geht wohl den allermeisten von uns so (selbst Atheisten, die nicht religiös erzogen wurden, sind (in Deutschland) in einer christlich geprägten Gesellschaft aufgewachsen).
Aber etwas davon lösen muss man sich trotzdem, wenn man die Regeln von der Religion losgelöst anwenden will.
Also: Was heißt hier "heilig"? Durch Gott gesegnet? Dann müssen wir uns erstmal drauf einigen, dass ein Gott existiert - und vermutlich sogar, welcher. Nicht vielversprechend.
Wenn ich nach "Heiligkeit" im Internet suche, finde ich beispielsweise die Aussage "Nur Gott ist heilig", was deiner Aussage ja klar widerspricht. Es gibt in dem Artikel noch andere Erklärungen, die aber alle nicht auf "jedes Lebewesen ist heilig" passen.
Aber mal von der rein religiösen Bedeutung weg: Wenn es auf jedes Lebewesen zutrifft, kann man es auch gleich ignorieren. Es ist (wenn es überall auftritt: ganz offensichtlich) nichts besonderes. Es scheint mir überhaupt nicht hilfreich zu sein.
BlackDog hat geschrieben: Dienstag 15. September 2020, 01:32Ich weiß nicht was du mit mildernde Umstände meinst? Vielleicht in dem Kontext das du denkst das jegliches töten unmoralisch sei. Was ja so nicht meine Aussage ist/war/sein sollte. Halt eben nur die unterscheidung in der Wertigkeit, ist so mein Problem.
Darauf wollte ich eigentlich nicht näher eingehen, lenkt nur ab. Aber kurz: Wenn ich angegriffen werde und mich nur verteidigen kann, indem ich den Angreifer töte, sind das sicherlich mildernde Umstände für die Tötung.


Leider habe ich nicht das Gefühl, dass wir der Beantwortung der Ausgangsfrage (des Themas) damit irgendwie näherkommen.
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Re: Ist das Töten und Essen von Pflanzen moralisch eher vertretbar als das Töten und Essen von Tieren?

Beitrag von Soiled »

BlackDog hat geschrieben: Dienstag 15. September 2020, 01:32 Nach meiner Moral: Ich finde es ausschließlich moralisch uncool Leben Werte zuzuweisen.
Mich würde mal interessieren, wie sich eine derart undifferenzierende Moral praktisch äußert. Wieder am Beispiel von Hilfeleistung, meinetwegen. Ohne moralisches Handeln ist Moral ja eh nur ein Gedankenkonstrukt bzw., wenn ich drastischer formulieren darf, blanke Hirnwichserei. Die definierende Ethik-Frage ist ja nicht ohne Grund "Was soll ich tun?"

Wenn Menschen und alle anderen Lebewesen den gleichen "Wert" haben muss man sie auch gleich behandeln, richtig? Wenn man sie unterschiedlich behandelt haben sie unterschiedlichen "Wert", was obiger Aussage widersprechen würde. Oder aber man behandelt sie unterschiedlich, obwohl sie den gleichen "Wert" haben - dann ist man ein Heuchler, der sich nicht an seinen eigenen Moralkodex hält.

Vorgestern war ich mit wem unterwegs, wir haben ein Pärchen gesehen wo die Frau recht unfit auf dem Boden rumgelegen hat (Drogen halt), und wir haben logischerweise gefragt wie es ihnen geht, ob man die Rettung rufen soll usw. - was jeder Mensch in so einer Situation halt machen würde. Bzw. sollte; gibt ja sicher ein paar Hanseln, die in so einer Situation lieber das Telefon zücken um zu filmen oder die Augen verschließen und schlicht und ergreifend weiterlaufen. Dass solche Leute in meinen Augen eher Arschlöcher sind muss ich wohl eher nicht betonen.
Wenn ich dagegen die Stadtgärtner sehe wie sie Blumenbeete jäten und Berge von Unkraut dabei "töten" - soll ich das dann auch einsammeln und "retten"? (Zugegebenermaßen hab ich tatsächlich schon Pflanzen vom Müll mitgenommen und aufgepäppelt, aber aus reinem Egoismus.)

Oder soll ich beide auf die gleiche Art ignorieren? Die welkenden Pflanzen und potenziell sterbende Suchkranke? Nach dem oben geschilderten Gleichheitsprinzip wäre es ja "moralischer" wenn ich in beiden Fällen gleich handele, also tatenlos zuschaue, als wenn ich bei Menschen helfend eingreife, bei Pflanzen dagegen nicht, nicht wahr?
Fanchen hat geschrieben: Dienstag 15. September 2020, 15:02 Also: Was heißt hier "heilig"?
Ich vermute in dem Fall so was wie "sacred", wozu es im Deutschen kein ordentliches Pendant gibt. Zitat von hier: "Sacred describes something that is dedicated or set apart for the service or worship of a deity; considered worthy of spiritual respect or devotion; or inspires awe or reverence among believers." Da kann es dann solche sprachlichen Blüten treiben wie "Every sperm is sacred". (Danke, Monty Python.)
Ist natürlich eine herzlich schwammige Definition und deswegen universell einsetzbar. Im konkreten Fall ist es, da stimme ich Dir vollkommen zu, einfach nur ein wertloses (hehe) Label. Die einzige Funktion, die ich sehe, ist die Etablierung des Selbstbildes als "irgendwie spirituell".
Fanchen hat geschrieben: Dienstag 15. September 2020, 15:02 Wenn ich angegriffen werde und mich nur verteidigen kann, indem ich den Angreifer töte, sind das sicherlich mildernde Umstände für die Tötung.
Oder Sterbehilfe.
Aber, hey, ich hab ja Versuche mit Pflanzen gemacht und sie dann auf den Mist geworfen. Ich bin damit moralisch ja so ungefähr auf einem Niveau wie Mengele. Sollte mich langsam wohl mal nach Südamerika verdrücken oder so. :lol:
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Re: Ist das Töten und Essen von Pflanzen moralisch eher vertretbar als das Töten und Essen von Tieren?

Beitrag von Mio »

Ich denke allerdings, dass der Mensch unter den ihm normalen Umständen keine Möglichkeit hat, alles Leben gleich zu behandeln. Da brauche ich nur mich als Beispiel zu nehmen, ich esse schließlich Pflanzen. Ein reiner Frutarier z.B. würde sagen: Moment mal, das ist auch Töten und ich esse nur, was die Natur ohne Schaden gibt wie eben Früchte von Bäumen (ich möchte keine Diskussion über exteme Ernährungsformen anstoßen an dieser Stelle, es ist jetzt nur ein Beispiel zur Illustration).


Ich habe aber bei mir auch noch mehr Beispiele wie jetzt dieses: Mal versuche ich doch, Fliegen wieder durchs Fenster rauszubekommen und mal lasse ich meiner Katze jetzt ihren Spaß. Und mal finde ich Fliegen entleibt an einem der gesicherten Fenster. Jetzt könnte man natürlich diskutieren, warum mir die einen Fliegen mehr wert wären / sind als die anderen.

Selbst spirituelle Menschen haben da ja auch nicht die Möglichkeit, alle Wesen gleich zu behandeln. Wie man weiß, funktioniert ja z.B. Lichtnahrung nicht sooo ganz ;). Wobei jetzt allerdings spirituell, nicht religiös (würde jetzt zu sehr auf eine Glaubensrichtung beschränkt sein), natürlich die Frage gestattet sein darf, wer oder was für alles Leben denn "verantwortlich" ist und ob dann da Unterschiede gemacht werden von dieser "Instanz".
Ach so: Und wer sich spirituell nicht angesprochen fühlt: Das ist ok, ich spreche ja nicht für alle Menschen. Ich spreche jetzt nur von einer möglichen Betrachtungsebene. Die Wissenschaft gibt es ja auch noch.
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Re: Ist das Töten und Essen von Pflanzen moralisch eher vertretbar als das Töten und Essen von Tieren?

Beitrag von Fanchen »

Mio hat geschrieben: Mittwoch 16. September 2020, 16:31 Ich denke allerdings, dass der Mensch unter den ihm normalen Umständen keine Möglichkeit hat, alles Leben gleich zu behandeln. Da brauche ich nur mich als Beispiel zu nehmen, ich esse schließlich Pflanzen. Ein reiner Frutarier z.B. würde sagen: Moment mal, das ist auch Töten und ich esse nur, was die Natur ohne Schaden gibt wie eben Früchte von Bäumen
Naja, von mir wirst du keinen Widerspruch zu deinem ersten Satz kriegen.
Aber eine Erklärung für alles ist dein Vegetarismus (Veganismus?) natürlich nicht. Bist du jetzt der Meinung, dass alles Leben gleich zu behandeln ist? Dagegen verstößt du natürlich, sagst du ja selbst. Nur: Warum machst du dann genau da (also bei Pflanzen) einen Unterschied? Du bist ja nicht die einzige, die an der Stelle einen Strich zieht. Worüber sind sich da denn so viele einig? Dass es doch eher akzeptabel ist, Pflanzen zu töten, als Tiere? Dafür würde ich dann gerne eine Begründung hören. (Nicht, dass ich da widersprechen würde - aber ich behaupte ja auch nicht, dass alles Leben gleich ist...)
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Re: Ist das Töten und Essen von Pflanzen moralisch eher vertretbar als das Töten und Essen von Tieren?

Beitrag von Mio »

@Fanchen

Warum ich da bei Pflanzen einen Unterschied mache:
Da ich jetzt überleben, d.h. essen möchte, muss ich etwas in mein Verdauungssystem bekommen. Für mich ist das bei den Pflanzen, die ich esse, der Selbsterhaltungstrieb, der in diesem Fall am wenigsten weh tut. Denn weh tun würde es bei Tierfleisch. Und auf einen Punkt möchte ich an dieser Stelle noch einmal kommen: Mir sind Tiere näher, mit Tieren kann ich persönlich kommunizieren. Es gibt nun auch Menschen, die da ein Händchen für Pflanzen haben, ich habe das bei vielen Tieren, vor allem seit meiner Kindheit schon bei Katzen. Bisher habe ich mit Pflanzen kein großes Glück gehabt. Ich hab die ja nicht absichtlich eingehen lassen, aber na ja, hat halt bisher nicht geklappt ;). Pflanzen sind nicht so greifbar. Es gibt nun auch hier viele Untersuchungen, dass sie kommunizieren (z.B. über die Gefahr durch Fressfeinde), dass sie sogar großflächig vernetzt und / oder sehr alt sind (Pilze noch als eigenes Reich auch mit einzubeziehen da auch teils auf dem Speiseplan; Baumwurzeln bzw. Bäume allgemein) und anderes. Ich persönlich habe allerdings noch (?) keinen Zugang zu Pflanzen.
Zudem nutze ich noch verschiedene Produkte aus Pflanzen, ohne die ich mir ein Leben nicht mehr vorstellen könnte wie Toilettenpapier, Papier(taschen)tücher, Papier, Holz für verschiedene Dinge wie Stifte, Möbel. Sicherlich, Dinge wie Toilettenpapier und Papier(taschen)tücher könnte man auch ersetzen. Wobei ich allerdings sagen muss: Die Leute, die immer propagieren, auf Papiertücher zu verzichten, haben wohl keine manchmal ko... Katzen ;).
Was ich dagegen leichter vermeiden kann, das sind neue Lederprodukte (die älteren, die ich habe, sind von der Verarbeitung so gut, dass die noch Jahre halten, warum dann also ersetzen), zum Beispiel.

Aber ich bin bei Pflanzen doch nicht ganz unempfindlich. Beim Lied "Mein Freund der Baum" von Alexandra reicht schon der Gedanke daran, dass ich heulen muss. :sob:

Wenn es mir möglich ist, dann möchte ich schon darauf achten, nicht bewusst "etwas" (hier ein Sammelbegriff für Tiere, Pflanzen, Menschen) zu verletzen. Streng genommen könnte man sagen, dass man ja, weil Tiere, Pflanzen, auch Pilze (werden ja auch teils gegessen, zumindest die Fruchtkörper; na ja, Schimmel z.B. wird man gerne auch mal chemisch los), leben, all dieses Leben gleich achten könnte. Mit sollte ist das ja wie oben beschrieben, Selbsterhaltungstrieb, noch etwas schwierig.

Ergänzung: Manchmal nutze ich dann doch den indianischen Weg des Dankes dafür, dass die Pflanzen für das Essen gestorben sind. Tatsächlich. Wenn auch nicht jeden Tag.
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Re: Ist das Töten und Essen von Pflanzen moralisch eher vertretbar als das Töten und Essen von Tieren?

Beitrag von Lyria »

Es macht in meinen Augen keinen Sinn.
Sind wir jetzt alle Mörder?! Wer kann sich schon davon feisprechen, nicht mal eine Ameise oder auch ein anderes Insekt unfreiwillig zertreten / verschluckt / schlicht getötet zu haben?! Es gibt irgendwo Grenzen und das finde ich richtig so. Auch wenn ich im Ansatz verstehen kann, dass man Lebewesen / Dingen keine Wertigkeit aufdrücken möchte, aber das ist so einfach unhaltbar.
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Re: Ist das Töten und Essen von Pflanzen moralisch eher vertretbar als das Töten und Essen von Tieren?

Beitrag von Mio »

@Lyria

Du hast da vollkommen Recht, das ist unmöglich, als Mensch kein Lebewesen zu töten.
Das passiert.

Ob man da jetzt im juristischen oder ethischen Sinne ein Mörder ist? Ethisch könnte man streng genommen darüber diskutieren, aber juristisch fehlt ja der Vorsatz bzw. das Motiv. Aber ich denke mal, das könnte auch schnell zu weit führen, wenn man das jetzt ausdiskutiert. M.E. kommt man nur zwingend zu einem Ergebnis: Kein Mensch wird es schaffen, kein Lebewesen immer und überall zu töten.

Für mich ist das allerdings durchaus eine etwas schwierigere Diskussion, wenn man sich dessen bewusst ist, was man tut. Aber da gibt es ja eben noch Dinge wie den Selbsterhaltungstrieb, der ja da durchaus höher in dem Sinne stehen kann als jetzt das Leben einer Kartoffel.
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Re: Ist das Töten und Essen von Pflanzen moralisch eher vertretbar als das Töten und Essen von Tieren?

Beitrag von Fanchen »

Mio hat geschrieben: Freitag 18. September 2020, 10:30Aber da gibt es ja eben noch Dinge wie den Selbsterhaltungstrieb, der ja da durchaus höher in dem Sinne stehen kann als jetzt das Leben einer Kartoffel.
Ich denke, damit kann man eventuell erklären, warum man etwas macht - aber gibt einem das auch das (moralische) Recht dazu? Eigentlich sind wir damit bei der selben Frage, über die wir ja schon länger reden (und was ja auch das eigentliche Thema ist): Kann man das Töten einiger Lebewesen eher akzeptieren als das Töten anderer.
Mit dem Selbsterhaltungstrieb könnte man beispielsweise auch Kannibalismus erklären. Als moralisch "in Ordnung" würde ich das aber wahrscheinlich nicht so einfach hinnehmen. Besonders natürlich dann nicht, wenn es Alternativen in Form von Pflanzen oder Tieren gibt - aus meiner Sicht ist das Essen einer Kartoffel also unproblematisch. Ich sehe aber nicht, wie man das rechtfertigen kann, wenn die Grundeinstellung ist, dass alles Leben gleich wertvoll ist.
Und selbst, wenn man nicht gleich "alles" sagt: Wenn das Leben bestimmter Tiere gleich wertvoll ist wie das eines Menschen, würde das ja das Töten eines Menschens (im Zweifelsfall) legitimieren.
Ich kann mir keine Situation vorstellen, in der das nicht moralisch falsch wäre.
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Re: Ist das Töten und Essen von Pflanzen moralisch eher vertretbar als das Töten und Essen von Tieren?

Beitrag von Mio »

@Fanchen
Ich kann nun keine allgemeingültige Antwort geben, ich kann mich an einer Antwort für meine Sicht versuchen.
Ich beziehe mich jetzt rein auf die Ernährung und nicht auf solche Dinge der sog. modernen Zivilisation wie Toilettenpapier bzw. auf das Papier, das in der Hochkultur China entstand.
Der Mensch an sich ist ein Lebewesen, das nicht wie Pflanzen Photosynthese betreiben kann. Somit fällt diese Art der Ernährung schon einmal weg.
Hinzu kommt, dass der Mensch aus sich heraus, rein biologisch, ein schlechter Jäger ist. Zumindest, was viele Beutetiere betrifft. Ich beziehe mich jetzt mal auf Platon, der da sagte, der Mensch habe keine Fangzähne wie die Raubtiere. Jetzt mögen manche sagen: Aber der Mensch kann jagen, das tut er doch! Ja, das tut er. Ich beziehe mich jetzt alleine auf die Anatomie des Körpers und nicht auf den Gebrauch von Waffen und Werkzeugen. Aber um auf Platon zu kommen: Schon schwierig, wenn ein Mensch ein Rind alleine mit dem Körper bzw. den Zähnen töten soll. Das wird dann eher 1:0 für das Rind ausgehen. Zumindest dann, wenn man von einem ausgewachsenen Durchschnittsrind beiderlei Geschlechts ausgeht.
Jetzt gibt es also Menschen, Tiere, Pflanzen. Und den von mir angesprochenen Selbsterhaltungstrieb. Und hier ist für mich zu achten, wie man moralisch am besten leben und auch überleben kann. Dies geht nun nicht ohne Tod. Aber welchen Tod?
Jetzt komme ich zu Pflanzen: Die Pflanzen, die man essen kann, wachsen in der Regel relativ schnell. Ich spreche jetzt nicht von Früchten und Nüssen, die von Bäumen und Sträuchern kommen, die mehrjährig (Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte) sind, bis der Baum dann erst einmal "steht". Wenn es den Baum gibt, dann ist die Wachstumszeit auch relativ kurz, was die Früchte betrifft. Hinzu kommt, dass man von Pflanzen relativ viele auf relativ kleiner Fläche anbauen kann und somit relativ viele Menschen sattbekommt. Dazu kommt noch, dass es nahezu ganzjährig möglich ist, Pflanzen anzubauen bzw. auch einzulagern für Nahrungszwecke.
Viehzucht benötigt ebenso Pflanzen, wenn es um die Tiere geht, die von Menschen gegessen werden. Tiere benötigen ebenso Nahrung, verbrauchen jedoch mehr Nahrung, als sie dem Menschen liefern. Wenn ich das jetzt mal neutral betrachte. Ich bin allerdings, muss ich gestehen, Verfechterin von Platons Gedanken des Vegetarismus. Aber natürlich drücke ich hier keinem eine Meinung auf. Wie dem auch sei: Tiere benötigen ebenso Nahrung und wenn diese für den Menschen gezüchtet werden, sind dies in der Regel Pflanzenfresser bzw. ernähren sich auch pflanzlich (Hühner).
Jetzt haben wir ein Dilemma: Tiere brauchen viele Pflanzen, aber dies Pflanzen könnte man auch ebenso gut den Menschen zur Verfügung stellen. Und bekäme damit weit mehr Menschen satt als mit Viehzucht. Auch das spricht jetzt für Pflanzen.
Wenn ich jetzt eine moralische Bewertung vornehmen soll, dann bin ich bei den Pflanzen bei diesen sachlichen Punkten, die ich hier ebenso mit einbeziehen muss bzw. möchte:
- Ja, Pflanzen sterben.
- Jedoch sind Pflanzen ganzjährig für den Menschen zugänglich.
- Pflanzen sind in großer Menge zugänglich.
- Pflanzen wachsen teils schnell auf begrenzter Fläche.
- Überall auf der Welt gibt es Nutzpflanzen für Menschen.
- Tiere verbrauchen mehr Pflanzen als Nahrung als sie selbst dem Menschen Nahrung liefern.
- Die Überreste von Pflanzen sind unproblematisch bzw. es fallen keine schädlichen Abfall- bzw. Nebenprodukte (wie Methan) an.
- Nutztierhaltung verbraucht viel wertvolle Fläche bzw. es wird für Nutztierhaltung Natur zerstört, die dem Menschen anders helfen kann (wie: Bäume im Regenwald --> Photosynthese --> Sauerstoff).
- Man kann ohne Fleisch als Mensch überleben. Ohne Pflanzen jedoch nicht. Hier sind wir, um es so zu sagen, bei der Spezies Mensch als Angehöriger der Säugetiere. Und Tiere futtern teils Pflanzen zum Überleben. Ohne geht es im Tierreich nicht.

Kannibalismus und Selbsterhaltungstrieb kann man in Notzeiten (vielleicht?) rechtfertigen. Ansonsten hat hier die Natur das wie ich meine nicht für den Menschen vorgesehen. In Papua-Neuguinea z.B. kam es noch Mitte des 20. Jahrhunderts zu Kuru, einer zum Tode führenden Krankheit, bei der u.a. das Gehirn betroffen war. Zu dieser Krankheit kam es durch das rituelle Verspeisen toter Stammesangehöriger.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kuru_(Krankheit)

Wenn man also jetzt den Menschen irgendwie satt bekommen soll, dann wählt man sozusagen aus meiner Sicht das kleinere Übel. Auch Pflanzen sterben und dann in großer Zahl. Aber der Schaden ist letztendlich geringer als bei Tieren auf das große Ganze namens Planet Erde bezogen. Wenn man jetzt mal solche Sachen wie Glyphosat und andere Substanzen mal ausklammert (allerdings kommt man dann bei Nutztieren zu Antibiotika, auch nicht besser).
Worum es mir da persönlich in Bezug auf mich auch geht: Man nimmt zu viel als selbstverständlich an. Und das ist ein Punkt, der eben den, ich nenne es mal so, indianisch angehauchten Dank entstehen lässt. Tiere sind für mich jedoch Wesen, die durchaus ihre Empfindungen zeigen und deren Tod für das reine Überleben des Menschen nicht notwendig ist. Man kann ohne Fleisch überleben.
Ohne Pflanzen jedoch wird das schwer.
Tiere haben für mich eine Seele, die für den Menschen fassbar ist. Zumindest bei den größeren Tieren ist dies so, dass man diese Seele erfassen kann bzw. das, wodurch das Tier lebt. Und dieses Leid, das man Tieren zufügt, ist nicht notwendig.

https://youtu.be/iwT8pqLfdHY

Wenn man diesen Männern zuhört, fühlt man selbst Wut und Leid. Es sind ehemalige Metzger, die sehr plastisch schildern, wie der Tod von Tieren zu Nahrungszwecken ist.

Pflanzen mögen ebenso leiden. Und vielleicht möchte ein Halm Weizen auch lieber seine natürliche Zeit am Leben bleiben, das weiß man jetzt als Mensch nicht. Allerdings ist es hier der Mensch als Tier zu betrachten, wie ich ebenso finde. Und Tiere wollen überleben durch Nahrung.

Das jetzt erst einmal als Antwort für meine Sicht.
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Dann sagt er: „Der, den du fütterst.“

 
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