Warum wird man Mitläufer?

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Soiled

Re: Warum wird man Mitläufer?

Beitrag von Soiled »

Charlotte Sometimes hat geschrieben: Sonntag 14. März 2021, 13:21 Hmm...etwas verwirrend gerade, aber da du auch immer so pingelig mit Aussagen anderer bist, kann ich das jetzt irgendwie auch nicht so stehen lassen. ;)
Aber gerne doch. :D

Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, an welcher Stelle in der Doku das vorkam. Durchaus möglich, dass es am Ende war, nicht am Anfang.
Ändert trotzdem nichts an meiner Wahrnehmung. Edmund Kemper find ich ja auch sympathisch, würd aber nie im Leben allein mit ihm in einem Raum sitzen wollen.
Und nachgelaufen wär ich der Sheela eh nicht, weil mir so Gruppenbildung überhaupt nicht taugt. Und da waren zu viele komische Hippies dabei, das hätte mich sehr schnell sehr misstrauisch gemacht. :lol:
Elric hat geschrieben: Samstag 13. März 2021, 18:20 Wer glaubt, daß Rassismus oder Gewalt spezifisch weiß wären
Das hat doch niemand behauptet?
...wer waren wohl die größten versklavenden Menschenjäger, um nur ein Beispiel zu nennen?!?
"Jäger"? Also die tatsächlich selber losgezogen sind, nicht lokale Leute die Drecksarbeit haben machen lassen, wie die Portugiesen, Briten usw. in Westafrika? Und auch nicht die Leute mehr oder weniger an ihrem Herkunftsort gelassen haben, so wie die Belgier im Kongo? Und nicht Sklaven als Gefangene im Zuge von "gewöhnlichen" Unterwerfungskriegszügen geholt haben, so wie die Römer? Und Leibeigenschaft wie in Russland zählt auch nicht.
Dann waren es wohl Araber in Afrika, mit Sansibar als wichtigstem Sklavenhandelszentrum. Kaukasus und Europa klammere ich da aus, eben weil da die Zusammenarbeit mit lokalen Potentaten deutlich ausgeprägter war - die haben da bei den Sachsen versklavte Slawen erstanden, zum Beispiel.

Verstehe aber, um ehrlich zu sein, nicht genau, warum das jetzt relevant ist und warum Du ausschließlich eine einzige Unterform der Sklaverei ansprichst. Schuldsklaverei ist ja auch Mist und obendrein auch heute noch weit verbreitet. Ist das so eine Art Test? Wolltest Du schauen, ob "Mittelmeer/Nordafrika" sage, was ja eine häufige Fehleinschätzung ist und von Alt-Right-Dödeln mit Begeisterung instrumentalisiert wird?
Die haben sowieso nicht nach Herkunft ihrer Opfer unterschieden. Klar, sie sind bis nach Island, aber auch weit nach Schwarzafrika. Diskriminierend waren die jedenfalls nicht. :lol:

Und um das ganze etwas aufzulockern: Amazonenameisen (Link) versklaven andere Ameisen und können ohne die nicht überleben. Ziemlich spannend, wenn man mich fragt.
ABER Frauen sind schlicht nicht die besseren Menschen:
Das hat ebenfalls keiner in dieser Absolutheit behauptet. Aber wenn kontinuierlich fast doppelt so viele Männer wie Frauen AfD wählen kann man sich ja schon mal Gedanken drüber machen, warum das so ist, oder?
Wenn die fortschreitende Emanzipation nämlich eines offen gelegt hat, daß Frauen genau so abscheulich agieren können, wie Männer, vorausgesetzt sie haben die Macht dazu.
Was konkret meinst Du mit "abscheulich"? Gewaltverbrechen?
Interessant, dass Du das ansprichst. Meines Wissens nach sind sich die Experten da nämlich noch lange nicht einig. Also, ja, in einigen Ländern ist die Anzahl von Frauen, die wegen Gewaltverbrechen verurteilt werden, tatsächlich gestiegen. Aber ob es daran liegt, dass eine Zeitlang tatsächlich Frauen gesagt wurde, dass sie sich mehr wie Männer verhalten sollen ("Werdet durchsetzungsfähiger! Steht für Eure Interessen ein!") oder daran, dass proportional einfach weniger Männer gewalttätig werden und dadurch der Anteil von Frauen steigt wird noch debattiert.
Aber Kriminologie ist nicht gerade meine Kernkompetenz, haha. Ich warte erst einmal ab, was da rauskommt.

Generell finde ich obige Aussage eh ein wenig undifferenziert - auch kaum emanzipierte Frauen üben Gewalt aus, sehr oft als Erfüllungsgehilfinnen des Patriarchats. Das kann von verhältnismäßig harmlosen Zeug wie slut shaming bis hin zu Säureanschlägen reichen. Der Grund ist der gleiche: Internalisierte Misogynie.
Und, logisch, es gab und gibt auch immer Herrscherinnen oder weibliche Superreiche mit überproportional viel Einfluss. Da kommen wir dann in das Themengebiet Kyriarchat - das würde hier deutlich zu weit führen.
Was das faschistoide anbelangt, qualifizieren Rassismus und Sexismus nicht zu dieser Einstufung?
Du meinst damit tatsächlich Rassismus gegen Weiße und Sexismus gegen Männer?
Also, "Rassismus gegen Weiße" kannst Du gern googlen und wirst dutzende Artikel finden, die darlegen, warum es den nicht gibt. Das wird da besser erklärt als ich es selber je könnte.
Von Robin DiAngelo gibt's ein ziemlich gutes Buch zu dem Thema: "White Fragility: Why It's So Hard for White People to Talk About Racism", kann ich nur empfehlen. Alternativ ist hier ein Paper. Recht unangenehm zu lesen, weil es einen zur Selbstreflektion zwingt, aber gerade deswegen wichtig.
Sexismus gegen Männer gibt's in Ansätzen, z.B. wenn sie systematisch keinen Job als Kindergärtner bekommen weil man ihnen Pädophilie unterstellt, und auch beim Wehrdienst ist das relevant (wobei nicht alle diese Meinung teilen). Ein Problem aufzuzeigen und gegebenenfalls zu kritisieren ist aber ganz definitiv kein Sexismus gegen Männer. :lol:

Nun ja. Ich vermeide den Begriff trotzdem, weil es Leute zu sehr emotionalisiert. Hab auch keinen Bock jedes Mal zu erklären, dass es nicht gegen "alte weiße Männer" per se geht sondern gegen das Patriarchat und gegen white supremacy. Bin ja eher gemäßigt und für Aufklärung und Kooperation, nicht so sehr für Konfrontation, auch wenn sich letztere nicht immer vermeiden lässt.
wenn irgendeine schrecklich böse Person darauf hinweist, daß es jenseits von LGTB und PoC noch Menschen gibt, die Unterstützung verdienten
Naja, das was Du da schilderst ist klassischer Whataboutismus. Als ob man ein Problem nicht angehen darf, bevor alle anderen Probleme gelöst sind. Und da wundert es Dich, wenn Leute drauf angepisst reagieren?
Darüberhinaus kann ich es schon nachvollziehen, dass man mit "Rechte bringen Menschen um, und das ist Scheiße!" mehr Leute mobilisiert als mit "Das neue Paketboten-Schutz-Gesetz von 2019 ist nicht ausgereift genug und braucht Überarbeitung!"

Um bei dem Beispiel von Reinigungspersonal zu bleiben: Eins der ältesten und wichtigsten Themen von Feminist:innen überhaupt ist ja, dass weiblich konnotierte Arbeit geringgeschätzt und demzufolge auch schlechter bezahlt wird. Aber ich verlange nicht von jedem, dass er oder sie sich genau dafür engagiert - gibt doch noch viele, viele andere Baustellen. Wenn es stattdessen gegen kaputte Asylpolitik geht, oder kaputte Klimapolitik, oder Rassismus, oder Benachteiligung von Behinderten, oder um Tierschutz, oder, oder, oder ... dann find ich das eigentlich auch ok.
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Re: Warum wird man Mitläufer?

Beitrag von Elric »

Soiled hat geschrieben: Dienstag 16. März 2021, 15:32 Du meinst damit tatsächlich Rassismus gegen Weiße und Sexismus gegen Männer?
Also, "Rassismus gegen Weiße" kannst Du gern googlen und wirst dutzende Artikel finden, die darlegen, warum es den nicht gibt. Das wird da besser erklärt als ich es selber je könnte.
Von Robin DiAngelo gibt's ein ziemlich gutes Buch zu dem Thema: "White Fragility: Why It's So Hard for White People to Talk About Racism", kann ich nur empfehlen. Alternativ ist hier ein Paper.

Di Angelo schreibt über die USA. Das sollte man nicht unterschiedslos auf alle anderen Staaten mit mehrheitlich weißer Ethnie übertragen.

Grundsätzlich: Wenn eine weiße Person aufgrund ihrer Ethnie diskriminiert wird, soll das kein Rassismus sein?!? Das scheint mir absurd und von sehr unangenehmen Strukturen kollektiver Schuldzuweisung, Herabwürdigung und Entrechtung durchzogen. Das klingt nicht nach "gleiches Recht für Alle", das klingt wie "die sind so böse, gegen die ist alles recht"...

Was weibliche Abscheulichkeiten meinte ich nicht Gewalt; können Frauen auch, oh mein Goth, mich schaudert...

...ich meinte mehr das perfekte Funktionieren innerhalb eines weniger netten Systemes. Vorausschau und Albtraum: Die gruseligste Vorstellung vom Ende des Patriachats ist die, daß sich Personen jeglichen Geschlechtes dann toxisch männlich aufführen; was in den entwickelten (Spät)kapitalismus trefflich passen würde.