Menschliche Überreste

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Soiled

Re: Menschliche Überreste

Beitrag von Soiled »

Selene hat geschrieben: Montag 11. November 2019, 21:56 Mein Freund fragte dann, ob man das auch aufteilen kann und so gibt es Opas Asche an drei verschiedenen Orten: Die normale Urne hier im Grab auf dem Friedhof, eine Mini-Urne bei uns im Wohnzimmer und noch eine bei Opas Lebensgefährtin in Berlin.
Oh, aufteilen geht? Cool.
Das war ja eins der Argumente hier, warum die Asche ungern Privatleuten überantwortet wird: Weil eben auch andere das Recht auf einen Zugang haben. Also, wenn 100% bei einem daheim im Regal stehen muss man halt jedes Mal aufmachen, wenn ein entfernter Verwandter klingelt, weil er ein Blümchen und ein Gebet dalassen will.

Kann ja keiner behaupten, dass man hier nix lernt. :)
Grauer Wolf
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Re: Menschliche Überreste

Beitrag von Grauer Wolf »

Schweift jetzt zwar ein klein wenig vom Thema ab, aber ich finde dieses westlichen Leichen-Fetischismus irgendwie fehlgeleitet. Laut der reinen christlichen Lehre, ist die unsterbliche Seele das wirklich wichtige -- und nicht die sterblichen Überreste, die wir den Würmern überlassen. Und trotzdem hängt man dann den gesamten Erinnerungskult dann an Staub und Asche auf. Verstehe das, wer will. Ich jedenfalls nicht.

Da finde ich den fernöstlichen Brauch, in jedem Haushalt einen kleinen Ahnenaltar zu haben, irgendwie sinniger. Die Erinnerung an die Verstorbenen läßt sich derart an vielen verschiedenen Orten gleichzeitig aufrecht erhalten, die auch definitiv nicht mit dem konkreten Verbleib von Staub und Asche zu tun haben.

Insofern wäre es jetzt auch überhaupt nicht mein Dinge, Asche oder Totenschädel meines Großvaters im Wohnzimmer auszustellen. Da schwelge ich doch lieber einfach einmal in meinen Erinnerungen und denke an den Menschen, der einmal war.
Man soll Leuten nicht Boshaftigkeit unterstellen,
wenn man ihr Verhalten genau so gut durch Dummheit erklären kann.
(Hanlon's Razor)

:anger: :zap: :bomb: :boom: :fire: :rocket:
blacksister´s ghost

Re: Menschliche Überreste

Beitrag von blacksister´s ghost »

Ich hab mit dem Ganzen wenig am Hut.
Weder brauch ich menschliche oder tierische Überreste in meiner Bude. Nix mit Haarlocke, Asche oder sonstigen echten Kram. Wer sich sowas in die Bude stellen will von mir aus, aber für mich hat´s keinen Reiz. Ich muß ja auch nich jeden Szeneklischee-Scheiß mitmachen. Mir reichen Fotos, ein Grab und die Erinnerungen, die ich in mir trag.

Gegen so Dekozeug ala´ Skeletthändchen oder Schmuck mit Schädelchen hab ich natürlich nix.
Die Körperwelten-Austellung hab ich nie gesehen, obwohl´s bestimmt interssant is.
Aber dafür war ich mal in einer kleinen Klosterkirche wo Mumien ausgestellt waren und Ötzi fand ich auch total toll. Aber das hat halt wieder was damit zutun, dass Geschichte und Wissen damit überliefert wird.
Bloody Arthur

Re: Menschliche Überreste

Beitrag von Bloody Arthur »

Ich kann schon verstehen dass Körperwelten einigen zu weit geht...

Ich war mal in so einer ähnlichen Ausstellung, eine Kopie von dem Konzept halt, allerdings viel günstigerer Eintritt und aufgebaut in einem gigantischen Zelt, mit vielen Gängen...
Die Sache war, das ganze wurde als rein Wissenschaftliche Angelegenheit beworben, die moralisch vollkommen ok ist, in der es nur um Bildung geht usw... Die Ausstellung an sich war dann aber total reißerisch... da wurde z.B. gezeigt wie Muskeln unter Anspannung aussehen... Anhand einer Stripperin, an der Stange, die lasziv ihre Beine spreizte... Sie war halt nur tot und hatte keine Haut...
Ich meine, mich schockt sowas nicht... aber es geht halt bei so einem Motiv nicht wirklich um die Muskeln... sondern um diverse Gelüste und Tabubrüche.... Dementsprechend wurde die Ausstellung auch genutzt. Da war z.B. eine offensichtlich Biologie-kundige Domina zu besuch, die Ihren Sklaven (anscheinend ein Student) durch die Ausstellung führte und ihn sehr streng danach abfragte, wie die einzelnen Körperteile in Fachsprache zu benennen sind... zwei Fliegen mit einer "Klappe" xD und wehe er wusste eines nicht...
Ich würde sagen... für mich hat es die Ausstellung bereichert... aber es war schon bizarr... und für einige verständlicherweise Geschmacklos, es war jedenfalls keinesfalls andächtig oder so, im Gegenteil.
BlackRose
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Re: Menschliche Überreste

Beitrag von BlackRose »

Ich musste im Studium schon einige Tiere sezieren. Das ist für mich was normales, weil es üblich ist. Bei toten Menschen bekomme ich ein mulmiges Gefühl. Nicht weil ich sie ekelig oder abstoßend finde, sondern weil ich nie einen Toten gesehen habe. Auch wenn ich Vegetarierin bin, so bin ich doch damit aufgewachsen das meine Familie Fisch und Fleisch zubereitet und gegessen hat. Ich glaube das liegt daher eher daran, dass ich bisher keine Berührungspunkte mit menschlichen Leichen hatte. Zu Nutztieren haben wir außerdem keine emotionale Verbindung, da wir den Schlachtvorgang nicht sehen. Sie gehören außerdem zu einer anderen Tierart. Vor ein paar Jahren gabs in der Presse einen riesen Skandal wo Pferdefleisch in anstatt Rindfleisch in Lasagne steckte. -> Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Pferdefle ... uropa_2013 Damals habe ich mich schon gefragt, warum manche Menschen Rind und Schwein essen und Pferde oder andere Tiere als ekelig empfinden. Eigentlich ist es fast alles das gleiche. Durch die emotionale Bindung gibt es auch das ethische Tabu Menschenfleisch zu essen. Bei anderen Arten kommt dies aber durchaus vor. -> Siehe https://www.spiegel.de/spiegel/kannibal ... 55701.html
Daher vermute ich das es sich um ein erlerntes kulturelles Verhalten handelt bzw. da auch eine emotionale Komponente bzw. die Bindung zu Menschen und Tieren dahinter steckt. Ich konnte dafür auf die schnelle aber keine Quellen finden. Müsste mich mal durch wissenschaftliche Fachartikel lesen. Ist aber ein interessantes Thema. Was ich besonders interessant finde in dem Kontext, ist der laien Versuch von Quarks und co. -> Siehe https://www.youtube.com/watch?v=9AXt-6mAVEo
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Grasblut
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Re: Menschliche Überreste

Beitrag von Grasblut »

Das mit dem Altar wie von @Grauer Wolf beschrieben finde ich irgendwie auch schöner. Mensch muss keine großen Gräber bezahlen und pflegen, sondern es reicht ein kleines Urnengrab und Zuhause, ohne Umwege, kann dann den Toten bedacht werden. Sowas in der Art überlege ich mir ja für meine kleine Hündin: Fotos, Halsband und evtl. ihre Zähne in einer Vitrine. Die Zähne habe ich von ihrer vorletzten Zahn-OP. Bin noch unschlüssig was ich damit mache. Kennt jemand vlt ein Unternehmen, was daraus Schmuck oder so macht zur Hand?
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Re: Menschliche Überreste

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Also für mich hat das nichts mit "Szene-Klischee-Scheiß" zu tun *schulternzuck* Ich persönlich hab`dazu eigentlich keine großartige Meinung, wenn ich ehrlich bin. Wenn das jemand gerne hat als Andenken an einen Verstorbenen, dann kann ich das absolut nachvollziehen. Bei manchen Verstorbenen finde ich es im Nachhinein auch irgendwie schade, dass ich so rein gar nichts habe, was von ihnen übrig geblieben ist - den Gedanken an sich find`ich schon irgendwie ganz schön. Eine Urne...nun ja...*schulternzuck* Aus persönlichen Gründen finde ich es einfach irgendwie nicht so besonders, wenn ein Toter verbrannt wird und in einer Urne landet; das ist aber natürlich Ansichtssache. Ich hätte kein Problem damit, eine Urne mit Asche herum stehen zu haben; also würde ich jetzt nicht befremdlich finden oder so.
Das mit den Tieren - ich weiß ja nicht, wie das im Rest von Deutschland so war, aber hier in Bayern war das in meiner Kindheit totschick, irgendwelche präparierten Tiere in der Wohnung herum stehen zu haben xD Sah man eigentlich so ziemlich überall damals.
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Re: Menschliche Überreste

Beitrag von Selene »

@Herbstlaubrascheln
Oh ja, an diese Tiere kann ich mich auch noch gut erinnern. War damals völlig normal. In unserer Kirchengemeinde steht auch noch ein ausgestopfter Fuchs im Pfadfinderraum.

Und was das „Szene-Klischee“ betrifft: Jeder, der bei uns reinkommt und schnallt, dass wir eine Urne stehen haben, glaubt zuerst immer, dass die mir gehört oder es meine Idee war. Nee, bei weitem nicht. So eine Form der Erinnerungskultur geht mir völlig ab. Ich war auch erst befremdet darüber, dass wir den Verstorbenen quasi „dreigeteilt“ haben. Als wir aus Berlin weggefahren sind, war das ein ganz komisches Gefühl. Es war für meinen Freund aber der richtige Weg, mit der Trauer um seinen Vater umzugehen, und das ist das Wichtigste. Deshalb hab ich ihm da nicht reingeredet.

@Bloody Arthur
Ich denke, deine Beschreibung zum Thema „Körperwelten“ entspricht sehr gut, was ich als so abstoßend empfinde: Voyeurismus, Tabubruch....es berührt mich einfach unangenehm, wenn da eine tote Schwangere mit Baby präsentiert wird. Für mich muss nicht alles gezeigt werden, nur weil es technisch machbar ist.
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Herbstlaubrascheln
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Re: Menschliche Überreste

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Man kann ja nun über diesen Körperwelten-Kram denken, was man will - der Kerl an sich juckt mich recht wenig, ich kenne ihn nicht; viele finden ihn sehr unsympathisch und das wird sicher seine Gründe haben. Dass mit seinem Zeug natürlich entsprechend Profit gemacht werden soll und da eine gehörige Portion Voyeurismus dazu kommt, ist mir natürlich schon klar; aber ich persönlich find`das nun nicht so dramatisch. Eine Schwangere mit Baby im Bauch würde mich nun beispielsweise nicht recht brüskieren; das ist halt Natur, das sieht so aus. *schulternzuck* Natürlich gibt es Leute, die sich da dran irgendwie aufgeilen, das steht außer Frage. Ich selbst gehör`da nicht dazu. Einen wirklichen Tabu-Bruch kann ich (!) auch nicht erkennen - welches Tabu breche ich damit? Aber nun gut, das darf natürlich jeder so sehen wie er möchte.

@Selene
Wo Du gerade "Fuchs" sagst - meine Großeltern haben heute noch einen Fuchspelz im Schrank hängen, also wie einen Schal, an dem auch der gesamte Kopf noch mit dran ist. War damals ziemlich schick, heute würden die Leute bei dem Anblick wahrscheinlich komplett durchdrehen. xD Und nein, ich finde es nicht gut, Pelz zu tragen; für den Fall, dass daraus nun irgendwie einen Diskussion entstehen würde. *schulternzuck* Fiel mir aber gerade dazu irgendwie ein.
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Re: Menschliche Überreste

Beitrag von Selene »

@Herbstlaubrascheln
Vielleicht bin ich da zu sentimental, aber ich finde es einen Unterschied, ob mir das künstliche Modell einer Schwangeren präsentiert wird, wo man interessante Details der Natur nachempfunden sehen kann oder eine Tote mit einem toten Kind. Ich finde die Vorstellung schlimm, dass das eine Frau war, die sich auf ihr Baby freute und dann, warum auch immer, aufgeschnitten hinter Glas landet und angegafft wird. Ja, ich bin ne sentimentale Nuss und mache mir oft zu viele Gedanken. Vielleicht wollte die Tote das so und es war ihr wichtig....ich habe keine Ahnung, wie das genau läuft. Ich(!) empfinde das als grenzüberschreitend, kann aber auch verstehen, wenn man das anders sieht (Natur usw.).

An die große Zeit der Pelze kann ich mich auch noch gut erinnern: Die Dame von Welt trug Pelzmantel oder -jacke ;) . Ich war als Kind mit meinen Eltern in einem großen Pelzgeschäft, und weil meine Mutter sich dort eine Jacke kaufte, bekam ich ein T-Shirt mit dem Werbespruch drauf: „Kinder finden Stolli toll. Stolli ist ein Kind von Stoll.“ Meine Güte, was für einen Quatsch man sich 40 Jahre merken kann. ;)
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