Dresscode zur Beerdigung (vorrangig) / (Abschweifung zu Dresscode auf Hochzeit und anderen Anlässen nich ausgeschloßen)

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Graphiel
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Re: Dresscode zur Beerdigung (vorrangig) / (Abschweifung zu Dresscode auf Hochzeit und anderen Anlässen nich ausgeschloß

Beitrag von Graphiel »

Also ich würde ja beide Punkte voll und ganz unterschreiben, wenn sich die zwei Radfahrer mitten in die Trauergemeinde gestellt hätten, aber irgendwo abseits der Gemeinschaft würden die mich da überhaupt nicht jucken. Da müsste bei mir schon mehr passieren, als stille religiöse Rituale (denen ich ja nichts abgewinnen muss), um mich in Rage zu versetzen. So wie ich Herbstlaubrascheln da verstanden habe, haben die ja nicht lauthals irgendwelche Texte runter gebetet, religiöse Lieder geträllert, oder so. Da finde ich jetzt deine Einstellung doch wenig übertrieben. Nichts für Ungut ;)
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blacksister´s ghost

Re: Dresscode zur Beerdigung (vorrangig) / (Abschweifung zu Dresscode auf Hochzeit und anderen Anlässen nich ausgeschloß

Beitrag von blacksister´s ghost »

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Zuletzt geändert von blacksister´s ghost am Freitag 9. August 2019, 12:58, insgesamt 1-mal geändert.
Charlotte Sometimes
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Re: Dresscode zur Beerdigung (vorrangig) / (Abschweifung zu Dresscode auf Hochzeit und anderen Anlässen nich ausgeschloß

Beitrag von Charlotte Sometimes »

Also da muss ich Soiled Recht geben:
Zweitens: Wenn ich da jemanden unter die Erde gebracht habe, der z.B. betonter Atheist oder Heide oder sonstwas war, in seinem Leben immer dem (insbesondere katholischen) Christentum aus dem Weg gegangen ist und dann nicht mal im Tod seine Ruhe vor demonstrativer Religionsausübung hat ist es doch nur normal, sauer zu werden. Also, finde ich.
Aus genau diesem Grunde hatte ich vor ein paar Wochen,kurz nach dem Tod meines Bruders,Stress mit meiner Verwandtschaft.
Mein Bruder war Atheist bzw. wenn er an etwas glaubte ,dann garantiert nichts vom Kaliber : abrahamitische Religion.
Ich musste ihm zu Lebzeiten versprechen,dass ich es nicht zulasse,dass die Hinterbliebenden,bei seiner Totenrede, ein Vater Unser herunter beten. (Er hat von mir sogar verlangt ,dass ich den "Laden" sonst boykottiere, so sehr "mochte" er den Kram.)
Um das durchzusetzen, da ich in meiner Verwandtschaft so einige vermeintliche(heuchlerische) Christen toleriere, musste ich richtig in Angriffsposition gehen. Zum Glück haben sie das am Ende verstanden. Am Ende habe ich mit dem Bestattungsunternehmer alles abgesprochen ,was gesagt werden sollte. Und Alle (die ihn wirklich kannten) waren damit mehr als zufrieden.
Auftrag erfüllt.Ich bin froh,dass die Leute einsichtig waren(Ich wäre ungern die "böse Bubin" gewesen), denn auf einer Beerdigung geht es um den Wunsch des Toten und nicht um den der Hinterbliebenden (die Trost in ihrer Religion suchen),die eh kaum etwas mit diesem zu tun hatten.Mich haben die Leute eh nicht interessiert,sie haben ihr wahres Gesicht gezeigt.
Ich habe den Sarg meines Bruders beweihräuchert (mit einer indianischen Totenräucherung) auf dem Weg zum Grab,habe sogar die Totenträger gefragt ,ob sie es sie stört.
Sie antworteten nichts, das verstand ich als stilles Einvernehmen.Ich empfinde diesen Beruf als sehr ehrenhaft und wie ich bereits schrieb, habe ich mich diesen (in ihrer schwarzen Kluft) mehr verbunden gefühlt,als jeden einzelnden ,heuchlerisch Trauernden (ausgenommen sind ein paar Individuen,wie Mutter und Schwester...)

Auch wenn es vielleicht gut gemeint war,ich hätte es auch nicht geduldet, das zwei wildfremde Menschen dort ihren Senf herunter beten.Das ist m.E sogar sehr respektlos. Vllt war der Tote ja ein Anhänger des fliegenden Spaghettimonsters oder Asatru.^^
Ich würde mich doch auch nicht einfach zu einem muslimischen Begräbnis dazu gesellen und keltische Totenlieder singen.^^
Graphiel
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Re: Dresscode zur Beerdigung (vorrangig) / (Abschweifung zu Dresscode auf Hochzeit und anderen Anlässen nich ausgeschloß

Beitrag von Graphiel »

SchwarzeKatz hat geschrieben: Samstag 29. Juni 2019, 12:54 Auch wenn es vielleicht gut gemeint war,ich hätte es auch nicht geduldet, das zwei wildfremde Menschen dort ihren Senf herunter beten.Das ist m.E sogar sehr respektlos. Vllt war der Tote ja ein Anhänger des fliegenden Spaghettimonsters oder Asatru.^^
Ich würde mich doch auch nicht einfach zu einem muslimischen Begräbnis dazu gesellen und keltische Totenlieder singen.^^
Das ist doch der springende Punkt daran. Die Leute haben sich nicht dazu gesellt, sondern irgendwo abseits im Hintergrund plaziert. ;) Ich finde darin besteht ein großer Unterschied. Mitten in der Trauergemeinde hätte ich sowas auch völlig daneben gefunden. Aber so? Ne, das würde ich einfach als Respektbekundung gegenüber einem Fremden bewerten. Auch wenn ich als Deist dem ganzen Tamtam der Kirche ebenfalls nichts abgewinnen kann.
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Re: Dresscode zur Beerdigung (vorrangig) / (Abschweifung zu Dresscode auf Hochzeit und anderen Anlässen nich ausgeschloß

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Um hier mal die Schärfe raus zu nehmen - niemand hat irgendwas gebetet. Die Leute waren andächtig. Gefaltete Hände, Kopf gesenkt, haben Anteil genommen. Dass das mit dem Beten hier jetzt so dermaßen hart ankommt, hätte ich nun nicht gedacht *lach* Aber auch wenn sie das gemacht hätten - würde mich in keinster Weise jucken, ehrlich gesagt.
Hab`ich falsch ausgedrückt.
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Re: Dresscode zur Beerdigung (vorrangig) / (Abschweifung zu Dresscode auf Hochzeit und anderen Anlässen nich ausgeschloß

Beitrag von Blackshiro »

Seh ich an der Stelle wie Graphiel.
Es ist eine Respektsbekundung und dazu eine, die ich sehr rührend finde. Dass der verstorbene nicht gläubig war, können die nicht wissen und ich finde, das ist in dem Fall auch nicht wichtig. Es ist doch schön, wenn vollkommen Fremde auf ihre Weise Anteil an der Trauer nehmen und auf ihre Weise dem Toten gedenken. Tun wir doch alle am Ende nur nach bestem Wissen.

Zum Thema Dresscode: Erzogen wurde ich zwar auch nach dem Credo dunkel und schlicht, in den meisten Fällen würde ich mich daran auch halten, Ausnahme ist aber: der/die Verstorbene hat sich etwas anderes gewünscht.

Vor einigen Jahren ist in unserem Freundeskreis eine junge Frau nach sehr langem Kampf an Krebs verstorben. Wir wussten alle, dass der Tag kommen würde, vor allem sie selbst wusste es und hat ihre Beerdigung entsprechend selbst geplant. Und zu uns hat sie immer gesagt "Was meine Familie macht, ist mir ja egal - aber wenn auch nur einer von euch es wagt, in Trauerkleidung aufzukreuzen, komm ich persönlich von wo-auch-immer ich lande zurück, um ihn zu verprügeln."
Und wir haben ihrem Wunsch entsprochen und sind in 'Alltags'-Kluft aufgekreuzt. Manche mit Kutten, andere mit Jeans und Bandshirt, egal. Und obwohl es IHR Wunsch war, waren einige ihrer Verwandten, besonders das ältere Kaliber, pikiert und empfanden es als unpassend. Ihre Mutter zum Glück nicht. Einer von uns hat sich vor ihrem Grab schlicht verbeugt und ihre Mutter meinte, dass war die vermutlich ehrlichste Geste, die sie an dem Tag erlebt hat.

Natürlich ist die Beerdigung und Trauerfeier vor allem für die Trauernden gedacht, den Toten ist es ja im Grunde egal. Und vor dem Hintergrund war meiner Freundin damals auch wichtig, dass wir uns nicht ihretwegen verbiegen/verkleiden.
Eigentlich ist es paradox gewesen. Sie hat ihre Beerdigung geplant und dabei hauptsächlich daran gedacht, was die Menschen, die ihr nahe standen, brauchen. Deshalb hat sie von ihrer Verwandtschaft nicht erwartet, sich in Szenekleidung zu werfen und von uns nicht, uns anzupassen.

Auf einer 'normalen' Trauerfeier ohne so einen Hintergrund würde ich Alltagskleidung dennoch als unpassend empfinden.
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Herbstlaubrascheln
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Re: Dresscode zur Beerdigung (vorrangig) / (Abschweifung zu Dresscode auf Hochzeit und anderen Anlässen nich ausgeschloß

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Ich weiß ja auch gar nicht, warum viele hier so fast schon aggressiv auf dieses Thema reagieren....Ich meine, nur weil ich selber nun mit Glauben und all dem Kram nichts am Hut habe, muss es mich doch nicht SO wütend machen, wenn jemand anderer das macht?! xD Das verstehe ich gar nicht, ehrlich gesagt.
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