Vocaloid

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Grauer Wolf
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Re: Vocaloid

Beitrag von Grauer Wolf »

Die Mucke erinnert mich an die seltsamen Kinderserien die meine Nichte als kleines Kind gesehen hat.
Hat für mich auch nichts mit Goth oder Schwarz zu tun.
Nun ja, das liegt unter anderem auch daran, daß von den drei Gothen, die hierzulande noch übrig geblieben sind, keiner Musik mit dem Vocaloïd Synthesizer macht. Vocaloïd ist ein digitales Instrument, das sich in jeder musikalischen Stilrichtung einsetzen läßt. Aber wo kein Musiker, da keine Musik...

Das mit den Kinderserien kann ich nicht nachvollziehen. Siehe Bohemian Rhapsody oben. Oder auch:

Legends Never Die
Poisenous Spider Daughter
Fade To Grey


Nach- und Rundumschlag:

Vocaloïd ist meiner Meinung nach die nächste Revolution in der Musik-Industrie, die hier in Deutschland völlig verschlafen wird -- Dank der hiesig weit verbreiteten Technik- und Technologiefeindlichkeit und Auffassung, daß alles Scheiße ist, was nicht schon perfekt vom Himmel fällt. Ja, Vocaloïd ist derzeit noch kein Ersatz für echten Gesang. Das hieß es in den 70er und 80er Jahren vom Synthesizer auch mal. Aber nach knapp 40 Jahren stetiger und schrittweiser Weiterentwicklung und Verbesserung sind Synthesizer aus der Musikindustrie nicht mehr wegzudenken. Vocaloïd hat inzwischen 15 Jahre Entwicklung hinter sich. Ich mache jede Wette, daß in weiteren 15 Jahren Vocaloïd in der Musikproduktion genau so eine große Rolle spielen wird wie der Synthesizer heute schon. Und Deutschland im speziellen und Europa¹ im allgemeinen wird in der Forschung, Entwicklung und Vermarktung dieser Technologie wieder einmal mehr keinerlei Rolle gespielt haben.

Nun kann man sich auf den Standpunkt stellen, daß ein »echter« Musiker für seine Musik weder Synthesizer noch Vocaloïd braucht. Genau diese Einstellung ist der Grund, weshalb der Großteil der Synthesizer- oder Vocaloïd-Musik so bescheiden klingt. Sie wird halt von Amateuren und nicht von Profis gemacht. Zum Glück gab und gibt es jedoch immer wieder Musiker, die selbige Instrumente für sich entdecken und damit echt gute uns anspruchsvolle Musik machen. Diese vom Mainstream bisher noch vollständig ignorierten Musiker und ihre Musik für mich zu entdecken ist, was mich dann fasziniert.


____
¹) Die Grundidee zu Vocaloïd wurde an der Universität Barcelona entwickelt. Hat hier aber niemanden interessiert. Yamaha hat das Potential erkannt und ein Produkt daraus gemacht, das auf dem japanischen Markt inzwischen fest etabliert ist. Die Geschichte kommt mir irgendwie bekannt vor: In Europa erfunden, das Produkt dazu kommt aber aus Japan oder China.
Zuletzt geändert von Grauer Wolf am Samstag 23. November 2019, 14:07, insgesamt 1-mal geändert.
Man soll Leuten nicht Boshaftigkeit unterstellen,
wenn man ihr Verhalten genau so gut durch Dummheit erklären kann.
(Hanlon's Razor)

:anger: :zap: :bomb: :boom: :fire: :rocket:
Chochmah
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Re: Vocaloid

Beitrag von Chochmah »

Grauer Wolf hat geschrieben: Samstag 23. November 2019, 13:20
Nun ja, das liegt unter anderem auch daran, daß von den drei Gothen, die hierzulande noch übrig geblieben sind, keiner Musik mit dem Vocaloïd Synthesizer macht. Vocaloïd ist ein digitales Instrument, das sich in jeder musikalischen Stilrichtung einsetzen läßt. Aber wo kein Musiker, da keine Musik...

Das mit den Kinderserien kann ich nicht nachvollziehen. Siehe Bohemian Rhapsody oben. Oder auch:
Naja, woran liegt es wohl das das Teil keiner benutzt?

Die merkwürdig quietschigen Stimmen die teilweise extrem sind wurden in den Zeichentrickfilmchen wohl für mich zu oft eingesetzt, daher meine Verbindung dazu. ;)

btw ist Bohemian Rapsody für mich so ein musikalischer Super-GAU das ich mir jede Interpretation davon erspare. Für mich der größte Irrtum der Musikgeschichte.
Trotz Waynes World.
Rin.Kagamine

Re: Vocaloid

Beitrag von Rin.Kagamine »

Es kommt halt darauf an wie der Producer die Stimmlage der Voicebank einstellt.

Die können wenn man will wirklich tief gehen. Und mit denen kann man halt seine eigene Musik machen. Bedeutet sie können dunkle Lieder singen.

Wenn ich einem bekannten glauben darf gab es mal so düstere Lieder über Mord und so. Das manche Suizid begangen.

Die Lieder soll man aber kaum noch finden

https://youtu.be/Yx7uAe50dN8

https://youtu.be/tvrv1YZWjRY

Hier mal noch welche mit düsteren Hauch, aber könnt ja selber mal auf YouTube nach welchen schauen
Soiled

Re: Vocaloid

Beitrag von Soiled »

Ja. Äh. Also, ich bin mir sicher, dass da wirklich viel Arbeit drin steckt und die Technik dahinter wahnsinnig differenziert und durchdacht ist. Menschliche Stimmen sind ja eins der komplexesten Instrumente überhaupt, da was rumzubasteln stelle ich mir irrsinnig schwierig vor. Ich kenn das ja eher aus dem Bereich (halb)klassische Musik, und da sparen sie sich natürlich oft die Wörter, weil's zu schwierig ist. Und ich find immer noch, dass bestenfalls die Chöre halbwegs glaubwürdig klingen. Die Solostimmen? Meh. Hat jetzt allerdings wirklich wenig bis nix mit der Szene zu tun.
Grauer Wolf hat geschrieben: Freitag 22. November 2019, 19:48 Noch kommt der Vocaloïd Synthesizer nicht ganz an die stimmlichen Künste von Freddy heran. Aber ich denke, wir werden alle noch erleben...
Ich glaub das dauert noch etwas länger. Die wissen ja immer noch nicht so genau, was Freddy Mercurys Stimme so besonders gemacht hat. Ok, irgendwas mit Untertönen vielleicht ...
Die Vorstellung, dass die da bei einem Sänger endoskopisch den Stimmapparat angeschaut haben, sorgt bei mir ja übrigens für leichtes Würgen. :lol:
Grauer Wolf hat geschrieben: Samstag 23. November 2019, 13:20 Fade To Grey
Das ist wirklich gruselig. Gibt's das uncanny valley auch bei Stimmen? Vermutlich.
Chochmah hat geschrieben: Samstag 23. November 2019, 11:31 Hat für mich auch nichts mit Goth oder Schwarz zu tun.
Musikalisch natürlich eher weniger, schon klar - das hört sich alles größtenteils nach stinknormalem Kommerz-Pop an, mit ein paar Klischees draufgepappt - erinnert sich noch wer an Nu Pagadi!? :lol:

Man könnte aber natürlich, mit ein bisschen gutem Willen, ein recht häufiges düsteres Konzept da raus- oder reinlesen: Die Grenzen zwischen Natur und Technik. Wo fängt Leben und Individualität an? Das wird schon bei Frankenstein angesprochen, bei E.T.A. Hoffmann (Coppelia/Olimpia), geht dann lustig in die Cyborg- und Roboter-Richtung weiter, William Gibson, Kraftwerk hat natürlich viel damit rumgespielt ...
Die sehen das aber durch die Bank eher kritisch bis ambivalent und auch gern mal ironisch, wohingegen dieses Vocaloid-Zeug für mich viel zu positiv ausfällt. Im Sinne von "Yay, Technik! Hübscher, einfacher und weniger vielschichtig als das echte Leben! Genießen statt hinterfragen!"
Rin.Kagamine hat geschrieben: Samstag 23. November 2019, 18:15 Wenn ich einem bekannten glauben darf gab es mal so düstere Lieder über Mord und so. Das manche Suizid begangen.
Naja, solche Lieder gibt es einige. Aber das macht die Musik noch lange nicht schwarz.
Gloomy Sunday ist berühmt dafür - das wurde ja von vielen, vielen Leuten gesungen.
Komm, großer schwarzer Vogel von Ludwig Hirsch galt als so deprimierend, dass es nach 22 Uhr nicht gespielt werden durfte. Trotzdem immer noch keine schwarze Musik.

Aber wer weiß - vielleicht muss man nur noch eine Weile warten. Sind schon abstrusere Musikrichtungen Teil der Schwarzen Szene geworden, überraschen würde es mich nicht.
Elric
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Re: Vocaloid

Beitrag von Elric »

@ Soiled

Es ist ausgesprochen verdienstlich, auf Ludwig Hirsch hinzuweisen... ;)
Grauer Wolf
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Re: Vocaloid

Beitrag von Grauer Wolf »

Soiled hat geschrieben:Gibt's das uncanny valley auch bei Stimmen?
Den Verdacht hatte ich auch schon. Und ich denke, das dürfte auch ein Grund sein, weshalb in der Vocaloïd-Szene ausgerechnet die weniger realistischen Anime-Quietsche-Stimmen so populär sind und weniger die deutlich ausgereifteren Stimmen, die stellenweise schon ganz gut klingen, im Detail dann aber doch arg befremdlich wirken.
Soiled hat geschrieben:wohingegen dieses Vocaloid-Zeug für mich viel zu positiv ausfällt. Im Sinne von "Yay, Technik! Hübscher, einfacher und weniger vielschichtig als das echte Leben! Genießen statt hinterfragen!"
Ich wage jetzt einmal zu behaupten, daß es heutzutage noch deutlich komplizierter, aufwendiger und vor allem auch teurer ist, gut klingenden Gesang mit Vocaloïd zu synthetisieren als einfach einen ausgebildeten Sänger anzuheuern und aufzunehmen. Was ja ein wesentlicher Grund ist, weshalb die allermeisten Vocaloïd-Stücke nebst ihren technischen Limitierungen so bescheiden klingen. Aber ich denke, das wird sich in naher Zukunft ändern -- insbesondere in der massentauglichen Pop- und Dance-Musik. Da werden virtuelle Stars die Kassen klingeln lassen.

Was in Zukunft ebenfalls »völlig unvorhersehbar und überraschend« über uns hereinbrechen wird, ist, daß wir mit Maschinen sprechen werden und die Maschinen mit uns. Und da wir bei dieser Entwicklung nicht mitmischen, können wir auch nicht mitbestimmen, wohin die Reise geht. Wenn die Japaner und Chinesen dann mal so weit sind, dann heißt es für uns einfach friß oder stirb. Die Waschmaschine hat dann keine Knöpfe und Schalter mehr, sondern erwartet, daß wir ihr sagen, was sie tun soll. Und sie wird uns wortreich erzählen, was sie gerade tut.
Chochmah hat geschrieben:Hat für mich auch nichts mit Goth oder Schwarz zu tun.
Echte Vocaloïd-Musikstücke, die ich dem Goth zuordnen würde, sind mir im Gegensatz zu Metal jetzt auch noch keine zu Ohren gekommen. Das hat für mich halt damit zu tun, daß es in Japan keine Goth-Szene mehr gibt, resp. das, was dort Goth genannt wird, nichts mehr damit zu tun hat, was hier bei uns als Goth durchgeht. Umgekehrt habe ich noch keine europäischen, geschweige denn deutschen Musiker egal welcher Stilrichtung gehört, die sich mit Vocaloïd beschäftigt hätten. Aber rein theoretisch könnte man Vocaloïd auch für gothische und schwarze Musik einsetzen. Schlechter als der eine oder andere schwarze Gesangsverein wird das dann auch nicht klingen. Dafür vielleicht sogar etwas gruseliger... ;-)

Vielleicht sollte ich doch endlich mal meinen Job hinschmeißen, mir einen fetten Apple kaufen, Vocaloïd instalieren und anfangen, meine neu gewonnene Freizeit mit dem synthetisieren schwarzer Musik zu verbringen. Einfach nur, um zu beweisen, daß es durchaus möglich ist.
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