Text oder Musik?

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Soiled

Text oder Musik?

Beitrag von Soiled »

Ich hab vor kurzem ja "Capriccio" von Richard Strauss gesehen (ja sorry, höre halt noch andere Sachen als die, die 100% Goten-approved sind), und da geht es um die große Frage, was (in diesem Fall in einer Oper) wichtiger ist - Text oder Musik? Die Frage wird natürlich nicht beantwortet, logisch, aber es würde mich mal interessieren, wie andere das sehen.

Für mich ist Text extrem wichtig. Viele (insbesondere deutschsprachige) Sachen kann ich, auch wenn sie musikalisch okay sind, kaum anhören, einfach weil ich die Texte so prätentiös und banal finde. Andererseits toleriere ich auch Musik, die ich eigentlich nicht so spektakulär finde, wenn die Texte super sind. Totenmond ist so ein Beispiel - musikalisch nicht so mein Ding, aber die Texte sind so gut, daß sie glatt allein als Gedichte wirken können. Und bei "Liebesbrief" von Thomas D. ist die Chance sehr groß, daß ich anfange zu heulen, obwohl die Musik ja nun wirklich ziemlich öde ist. Reicht auch, wenn ich den Text nur lese.

Wenn ich den Text überhaupt nicht verstehe hat das durchaus Vorteile - ich bin mir sicher, daß ich ein paar russische EBM-Sachen gelegentlich ganz gerne höre, die ich auf Deutsch nicht ertragen würde. :D

Idealerweise sollten sich Text und Musik natürlich ergänzen, aber, um ehrlich zu sein, fällt mir da spontan kaum etwas moderneres ein, wo das wirklich so ausgeprägt der Fall ist. Bei Opern und klassischen Liedern ist es dagegen durchaus üblich. Kann aber sein, daß ich das mal wieder nur durch meine persönliche Brille sehe.
blacksister´s ghost

Re: Text oder Musik?

Beitrag von blacksister´s ghost »

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Zuletzt geändert von blacksister´s ghost am Freitag 9. August 2019, 08:54, insgesamt 1-mal geändert.
Charlotte Sometimes
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Re: Text oder Musik?

Beitrag von Charlotte Sometimes »

Wenn ich mich entscheiden müsste,dann wäre ich eher für die Musik.
Ich höre auch gern Instrumental ,gitarrenlastiges oder Electro,ich brauch Vocals nicht unbedingt,da ich mit den meisten Texten emotional eh nichts verbinde.
Natürlich empfinde ich schöne Stimmen als angenehm,die runden das Ganze ab ,ist aber nicht zwingend nötig für mich.
Bloody Arthur

Re: Text oder Musik?

Beitrag von Bloody Arthur »

Beides.

Bei Metal sind mir die Texte oft nicht so wichtig... gibt auch ausnahmen, klar, aber mir reicht da meistens die Musik...

Bei gruftigem Zeugs sind mir die Texte schon sehr wichtig und ich muss gestehen das ich total auf kitschige oder leicht banale Texte stehe. Kann man kritisieren, ist mir aber egal.
Abseits davon liebe ich auch anspruchsvollere Texte, nicht unbedingt wegen dem Reimschema (wenn´s überhaupt Reime gibt) oder ähnlichem, sondern weil ich sie nicht auf anhieb verstehe... Und wenn man dann überlegt und interpretiert beim hören, wird man beinahe schon selbst kreativ und ist kein bloßer Konsument mehr.
Sozialkritische texte sind mir auch sehr wichtig, egal ob direkt oder uneindeutig/versteckt.
Musik ohne Gesang und Text kann auch funktionieren, ist klar.

Wegen Totenmond, ich glaube, ich hab die mit 14 oder so zum ersten mal gehört, ich hab nichts kapiert, weder Musik noch Text. :lol: Ich war damals richtig geschockt, aber positiv irgendwie... Die Alum-Cover sind ja auch nicht ohne. Ist schon ne krasse Band, mir aber auf Dauer zu eintönig, von der Musik her... Live sind die aber bestimmt eine Macht.
Phönix75
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Re: Text oder Musik?

Beitrag von Phönix75 »

Texte sind für den Bobbes.

Die sind oft einfach abgedroschen und interessieren mich daher nur selten.

Mir reicht da auch ein oft wiederholtes "Fuck you!" von Thorofon live. Erzielt zumindest dann eine gewisse Wirkung. ;)

Musik in seiner Gänze ohne Text auf sich wirken zu lassen ist in meinen Augen viel schöner. Gerade im ambienten Bereich kann man dazu auch mal ein schönes Kopfkino erzeugen.
Nichts ist so, wie es scheint.
Wanderfalke
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Re: Text oder Musik?

Beitrag von Wanderfalke »

Mir ist beides wichtig. Was nützt mir eine schöne Melodei, wenn dazu ein inhaltsleeres Gestammel serviert wird, und was nützt mir der genialste Text, wenn er in belanglose Töne gewandet wird? Solche Lieder, und erst recht solche, in denen beides Müll ist, sind für mich unbefriedigend.

Was die musikalische Seite betrifft, habe ich wenig Ahnung, gebe ich zu. Dort verlasse ich mich auf mein Gefühl: Entweder, die Musik spricht mich an oder eben nicht. Gern mag ich Ton- oder Rhythmuswechsel, auch interessante Solis finden bei mir offene Ohren. Einfallsloses Strophe-Refrain-Gedudel der Chart-Mucke hingegen ist langweilig.

Bei Texten lege ich Wert darauf, daß sie originell klingen. Natürlich gibt es Themen wie "Liebe", die nahezu jeder Künstler beackert. Wem dann aber nur das übliche "A lernt B kennen und am Ende finden die zusammen" und das womöglich noch mit abgedroschensten Reimen einfällt, wird bei mir sicher keinen Platz auf dem MP3-Player bekommen.

Deutschsprachige Texte kann ich natürlich besonders kritisch bewerten, doch nehme ich mir trotz meiner eklatanten Fremdsprachen-Schwierigkeiten auch die Zeit, mich interessierende Texte aus dem Englischen, Französischen oder Spanischen zu übersetzen und habe mich z. B. auch dahintergeklemmt zu erfahren, was die Tschechen XIII. Století nun genau in "Elizabeth" besingen. Immerhin eine schöne Melodie und eine Sprache, die für meine Ohren unglaublich gut zur besungenen ungarischen Gräfin paßt.

Insgesamt ist mir auch wichtig, daß das Gesamtpaket stimmig ist: Eine schöne Oldschool-Aufnahme darf gern ein bissel dumpf und unsauber klingen, Punk oder Straßenmusik genau wie Liveaufnahmen auch ihre falschen oder schrillen Töne haben. Studioaufnahmen von klassischer oder z. B. Symphonischer Metalmusik sollten idealerweise das volle akustische Bouquet entfalten, das mit moderner Aufnahme- und Wiedergabetechnik möglich ist.
"Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muß sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren."
(Albert Einstein, beinahe "Friedensfahrt"-Teilnehmer)
Charlotte Sometimes
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Re: Text oder Musik?

Beitrag von Charlotte Sometimes »

was die Tschechen XIII. Století nun genau in "Elizabeth" besingen. Immerhin eine schöne Melodie und eine Sprache, die für meine Ohren unglaublich gut zur besungenen ungarischen Gräfin paßt.
Oh ja! Der Song ist toll,den liebe ich auch sehr. ;)
Scheuer Wolf
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Re: Text oder Musik?

Beitrag von Scheuer Wolf »

Für mich ist es die Mischung aus Texten, Musik und Stimme des Interpreten, die für mich einen guten Song ausmachen. Der Text kann für mich noch so gut sein - wenn die Musik oder die Stimme nicht passen, gefällt mir das Lied nicht. Grundsätzlich kann man mich mit einer guten Stimme und guter Instrumentalisierung von Songs locken, um mich für den Text zu begeistern. Da ich aber fast nur noch Grundkenntnisse im Englisch habe, bevorzuge ich deutschsprachige Texte, da ich mich dort eher reinfühlen kann, als in englische.

Wenn ich eine für mich potentiell interessante Band kennenlerne, ist es mir bei der Recherche nach Songs wichtig, dass diese eine möglichst hohe Themenvielfalt haben. Wenn Texte nur das Grundthema Liebe haben, langweilt mich das sehr schnell - genauso wie monotone Instrumente. Besonders die Monotonie ist zum Beispiel der Hauptgrund, warum ich rein-elektronischer "Musik" wenig anfangen kann und eher orchestraler oder klavierbegleiteter Untermalung zuneigt bin. Und wenn's mal härter zur Sache gehen soll, dürfen es auch mal ein paar gepflegte (Dark-)Metal-Riffs sein. :)
Chochmah
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Re: Text oder Musik?

Beitrag von Chochmah »

Gute Musik macht einen schlechten Text viel erträglicher, anders herum geht es leider nicht.

Wenn mich die Musik anspricht interessiert mich auch der Text der dann hoffentlich gut ist.
Wenn es mir nur um Tolle Texte geht, lese ich ein Buch ;)

Was die schon erwähnte E-Musik angeht......das E bezieht sich meist nur auf die Musik und nicht auf die Texte. :lol:
Wenn man sich das Libretto mal anschaut graust es einem manchmal was da für ein banaler Senf drinsteht.
Auf Französisch oder Italienisch hört sich ja jeder Stuss wie ein Gedicht an ;)
Gerade wenn es sich um ( für die damalige Zeit ) Unterhaltungs-Mucke geht.

Was mich auf beiden Seiten anspricht ist z.B. The Turn Of The Screw von Benjamin Britten, sehr finster.
Soiled

Re: Text oder Musik?

Beitrag von Soiled »

Ich unterscheide ja eher ungern zwischen E- und U-Musik - unterhalten sollten doch beide, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise. Wenn dann so ein Künstler ankommt, der sich viel zu ernst nimmt, kann das schon ziemlich öde sein - durch drei Stunden Wagner sitz ich mich jedenfalls nicht durch. :D

Das ganze ist sicher auch historisch bedingt, durch die Ständeklausel gab es traditionell halt tendenziell das tragische und dramatische für den Adel und die Komödien für die niedrigeren Schichten. An sich nix schlimmes - auch Komödien können unglaublich geistreich sein, und tragische Werke eher steif und platt. Aber, ja, grade die Sachen, die auf der Commedia dell'arte beruhen (und das tun fast alle Opere buffe) haben gern mal was von Kasperltheater.
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