Sind Schwarze soviel anders?!

Alles über Gothic und die Schwarze Szene.
blacksister´s ghost

Re: Sind Schwarze soviel anders?!

Beitrag von blacksister´s ghost »

Herbstlaubrascheln hat geschrieben: Donnerstag 10. September 2020, 23:34 Ich kann da nur für mich selbst sprechen und ich persönlich brauch`für mein ganz eigenes Schwarz-Sein weder Szene, noch andere Leute, noch einen Club noch sonstwas. Wäre auch schwierig für Menschen, die wie ich am Arsch der Welt leben und für entsprechende Disco-Abende oder Konzerte ein ganzes Stück weg auf sich nehmen müssen bzw. wo es von Gleichgesinnten nicht grad so wimmelt *lach*
Ein Stück weit geb ich dir schon recht. Ich hab auch nie dieses ganze Szenegedöns gebraucht um mich entwickeln zu können. Das war schon immer ein nettes Gimmick für mich. Aber aus der Erfahrung heraus kann ich für mich sagen, dass die Gesellschaft von Schwarzkitteln für mich inzwischen wichtiger ist als die von Stinos und es sich auch gut anfühlt, von seines gleichen umgeben zu sein. Nur brauch ich dafür jetzt nich unbedingt Clubs und Konzerte. Wobei ich die Zeit nich missen möchte, wo ich in NRW durch den einen oder anderen Club getingelt bin. Ich kann aber schon verstehen, wer z.B. eine Tanzmaus ist, dass dem der Clubbesuch fehlt. Für jeden ist halt was anderes die Kirsche auf der Sahne.
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Graphiel
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Re: Sind Schwarze soviel anders?!

Beitrag von Graphiel »

Wie schon gesagt: Für mich sind Clubs, Diskotheken, Konzerte und Festivals eben wichtige kulturelle Begegnungsstätten, um sich in den direkten Kontakt mit anderen Szenegängern begeben zu können. Und ja, sie gehören für mich als kultureller Bestandteil irgendwo mit dazu. Sicherlich nicht in erster Linie um das eigene schwarz-sein zu festigen, da bin ich schon bei euch. Aber darum ging es ja eh nicht. Vielleicht bin ich da auch nur ein wenig altmodisch, aber mir geben gemeinsame Abende mit anderen Schwarzkitteln im Club tatsächlich erheblich mehr als wie Begegnungen daheim und via Internet. Das Internet ist da in Zeiten von Corona natürlich auch für mich ein Trostpflaster, keine Frage. Allerdings auch nicht mehr als das.
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Re: Sind Schwarze soviel anders?!

Beitrag von blacksister´s ghost »

Also man kann auch unter Schwarzkitteln mehr unternehmen als nur Club und Daheim abhängen ;)
Je nach Interessen kann die Palette da groß sein...
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Graphiel
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Re: Sind Schwarze soviel anders?!

Beitrag von Graphiel »

Ja, auch das ist natürlich richtig. Nicht desto trotz besteht für mich schon ein Unterschied, ob ich nun mit einem ausgewählten Kreis von Leuten etwas unternehme, oder ob ich mich allein unter fremden Schwarzkitteln, bzw mit einem ausgewählten Kreis auf einer neutralen Begegnungsstätte bewege, die einen gewissen Themenrahmen absteckt. Hinzu kommt, dass sich nach wie vor viele Schwarzkittel (so auch ich) einfach gerne zu guter Musik und in passender Atmosphäre bewegen. Und das kann zumindest ich in der Form beim besten Willen nicht in den heimischen 4 Wänden bewerkstelligen. Zumindest nicht so, wie es mir im Club möglich ist.
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Re: Sind Schwarze soviel anders?!

Beitrag von blacksister´s ghost »

Das tanzen hab ich in meine Gedanken vom letzten Post bewusst nich mit rein genommen, weil´s ja darum ging, dass man auch anderes unter Schwarzkitteln unternehmen kann. Und in einem Post weiter vorne hab ich ja mit eingeräumt, dass für manche das tanzen gehen wichtig is. Mir persönlich is es wieder egal ob ich meinen Arsch Daheim bei der Hausarbeit zur Musik hin und her schiebe oder unter Leuten.
Im übrigen will ich ja auch niemanden seine Leidenschaften nehmen...
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Herbstlaubrascheln
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Re: Sind Schwarze soviel anders?!

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Letztendlich ist das wahrscheinlich auch einfach eine Frage der eigenen Persönlichkeit, des Charakters und der eigenen Prioritäten.
Ich hab`nix gegen Party machen, aber für ein gelungenes Wochenende habe ich es noch nie gebraucht. Dazu kommt, dass ich die Musik in den Clubs großteils kacke finde, dass ich zum Qualmen vor die Tür muss (ja, Feuer frei - ich weiß es ist ungesund und es ist scheisse und es stinkt und Ihr findet es unnötg und total Panne, aber ich mach`s halt trotzdem ), dass ich mich nun mal gerne unterhalte, wenn ich unterwegs bin und das bei lauter Musik generell nicht möglich ist und ich da drauf einfach nicht so stehe. *schulternzuck* Also wie man sieht, ist das doch sehr individuell.
Tanzen, joa....Ist toll, aber mir absolut unwichtig.
Das kann ja jeder handhaben, wie er es möchte. Ich finde unter Gruftis nicht mehr Menschen, mit denen ich mich gern umgebe als unter dem Rest der Menschen; und genau so sieht auch mein engerer Dunstkreis, was sowas angeht, aus.
Konzerte finden hier am Arsch der Welt ohnehin keine statt, dafür müsste ich also eine weitere Fahrt in Kauf nehmen, was auch den einen oder anderen organisatorischen Aufwand bedeutet. Alles kein großes Ding, aber kommt halt auch immer sehr auf die Situation an sich drauf an.
Ich bin kein Stubenhocker, aber definitiv kein Szene-Gänger (mehr) Die Prioritäten verschieben sich ja auch mit entsprechenden Lebensumständen - wer das spießig findet, kann das machen; ich finde das schlicht und einfach nur normal *schulternzuck*
Mein Freund ist ebenfalls seit seiner Jugend schwarz unterwegs; und ich genieße das auch sehr, dass wir hier Gemeinsamkeiten haben und das auch entsprechend "ausleben" können - vielleicht ist das auch das falsche Wort; aber mir fällt gerade ein anderes ein, das besser passen würde. Und meine Freunde sind ganz bunt gemischt und vollkommen unterschiedliche Leute; ich brauche da Gemeinsamkeiten auf anderen Ebenen.

Aber, um jetzt mal wieder zum eigentlichen Punkt zu kommen (obwohl das ja auch nicht der eigentliche Punkt war *lach*) - die aktuelle Situation sehe ich auch sehr kritisch.
" Hab` keine Angst, bin nur ein Nachtgespenst
das keine Liebe kennt." (Untoten, "Grabsteinland")
Soiled

Re: Sind Schwarze soviel anders?!

Beitrag von Soiled »

Graphiel hat geschrieben: Donnerstag 10. September 2020, 19:30 Wie du schon selbst sagst: Das Gemecker ist fast so alt wie die Szene selbst.
Gnihi, hübsche Aufzählung. :lol:
Bei mir persönlich war's glaub ich damals HIM, wo ich wirklich sehr böse geschimpft hab. Mit dem Rest konnte ich mich ja noch halbwegs anfreunden, aber bei denen waren die Fans sabbernde Mädchen, die scharf auf den Sänger waren. Fand ich uuuuurpeinlich und wollte mit denen nix, aber auch nix zu tun haben. Ich mein, der war in der Bravo, und das ging ja so gar nicht ...
Bin da aber inzwischen deutlich nachsichtiger geworden, eh klar. Jeder muss schließlich irgendwo mit irgendwas einsteigen.
Graphiel hat geschrieben: Donnerstag 10. September 2020, 19:30 Was kann ich tun und was muss anderweitig (auch politisch) getan werden, um die ursprüngliche Strömung, welche heute leider nur noch eine unter vielen Nischen ist, die ich jedoch inzwischen mein zu Hause nenne zu unterstützen,
Hmmmmm. Ich glaub ich seh da die Aufgabe der Politik ein wenig anders. Also, eher dass sie dafür da ist, Clubs generell über Wasser zu halten, genauso wie Tontechniker und alles, was irgendwie im weitesten Sinne mit der Konzert-"Infrastruktur" zu tun hat. Ob da nun schwarze Musik oder Metal oder Hiphop oder sonstwas gespielt wird ist erst einmal unerheblich, finde ich.
Gestern war ich ja auf so einem Performance-Ding, wo die "Österreichische Clubkultur" symbolisch zu Grabe getragen wurde, mit Priester und Sargträgern und Trauermusik und Salutschüssen. Und Schweigeminute, natürlich. Und das ging von Rappern aus. Aber ich find, bei sowas sollte man wirklich an einem Strang ziehen und subkulturelle Animositäten mal ignorieren.

Aber von der Politik zu erwarten, dass sie dafür sorgt, dass Musik wieder so wird wie sie mal war ... ich glaub das wird nix. Musik ist immer ein Wiederhall des existierenden Zeitgeistes, und diese Mischung aus Perspektivlosigkeit und abgebrochenen Kunststudenten plus diverse lokale und weltpolitische Gegebenheiten, das gibt's einfach nicht mehr. Eine Ausnahme ist imho Russland (plus Belarus, Ukraine und so), da kommt derzeit Musik her, die sehr, sehr nah an altes (Proto-)Gothic-Zeug rankommt. Leider haben die oft keine schwarzen Klamotten an, da fällt das Marketing an den etablierten Markt (aka uns) natürlich schwer. Und ich glaub in Südamerika (Brasilien und so) sieht's derzeit musikalisch auch recht gut aus, weil da ebenso die Kacke am Dampfen ist. Aber in Europa? Da ist die allgemeine Stimmung einfach zu gut.

Bei uns gibt's ja tatsächlich zwei gemeinnützige Vereine, einen "Verein zur Förderung der Gothic-Musik und Kultur“ und einen "Kulturverein zum Erhalt der schwarzen Szene in ihrer ursprünglichen Form". 90% der Sachen, die sie organisieren, sind aber definitiv nicht "Gothic" im ursprünglichen Sinne; das letzte Oldschool-EBM-Konzert auf dem ich war, war zum Beispiel durch sie auf die Beine gestellt. Mittelalter-Zeug läuft auch viel über die. Aber das ist wirklich alles viel zu organisiert und geplant, da fehlt für meinen Geschmack die rohe Entwicklungskraft.

Alles nicht so einfach jedenfalls.
Graphiel hat geschrieben: Freitag 11. September 2020, 21:03 in passender Atmosphäre bewegen
Aber sowas von. Ich mein, die meisten Clubs sind hier in Kellern, oft wirklich alten, mit rohen Backsteinwänden und Tonnengewölben und so. Und wenn dann noch die Nebelmaschine angeworfen wird ... neeee, sorry, das krieg ich bei mir daheim beim besten Willen nicht hin.
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Re: Sind Schwarze soviel anders?!

Beitrag von Graphiel »

Soiled hat geschrieben: Samstag 12. September 2020, 19:51 Aber von der Politik zu erwarten, dass sie dafür sorgt, dass Musik wieder so wird wie sie mal war ... ich glaub das wird nix. Musik ist immer ein Wiederhall des existierenden Zeitgeistes, und diese Mischung aus Perspektivlosigkeit und abgebrochenen Kunststudenten plus diverse lokale und weltpolitische Gegebenheiten, das gibt's einfach nicht mehr. Eine Ausnahme ist imho Russland (plus Belarus, Ukraine und so), da kommt derzeit Musik her, die sehr, sehr nah an altes (Proto-)Gothic-Zeug rankommt. Leider haben die oft keine schwarzen Klamotten an, da fällt das Marketing an den etablierten Markt (aka uns) natürlich schwer. Und ich glaub in Südamerika (Brasilien und so) sieht's derzeit musikalisch auch recht gut aus, weil da ebenso die Kacke am Dampfen ist. Aber in Europa? Da ist die allgemeine Stimmung einfach zu gut.
Ich denke, wir meinen das im Grunde das selbe. Ich fände es auch vermessen zu erwarten, die Politik solle sich gefälligst für den Erhalt der ursprünglichen Darkwavebewegung einsetzen. Das funktioniert nicht. Doch wenn die Bedingungen zum Erhalt sowie der Neueröffnung auch für kleine Clubs und Diskotheken vereinfacht wird, so profitieren davon auch die kleinen und spezialisierten Veranstaltungen. Grundsätzlich ist ein Interesse an Nischenveranstaltungen ja durchaus vorhanden, sonst gäbe es sie inzwischen vermutlich schon gar nicht mehr. Das Problem ist aber, dass die Bedingungen um einen Club betreiben zu können leider so gestrickt sind, dass Nischenveranstaltungen oft eigentlich nur eine Herzensangelegenheiten bleiben. Mir ist jedenfalls kein Betreiber bekannt, der (um überleben zu können) nicht auch andere Veranstaltungen betreibt. Daraus resultierend geht es den Nischenveranstaltungen dann aber erst recht an den Kragen, wenn die äußeren Bedingungen so unbequem werden, dass diese Veranstaltungen nicht einmal mehr durch andere Programme erhalten werden können. Nun haben wir die Coronakriese und die Bedingungen verschärfen sich abermals, da nun die Einnahmen von Clubs und Diskotheken gänzlich zum Erliegen gekommen sind. Wie wirkt sich das nun wohl auf die Nischenveranstaltungen aus? Sicherlich doch nicht förderlich.
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