Sind Schwarze soviel anders?!

Alles über Gothic und die Schwarze Szene.
Soiled

Re: Sind Schwarze soviel anders?!

Beitrag von Soiled »

Graphiel hat geschrieben: Mittwoch 9. September 2020, 18:48 Jedoch sorge ich mich durchaus um die Nischen der Szene, die kleinen Festivals, sowie die etwas spezielleren Clubs und Diskotheken.
Jepp, ich glaub in D haben die das etwas verpennt. Gab ja grade erst eine Demo zu dem Thema in Berlin. Als ich hier auf der entsprechenden Demo war war das ... Anfang April oder so? Jedenfalls ganz, ganz früh. Und es gibt hier inzwischen wirklich halbwegs ordentliche Konzepte für kleinere Läden. Alles läuft zwar in etwas reduzierterer Form ab (Schattenwelt-Festival, Slash-Festival, komische Lounge-Events statt Party ...), aber immerhin hält es die Läden irgendwie über Wasser.

Wobei das ganze natürlich davon abhängt, wie man "Szene" für sich definiert. Ich bin mehr Team "Szene ist das mit den Menschen und den Clubs", wenn ich alleine irgendwo rumsitze, schwarze Klamotten trage und schwarze Musik höre fühle ich mich nicht als Mitglied. Ohne soziale Interaktion bzw. ohne Räume für soziale Interaktion (Internet ist grenzwertig) würde ich mich nicht als einer Szene zugehörig erachten. Aber das ist, wie gesagt, Ansichtssache.
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Graphiel
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Re: Sind Schwarze soviel anders?!

Beitrag von Graphiel »

Ja, von der Demo habe ich auch gelesen. Finde ich prinzipiell auch gut, dass da mal etwas mehr Aufmerksamkeit auf das Thema gelegt wurde. Bisher hatte ich in Deutschland tatsächlich den Eindruck, dass die Sorgen von Veranstaltern und Clubbetreibern in der Pandemie nicht so recht ernst genommen wurden und daher wenig bis gar keine Konzepte bzw Perspektiven entstanden. Wobei sicherlich auch die Besucher (jetzt nicht nur auf das schwarzbunte Getummel bezogen) nicht immer so ganz leicht davon zu überzeugen sind, alternative oder eingeschränkte Angebote auch anzunehmen um entsprechende Veranstalter zu unterstützen. Besonders dann nicht, wenn dabei lieb gewonnene Gewohnheiten etwas reduziert werden müssen, indem zum Beispiel Abstriche auf den Tanzflächen hingenommen werden müssen, oder sowas.
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CharlotteSchlotter
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Re: Sind Schwarze soviel anders?!

Beitrag von CharlotteSchlotter »

Um das Überleben von kleinen Clubs und alternativen Szeneprojekten mach ich mir auch große Sorgen! Mein Kommentar bezog sich eher auf das Gemeckere über die Szene als solche und wie sie sich entwickelt (unabhängig von Corona).
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Graphiel
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Re: Sind Schwarze soviel anders?!

Beitrag von Graphiel »

Davon ging ich aus ;)

Ich dachte mir halt, wenn wir eh gerade wieder beim Dauerthema "Die Szene ist voll tot und so" sind, könnten wir dem ganzen doch wenigstens noch einen sinnvollen Aspekt verleihen. Etwa indem wir mal im Angesicht von Corona das Augenmerk auf einen eventuell drohenden Szenetod (auch im Sinne von Absterben der Begegnungsstätten) der Nischen lenken, welche sich innerhalb dieses Konstruktes namens schwarze Szene befinden. Wenn es der Übersicht dienlicher ist und Interesse besteht, dann können wir dies natürlich auch gerne in einem neuen Thread zum Thema machen. :)
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blacksister´s ghost

Re: Sind Schwarze soviel anders?!

Beitrag von blacksister´s ghost »

Mal kurzer Einwurf meiner Seits.
Das Gejammer über die Szeneentwicklung mag inzwischen fast so alt sein wie die Szene selber. Und?! Darf man sich deswegen nich mehr dazu äußern und beschweren? Und wer sagt, dass die, die sich darüber beschweren nich ihr eigenes Ding machen?
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Graphiel
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Re: Sind Schwarze soviel anders?!

Beitrag von Graphiel »

@blacksister´s ghost Ganz ehrlich: Auch wenn ich die Wut, die Trauer und welche Gefühle sich sonst noch so mit der Entwicklung der Szene in Verbindung bringen lassen, nachvollziehen kann, so sehe ich für mich inzwischen keinen Sinn mehr darin sich darüber auszulassen. Wie du schon selbst sagst: Das Gemecker ist fast so alt wie die Szene selbst. Das gab es schon, als man noch darüber stritt ob nun Bands wie Skinny Puppy noch dazu gehören, oder nicht. Das gab es in den 90ern, als einige Leute der Szene der Meinung waren eine bisher dezente schwarzromantische Grundstimmung mit irgendwelchem übersinnlichen Unfug zu garnieren. Das gab es, in den 2000ern als die nächste Generation anfing Mittelaltermärkte zu belagern oder sich bunte Schläuche in die Haare zu tüddeln. Und das gibt es eben auch jetzt noch. Das einzige was sich in all der Zeit nie geändert hat: All die Proteste, die berechtigte Kritik, die Wut, die Trauer, etc. Nichts davon hat die Veränderungen jemals aufhalten oder gar rückgängig machen können. Auch mich haben in meiner Jugend die nörgelnden Spät-90er Gothics aus meiner Gegend nicht dazu bewegen können, mich von neumodischen Musikeinflüssen abzuwenden und meine Position im schwarzen Getümmel zu überdenken. Dies haben bei mir die Zeit, ein sich verändernder Musikgeschmack, die Suche nach mehr Tiefe innerhalb der Szene und das Interesse an der Szenegeschichte erledigt.

Ich würde sicherlich keiner kritischen schwarzen Seele das Wort verbieten, oder unterstellen sich nicht für seine Nische einzusetzen. Ich sehe für mich inzwischen jedoch keinerlei Sinn mehr darin das Thema immer wieder aufzukochen und blicke stattdessen lieber in die Zukunft indem ich mir die Frage stelle: Was kann ich tun und was muss anderweitig (auch politisch) getan werden, um die ursprüngliche Strömung, welche heute leider nur noch eine unter vielen Nischen ist, die ich jedoch inzwischen mein zu Hause nenne zu unterstützen, anstatt Veränderung an der Oberfläche zu betrauern, an denen sich rückwirkend eh nichts mehr ändern lässt.
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blacksister´s ghost

Re: Sind Schwarze soviel anders?!

Beitrag von blacksister´s ghost »

@Graphiel

Das ist doch mal ein Ansatz mit dem man arbeiten kann. Ich hatte schon Sorge, dass wieder sowas kommt ala` "man muß dann halt selber was auf die Beine stellen".
Im Gegensatz zu dir blicke ich noch nich mal in die Zukunft. Ich lebe im hier und jetzt, optimiere mich selber hin und wieder und falle ab und an, wie man merkt, der Nostalgie zum Opfer. Und ja, vll. hast du recht, dass bei den jüngern Hüpfern, die dem schwarzen Mainstream fröhnen, das Gejammer gar nich ankommt.

Was mich aber interesieren tät...."Was kann ich tun und was muss anderweitig (auch politisch) getan werden, um die ursprüngliche Strömung, welche heute leider nur noch eine unter vielen Nischen ist, die ich jedoch inzwischen mein zu Hause nenne zu unterstützen, anstatt Veränderung an der Oberfläche zu betrauern, an denen sich rückwirkend eh nichts mehr ändern lässt."
Du sprichst von politisch. Auf was beziehst du das genau? Braune Strömungen in der Szene? Weil so gesehen, seh ich die Szene noch nicht durch die Politik bedroht (die von Außen). Ausschließen, dass es irgendwann dazu kommen kann, will ich in anbetracht der braun-blauen Seuche, die sich breit macht, natürlich nicht. Wobei ich hoffe, das nie erleben zu müßen.
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Graphiel
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Re: Sind Schwarze soviel anders?!

Beitrag von Graphiel »

Nene, ich meinte jetzt nicht politische Strömungen innerhalb der Szenelandschaft. Da habe ich mit meinem umständlichen Satzbau vielleicht etwas undeutlich ausgedrückt. ;)

Ich dachte da jetzt erst einmal nur an politische Entscheidungen, bzw Verordnungen die es Veranstalter und Clubbetreibern vereinfachen bestehende schwarze Begegnungsstätten zu erhalten. Jetzt zu Corona fehlen da ja teils gänzlich die Perspektiven, wie man das kulturelle Nachtleben erhalten kann. In Deutschland gilt aus gutem Grund bis auf weiteres das Öffnungsverbot für Clubs und Diskotheken, ohne dabei jedoch (zumindest nach meinen bisherigen Beobachtungen) ernsthafte Perspektiven zu erarbeiten, wie Betreiber diese langfristig unter Coronabedingungen erhalten können. Mieten, Versicherungen, etc wollen schließlich auch weiterhin bezahlt werden, was ohne Einnahmen verständlicherweise nur schwer umsetzbar ist. Und an der Stelle kommen wir dann zu unseren Szenenischen. Für die bestehenden Großraumdiskotheken, in denen sich die komplette schwarzbunte Welt bewegt mag es unter Umständen sogar noch möglich sein irgendwie mit einem blauen Auge aus der Coronakriese zu kommen, doch gerade bei den kleineren Clubs und Diskotheken hege ich da noch große Befürchtungen. Die Nischenveranstaltungen der Szene, so eben auch die der Szenewurzeln finden halt oft in eben jenen kleineren Clubs und Diskotheken statt, welche ich im Augenblick bedroht sehe.

Aber auch schon vor Corona haben wir es seit Jahren mit einem zunehmenden Clubsterben zu tun. Und da sehe ich halt neben Veranstaltern und Besuchern auch die Politik in der Verantwortung, die Betreibern von Clubs und Diskotheken leider auch unnötige Knüppel zwischen die Beine wirft. Man mag zwar auch daheim mit vollem Herzen schwarz sein können, doch finde ich Veranstaltungen, Clubs und Diskotheken auch bzw gerade im Bezug auf den Erhalt der Szenenischen als Begegnungsstätte nach wie vor wichtig. Da gehe ich tatsächlich ein bisschen mit Soiled konform.
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Re: Sind Schwarze soviel anders?!

Beitrag von blacksister´s ghost »

@Graphiel

Ok, jetzt versteh ich auf was du raus willst.
Keine Ahnung welche Denkweise die Politik da hat. Ob sie sich bezüglich Kunst überhaupt noch groß Gedanken macht oder ob sie meinen ihre Schuldigkeit getan zu haben, Museen haben ja wieder auf. Soll nich heißen, dass ich das alles begrüße und gut finde, bevor mir wieder wer das Wort im Mund umdreht. Das ist echt nur ins Blaue geraten.
Auf der anderen Seite, wenn ich überlege wie das die letzten Wochen da in Prag so lief. Da sin ja echt die Deutschen rüber um dort Party zu machen. Ohne Abstand oder sonstige großen Coronaregeln. Das kann natürlich auch nich im Sinne sein. Man setzt immer auf die Vernunft der Menschen, aber das funktioniert leider nich.
Hier sind leider die Veranstalter und Clubbesitzer gefragt, sich was einfallen zu lassen. Nich dass ich das gut finde, dass die auf sich allein gestellt sin, nich falsch verstehen.
Ich hab die Tage einen Beitragsausschnitt gelesen, eines Clubbesitzers von hier. Der kann z.B. gar kein Hygienekonzept umsetzen. Die Bühne is zu klein um irgendeinen Abstand wahren zu können, genauso die Ausgänge betreffend. Der hat nur einen zur Verfügung. Begegnungen können also nicht ausgeschloßen werden. So wie ich gesehen hab, hat der jetzt 3 Veranstaltungen nach Außen verlagert, als Openair Sache. Klar, im Sommer jetzt kann man sowas machen. Ansonsten kann da jetzt echt nur auf (Szene-)Solidarität gebaut werden, dass Spenden rum kommen. Es ist traurig, das steht außer Frage.
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Herbstlaubrascheln
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Re: Sind Schwarze soviel anders?!

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Zu diesem ganzen "Heute ist alles scheisse" - Thema....Ganz ehrlich, das gehört dazu. Das begegnet einem überall, auch in anderen Nischen. Und das ist kein neues Phänomen. Als ich anfing, schwarz zu tragen, wurde auch schon sehr viel gejammert und wehmütig über alte Zeiten gesprochen; und das ist 20 Jahre her. *lach*
Was das Corona-Thema hingegen angeht...Nun ja; für mich ist Schwarz-Sein nicht gleichbedeutend mit Club oder was auch immer; von dem her sehe ich zwischen der Schließung von Discotheken aufgrund der aktuellen Lage und "Szenesterben" keine wirkliche Verbindung. Aber wie schon erwähnt wurde, das handhabt ja auch jeder anders. Ich kann da nur für mich selbst sprechen und ich persönlich brauch`für mein ganz eigenes Schwarz-Sein weder Szene, noch andere Leute, noch einen Club noch sonstwas. Wäre auch schwierig für Menschen, die wie ich am Arsch der Welt leben und für entsprechende Disco-Abende oder Konzerte ein ganzes Stück weg auf sich nehmen müssen bzw. wo es von Gleichgesinnten nicht grad so wimmelt *lach*
" Hab` keine Angst, bin nur ein Nachtgespenst
das keine Liebe kennt." (Untoten, "Grabsteinland")