Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Alles über Gothic und die Schwarze Szene.
Herbstlaubrascheln
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Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Dass das Ganze auf die "Heute ist alles scheisse" - Schiene (banal gesagt) hin läuft, wollte ich eigentlich gar nicht. Ich denke, dass viele Jugendliche heute, die schwarz durch die Gegend laufen, höchstwahrscheinlich eher wenig mit typischen Szene-Klassikern oder noch eher, mit den musikalischen Anfängen eben dieser Schiene (nein, bitte keine Grundsatz-Diskussion über Musik, da kommt man schlicht und einfach nie auf einen gleichen Nenner und vielleicht ist das ja auch ganz okay so *lol*) wenig bis gar nichts anfangen können bzw. halt auch einfach gar keinen Zugang dazu haben. Was in meinen Augen ja auch irgendwo vollkommen logisch ist.
Dass die Szene schwammig ist, will ich gar nicht abstreiten. So ein kleines bisschen war sie das aber schon immer; natürlich nicht so in den Ausmaßen wie heutzutage, das ist klar.
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Charlotte Sometimes
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Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von Charlotte Sometimes »

@Herbstlaubrascheln
Dass das Ganze auf die "Heute ist alles scheisse" - Schiene (banal gesagt) hin läuft, wollte ich eigentlich gar nicht.
Ich muss ganz ehrlich sagen ,dass ich da selbst ambivalent bin.
Einerseits finde ich es gut,das es Veranstaltungen wie das WGT oder M´era Luna gibt.
Auch wenn mich da nicht wirklich etwas hinzieht,halte ich es für ein cooles Event ,wo sich viele Schwarze begegnen können.
Andererseits empfinde ich es als extrem künstlich und aufgesetzt.
Ich vermisse die trübe ,düstere,neblige Atmosphäre.^^Für mich sieht das eher nach einem schwarzen MPS aus.^^
Ich habe mir letztens Bilder dazu angesehen,okay,das ist etwas anderes als dort anwesend zu sein.
Aber nichts,rein gar nichts brachte mir eine düstere ,melancholische Stimmung nahe.^^
Ich glaube sogar ,viele Teilnehmer als nur temporär Schwarze identifiziert zu haben.
*Ja, ich habe mir aus Langeweile mal den Spaß gegönnt,wen ich da dort (imho) als Gruftie einstufen würde und wen nicht* :mrgreen:
Über Musik,Literatur, Haarfarben ,Kleidungsstil lässt sich nicht streiten...aber wenn es um Atmosphäre geht...verlange ich schon ein bisschen mehr.^^*und bei so vielen Besuchern müsste der Himmel schwarz werden*... Grinsende ,Selfiesmachende ,wenn man sie fragt Blutengel hörende ,auf extremst verkleidete, unbedingt auffallen wollende Gestalten ...sind für mich nicht schwarz.Die langweilen mich in ihrer Aufgesetzheit eher.^^*Schummelpakete* Das sind bloß Stinos hinter einer 20 cm dicken Schicht Make up.^^
CharlotteSchlotter
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Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von CharlotteSchlotter »

@SchwarzeKatz : Was das WGT angeht, sind deine Beobachtungen größtenteils sicherlich richtig. Andererseits gibt es trotzdem die Nischen, in denen eine traurig melancholische Stimmung zelebiert wird. Das ist wahrscheinlich bloß nicht spannend genug, um darüber eine reißerische Berichterstattung zu finden. Und der Wochenend-Grufti findet zu Blutengel auf der Agra auch eher einen Zugang als zu post-punkigen Nischenbands.

Was das Thema Einstellung als Gemeinsamkeit angeht, tendiere ich eher zu Blacksisters Ghosts Ansicht, dass das schon ein wichtiger Punkt ist. Allerdings nicht die Einstellung in jeder Hinsicht und zu jedem Aspekt des Lebens, sondern eher zu bestimmten Bereichen. Z.B. Individualismus, Konformität, gesellschaftliche Zwänge, eine gewisse kritische Haltung zu gesellschaftlichen Entwicklungen, Offenheit für Tabu-Themen und sicher noch einige andere.

Das heißt für mich aber nicht, dass jeder, der ähnliche Einstellungen hat, auch ein Grufti ist. Dazu bedarf es dann noch ein paar weiterer Merkmale, die in Summe halt das Gesamtpaket ergeben.

Was das bereits angesprochene Thema der wavigen Bands angeht, deren Bezug zur Szene optisch nicht zu erkennen ist, hab ich das auch so beobachtet. Gerade im Post Punk und Cold Wave Bereich gibts viele davon. Das Publikum ist dann meist schwarz bunt gemischt. Aber die Musik wirkt auf mich oft gruftiger, als sich viele schwarze Mainstream Bands überhaupt trauen würden, zu klingen.
Zuletzt geändert von CharlotteSchlotter am Montag 4. Februar 2019, 21:05, insgesamt 1-mal geändert.
blacksister´s ghost

Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von blacksister´s ghost »

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Zuletzt geändert von blacksister´s ghost am Freitag 9. August 2019, 12:44, insgesamt 1-mal geändert.
CharlotteSchlotter
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Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von CharlotteSchlotter »

@blacksister´s ghost Ups, danke für den Hinweis ;)
blacksister´s ghost

Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von blacksister´s ghost »

Ich bin letztens auf ein Youtube-Video gestoßen, in dem dieser Punkt aufkam und er hat durchaus zum nachdenken angeregt.
Selber bin ich ja auch jemand, der der Meinung ist, dass der Ursprung wichtig ist und man sich Ansatzweise damit befassen sollte. Schon allein um halbwegs zu verstehen worum es geht / ging. Zumindest kam in diesem Clip die Frage auf, warum sollte ein Szeneneuling das tun. Mit der Begründung, dass inzwischen doch alles anders ist. Im Prinzip muß ich da recht geben. Heute sind die Beweggründe der Leute andere. Wobei ich denke, dass die Zeit sich aber nich wirklich geändert hat. Bzw. nich zum positiven.
Herbstlaubrascheln
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Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Ich denke, der Szene-Ursprung ist in der heutigen (!) Szene überhaupt nicht mehr wichtig.
Man merkt ja auch immer mehr, wie sehr sich die Leute, die da heute aktuell unterwegs sind, davon fast schon loswerden, mit diesen "typischen Grufti-Klischees" ja gar nichts zu tun haben oder zu tun haben wollen; weder von entsprechender Musik noch Friedhöfen oder was auch immer. Oft hört man in irgendwelchen Berichterstattungen ja auch ein "Ich bin ja auch nicht traurig, ich trage auch ganz oft bunte Sachen", oder "Ich laufe nicht nachts über den Friedhof" oder "Einmal im Jahr im WGT kann ich so aussehen, wie ich möchte". Das sind alles Dinge, an denen man merkt, dass man sich ohnehin schon sehr, sehr weit weg bewegt hat von der "eigentlichen" Szene. Ja, ich weiß - man kann die Szene nicht mehr eingrenzen, man weiß nicht, was die "ursprüngliche" Szene eigentlich war, es gab dieses Einfluss, es gab jenen Einfluss...All das stimmt schon. Aber sehr viele Dinge, die ganz typisch für die Gruftis waren, werden von der heutigen Szene eher weggeschoben, belächelt oder für sich hat vollkommen außen vor gelassen.
Und was mir persönlich immer ganz extrem auffällt: Heute wollen die alle so schön sein *lach - Da wird es regelrecht zelebriert, sich zur Schau zu stellen, das perfekte Outfit zu präsentieren, überall Fotosthootings und Models :roll: Das ist in meinen Augen ganz weit weg von den Ursprüngen.
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blacksister´s ghost

Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von blacksister´s ghost »

Ich dachte ja immer, dass diese Gothic Models von den 2000ern verschwunden sind, aber das scheint sich alles nur verlagert zu haben. Richtung Instagram...
Mir persönlich erschließt sich auch noch nich der Sinn darin. Warum hat jemand einen Account wo er seinen ganzen Kleiderschrank (übertrieben gesagt) einmal komplett präsentiert?
Von mir z.B. gibt´s nur Bilder, wenn sich irgendwas verändert hat oder ich einen wirklich guten Tag hab, wo ich mich gut fühle und auch hübsch. Und dann erfüllt´s meist gleichzeitig auch den Sinn eines neuen Profilbildes.
Ich kenn´s aus der Stinowelt, da hat sowas auch viel mit dem Ego zu tun. Je mehr Likes und positive Worte, desto größer wird das Ego und desto besser fühlt man sich. Sollte das inzwischen auch in der Schwarzen Szene Einzug gehalten haben?
Graphiel
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Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von Graphiel »

blacksister´s ghost hat geschrieben: Freitag 19. März 2021, 13:39 Ich dachte ja immer, dass diese Gothic Models von den 2000ern verschwunden sind, aber das scheint sich alles nur verlagert zu haben. Richtung Instagram...
Ja, das nehme ich auch so wahr. Von einem Verschwinden kann ich in dem Bereich tatsächlich nicht sprechen. Hier und da bekomme ich durch meine Schwägerin in Spe durchaus mit was auf den sozialen Plattformen so in diversen "Gothic"-Gruppen los ist und da scheint das ganze Phänomen noch genauso aktiv zu sein wie eh und je. Fotos hier, Selfies da... und das nicht nur von offensichtlichen Privatleuten.

Verstehen kann ich das ganze auch nicht. Im Januar habe ich noch einen Beitrag zum Thema Anti-Fashion in den 80ern gesehen, den ich sehr interessant fand. Da ging es der Protagonistin aus dem weiteren Umfeld des Wave noch darum mit ihrem Aussehen ein Statement zu setzen und nicht einfach nur als "Lustobjekt" betrachtet zu werden. Aber halt auch, dass man nicht von der Optik auf die Fähigkeiten und Werte schließen soll. Eine Handhabe, die ich auch aus heutiger Sicht durchaus begrüßenswert finde. Wenn ich mir dann aber die gothic Models (die das teilweise ja sogar als Beruf ausüben) vor Augen führen, dann tut sich mir jedoch der Verdacht auf, dass die Idee des Anti-Fashion leider auf ganzer Linie gescheitert sein muss. Statt das Anti-Fashion zum erhofften Ziel geführt hat, haben sich in der Gesellschaft lediglich weitere Modetrends entwickelt und die Gesellschaft passte ihre Akzeptanz daran an. Vermutlich ist auch das ein Grund, weshalb im Lauf der Jahre manch Schwarzkittel glaubte sich in immer extremere Outfits werfen zu müssen. *Schulter zuck*
"Sowas kann doch nur Leuten einfallen, die in Assoziationsspielchen neben Hund, Katze und Maus auf "Hmm.... Schwingschleifer!" kommen, oder?" - Barlow
blacksister´s ghost

Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von blacksister´s ghost »

@Graphiel

Mit "Lustobjekt", beziehst du das auf die Art der Freizügigkeit?
Ich denke ein jeder von uns kennt diesen Fetischkalender oder was das sein soll, vom Sonic Seducer...Gibt´s diese Kalender überhaupt noch? Ich bin da nich up to date.
Ehrlich gesagt steh ich diesem Punkt Zwiegespalten gegenüber. Ich mein, nackte Haut, Erotik, Aktfotografie ect. ist was relativ normales. Und Erotik kann man auch erreichen, wenn man einen kurzen Rock trägt mit zerfetzten Strumpfhosen und das Oberteil figurbetont ist oder paar cm unter Brust endet. Genauso wenn man ein durchsichtiges Oberteil an hat, wo BH oder ein schmaler Streifen Stoff die Brüste bedeckt. In meinen Augen ist das das gute an der Szene, dass man sich dahin durchaus ausleben kann ohne Blicke und man dort eben weniger zum Lustobjekt gemacht wird, als wenn man unter den Stinos ist. Dazu kommt, dass jeder etwas anderes unter freizügig versteht und den Begriff erotisch oder billig für sich anders besetzt.. Sicher würde ich es nicht als festes Bestandteil der Grufties sehen, definitiv nicht. Aber es hat in der Entwicklung der Szene seinen Platz gefunden. Wobei ich sagen muß, je freizügiger das Erscheinungsbild auf dem Foto desto weniger landet das im Internet, sondern Daheim an der heimischen Wand - zumindest in meiner Welt.

Unterm Strich ist es immer das "Problem" des Betrachters, wenn er in entsprechende Bilder und Klamotten mehr rein interpretiert, als der Träger damit vermitteln will.

Ansonsten unterschreibe ich den Punkt, dass man von der Optik nich auf den Menschen schließen soll, sofort. Das war auch in Sachen Beruf sehr oft mein Gedanke. Dass mich die Arbeitgeber nehmen sollen wie ich bin und meine Leistung nich anhand meiner Optik messen sollen.
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