Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Alles über Gothic und die Schwarze Szene.
Bloody Arthur

Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von Bloody Arthur »

SchwarzeKatz hat geschrieben: Freitag 25. Januar 2019, 17:06 Ich kann tiefschwarze Lyrics ,in jederlei Genre finden...authentische Emotionen.
Das muss nicht immer nur Metal,Dark Wave, Postpunk etc. sein...das finde ich auch im verzweifelten ,düsteren Blues (z.B)
Auf jeden Fall!
Auch wenn man z.B. in die Bildende Kunst schaut, gibts und gab es schon immer Sachen die absolut Düster oder Makaber waren und "Gothic" in vielen Teilen Elemente vorweg genommen haben... Bzw. sich überhaupt nicht als "Gothic" verstehen aber es wohl wesentlich "mehr sind" als so manche Gothic oder Düster Kapelle/Künstler (die ich eventuell trotzdem mag^^)
SchwarzeKatz hat geschrieben: Freitag 25. Januar 2019, 17:06 Ich muss auch sagen ,dass ich auch vieles von den Onkelz klasse finde *Lyrics*
Was man von denen auch halten mag, viele meinen die seien rechts.
Die Onkelz waren in ihren frühen Zeiten unbestritten stark rassistisch, wenn sie auch nicht direkt "National-Sozialistisch" waren und ihren Rassismus irgendwann abgelegt haben und sogar einige Aktionen "gegen Rechts" gebracht haben....
Ich persönlich empfand ihre Texte immer als sehr... ähm... "Stammtischhaft"(?) und ... so nach dem Motto, "hey wir halten zusammen, alle sind gegen uns, wir werden nur falsch verstanden, folgt uns denn wir verstehen eure Gefühle"... Mag Ausnahmen geben...
Ich mochte sie nie aber wer´s mag...^^ Ich denke ihre Texte geben in erster Linie halt... und dafür müssen sie nicht unbedingt "gut" sein....

(Ich mag ja auch Bands deren Texte nicht unbedingt "gut" sind. xD)

...

Das neuere Zeug von den Hosen find ich nur noch schrecklich.... hab die Alben aber nicht gehört, nur die Singles. Die 2 von dir genannten Lieder mag ich allerdings auch immernoch.... irgendwie...^^
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Phönix75
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Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von Phönix75 »

Den Onkelz hängt halt ihre Skinhead-Vergangenheit nach, die sie auch, solange sie sich Onkelz nennen nicht ablegen werden können. Ich hatte neulich mal in den Untiefen des Youtube-Archivs gekramt und mir ein Talkgespräch mit dem Onkelz-Frontmann und Alfred Biolek reingetan. Ich kann durchaus nachvollziehen, wenn man sich von seiner Jugendzeit distanziert und Abstand von Rassismus und Rechtsradikalität nimmt. Was ich aber nicht verstehen kann, wenn man nach wie vor unter gleichem Bandnamen Musik macht. Sie hatten zu damaligen Zeiten einen äußerst rassistischen Song (ging um Türken), der zwar nie offiziell veröffentlicht wurde, aber dennoch nach wie vor für Gesprächsstoff sorgt. Ich denke, dass es hier stark um eine Identifikation mit einer Band geht, die wahrscheinlich nicht so erfolgreich wäre, wenn sie einen anderen Bandnamen hätte bzw. den Bandnamen gewechselt hätten. Ich persönlich kann mit so einer Art "(Mit-)Gröhlmucke" nichts anfangen. Das ist mir zu simpel.

Die Toten Hosen (genauso wie die Ärzte) und Punk? Am Anfang vielleicht. Seit einer Weile ist das nur noch weichgespülter Abklatsch mit Moral-Attitüde. Das ist soweit vom Punk entfernt, wie die Erde vom Mars. Und natürlich ebenfalls Mitgröhlmucke mit Kommerzeinschlag.

Keine Ahnung, was das alles mit dem Szene-Ursprung zu tun hat?! Ich finde, nichts!
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blacksister´s ghost

Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von blacksister´s ghost »

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Herbstlaubrascheln
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Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

"Innere Einstellung und das Denken" - ich weiß nicht...."Einstellung" finde ich immer recht weit hergeholt. Ich denke nicht, dass das ein Punkt ist, der Grufties verbindet oder früher verbunden hat. "Lebensgefühl" passt da vielleicht ein bisschen besser, vermute ich. Denn wie man hier auch immer wieder sehr deutlich sehen kann, gehen Denken und Einstellung doch extrem weit auseinander - logischerweise.

Ich selbst bin durchaus jemand, den die Ursprünge beschäftigen, sowohl, was die Musik als auch andere Aspekte angeht. Musikalisch gesehen war ich aber schon immer eher nostalgisch einzuordnen; zumindest in großen Teilen.

Ansonsten - die Toten Hosen und die Punkwurzeln der Szene in einem Atemzug zu nennen, finde ich gerade etwas seltsam, aber nun gut. Ich denke, das sollte hier auch gar nicht so sehr Thema sein, was nun Punk ist und was nicht, aber das musste ich gerade mal loswerden ;)

Was aber hier nicht unerheblich ist: Das "Generationenproblem", wie es jemand bereits genannt hatte. Die jungen Leute, die heute diese Schiene fahren, kommen aus einer vollkommen anderen Zeit, tragen ein absolut anderes Lebensgefühl in sich, wachsen anders auf, haben andere Möglichkeiten, sich mit DIngen zu beschäftigen, fühlen anders, leben anders, haben andere Wünsche und Sehnsüchte und Ideale. Die Klänge der frühen 80er Jahre sind für diese Kids befremdlich; wenn man das jetzt mal nur auf die Musik beziehen mag.
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Elric
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Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von Elric »

Hmmm, für mich geht die ganze Diskussion etwas am Thema vorbei, zumindest was die Musik anbelangt: Da ist ja nicht ein Koffer voller verstaubter Memorabilien, sondern ein lebendiges Biotop; und wenn der heutige Karnevals- und/oder Innerlichkeitsgruft keine Ahnung von aktuellem Postpunk, Shoegaze, düsterem Alternative oder Wave/Minimal hat, ist es sein Problem...

...bei der Äußeren Erscheinung wirds kompliziert: Heutige; grundsätzlich ins oben geschilderte Fach gehörige, Musik wird häufig von Menschen gehört, die man auf den ersten Blick nicht im Gothicbereich verorten würde...

...ich freue mich aber schon, daß es nicht nur noch Tortenprinzessinen, frisch aufgetauten Vampirlords, verwirrtes Medizinpersonal und Lightwikinger, sondern auch noch richtige Goths gibt...

...juhu...
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Grauer Wolf
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Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von Grauer Wolf »

Das »Problem« ist doch, daß die Goth Szene damals nicht aus einem eindeutig identifizierbaren schwarzen Ei geschlüpft ist, sondern Impulse und Anreize aus verschiedenen Szenen übernommen und weiter entwickelt hat. Manches ist während dieser Entwicklung auf der Strecke geblieben, anderes erst später hinzu gekommen. Ich persönlich verstehe zum Beispiel nicht, weshalb von den damaligen Strömungen, die stilistisch eigentlich recht nahe beieinander lagen, manche heute zu den Ursprüngen der Szene hinzugerechnet werden, während nicht wesentlich andere ausgeschlossen werden. Meiner Meinung nach unterscheiden sich die folgenden Stücke kaum in ihrer für die damalige Zeit typischen, recht unterkühlten Ästhetik:

1981: Grauzone -- Eisbär
1981: Visage -- Fade to Grey
1982: Bauhaus -- Bela Lugosi's Dead
1982: Ideal -- Eiszeit
1982: A Flock Of Seagulls - I Ran
1982: Hubert KaH mit Kapelle -- Aufblasbare Puppen

Und diese unterkühlte Ästhetik halte ich für eine der ganz wesentlichen Zutaten zu den Ursprüngen der Goth Szene -- sei es nun in Sachen Musik, Mode oder andere Künste. Schwarz kam erst später hinzu. Anfangs war die Szene noch deutlich bunter und auch viel in Weiß unterwegs. Oder anders gesagt: Eigentlich ist mir nicht so wichtig, wo jetzt genau die Ursprünge der Szene lagen. Ich erinnere mich einfach gerne an die frühen 80er Jahre zurück, die mich durch eben diese unterkühlte Ästhetik angesprochen haben.

Schreibt einer, der auch ohne rot anzulaufen modernen quietschbunten K-Pop hören kann... ;-)
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Phönix75
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Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von Phönix75 »

Genau @Grauer Wolf

Die Todeskunst kam erst später mit der Melancholie und dem ganzen Depri-Zeugs. Somit eben auch die lebensbejahende Farbe schwarz. ;)

Aber irgendwie ist jede Szene ein Konglomerat vieler Einflüsse. Sei es Zeitgeist, Protest, Trends etc..
Das Feeling vergangener Tage wird es so nicht mehr geben, eben weil der Zeitgeist jetzt ein anderer ist und viele moderne Einflüsse und die Schnelllebigkeit im Allgemeinen die Szene so, wie sie mal bestand, immer mehr zu einer Erinnerung werden lassen. Damals eben... ;)
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Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von CharlotteSchlotter »

@Grauer Wolf: An welche stilistischen Einflüsse denkst du denn konkret, die nicht zur Szene gerechnet werden?

Was diese von dir beschriebene kühle Ästhetik angeht, so sehe ich darin auch wesentliche Wurzeln die für mich bis heute einen wesentlichen Faktor darstellen, der mich an der Szene fasziniert. Andererseits gab es mit dem aufkommendem Gothic Rock ja doch recht schnell und noch in den 80ern sehr dunkle Elemente.
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Grauer Wolf
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Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von Grauer Wolf »

@CharlotteSchlotter : Daß man Hubert Kah als einen der Urväter des deutschen Goth bezeichnen würde, wäre mir neu. Visage, A Flock of Seagulls, Japan, Spandau Ballet, Ultravox und Co. werden dem New Romantic zugerechnet. New Wave wird gemeinhin dem Ursprung der Schwarzen Szene zugeordnet, New Romantic eher nicht -- obwohl der stilistische Unterschied gegenüber der Gemeinsamkeit dieser unterkühlten Ästhetik zumindest in den frühen Jahren eher marginal war.
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Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von blacksister´s ghost »

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