Schwarz Sein und das Älter werden

Alles über Gothic und die Schwarze Szene.
Herbstlaubrascheln
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Schwarz Sein und das Älter werden

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Neulich in einer anderen Diskussions-Runde kam die Frage auf, was man von Grufties halten würde, die schon einige Jahre auf dem Buckel haben aber nun nach wie vor noch absolut erkennbar durch die Gegend laufen - mein Argument, dass sich viele Leute ab einem bestimmten Alter selbst in eine Richtung entwickeln, die nicht mehr so provokant und auffällig ist, bekamen da einige komplett in den falschen Hals; und doch ist aber zu bemerken, dass sich vieles mit fortschreitendem Alter und den Umständen, die daraus resultieren, verändert. Natürlich nicht, was Szene-Zugehörigkeit an sich betreffen mag, wohl aber verliert eine extrem auffällige Optik irgendwo ihre Bedeutung für viele. Ich persönlich sehe heute ganz eindeutige Unterschiede zu den Zeiten mit etwa Anfang 20, habe aber nach wie vor noch immer wenig Lust auf Friseur-Spießer-Frisuren oder Jeans und Turnschuhe. Ich denke auch, dass ich nach wie vor eine eher auffällige Erscheinung bin; schlicht und einfach auch deswegen, weil hier relativ wenig Grufties durch die Gegend latschen und das schwarz tragen an sich für mich mit den Jahren vollkommen normal geworden ist und ich ohnehin überhaupt keine andere Garderobe besitze.

Wie seht Ihr das? Wie geht Ihr damit um? Wie alt seid Ihr? Wie habt Ihr Euch entwickelt, was dieses Thema angeht?

Und bevor man auch hier irgendwas verkehrt versteht - natürlich ist man nie "zu alt" für irgendwas, das will ich damit kein Stück andeuten. Mich würde ganz speziell das Thema Optik, das "nach außen tragen" und die Veränderung davon mit den Jahren interessieren.
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Lylia

Re: Schwarz Sein und das Älter werden

Beitrag von Lylia »

Herbstlaubrascheln hat geschrieben: Dienstag 15. Januar 2019, 05:37 Wie seht Ihr das? Wie geht Ihr damit um? Wie alt seid Ihr? Wie habt Ihr Euch entwickelt, was dieses Thema angeht?

Und bevor man auch hier irgendwas verkehrt versteht - natürlich ist man nie "zu alt" für irgendwas, das will ich damit kein Stück andeuten. Mich würde ganz speziell das Thema Optik, das "nach außen tragen" und die Veränderung davon mit den Jahren interessieren.
Ich halte es so, dass man mir äusserlich sicher zwar ansehen wird, dass ich der schwarzen Szene angehöre, ich trage z.b polanges schwarzes Haar und auch komplett schwarz, dabei aber eher dezent und auch beim Schmuck halte ich es so "weniger ist mehr" er ist ausgefallen aber nicht pompös oder sehr extravagant. Ich finde das körperliche Alter spielt hierbei keine Role und bin Mitte 40 ab Ende März genau, was nichts daran ändert, dass ich schon nach aussenhin auch zeige: Ich bin kein "Bunti". :lol:

Ich bin länger schon dabei und was hat sich im Bezug zum Gothic sein bei mir verändert ? Nichts, weil ich bin und bleibe ich, mit all meinen Ecken und Kanten, und für mich wird es wohl niemals eine Abkehr vom Gothic geben, denn ich bin darin zu sehr verankert und es ist ein Teil von mir. :)

Was ich denke fühle, was mich ausmacht ist eben in der schwarzen Szene am besten zu finden und täte ich mich ändern, ich wäre nicht mehr ich-selber.
Herbstlaubrascheln
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Re: Schwarz Sein und das Älter werden

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Ich bin schwarz unterwegs seid etwa meinem 14. Lebensjahr rum - sprich, mit dem Übergang ins Teeanager-Alter fing das bei mir an und das ist bis heute so geblieben.
Mein "Gothic-Sein", wenn man das so nennen will, hat sich innerhalb dieser nun fast 20 Jahre schon immer wieder mal "verändert"; auch wenn ich das nun nicht näher erklären könnte. Mittlerweile ist es so, dass es schlicht und einfach ein Teil von mir und meiner Identität ist und ich mir wenig bis gar keine Gedanken mehr darüber mache, weshalb und warum.

Äußerlich hat sich da schon immer wieder mal etwas verändert. Ich denke, man sieht mir noch immer sehr deutlich an, in welche Ecke ich zu stecken bin und die aussschließlich schwarzen Klamotten und die Tatsache, dass ich z.B. niemals Hosen trage, sind natürlich Dinge, die man erstmal unter "auffällig" einordnen würde. Allerdings lege ich darauf bei weitem nicht mehr so viel wert wie in meinen Jugendjahren bzw. ich bin dezenter geworden - und das nicht aus dem Antrieb heraus, mich nun auf einmal mehr anpassen zu müssen oder vernünftiger werden zu müssen, weil ich nun älter bin *lach* Mir fällt da immer ein ganz netter Satz ein, den ich mal von Black Friday in einer Dokumentation gehört habe, der mir irgendwie gefiel:
"Wenn Du Deinen Stamm gefunden hast, dann trägst Du auch die Kleidung Deines Stammes. Um den anderen zu zeigen, dass Du dazu gehörst." Das war früher mit Sicherheit auch mit ein Bewegung-Grund. Heute ist das nicht mehr so.
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Graphiel
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Re: Schwarz Sein und das Älter werden

Beitrag von Graphiel »

Ich finde man muss grundsätzlich eh erstmal zwischen Abkehr und Veränderung unterscheiden.

Veränderungen mit zunehmendem Alter dürften völlig normal sein, auch ohne das man dabei seine Szenezugehörigkeit verstecken muss. Doch wer sagt beispielsweise mit 40 noch, dass er tagtäglich genauso herumläuft wie in der Hochphase seiner Jugend? Ich bin jetzt 35 und trage inzwischen auch andere Kleidung, als wie mit 18 und trotzdem dürfte man mich noch immer recht leicht der Gruftiszene zuordnen können, sofern diese meinem Gegenüber ein Begriff ist. Hier und da sind aber auch Faktoren in mein Leben getreten, die zumindest erfordern gewisse Kompromisse einzugehen. Beispielsweise bei der Arbeit: Mit 16 hätte ich wohl noch drauf gepfiffen, was mein Arbeitgeber von schwarz umrandeten Augen, langem Mantel, oder Pikes so hält, aber jetzt wo ich mein Geld selbst verdienen muss, wäre ich viel eher dazu bereit Kompromisse einzugehen und während der Arbeit beispielsweise auf auffälliges make up zu verzichten. Mein Arbeitgeber ist da zum Glück sehr offen, sodass ich mir Kleidungstechnisch schon sehr viel erlauben kann ;)

Privat schaut es da bei mir ähnlich aus. Meine Freundin ist optisch absolut an die buntwelt angepasst und fühlt sich vollkommen unwohl, wenn andere Leute sie angaffen. Das beißt sich natürlich ab und zu, wenn ich mit ihr unterwegs bin. Mir ist sie aufgrund der vielen Dinge, die zwischen uns einfach passen viel zu wichtig, um nicht Kompromissbereitschaft zu zeigen. So bestehe ich beispielsweise nicht mehr darauf stets in schwarzem Mantel herum zu laufen, sondern greife als Alternative zu meiner Lederjacke, betone meine Augen nur dezent mit Kajal, usw. Dafür kommt sie mir dann (manchmal auch zähneknirschend) anderweitig entgegen. Beispielsweise als ich mich vor ein paar Monaten für meinen Sidecut entschieden habe. In meiner Jugend wäre ich zu diesen Kompromissen wohl eher nicht bereit gewesen.

Summa Sumarum: Ja, auch ich verändere mich, aber so lange ich nicht das Gefühl habe meine Szenezugehörigkeit zu verleugnen, finde ich das auch völlig in Ordnung.
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blacksister´s ghost

Re: Schwarz Sein und das Älter werden

Beitrag von blacksister´s ghost »

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Zuletzt geändert von blacksister´s ghost am Samstag 10. August 2019, 21:33, insgesamt 1-mal geändert.
Graphiel
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Re: Schwarz Sein und das Älter werden

Beitrag von Graphiel »

blacksister´s ghost hat geschrieben: Dienstag 15. Januar 2019, 16:13 Bevor ich auf das Hauptthema übergehe, will ich noch was Vorab mit ansprechen....
Beim Lesen fiel mir ziemlich schnell die folgende Aussage in Auge....sinngemäß "auch wenn ich nich extrem aussehe, so sieht man dennoch wo ich hingehöre".
Mir ging da prompt durch den Kopf "ist das eigentlich wirklich so oder doch vll. verschobene Selbstwahrnehmung".?
Ich mein, in heutiger Zeit wo selbst bei den Stinos schwarz salonfähig is und die schwarzen eben nich mehr so auffällig sind, is man da wirklich noch als Schwarze(r) zuerkennen?

Im Prinzip sind es doch nur noch feinheiten, die im Gesamtbild miteingebunden sin, die einem aus den schwarz tragenden Stinos raus stechen lassen.
Ich hab´s ja schon immer gern im DL angesprochen, aber die Optik der Schwarzen Szene ist recht langweilig geworden.

Um langsam den Bogen zum eigentlichen Thema zu bekommen....
Selber will ich mich da auch nich frei sprechen. Würde man mir meinen Schmuck inkl. Körperschmuck, mein dunkles Make Up sowie die schwarzen Nägel nehmen, würde ich auch nich groß auffallen....je nach Tagesklamotte.
Ich fürchte das liegt daran, dass sich der Mainstream inzwischen auch fleißig an Teilen der schwarzen Szene bedient und diese in seine Modewelt eingebaut hat. Oder anders: Ohne in die Extreme zu gehen, oder auf gewisse Feinheiten bzw Kombinationen verschiedener Elemente zu achten, hast du es inzwischen echt nicht mehr so einfach, um optisch deiner Szene zugeordnet werden zu können, als wie noch vor 20 oder 30 Jahren. Doc Martens trägt heute gefühlt jede zweite Frau, schwarze schlichte Kleidung scheint grad eh in Mode zu sein, zerrissene Hosen sieht man so oft, dass man schon eher mit einer heilen auffällt, Tattoos und Piercings aller Art kommen inzwischen auch in fast allen Kreisen vor. Kurzum: Der Mainstream hat uns quasi ausbluten lassen. Wenn man jetzt nicht mit auffälligem make up, Schmuck, oder anderem Zubehör arbeiten kann bzw will, dann bleibt derzeit wohl nur abzuwarten und daran zu denken, dass Modeerscheinungen wie eine Erkältung sind: Sie nerven, sind oft hartneckig, aber irgendwann verschwinden sie auch wieder. Bis jetzt bin ich noch ganz guter Dinge, dass auch wir schwarzen früher oder später wieder besser identifizierbar sein werden. ;)

Wobei ich da als Mann teilweise auch gut reden habe, das gebe ich ja zu. Wenn ich mir die Modewelt meiner stino Geschlechtsgenossen so anschaue, dann brauch ich mir die nächste Zeit über wohl weniger Gedanken machen, ob man mich eigentlich noch der schwarzen Szene zuordnen kann. In gewöhnlichen Kaufhäusern bekomme ich noch immer Depressionen, wenn ich die Schuhabteilung von Männern und Frauen miteinander vergleiche. Stiefel jenseits von Winter- und Gummistiefeln scheinen in der Herrenabteilung nahezu unbekannt zu sein. Hosen naja... Da hat die Vielfalt etwas zugenommen. Tattoos und Piercings sehe ich eher bei der jüngeren Generation und spätestens der Vorschlag mal Kajal zu benutzen dürfte vom Durchschnittsmann mit ähnlicher Begeisterung aufgefasst werden, wie der Vorschlag die Boxershorts des Nachbarn zu tragen. Von befinde ich mich als Mann da vielleicht noch in einer etwas einfacheren Position ;)
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Re: Schwarz Sein und das Älter werden

Beitrag von witchblood »

Bei uns in der Arbeit ist auch ein Fahrer, der ist 62 und läuft immer noch schwarz rum. Die Haare sind zwar mittlerweile gefärbt,
aber ihm gefällts. Seine Frau ist genauso Unterwegs. Einmal im jahr gehen die sogar noch auf ein Event. Mera, Summerbreese, oder WGT.

Ich persönlich werd solang es geht Schwarz sein. Früher hat man alles gestestet, vom Musikgeschmack, Richtung, oder Style.
Mittlerweie fühl ich mich wohl und "angekommen" in der Musik, und de Szene
Schwarz ist bunt genug
blacksister´s ghost

Re: Schwarz Sein und das Älter werden

Beitrag von blacksister´s ghost »

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Zuletzt geändert von blacksister´s ghost am Samstag 10. August 2019, 21:53, insgesamt 1-mal geändert.
Phönix75
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Re: Schwarz Sein und das Älter werden

Beitrag von Phönix75 »

Äußerlichkeiten... :roll:

Ist es nicht viel wichtiger, sich von seiner Einstellung/Ansichten/was auch immer von der grauen Masse zu unterscheiden?

Ich kehre meine schwarze Seele zwar durch Kleidung nach außen, aber besonders hervorstechen muss ich nicht unbedingt. Das ist wohl eher so ein "exhibitionistischer" Drang, sich unbedingt mit Äußerlichkeiten abzugrenzen. Das ist in meinen Augen zweitrangig, weil viel zu viele im Kopp genauso ticken wie die graue Masse. Klar wollte ich mich in meinen frühen Jahren auch äußerlich ein bisschen ausprobieren, aber extrem wurde es dabei nie und wird es heute auch nicht. Ich hege keinen Drang, von anderen angeglotzt zu werden. ;)
Nichts ist so, wie es scheint.
Schattenwurf
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Re: Schwarz Sein und das Älter werden

Beitrag von Schattenwurf »

Herbstlaubrascheln hat geschrieben: Dienstag 15. Januar 2019, 05:37 Neulich in einer anderen Diskussions-Runde kam die Frage auf, was man von Grufties halten würde, die schon einige Jahre auf dem Buckel haben aber nun nach wie vor noch absolut erkennbar durch die Gegend laufen.
Finde ich voll gut. =)
Gruftis sind wie Rotwein, sie werden mit den Jahren besser. XD

Und ich finde, dass werden sie in der Regel tatsächlich was Stil angeht.
Das ist dann so eine Patina von Understatement bei.
So eine Ungekünsteltheit. Mag ich sehr.
Great minds discuss ideas;
average minds discuss events;
small minds discuss people.
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