Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Alles über Gothic und die Schwarze Szene.
blacksister´s ghost

Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von blacksister´s ghost »

Ich muß ehrlich sagen, dass ich mich mit diesem Begriff "Regeln" nich anfreunden kann.
Regeln sind doch in erster Linie ein Muß. Etwas woran man sich halten muß. Etwas was eine Linie vorgibt.
Aber in der Szene muß man gar nix. Weder muß man schwarz tragen oder auf Friedhöfe gehen noch morbides gut finden. Da steckt kein Zwang dahinter, wie es bei Regeln der Fall ist. Das alles tut man, weil man es will...weil es einem gefällt und man sich damit wohlfühlt.
Genauso handhabt sich das mit diesen "Verhaltensregeln". Man entscheidet für sich, wie man sich wann verhält. Es gibt keine festen Vorgaben. Und nur weil man irgendein angebliches Kriterium, wie sie hier genannt werden, nich erfüllt, ist man nich weniger Schwarz. In meinen Augen ist sowas von sehr viel mehr abhängig, als davon.
Zuletzt geändert von blacksister´s ghost am Dienstag 8. Dezember 2020, 07:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Elric
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Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von Elric »

CharlotteSchlotter hat geschrieben: Montag 7. Dezember 2020, 18:57 Zu den Verhaltensregeln in der Szene zählen für mich auch Höflichkeit, sich selber zurücknehmen, Verzicht auf aggressives Gehabe oder Schlägereien. Im positiven Sinne auffällig finde ich auch, das es nichts ungewöhnliches ist, alleine wegzugehen oder alleine zu tanzen. Da wird nicht komisch geguckt oder getuschelt.

Mag sein, dass diese Regeln nicht überall gelten. Ich habe es bisher aber immer so erlebt, wenn ich unterwegs war oder mich mit anderen Gruftis ausgetauscht habe.
Das kommt schon hin und ich habe es ähnlich wahrgenommen; wenn es eben um Gruftis geht. Das Thema ist aber "Schwarze Szene" und da ist eher Graphiels Einschätzung zutreffend.
Soiled

Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von Soiled »

Elric hat geschrieben: Sonntag 6. Dezember 2020, 21:40 All die Fans von Blutengel, Unheilig, Agonoize oder Santiano?
Tja. Das heißt hier "Dunkle Arche", nicht "Grufti-Arche", Du musst also damit leben, dass es auch Fans von obigen Bands hierher verschlägt, so wie ich damit leben muss, dass es Fans von Schnulzen-Metal wie HIM oder Kamelot oder Nightwish hierher verschlägt, auf den ich gut und gerne verzichten kann. ;)
Aber was willste machen; ich sag zwar, dass man bei der musikalischen Entwicklung nach Gothic Rock mit ein paar kleineren Metal-Einflüssen einen Schlussstrich hätte ziehen sollen, aber ich bin da wohl überstimmt worden. Frechheit. :lol:
Keine Ahnung, was die anficht, ich will es auch gar nicht wissen.
Leute allein wegen ihres Musikgeschmacks schon abzulehnen ist mir ein wenig zu oberflächlich. Nur weil jemand den von mir persönlich zutiefst verabscheuten Schnulzen-Metal hört macht das ihn doch nicht zu einem schlechten Menschen, oder? Können ja trotzdem interessante Sachen beitragen.
CharlotteSchlotter hat geschrieben: Montag 7. Dezember 2020, 18:57 Oder dass nicht in der Gruppe getanzt wird.
Hmmmm. Würde ich in der Absolutheit nicht sagen, bei etwas energetischeren Konzerten hat man schon mal einen Moshpit vor der Bühne. Für mich zählt das durchaus als Tanz in der Gruppe, weil man sich da gegenseitig koordinieren muß, allein um Verletzungen vorzubeugen.

Ansonsten stimme ich den von Dir aufgezählten Beispielen an sich natürlich zu, mit einer Einschränkung: Sie gelten für Clubs und Veranstaltungen, nicht für das, was ich unter "Szene" verstehe. Ich finde ja nicht, dass die beiden Begriffe deckungsgleich sind, wobei es durchaus Überschneidungen gibt.
blacksister´s ghost

Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von blacksister´s ghost »

Mutmaßung meinerseits, die wenigsten differenzieren zwischen Grufti, Gothic, Schwarzer Szene und was für Begriffe es noch gibt.
Und wenn, wo will man anfangen Grenzen zu ziehen? Das eine ergab sich aus dem anderen. Übergänge sind / waren teilweise fließend. Jeder definiert anders. Man wird nie eine gemeinsame Linie finden.
Aber das ist nur meine ganz bescheidene Meinung zu dem ganzen. Soll und kann mir aber auch alles egal sein, ich weiß was ich bin und das ist in erster Linie Mensch....wie alle anderen auch. Der Rest ist eigentlich nur Labelscheiß, der einen hin und wieder sinnloser Weise anhebt.
Charlotte Sometimes
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Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von Charlotte Sometimes »

Kurz und knackig: Praktisch gar nicht. In meinen Augen stellt auch die Anhängerschaft des schwarzen Milieus (Szene im eigentlichen Sinne ist das Ganze ja eh nicht so wirklich) nur einen schwarz angemalten Durchschnitt der Gesamtbevölkerung dar. Hier und da hast du sicherlich je nach Herkunft und persönlichem Werdegang ein paar Rebellen, Individualisten, oder auch besonders tiefsinnig denkende Leute. An anderer Stelle findest du aber auch einfach nur rein mode-/musikorientierte Gesichter ohne irgend einen Sinn für Tiefe. An wieder anderen Stellen findest du vermutlich sogar ein paar Kasperköpfe, welche die Szene als Rechtfertigung für ihre ganz persönlichen Probleme hernehmen. ;)
Auch Ich stimme da @Graphiel vollends zu.
Wobei ich die tiefsinnig Denkenden eher in der Minderheit sehe.
So etwas wie ein "schwarzer Kodex",wo Verhaltensregeln drin stehen, ist mir nicht bekannt.
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Herbstlaubrascheln
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Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Gibt`s nicht großartig.
Die einzige, recht weitgreifende Gemeinsamkeit sind wohl am ehesten noch die schwarzen Klamotten, aber auch hier gibt`s ja durchaus Leute, für die das nicht unbedingt zusammen gehört; hört man ja immer wieder mal. Also auch "schwarz" ist im Prinzip nichts, was alle verbinden würde.
Toleranz? - Naja, definiert das mal ein bisschen näher. *lach* Ich hab`die Grufti-Szene die letzten 20 Jahre nie als sonderlich tolerant erlebt, wenn ich ehrlich bin.
Individualismus? - Ist mir auch immer ein wenig ein Rätsel, warum das immer so sehr betont wird. Gruftis ziehen sich an wie andere Gruftis; da gibt`s und gabs schon immer ganz bestimmte Merkmale, die man erfüllen "musste" oder die schlicht und einfach dazu gehören (ein bestimmter Look, bestimmte Frisuren, Stiefel und und und). Sooooo individuell ist das doch alles eigentlich gar nicht. *schulternzuck*
Sonderlich tiefgründig find`ich das Ganze auch nicht; es gibt solche und solche Menschen, unabhängig von irgendeiner Szene und auch hier tummeln sich genügend Leute, deren Prioritäten ganz wo anders liegen.
Und was ja auch sehr häufig auftaucht: "sich mit dem Tod/der eigenen Endlichkeit beschäftigen". Wobei ich ja finde, Friedhofsspaziergänge oder eine Vorliebe für Morbides oder was auch immer bedeutet auch nicht unbedingt, dass man sich mit dem Tod beschäftigt. Letztendlich seh`ich das nicht großartig anders als eine Vorliebe.

Was auffällt: Ich hab`die Leute immer als relativ konfliktscheu und friedlich empfunden. Besoffen gepöbelt wurde auf jeden Fall eher auf anderen Feten. Und was auch nie aus der Mode kommen wird: Sich hochnäsig und abweisend gegenüber anderen, nicht bekannten Gruftis zu benehmen *lach* - Der Klassiker schlechthin, hat sich nie geändert. :roll: :lol:
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blacksister´s ghost

Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von blacksister´s ghost »

Ehrlich gesagt bin ich mir auch nich so sicher ob man das tragen von Schwarz wirklich als den gemeinsamen Nenner sehen kann. Wenn ich an den Death Rock denke, kommt ja doch schon viel Farbe mit ins Spiel. Und man hört ja immer wieder, dass es in den 80ern auch nich immer so dunkeldüster gewesen sein soll.
Für mich persönlich gehört es ganz klar dazu und solche Verkleidungsspielchen wie sie manche freiwillig für die Arbeit betreiben (nein ich rede nich von Berufskleidung, die der Arbeitgeber gibt), find ich fragwürdig. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wenn das Herzblut wirklich schwarz ist, dann fühlt man sich verkleidet nich wohl. Und wenn ich so darüber nachdenken, ist den Schwarzen doch immer so wichtig, sie selbst sein zu können. Warum wird´s von manchen dann nich ausgelebt, wenn es machbar ist?
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Elric
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Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von Elric »

Soiled hat geschrieben: Dienstag 8. Dezember 2020, 09:06
Keine Ahnung, was die anficht, ich will es auch gar nicht wissen.
Leute allein wegen ihres Musikgeschmacks schon abzulehnen ist mir ein wenig zu oberflächlich. Nur weil jemand den von mir persönlich zutiefst verabscheuten Schnulzen-Metal hört macht das ihn doch nicht zu einem schlechten Menschen, oder? Können ja trotzdem interessante Sachen beitragen.
Wer redet von grundsätzlich ablehnen?!? Ich bin ja durchaus nicht monothematisch, ich kann mit Menschen über alles mögliche reden, aber wenn sich wenig dazu kompatible Personen in meinen kulturellen Raum drängen, werde ich unduldsam. Das ist für mich so, als ob du bei jeder klassischen Aufführung einen Klon von Andre Rieu im Vorprogramm hättest; weils halt angesagt ist oder Geld bringt und man muß ja auch mal mit der Zeit gehen... :mrgreen:
Soiled

Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von Soiled »

Elric hat geschrieben: Mittwoch 9. Dezember 2020, 15:08 aber wenn sich wenig dazu kompatible Personen in meinen kulturellen Raum drängen, werde ich unduldsam. Das ist für mich so, als ob du bei jeder klassischen Aufführung einen Klon von Andre Rieu im Vorprogramm hättest; weils halt angesagt ist oder Geld bringt und man muß ja auch mal mit der Zeit gehen... :mrgreen:
Ach, so in der Art wird das da eh schon gehandhabt. In der ersten Hälfte von Konzerten kommt häufig was altbekanntes, um das konservative Abo-Publikum mit Kohle anzulocken, in der zweiten was innovativeres oder seltener gespieltes. Ist da durchaus Usus, dass dann halt Leute in der Pause gehen. Wenn man genug Chuzpe hat kann man dann rein (wird ja nicht mehr kontrolliert) und sich einfach auf einen frei gewordenen Platz setzen, oder aber man fragt jemanden der rauskommt, oder man kriegt eh von denen ihre Karte in die Hand gedrückt. Machen viele Musikstudenten so, die sich das Ticket nicht leisten können.

Die Wiener Philharmoniker zum Beispiel machen auch keinen großen Unterschied zwischen Kunst und Unterhaltung. Ich mein, wenn man sich das Programm der Neujahrskonzerte anschaut - das ist voll mit Walzern, Polkas und Operettenzeug, was ich mir persönlich nie freiwillig antun würde. Am Opernball nehmen sie auch teil, und da wird reine Tanzmusik für C-Prominente auf RTL2-Niveau gegeben, also für Leute, die es sonst nie in die Oper oder in Konzerthäuser verschlägt. Und sogar mit John Williams haben sie schon gespielt, Star Wars und Jurassic Park und so. Aber genauso spielen sie Schönberg und Webern und anderes sperrigeres Zeug. Schließt sich doch nicht gegenseitig aus?
Und die Idee, dass Musik was "ernstes" oder "anspruchsvolles" sei ist ja auch nur eine Erfindung der Romantik, und ein ganz klassisches Distinktionsmerkmal obendrein, um sich von dem "ungebildeten Pack" abzugrenzen. Hat man auch in anderen Bereichen, sowas wie "Gamer", die es persönlich nehmen und schmollen, wenn Leute Candy Crush oder sowas spielen und es wagen, damit in ihre heiligen Sphären einzudringen. Ist mir einfach eine Nummer zu snobistisch.
Und ich werd doch einer Oma nicht ihren Kitsch nehmen wollen, durch den sie ihr dröges Leben mit ein bisschen Glamour füllt. Am ehesten hab ich da noch Mitleid, glaub ich.
SchwarzeKatz hat geschrieben: Dienstag 8. Dezember 2020, 16:03 Wobei ich die tiefsinnig Denkenden eher in der Minderheit sehe.
Ich wüsste nicht einmal, woran man die überhaupt erkennt.
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Herbstlaubrascheln
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Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Um hier mal eben kurz ein wenig den Staub weg zu pusten, weil es es doch sehr passend ist (auch wenn ich es weiter oben vor einiger Zeit schon einmal erwähnt hatte) :

Friedfertigkeit.

Hier in Bayern ist gerade die Bierzelt-Fest-Saison. (Damit meine ich nun nicht nur das Oktober-Fest, sondern auch viel kleinere Veranstaltungen in der Art - nur zum besseren Verständnis) Bei manchen ging es schon am allerersten (!) Tag so wild zu, dass die Polizei eingreifen musste. Die Leute waren innerhalb weniger Stunden so besoffen, dass sie sofort anfingen, zu randalieren, zu zu schlagen, fremdes Eigentum zu beschädigen, Frauen zu belästigen. Wie ich mitbekommen habe, kam es auch zu einem Vorfall, bei dem jemand mit einem Messer am Hals verletzt wurde; was ich persönlich schon sehr erschreckend finde.
Da ich im Sommer ja auf einer recht großen Szene-Veranstaltung habe und die absolut friedliche Stimmung dort für mich schlicht und einfach "normal" war, fiel mir nun im Nachhinein auf, wie schnell es auf "anderen" Veranstaltungen, egal ob nun musikalischen oder sonst welchen, weit wüster und aggressiver zugeht. Da wurde meinem Freund mal eben von jemandem, der getanzt hat das Getränk aus der Hand geschlagen und es kam ein "Oh, sorry, sag` mir was drin war, ich hol` Dir ein Neues". *lacht* Wahrscheinlich würde ich auf "nicht-Szene"-Veranstaltungen einen mächtigen Schock bekommen und mich schnell unwohl fühlen; weil ich auf Besoffene mit hohem Aggressionspotential und Gepöbel und Gegröhle nicht so wirklich gut kann.
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